Essen & Trinken

Markus del Monego

Spieglein, Spieglein an der Wand – welches ist das Schönste im ganzen Land?


 

Eine Frage, die in Bezug auf die richtige Glaswahl immer wieder aufkommt und einen manchmal schier verzweifeln lässt. Welches ist denn nun das schönste Glas, das meinen Wein zum Strahlen bringt?

„Rund 20 Prozent des Weingenusses hängen mit dem richtigen Glas zusammen“ sagt die englische Autorin Jancis Robinson. Dieses allerdings zu finden, ist gar nicht so einfach. Die Formensprache von grazil über bauchig bis zu voluminös ist gefühlt unendlich, jedoch nicht immer weinfreundlich. Einige grundlegende Regeln im Hinterkopf können daher helfen, den Überblick zu behalten. So wird unsere Wahrnehmung zunächst von der Beschaffenheit des Glases beeinflusst. Ein dicker Stiel zum Beispiel lässt den Wein rustikaler erscheinen, als er tatsächlich ist. Aus einer dünnwandigen Variante schmeckt er eleganter als aus einem dickwandigen Trinkgefäß. Ein dekorierter Kelch mag schick aussehen, wird aber immer den optischen Eindruck trüben. Die schweren Kristall-Römer unserer Großeltern sind deshalb für Tischdekorationen weit besser geeignet – als für modernen Trinkgenuss.

Auch die Größe spielt eine Rolle. Ein filigraner Weißwein mit feinen Aromen hat in einem großvolumigen Glas kaum eine Chance. Kraftvolle und intensive Weine können sich wiederum in einem zu kleinen Kelch kaum entfalten. Ideale Weißweingläser ähneln in der Form einer geschlossenen Tulpenblüte. Für einen reifen Weißwein, etwa im Barrique ausgebaut, ist die kugelrunde Burgunderform eine gute Option. Selbst bei Rotweinen gibt es keine Standardlösung. Tanninbetonte Rebsorten fühlen sich in einem großen, tulpenförmig geformten Kelch wohl, für Gewächse mit weniger Gerbstoff und feinem Aromenspiel kommen bauchige, runde Gläser infrage. So sind die klassischen Formen für Bordeauxweine, Merlot oder Cabernet Sauvignon eher oval, nach oben leicht verjüngt. Die feinen, filigranen Aromen eines Pinot Noirs benötigen wiederum eine große Oberfläche, um sich zu entwickeln, wie sie die Ballon-Form des Burgunderglases bietet. Es lässt die Aromen frei und führt sie im oberen Bereich wieder zusammen. Aber Vorsicht, dieses Design fördert die Wahrnehmung des Alkohols und ist für sehr wuchtige Weine weniger geeignet.

Kommen wir nun noch zu den Schaumweinen: Schlanke Flötengläser sind eine gute Lösung für einfachere Weine, denn sie bringen die Frische und das Prickeln in den Vordergrund. Hochwertige Spumante, Sekte oder Champagner brauchen hingegen einen größeren Glaskörper und sind selbst in klassischen Weißweingläsern bestens aufgehoben.

Es ist also gar nicht so schwierig, mit dem richtigen Glas mehr Freude und Genuss zu haben, und so lautet das Fazit: Eine dünnwandige Variante mit optimalem Design und frei von Dekorationen ist eine Genussgarantie für den jeweiligen Weintyp. Bis diese Super-Gläser allerdings in der Vitrine stehen, hilft auch ein „Universaltyp“, der von vielen Herstellern angeboten wird und ein guter Kompromiss ist. Dieser erleichtert ein wenig die Qual der Wahl.

 


 

 

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160 Jahre Tradition bedeuten nicht den Verzicht auf Innovation. So hat das Haus Simonnet-Febvre all seine Weinberge, inklusive des Grand Crus „Les Preuses“ und des Premier Crus „Mont de Milieu“, auf biologischen Weinbau umgestellt. Das zeigt Wirkung. Schon der Chablis AOP überzeugt mit feinem Spannungsbogen und eleganter Mineralik und zeigt typische Aromen frischer Zitrusnoten, saftiger Gelbfrüchte und reifer Haselnüsse sowie einen Hauch Feuerstein.

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Artikel von www.top-magazin.de/ruhr