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WM-Titel: Uhlenhorster Hockey Helden

Deutschland feiert seine Hockey-Weltmeister – und Mülheim ist mittendrin. In einem nervenaufreibenden Finale schlägt die Mannschaft vom gebürtigen Velberter Andre Henning den Top-Favoriten aus Belgien mit 5:4 nach Shootout und erklimmt das erste Mal seit 2006 den Thron im Feldhockey. Mitten in der Jubeltraube dabei sind Lukas Windfeder und Moritz Ludwig vom HTC Uhlenhorst Mülheim.


Lukas Windfeder,
geboren 11. Mai 1995 in Duisburg, Verteidiger beim HTC Uhlenhorst Mülheim, Mitglied der Nationalmann-schaft, Junioren-Weltmeister 2013, Europa-Vizemeister 2021, 29. Januar 2023: Weltmeister

 

Moritz Ludwig,
geboren 14. September 2001 in Dinslaken, Start in der Jugend TV Jahn Hiesfeld, nun Abwehrspieler beim HTC Uhlenhorst, U21-Europameister 2019 und Vize- Weltmeister 2021, 1. Länderspiel Feldhockey Februar 2022, 29. Januar 2023: Weltmeister

 

Denn die beiden Verteidiger stehen in allen sieben WM-Spielen auf dem Feld und dürfen ihren großen Anteil am ersten Titelgewinn nach elf Jah-ren feiern. Einer strahlt nun ganz besonders: Lukas Windfeder, Uhlenhorster Eigengewächs und schon Urgestein. Elf lange Jahre hat er nahezu in jedem Turnier mitgespielt und nie landete das Team ganz oben auf dem Treppchen: „Ob es ein vierter Platz bei Olympia oder der zweite Platz bei der Europameisterschaft war, irgendwie hat es nie zum großen Wurf gereicht und das war einfach nur bitter und enttäuschend.“

 

Das alles rückt jetzt in den Hintergrund, Lukas hat mit seiner Mannschaft die Weltspitze erklommen, der Lohn für harte Arbeit und echte Genugtuung gleichermaßen für den 27-Jährigen.Beim ersten großen Einsatz auch gleich der erste große Titel – so darf Teamkollege Moritz Ludwig auf diese Weltmeisterschaft schauen. Der frühere Dinslakener, der längst auch Uhlenhorster Farben trägt, spielt mit seinen gerade 21 Jahren seit einem guten Jahr in der Nationalmannschaft mit und kann den Riesenerfolg immer noch kaum fassen: „Als klar war, dass wir gewonnen haben, wurde jedes Glückshormon, das es nur so gibt, ausgeschüttet. So richtig realisiert habe ich es bis heute immer noch nicht.“ Zum Realisieren bleibt den Hockey-Helden nach dem finalen Sieg auch nicht viel Zeit – nur Stunden nach dem Triumph geht es von Indien aus für die frischgebackenen Weltmeister schon zurück in die Heimat. Tausende Fans feiern sie erst bei der Ankunft am Frankfurter Flughafen und dann noch einmal bei der offiziellen Feier in Köln. „Das ist einfach nur irre, da stehen auf einmal Tausend Leute, die dich feiern, das Gefühl kennt keiner von uns Hockeyspielern,“ schwelgt Lukas in der Erinnerung.

Echte Ekstase herrscht auch in der Heimat, in Mülheim an der Ruhr. Allein hier kommen 500 Menschen zusammen, und bejubeln „ihre“ beiden Weltmeister bei der Ankunft auf dem Clubgelände. „Diesen Tag werde ich nie vergessen und genau solche Aktionen zeichnen den Uhlenhorst aus. Woanders gibt es vielleicht monetäre Vorteile, aber hier lebt jedes einzelne Mitglied den Club mit einer unfassbaren Leidenschaft, und das gibt es so nirgendwo anders. Nicht nur wir sind Weltmeister, sondern jeder Mülheimer auch“, strahlt der 27-jährige Lukas. Für den Teamkol-legen ist es einfach ein „unfassbarer Abend“. Zudem werden beide die Ehre haben, sich im Mai in das Goldene Buch der Stadt einzutragen.

