Dafür hat der Künstler das Thema KI mit Einsatz von KI visualisiert: Wie ein Mosaik ist aus 13.000 virtuellen Affenköpfen Michelangelos „Die Erschaffung Adams“ entstanden. Mit eArndt Hüsges führt die Hüsges Gruppe in dritter Generation. 1957 wurden drei Gutachten pro Tag erstellt. 2025 sind täglich über 2.000 möglich. Wie der dynamische und vorausschauende Inhaber seine Unternehmensgruppe mittels KI-gesteuerter Scanner-Technologie fit für die Zukunft gemacht hat, erfährt Daniel Boden im Interview.nem Smartphone kann man es interaktiv zum Leben erwecken. Auf der Rückseite wird „Demokratie“ thematisiert. Mit Schiffscontainern wurde das Brandenburger Tor nachgebaut und hat auf Zollverein seinen vierten Auftritt nach Frankfurt, Hamburg und Dubai. Ich treffe den – im wahrsten Sinne des Wortes – bunten Künstler in seiner Galerie im Düsseldorfer Medienhafen zu einem Gespräch über ihn und seine Kunst.
Herr Hüsges, wenn Sie ganz an den Anfang zurückdenken: Was hat Sie ursprünglich motiviert, Unternehmer zu werden?
Im Jahr 2008 hatte ich eine genaue Vorstellung von industriellen, innovativen und disruptiven Gutachterprozessen: Ich wollte die gesamte Welt der Fahrzeugbegutachtung vom analogen Papierklemmbrett in eine digitale, intelligente Zukunft überführen. Für mich war klar: Die klassischen Abläufe – manuell, aufwendig, fehleranfällig – sind nicht nur langsam, sondern kosten die Branche jährlich Millionen. Ich wollte das ändern.
Welche Stationen oder Entscheidungen waren für Sie besonders prägend auf dem Weg vom klassischen Kfz-Gutachter zur größten unabhängigen und inhabergeführten Kfz-Gutachterorganisation hinter TÜV und DEKRA?
Es war nie ein einzelner großer Schritt, sondern eine Reihe mutiger Entscheidungen, die sich im Nachhinein wie ein roter Faden durchziehen. Die wichtigste war: unser eigenes IT-Team aufzubauen – mitten in einer Branche, die damals noch kaum digital gedacht hat. Daraus sind dann Innovationen wie die Livestream-Gutachten, die Automatisierung von Prozessen und schlussendlich der Instavalo-Scanner entstanden.
Welche Phasen waren besonders he-rausfordernd – und welche besonders richtungsweisend?
Herausfordernd war vor allem, gegen Denkblockaden anzukämpfen – intern wie extern. Viele glaubten: „Das geht nicht.“ Genau das war für mich Antrieb. Richtungsweisend war, als wir die ersten erfolgreichen KI-Auswertungen im Scannerbetrieb realisiert haben – das war der Moment, in dem mir klar wurde: Wir
schreiben hier gerade das nächste Kapitel unserer Branche.
Gab es einen Moment, in dem Sie selbst überrascht waren, wie stark sich Ihr Unternehmen entwickelt hat?
Ja, als wir realisiert haben, dass unsere Scanner-Technologie 2.400 Fahrzeuge am Tag erfassen kann – völlig automatisiert. Und dass plötzlich auch Player außerhalb Deutschlands auf uns zukamen. Da wurde aus einer Idee eine echte Tech-Story.
Ihr neuer Fahrzeugscanner revolutioniert die Begutachtung fast vollständig. Wie genau funktioniert das System – und was war der Impuls, so ein Angebot zu entwickeln?
Der Instavalo-Scanner erfasst mithilfe von KI, Kameratechnik und cloudbasierter Auswertung jeden sichtbaren Schaden am Fahrzeug. Die Idee dahinter war radikal einfach: Warum muss ein Mensch 45 Minuten lang ein Auto ansehen, wenn Maschinen das in 45 Sekunden besser können? Der Impuls kam aus meinem inneren Widerstand gegen Zeitverschwendung und Ineffizienz.
Welche Rolle spielt KI aktuell bei Ihnen im Unternehmen – und wo sehen Sie das größte Potenzial für die nächsten Jahre?
KI ist bei uns kein Buzzword, sondern Grundlage unserer Arbeit. Ob bei der Schadenklassifizierung, der Bildauswertung oder in der Kommunikation mit Kunden – wir setzen KI ein, um Menschen zu entlasten. In den nächsten Jahren wird KI nicht nur Schäden erkennen, sondern auch Entscheidungen treffen, Empfehlungen geben und automatisierte Workflows anstoßen. Ich sehe uns eher als Plattformbetreiber der nächsten Generation denn als klassischen Gutachterbetrieb.
Was ist in Ihren Augen heute nötig für die digitale Zukunftsfähigkeit eines traditionellen Unternehmens?
Mut. Die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen und Prozesse radikal zu überdenken. Digitalisierung ist kein Softwareprojekt – es ist ein kultureller Wandel. Wer Angst davor hat, sich neu zu erfinden, wird in zehn Jahren nicht mehr relevant sein.
Wie digital ist die Branche insgesamt – und wie sehr verstehen Sie sich hier als Taktgeber?
Die Branche ist in Teilen noch analog verhaftet – aber das ist unsere Chance. Wir sind nicht nur Taktgeber, sondern Architekten eines neuen digitalen Ökosystems rund um Fahrzeugbewertung, Schadenmanagement und Mobilitätsdienstleistungen.
