Die Ärztin

So kennt man sie im Einsatz am Essener Uni-Klinikum: Der Arztberuf ist für Dr. Carola Holzner nicht Prestige, sondern Einsatz aus Überzeugung und Leidenschaft

Leitende Oberärztin Zentrale Notaufnahme Nord Dr. med. Carola Holzner – so ist „Doc Caro“ auf den Seiten der Essener Universitätsklinik zu finden. Hier hat sie auf verschiedenen Ebenen die Aufgabe, besser die Aufgaben gefunden, die sie absolut faszinieren. Vor allen Dingen diese andere Idee einer Non-Trauma- Notaufnahme ohne Unfallpatienten, in die die 37-Jährige von Beginn an eingebunden ist. „Ich bin noch über die Baustelle gelaufen, habe da den Mörtel gerochen“, erinnert sie sich an den Start im Frühjahr 2018. Für dieses ganz neue Projekt holt Prof. Dr. Clemens Kill die unkonventionelle Frau in sein Team. Und Carola Holzner, „das Ruhrpottkind“ schlägt prompt ein. Denn sie mag Herausforderungen, wollte darum eigentlich mal Flying Doctor in den australischen Outbacks werden. Doch dann kommt das Examen in Deutschland, und die gebürtige Mülheimerin stellt für sich schlicht fest:„Die Outbacks sind schön, das Ruhrgebiet ist schöner.“

So schlägt sie hier ihre Zelte auf, da wo die Menschen das Herz auf dem rechten Fleck haben, unkompliziert und schnörkellos sind. Dahin passt sie, selbst völlig unkonventionell und geradeheraus.

Die Entscheidung wird bald belohnt durch den verantwortungsvollen Auftrag in der neuen Notaufnahme am Essener Uniklinikum, die Prof. Kill aufbaut. „So etwas hat es eben bis dahin gar nicht gegeben. Es war ein bisschen wie die Büchse der Pandora“, beschreibt Doc Caro den Reiz dieser neuen Idee. Die ist heute längst etabliert, hat sich in der Medizinlandschaft zu einer festen Größe, auch überregional entwickelt.

Die unkonventionelle Leitende Oberärztin tut das Ihre dazu. Durch ihren qualifizierten und engagierten fachlichen Einsatz und, ermutigt vom Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Jochen Werner, als Influenzerin für das Klinikum in den sozialen Netzwerken. Da ist sie als „Doc Caro“ unterwegs, bei Facebook, bei YouTube und auf Instagram. Die Accounts explodieren förmlich, als Doc Caro als Notärztin voller Sympathie ganz spontan mit einem Lied auf die populäre Klage eines Notfallsanitäters antwortet. Es folgen Medienanfragen über Medienanfragen, denen sich die Fachärztin für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin stets offen stellt: „Ich stehe gerne Rede und Antwort und freue mich auch, dass mir die Menschen offenbar auf meinen Kanälen auch gerne zuhören.“ Und seither ist Dr. Carola Holzner nicht nur auf ihren eigenen Accounts, sondern bei vielen offiziellen Sendern präsent.

Als die Corona-Lage auf ihren ersten Höhepunkt zusteuert, wird die populäre Medizinerin zu Stern TV und auch Ende März zu Markus Lanz in die Talkshow eingeladen. „Nicht als eine Expertenmeinung, sondern für authentische Geschichten aus einer Notaufnahme, von dem, was dort wirklich passiert.“ Und da ist die Essener Uniklinik in vieler Hinsicht beispielhaft, kann als Supra- Maximal-Versorger für alle Patienten die beste Behandlung bieten, weiß die Leitende Oberärztin. Gerade ihr Einsatzort, die Notaufnahme Nord, hat sich für die Erst-Aufnahme von Corona-Patienten gewappnet. „Und wir waren darauf wie die gesamte Uni-Klinik, gewarnt durch die Ereignisse in anderen Ländern, schon in China, bestens vorbereitet.“ So gut, dass die Kapazitäten nicht ausgereizt werden mussten. „Das ist eine Folge guter Vorbereitung, guter Arbeit und der Compliance der Menschen“, weiß Dr. Carola Holzner den flachen Verlauf der Pandemie vor Ort zu schätzen. Sie weiß aber auch, dass es noch nicht vorbei ist: „COVID-19 erfordert Respekt und Ernsthaftigkeit im Umgang.“

Darüber und über vieles mehr talkt sie als Doc Caro auf ihren Kanälen im Internet und trägt auf diesem Weg dazu bei, das immer noch leicht angestaubte Bild von Universitätsmedizin mit den goldenen Manschettenknöpfen in den Köpfen der Menschen heute zu verändern. Eine ihrer Aufgaben und Herausforderungen in Essen, die sie liebt. Für die 37-Jährige ist das Teil ihrer Arbeit, auch wenn es in der Freizeit passiert. Für sie kein Problem: „Das ist ja wie beim Arzt sein. Was einem Spaß macht, bemisst man nicht nach Zeit.“

Und Spaß macht der Ärztin aus Leidenschaft, die doch so anders ist, der ganze Einsatz allemal. Sich selbst zu finden und sich selber treu zu sein, das ist für das Ruhrpottkind Glück. Das hängt nicht an materiellen Dingen, sondern an der Einstellung. Dienstlich im Einsatz für die Klinik, privat „mit zwei tollen Kindern und zwei verrückten Pferden“. Dabei steht eines für die Ärztin, die anders ist, fest: „Ich liebe den Beruf so, dass ich niemals die Finger vom Arzt sein lassen will.“ Und das lässt sich ja auch mit vielem verbinden.