Der HTC Uhlenhorst hat schon jede Menge Nationalspieler aus der eigenen Jugend hervorgebracht, Windfeder und Ludwig reihen sich in eine langjährige Erfolgsgeschichte ein. „Unser Verein lebt vom Zusammenhalt, wir sind eine große Familie“, erzählt Club-Präsident Hanns-Peter Windfeder.

Geschafft – Deutschland ist Weltmeister. Da kannte der Jubel nach dem letzten Spiel des Turniers beim erfolgreichen Nationalteam keine Grenzen. Mitten drin dabei die Mülheimer „Uhlen“ Lukas Windfeder und Moritz Ludwig.

 

Hockey ist überhaupt Familiensache in Mülheim: Präsident Hanns-Peter ist Onkel von Weltmeister Lukas Windfeder. Und der stand schon als kleiner Steppke begeistert dabei, „als 2012 unsere Olympiasieger am Club empfangen wurden. Da hat Luki sie mit dem Schläger in der Hand gefeiert“, lacht Hanns-Peter Windfeder in der Rückschau. Nun setzt sich diese Begeisterung fort und der neue Weltmeister entfacht das Feuer beim Nachwuchs von heute, weiß der Präsident: „Jetzt warten unzählige Kinder mit leuchtenden Augen auf ihn und sehen ihn als Vorbild an. In 10 bis 15 Jahren sind diese Kinder wieder Vorbilder für andere, jüngere Uhlen.“ Für ihn ein klarer Beweis für die gute Jugendarbeit des Clubs.

 

Genau für diese Nachwuchsarbeit erhoffen sich die Uhlenhorster nun durch den WM-Titel neuen Rückenwind, denn die Corona-Zeit hat auch bei ihnen Spuren hinterlassen. „Nun wollen wir durch diese Vorbilder auch wieder neue Kinder für unseren Sport begeistern“, beschreibt der Präsident und hofft zudem auf neue Sponsoren und Förderer, um weiter auf dem Niveau zu arbeiten. Geldgeber gewinnen zu können, ist auch eine Frage der Sichtbarkeit. Dazu gehört die Übertragung der Spiele im Fernsehen. Windfeder setzt darauf, dass demnächst auch die öffentlich-rechtlichen Anstalten Feldhockey zeigen – guter Anlass dafür ist bei der jetzt anstehenden Europameisterschaft im Sommer. „Das tut nicht nur dem Hockeysport gut, auch Mülheim als Hockeystadt wird davon profitieren“, ist Windfeder sicher. Ohne Frage ist die Stadt stolz auf die-ses hocherfolgreiche Sportangebot.


1920 gegründet, ist der Hockey- und Tennisclub HTC Uhlenhorst im Jugend- und Herrenbereich erfolgreichster Hockeyverein Deutschlands. Die 1. Mannschaften der Damen und Herren spielen aktuell im Feld- und Hallenhockey in der 1. Bundesliga. Als leistungsorientierter Jugendclub setzt der Verein insbesondere auf die systematische Ausbildung junger Talente zu Top-Spielern und führt sie im Jugend- und Erwachsenenbereich an die nationale Spitze. Derzeit sind 9 Erwachsenen- und 39 Jugend-Teams im Hockeyspielbetrieb dabei. Der Verein hat über 100 Deutsche Meister-Titel sowie 9 Europacup-Titel auf dem Feld und 2 Europacup-Titel in der Halle errungen. Neue Mitglieder, schon im U6-Bereich, sind willkommen.