Sie sind Mitglied im Digitalbeirat von Ministerin Mona Neubaur. Wie kam es zu dieser Berufung – und was war Ihre Motivation, dieses Mandat anzunehmen?
Die Berufung war eine Anerkennung dafür, dass wir in NRW aus der Praxis heraus digitale Transformation vorleben. Ich habe zugesagt, weil ich nicht nur gestalten, sondern auch Impulse aus der Wirtschaft in die Politik tragen will – gerade im Mittelstand liegt unglaubliches Potenzial, das oft unterschätzt wird.
Welche Impulse möchten Sie als Unternehmer in diesen politischen Kontext einbringen?
Ich stehe für pragmatische Digitalisierung: technologieoffen, lösungsorientiert und umsetzbar. Mein Ziel ist es, Politik und Wirtschaft näher zusammenzubringen und echte Pilotprojekte zu fördern – nicht PowerPoint-Visionen.
Wo erleben Sie die größten Missverständnisse zwischen Wirtschaft und Politik beim Thema Digitalisierung?
Die Politik denkt oft in Legislaturperioden, wir Unternehmer in Visionen und Wirkung. Digitalisierung braucht langfristiges Denken – da muss noch viel Brücke gebaut werden.
Heute ist die Hüsges Gutachtergruppe deutschlandweit aktiv – was sind aktuell Ihre wichtigsten Leistungsbereiche?
Neben der klassischen Gutachtenerstellung sind wir heute vor allem ein Technologieanbieter. Unsere Leistungen reichen von automatisierten Scanlösungen über Remote-Live-Gutachten bis hin zu Softwarelösungen für Leasinggesellschaften, Versicherungen, Banken und Flottenmanager.
Was unterscheidet Ihr Unternehmen ganz konkret von Mitbewerbern wie TÜV und DEKRA?
Wir sind schneller, schlanker, digitaler – und wir denken radikal kundenorientiert. Während andere sich auf Strukturen verlassen, entwickeln wir Lösungen. Und zwar inhouse, aus der Praxis heraus, mit einer Umsetzungsstärke, die uns am Markt einzigartig macht.
In welchen Regionen oder Geschäftsfeldern sehen Sie momentan die größten Wachstumschancen?
Wir sehen großes Potenzial in urbanen Mobilitätszentren, im Gebrauchtwagengeschäft und überall dort, wo Mobilität digitalisiert wird – auch international. Außerdem bauen wir aktuell eine Strukturvertriebsplattform auf, die unser Know-how skalierbar macht.
Für welche Werte steht Ihr Unternehmen heute?
Innovation, Verantwortung und Mut zur Veränderung. Wir glauben daran, dass Technologie den Menschen dient – nicht umgekehrt.
Welche Rolle spielt Unternehmenskultur in einem stark technikorientierten Umfeld?
Sie ist das Fundament. Ohne Vertrauen, Teamgeist und echtes Mitdenken bringt dir die beste Technologie nichts. Wir fördern eine Kultur, in der Ideen wachsen dürfen und in der Fehler als Lernchance gesehen werden.
Wer sind die Menschen hinter der Hüsges Gutachtergruppe – und wie fördern Sie unternehmerisches Denken im eigenen Team?
Es sind Menschen, die mehr wollen als Routine. Wir fördern sie durch Eigenverantwortung, Weiterbildung und die Möglichkeit, Innovation mitzugestalten. Bei uns zählt nicht die Hierarchie, sondern die Wirkung.
Welche Themen stehen aktuell ganz oben auf Ihrer Agenda?
Skalierung. Internationalisierung. Und der nächste Schritt in der KI-Integration – hin zu einem System, das denkt, analysiert und Empfehlungen ausspricht, bevor überhaupt ein Mensch eingreift.
Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie – unternehmerisch und vielleicht auch persönlich?
Ich will, dass Hüsges als Synonym für intelligente Mobilitätsbewertung steht – europaweit. Und persönlich will ich zeigen, dass man aus einer traditionellen Branche heraus eine echte Tech-Innovation starten kann, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren.
Gibt es Märkte oder Geschäftsfelder, in denen Sie ganz neue Wege gehen möchten?
Ja – das Thema „Virtual Claims“ und automatisierte Versicherungslösungen in Kombination mit Blockchain-Technologie. Ich glaube, dass der nächste große Schritt die vollständige Automatisierung des Schadenprozesses sein wird – bis zur Auszahlung.
Wenn Sie auf Ihre eigene Entwicklung als Unternehmer schauen – was hat Sie besonders geprägt?
Der Moment, als ich aufgehört habe, nur im Tagesgeschäft zu denken – und begonnen habe, an Plattformen, Systeme und Skalierung zu glauben. Unternehmerisches Denken ist wie ein Muskel – man muss ihn trainieren.
Was bedeutet für Sie unternehmerische Verantwortung im Jahr 2025?
Verantwortung heißt für mich, nicht nur ökonomisch erfolgreich zu sein, sondern auch ökologisch und gesellschaftlich wirksam zu denken. Digitalisierung ohne Nachhaltigkeit ist keine Lösung. Deswegen haben wir mit großer Freude den Deutschen Award für Nachhaltigkeit gewonnen und sind stolz, einen Beitrag zum
Umweltschutz beisteuern zu dürfen.
Mit disruptivem Ansatz in der Branche hat die Hüsges Gruppe die Nase vorn.