Ruhrrevier

Westfälische Erfinderinnen – Frauen zeigen ihre Expertise

Sie sind bestens ausgebildet, mutig, zielstrebig und sie brennen für ihre Projekte: Frauen, die im Ruhrgebiet als Unternehmerinnen oder als Führungskräfte in ihren Unternehmen neue Ideen entwickeln, anstoßen und vorantreiben. Sie alle tragen zum Innovationsökosystem der Region bei. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, macht das Projekt „Westfälische Erfinderinnen“ der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen diese Frauen und ihre Leistungen nun sichtbar.  - Geleitwort: Prof. Dr. Julia Frohne


Christian Drosten, Hendrik Streeck, Lothar Wieler – was haben diese Personen gemeinsam? Genau: Sie sind uns allen als Experten in der Corona-Pandemie bekannt geworden, die uns das Virus erklären. Und sie sind alle Männer. Welche Expertinnen kennen Sie, die in der Corona-Pandemie eine Rolle gespielt haben? Melanie Brinkmann? Nicht? Dann aber wenigstens Alena Buyx! Auch nicht? Claudia Betsch vielleicht?
Frauen als Expertinnen in den Medien haben es schwer – trotz gleicher Qualifikation und Expertise. Wahrscheinlich kennen Sie die drei Letztgenannten doch im Rahmen ihrer Funktionen – als Virologin, als Vorsitzende des Deutschen Ethikrates und als Expertin für Impfrhetorik. Sie alle sind, ebenso wie die oben genannten Männer, Mitglieder im Expertenrat der Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und traten verschiedentlich in den Medien auf. Eine ähnliche Bekanntheit und damit auch Wirkmächtigkeit ihrer Aussagen erreichten sie jedoch nicht.

Dass Frauen als Expertinnen, Innovatorinnen oder Führungspersönlichkeiten in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, kommt generell viel seltener vor. 2021 zeigte eine Studie, dass 74 Prozent der in TV-Informationsformaten nach ihrer Expertise gefragten Personen Männer sind. Bei Gründerinnen ist das Verhältnis sogar noch schlechter: So gründen Frauen zwar etwas seltener Unternehmen als Männer (auf eine Frau kommen 1,65 Männer), in den Medien kommt jedoch auf 19 Gründer lediglich eine Gründerin.

Prof. Dr. Julia Frohne ist Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr. Als Expertin für den Bereich Sichtbarkeit und Kommunikation ist sie Teil des Forschungsteams der Westfälischen Erfinderinnen.

Als Hochschullehrerin für Kommunikationsmanagement und als Geschäftsführerin der Business Metropole Ruhr bin ich mir dieses Missverhältnisses deutlich bewusst. Führungsfrauen sind zum einen seltener, zum anderen sind sie oft weniger sichtbar als ihre Kollegen. Inhaltliche Gründe finden sich dafür keine. Sehr gerne habe ich mich deshalb an dem Aufruf des Bundesministeriums für Forschung und Entwicklung beteiligt, das genau das ändern will: Das Metavorhaben „Innovative Frauen im Fokus“ des BMBF hat das Ziel, wissenschaftliche Leistungen und innovative Ideen von Frauen in der Gesellschaft sichtbarer zu machen. Denn Frauen entwickeln genau wie Männer kreative Lösungen und neue Produkte vielfältiger Art. Exzellente Frauen sind aber nicht nur für den Forschungs- und Innovationsstandort Deutschlands unverzichtbar. Als Leistungsträgerinnen wirken sie als Rollenvorbilder und als Impulsgeberinnen für junge Frauen.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Kerstin Ettl haben wir an der Westfälischen Hochschule ein interdisziplinäres Team gebildet, dem auch der Präsident der Westfälischen Hochschule, Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, angehört sowie drei wissenschaftliche Mitarbeitende. Unter dem Titel „WE! Vom Labor in den Mittelstand: Westfälische Erfinderinnen. Analyse der Potenziale und Sichtbarmachung innovativer Frauen in regionalen Innovationsökosystemen“ haben wir uns beim BMBF beworben und wurden unter den zahlreichen Anträgen als eines von zwanzig Vorhaben bundesweit mit ausgewählt.