„Mülheim ist eine Hockeystadt mit großer Tradition und genießt bei uns jede Unterstützung, die wir bieten können“, betont Sportdezernent David Lüngen. Gleich zwei bekannte Hockey-Clubs gibt es in der Stadt an der Ruhr: Neben dem HTC Uhlenhorst spielt auch der Kahlenberger HTC im westdeutschen Raum eine wichtige Rolle. Der Status der Uhlenhorster als Bundesstützpunkt für den Nachwuchs hat außerdem große Bedeutung für Mülheims Bewusstsein als Sportstadt, unterstreicht Lüngen. Damit dieser Status auch auf Dauer gehalten werden kann, schafft der Verein gerade neue Topbedingungen für den Leistungssport: ein ambitioniertes Bauprojekt mit zwei neuen Hockeyhallen und deutlich verbesserten Athletikbereichen. Auch hier will die Stadt zum Erfolg beitragen: „Wir unterstützen das nach Kräften, und kümmern uns gerade in der Verwaltung darum, zügig Planungs- und Baurecht für das Projekt zu schaffen“, sagt David Lüngen. Diese Unterstützung weiß auch Hanns-Peter Windfeder zu schätzen. Ziel des HTC ist, Ende 2024 die Einweihung zu feiern. „Wir wollen damit die Trainingsbedingungen massiv verbessern, sodass wir dann auch wieder eine deutlich bessere technische Ausbildung unserer Jugendlichen hinkriegen, mehr Zulauf haben und insgesamt ganz neuen Schwung aufbauen“, erklärt der Präsident die Bedeutung für eine positive Entwicklung des Hockey-Clubs.

Der hat weiterhin die nationale Spitze fest im Blick und kämpft darum für die notwendigen Bedingungen, auch wenn manche von den Konkurrenz-Vereinen mit deutlich besserer Finanzausstattung aufwarten können. Der Spirit aber ist bei den Uhlen ein ganz besonderer, wissen die beiden Weltmeister Lukas Windfeder und Moritz Ludwig genauso wie ihr Präsident. Dazu gehören innovative Ideen – so will der Club nun noch mehr Menschen für den Sport begeistern und dafür vermehrt die sozialen Netzwerke nutzen. „Wir werden Begegnungen streamen, um unser Publikum damit auch online zu erreichen. Und wir werden Spiele als Eventkulisse nutzen, um zusätzlich noch mehr für einen Besuch am Uhlenhorstweg zu begeistern“, skizziert Hanns-Peter Windfeder.

 

Dezernent und Präsident: David Lüngen und Hanns-Peter Windfeder (r.) setzen sich gemeinsam für die bestmöglichen Bedingungen für den Hockeysport in Mülheim ein.

 

Denn hier gibt es echt guten Hockeysport zu sehen und zu erleben. Die Jugendakademie trägt auf ihre Weise dazu bei, hat viele Talente wie die neuen Weltmeister Lukas und Moritz hervorgebracht. Diese Nachwuchsarbeit gleicht auch aus, was andere Vereine teils mit mehr Geld buchstäblich erkaufen: Tolle neue Spieler für die Herrenmannschaften werden regelmäßig aus der eigenen Jugend gewonnen. „Das ist einfach unsere DNA“, lächelt Hanns-Peter Windfeder. Die Euphoriewelle durch die Weltmeisterschaft lässt auf weiteren Aufschwung und auch neue Sponsoren hoffen. Damit Mülheim der deutschen Hockeyelite erhalten bleibt und einer goldenen Zukunft mit vielen weiteren künfti gen Nationalspielern nichts mehr im Wege steht.

Die Nummer eins der Hockey-Welt: Die Goldmedaille belohnt den Titelgewinn in diesem Jahr

 

Alec von Schwerin
Der Autor dieser Geschichte weiß, wovon er schreibt: Er spielt höchst erfolg-reich Hockey beim HTC Uhlenhorst und hat mit seiner Leistung bereits ei nen Platz in der U21-Nationalmannschaft erstürmt. In Mülheim gehört er zur 1. Herrenmannschaft. Spielt er nicht Hockey, studiert der 19-Jährige an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen Journalismus und Public Relations.
Artikel von www.top-magazin.de/ruhr