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Heilende Hände

Die Hände und der Kopf, sie bilden eine Einheit. Wie die Organe und das Wirken der Hormone im Körper: Der Kopf, der Ursprung, der mit seinen Botenstoffen die Hände steuert, damit sie wirken können. Sagt Prof. Dr. Henning Dralle. Er ist Deutschlands Spezialist Nummer eins für Endokrine Chirurgie. Für alle Operationen an hormonerzeugenden Organen also.


Es ist Hochleistungsmedizin, für die Prof. Dralle an der Hufelandstraße in Essen steht. Er kann Menschen vom sechs Monate kleinen Säugling bis zum andernorts austherapierten Patienten durch seine Operationen helfen oder sie gar endgültig heilen. Mit seinen Händen, die vom Kopf durch Wissen und Erfahrung gesteuert werden. Davon hat Prof. Dralle mehr gesammelt, als jeder andere in Deutschland, wenn nicht in der Welt. Die Ergebnisse seiner Arbeit hat das New England Journal of Medicine veröffentlicht – ein Ritterschlag, der nur wenigen Medizinern zuteil wird.

 

Prof. Dr. Henning Dralle ist am Universitätsklinikum Essen eine Kapazität für Endokrine Chirurgie, der Experte für Operationen an den hormonerzeugenden Organen wie Bauchspeicheldrüse, Nebennieren oder Schilddrüse

 

Dabei geht es um die Erforschung des Medullären Schilddrüsenkarzinoms, im Endeffekt nichts weniger als die Weichenstellung Richtung Leben oder Tod. Denn diese Krebsform ist erblich, und kann darum schon Säuglinge krank machen. Lebenslange Heilung gibt es dennoch, wenn es denn gelingt, die Schilddrüse rechtzeitig aber auch nicht zu früh zu entfernen. Genau da hat Prof. Dralle Welt-Expertise: 1994 ist er der Erste, der einem gerade sechs Jahre alten Jungen prophylaktisch die Schilddrüse herausnimmt. Bevor das Organ seine tödliche Erbanlage entfalten kann. Ein Schritt, ein Kind so zu behandeln, der dennoch immer wieder auch große ethische Fragen aufwirft. Nicht einfach, aber am Ende eine Entscheidung ohne Alternative: Dieses Kind ist nach Dralles OP von dieser Krankheit zu 100 Prozent für sein Leben geheilt. Und bleibt seinem Retter für sein Leben verbunden. So wie die ganze Familie. Immer in Dankbarkeit.

Darum aber geht es dem Professor, gar nicht. Dralle will heilen, und er weiß, dass er das kann. „Bei mir landen nur die schwierigsten Fälle“, kennt er die Anforderungen an seine Kunst. Wie bei dem jungen Mann, der aus Frankfurt nach Essen überwiesen wurde. Dreimal hatte man ihm bereits das Brustbein gespalten, um den Schilddrüsen-Tumor zu entfernen. Ohne den gewünschten Erfolg, den vermeldete erst Prof. Dralle nach seinem Einsatz: „Es war nicht einfach, aber es ist vollständig gelungen.“ Mit der Geschicklichkeit und Feinabstimmung seiner Hände, die er über so viele Jahre trainiert und absolut perfektioniert hat. Und die in dem diffizilen Bereich zwischen Hals und Brustbereich, ihre Kunst entfalten. Da definiert sich Kunst aus Können, dem Können, zwischen den vielen wichtigen Gefäßen das Richtige zu tun.

Dieses Können ist es auch, das ihn antreibt, sich nicht zur Ruhe zu setzen, weiterzumachen. Vor allem, wenn er an die Kinder denkt, die er von ihrer Erbkranktheit retten kann. 250-Mal hat er in diesem Sinne Schilddrüsen-Resektionen durchgeführt und dabei eine zusätzliche Klippe umschifft: Keiner seiner Patienten hatte bisher eine dauerhafte Stimmband-Lähmung. Das krankmachende Organ können sie leicht entbehren: Medizin ersetzt die Schilddrüsen-Funktion. Die Medikamente braucht man lebenslang – ein kleiner Preis für lebenslange Heilung. 250 besondere Operationen, von denen einige ganz besondere Spuren in der Erinnerung hinterlassen haben. Wie die Mutter mit ihren drei Kindern, die alle an einem Tag operiert wurden, oder die drei Generationen, Großeltern, Eltern, Kinder, die Prof. Dralle heilte. Wie der acht Monate alte Junge aus der Ukraine, in der Nähe von Tschernobyl, den Prof. Dralle durch seine OP ins Leben zurückholte. Aber auch die Familie mit 12 Kindern, von denen er sechs durch seine OP von der Erbkrankheit befreite.

„So etwas können wenige in Deutschland“, sagt Prof. Dralle und weiß sich für seine seltene Expertise heute im Essener Uniklinikum in allerbester Gesellschaft von höchstklassigen Experten, die mit ihrem Zusammenspiel erfolgreiche Arbeit ermöglichen. Perfekte Bildgebung durch die Radiologie mit Prof. Forsting und Nuklearmedizin mit Prof. Herrmann, eine Top-Endokrinologie mit Prof. Dagmar Führer und schließlich die deutschlandweite Referenz-Pathologie für endokrine Tumore und Schilddrüsenkrebs mit Prof. Schmid bilden mit ihm als Experten der Endokrinen Chirurgie ein Kompetenzzentrum. „In Essen gibt es die einzigartige Chance, Beratung und die richtige Therapie zu bekommen, weil die besten Spezialisten den Weg immer gemeinsam gehen“, lobt Prof. Dralle.

Am Ende profitieren davon die Menschen, die geheilt werden. Und die der Professor weiter durch ihr neu gewonnenes Leben begleitet. Vor allem eben diejenigen, die nach eigener OP dennoch als Erbträger die Krankheit weitergeben können. „Da bin ich fast Hausarzt, der immer von neuem bewerten und entscheiden muss“, sagt Prof. Dralle und weiß: „Das wird so weitergehen, bis es gelingt, das krankmachende Gen in den Griff zu bekommen“. Und das bei einer Krankheit die so speziell ist, dass sich noch nicht einmal Human-Genetiker dort wirklich auskennen. Aber Prof. Dr. Henning Dralle. Ein guter Grund, sich längst nicht zur Ruhe zu setzen.

 

Schon sein Vater war Arzt – seinem Beispiel folgt Prof. Dralle nicht nur aus Überzeugung sondern auch mit überragendem Können
Artikel von www.top-magazin.de/ruhr