Dabei wollen wir verstehen, welche Rolle innovative Frauen in regionalen Innovationsökosystemen spielen und Maßnahmen zur Steigerung ihrer Sichtbarkeit entwickeln. Die Ergebnisse sollen schließlich in Form eines „Werkzeugkoffers“ für den Transfer in andere Regionen aufbereitet werden. Nach der Analyse und der Erforschung der jeweiligen strukturellen Rahmenbedingungen hatten sich im Oktober 2022 über 240 Studierende in einer Praxiswoche am Institut für Journalismus und PR mit 70 spannenden Frauen aus der Region Metropole Ruhr und dem Münsterland beschäftigt. Einige von ihnen werden auf den nächsten Seiten präsentiert. Entstanden ist PR- und Informationsmaterial, das die Frauen zukünftig für die eigene Sichtbarkeit verwenden können: Porträts, Podcasts, Videoreportagen, Plakate, Social Media Postings sind nur ein Teil der Möglichkeiten, die von den Studentinnen und Studenten genutzt wurden. Besonders gefreut hat mich, mit wie viel Leidenschaft alle bei der Sache waren. Das Fazit vieler Studierender lautete ganz klar: „Ich wusste ja gar nicht, wie viele spannende und kompetente Frauen es in der Region gibt.“

Heike Werner von Niessen, erfolgreiche Unternehmerin und Mode-Bloggerin, zählt zu den Westfälischen Erfinderinnen. Die vielseitig engagierte Essenerin gehört zu der Gruppe, die in der Projektwoche an der Westfälischen Hochschule den Sieg davongetragen hat.

Die siebzig Frauen, die wir porträtiert haben, sind natürlich nur ein Teil des Ganzen. Sollten Sie, liebe Leserinnen und Leser, weitere innovative Frauen in Ruhrgebiet und Münsterland kennen oder selbst eine sein, dann melden Sie sich doch gerne bei unserem Team. Das Forschungsvorhaben geht noch zwei weitere Jahre und wir möchten unsere Datenbank natürlich gerne erweitern.

Für Journalistinnen und Journalisten in der Region gibt es jetzt keine Entschuldigung mehr: Sie suchen innovative Frauen, die u. a. in der Spitzenforschung, im Gründungskontext, in der Wirtschaft oder in sozialen Initiativen unterwegs sind und wirklich Veränderungen bewirken? Wir haben sie! Kein Grund, immer zunächst nach einem Experten zu fahnden. Die Expertinnen stehen bereit, um ihre Einschätzungen und Erfahrungen weiterzugeben. In der Medienwelt zählt das Gebot der ersten Stunde: Wer medial ein Thema als Erstes besetzt, der wird auch immer wieder angefragt. Es ist deshalb wichtig, dass innovative Frauen von Anfang an eine Stimme bekommen und nicht erst dann, wenn man den einen oder anderen männlichen Experten so häufig gesehen hat, dass es dann auch mal gut ist. Damit die „Westfälischen Erfinderinnen“ zu einem Vorbild werden können auch in anderen Regionen. Und damit sich strukturell etwas ändert und Frauen als Expertinnen selbstverständlich mitgedacht und berücksichtigt werden.

 


 

Prof. Dr. Sabrina Eimler

Innovation mit Herz und Verstand

Prof. Dr. Sabrina Eimler ist Professorin für Human Factors and Gender Studies. Dahinter verbirgt sich eine Vielzahl an Disziplinen, die Eimler seit 2015 in ihrer Arbeit am Institut Informatik der Hochschule Ruhr West in Bottrop verknüpft – von Psychologie über Kulturwissenschaft bis hin zur Informatik. Mit ihren Projekten setzt sich die 40-Jährige für mehr Nachhaltigkeit sowie den Abbau von Vorurteilen und Benachteiligungen ein. Begeistert erzählt sie von ihrer Forschung, von Sensibilisierungs-Projekten in einer virtuellen Realität und von künstlicher Intelligenz, die Jugendliche im Internet schützen sollen. Die gebürtige Duisburgerin entwickelt digitale Datenbrillen für Krankenhauspersonal, steuert Roboterarme mithilfe von VR-Brillen und forscht zu diskriminierenden Algorithmen auf Social-Media-Plattformen. Ihre Projekte fokussieren sich auf den Menschen in der Digitalisierung: „Digitalisierung verschwindet nicht mehr. Nun geht es darum, wie wir sie uns aneignen und sie gestalten können.“ Darum geht es auch im von ihr initiierten Institut „Positive Computing“. DiSensity, „Parcura“, RuhrBots oder „Courage“: Das ist nur ein Teil der laufenden Forschungsprojekte von Sabrina Eimler. Ihr Arbeitspensum ist immens – aber ihr Gestaltungsdrang ist ungebrochen.

 

Dr. Jana Drechsler

Start-up-Managerin im Gesundheits-wesen:

Abwechslungsreich und spannend ist der Arbeitsalltag von Dr. Jana Drechsler bei der opta data Gruppe. Sie erzählt von Algorithmen, die die Stimmung von Social-Media-Nutzer:innen analysieren bis hin zu VR-Brillen, die das Lernen für Pflegeschüler:innen erleichtern. Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin bekommt in ihrem Beruf Einblick in die kreativen Köpfe ihrer Bewerber:innen und hilft, ihre Ideen umzusetzen. Fast wie bei der Höhle der Löwen. „Mit Zahlen arbeite ich nicht so gerne, ich entwickele lieber die Strategien“, sagt Dr. Jana Drechsler lachend. Schon ziemlich früh in ihrer Karriere hat sie selbst ein Start-up gegründet: „Ich bin da irgendwie so reingerutscht.“ Nachdem Jana ihr Studium abgeschlossen und promoviert hat, wurde sie gefragt, ob sie Lust hätte, ein Start-up mitzugründen. Und sie hatte Lust, so wurde sie zum Co-Founder von „Network Insight“. Von das aus ging es dann nach zwei Jahren zur opta data Gruppe, einem Unternehmen für IT, Abrechnung und Services im Gesundheitswesen. Am Hauptsitz in Essen ist auch der Arbeitsplatz von Dr. Jana Drechsler. Privat ist sie Tierliebhaberin, macht Sport, genauer Boxen, und bei Reisen in neue Länder entwickelt sie immer wieder neue Perspektiven.

 

Eva Maria Klimpel

Mut und Hoffnung weitergeben:

„Mir wurde immer gesagt, ich kann ein Jahr lang 24 Stunden pro Tag nichts anderes machen, wenn ich Unternehmerin sein will. Ich habe mir immer dabei gedacht: Das ist ja schön, aber ich muss um 13 Uhr den Stift fallen lassen, weil dann meine Kinder kommen und Mittagessen haben möchten“, lächelt Eva Maria Klimpel. Als Mutter von vier Kindern und Mitbegründerin der Jobbörse „momjobs“ hat die 41-Jährige alle Hände voll zu tun. Zusammen mit Freundin und Geschäftspartnerin Alena Meier-Gogsch kam ihr im vergangenen März die Idee für das Job-portal. Hochqualifizierte Mütter sollen sich, anders als Eva vor ein paar Jahren, nicht mehr zwischen Kindern und Karriere entscheiden müssen. Eigentlich, sagt sie, „wollte ich nie irgendwas anderes machen, als Geige zu spielen.“ Als Teil des WDR-Sinfonieorchesters lebt sie zwölf Jahre lang ihren Traum und führt das spannende Leben einer professionellen Musikerin mit allem, was dazugehört: Konzerte, Reisen und Musik machen. Neben der Kunst hat sie ein Wirtschaftsstudium absolviert, um sich abzusichern. Heute nun vereint Eva Maria Klimpel in einem neu erbauten Eigenheim im Südwesten Duisburgs vereint ihr Leben als Ehefrau, vierfache Mutter, Musikerin und mittlerweile auch Unternehmerin.

 

Nicola Henseler

Mit kleinen Schritten großes Bewirken:

„Ich wollte eigentlich gar kein Unternehmen gründen, ich wollte ein Problem lösen“, sagt Nicola Henseler, die Gründerin von „Fairnica“. Zuerst entstanden als Blog, ist Fairnica heute ein Unternehmen als Beitrag zur Nachhaltigkeit und gegen Fast Fashion. Die Basis: Kleidung wird nicht als Wegwerfprodukt verstanden, sondern nachhaltig eingesetzt. Das funktioniert über „Kapseln“ mit jeweils fünf Kleidungsstücken, die gut kombinierbar sind und vermietet werden, sodass sie länger im Kreislauf bleiben. Im Showroom in Herne werden die Stücke präsentiert. Es gibt 100 Prozent Fair Fashion, wer mag, kann seine Auswahl selbst zusammenstellen oder aber eine der „Kapseln“ von Stylistinnen zusammengestellt wählen. Das gilt für Damen und Herren gleichermaßen, und so gibt es „maximale Abwechslung im Kleiderschrank, gleichzeitig wird die Umwelt geschont“, erklärt die Gründerin, die sich seit ihrem 14. Lebensjahr auch vegetarisch ernährt. Auf Dauer war ihr dieser Beitrag nicht genug und so baute sie drei Jahre neben ihrem Vollzeit-Job als Innovationsmanagerin und zwei Kindern schließlich „Fairnica“ auf. In Zukunft möchte sie noch mehr Kapseln auf den Markt bringen und Menschen auf das Problem von Fast Fashion aufmerksam machen.

 

Christine Bleks

Machen ist wie wollen, nur krasser:

Mit diesem Lebensmotto hat es Christine Bleks als Sozialunternehmerin geschafft, mit nur einem Projekt gleich drei wichtige Themenbereiche zu fördern. Mit ihrem Projekt „Tausche Bildung für Wohnen“ unterstützt die Wittenerin armutsgefährdete Kinder und junge Erwachsene und stärkt mit ihren Einrichtungen die städtische Infrastruktur. „Der Name ist Programm“, beschreibt die 42-Jährige ihr seit zehn Jahren bestehendes Unternehmen: Inzwischen helfen 21 Studierende und/oder Abiturient:innen mehr als 300 förderungsbedürftigen Kindern an fünf verschiedenen Standorten. Für ihre Nachhilfe erhalten die jungen Erwachsenen mietfreien Wohnraum direkt da, wo sie Hilfe leisten. Christine Bleks Projekt hilft dabei nicht nur den Studierenden und Kindern, sondern setzt sich dazu für strukturell benachteiligte Stadtteile ein, wie in Duisburg-Marxloh. Dabei treibt sie ihre eigene Lebensgeschichte an, in der sie viele Hürden überwinden musste. Gerade wegen ihrer Geschichte versucht sie, anderen Menschen, die aus dem „System herausfallen“, mit ihrem Projekt zu helfen. Christine Bleks will gerade junge Menschen dazu ermutigen, eine „vermeintliche Benachteiligung als Stärke zu nutzen“ und „all ihre Kraft in ihre Ideen zu stecken“.

 

Sarah von Wyl

Mut und Female Empowerment:

„Mein Ansatz ist es, die individuellen Stärken der Menschen, mit denen ich arbeite, herauszuarbeiten.“ Und genau das tut Sarah von Wyl als Brand-Designerin mit ihrem eigenen Kreativ-Space in Duisburg. Hier bietet sie auch anderen kreativen Köpfen unter dem Namen „Roommates“ nicht nur einen Schreibtischplatz in einem modernen Büro, sondern auch die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und zu unterstützen. Gegründet 2018, sind heute bis zu sechs Coworker:innen bei „Roommates“ aktiv. Andere Menschen zu unterstützen ist etwas, das der selbstbewussten Gründerin besonders am Herzen liegt: „Mein Ansatz ist es, die individuellen Stärken der Menschen, mit denen ich arbeite, herauszuarbeiten.“ Das zeigt sich auch in ihrem Engagement als Mentorin für die Aktion SHEROEs sowie für das Mediengründerzentrum NRW und die „Women Entrepreneurs in Science“ (WES). Anderen Frauen, die über den Weg in die Selbstständigkeit nachdenken, rät von Wyl vor allem mutig zu sein. „Das ist das Allerwichtigste“, sagt die Brand-Designerin. „Mut und nicht in Perfektion zu verfallen.“ Was auch wichtig ist, ist ein gutes Netzwerk aufzubauen, beziehungsweise sich mit Menschen zu umgeben, die entweder weiter sind oder einfach vom Mindset her ähnlich ticken. Sie rät: „Vor allem mutig sein.“

 

Leandra Hamann

Ein Patent gegen Mikroplastik, das ist das große Ziel der Biologin, derzeit Doktorandin im Bereich Bionik. Dafür forscht Leandra Hamann in Oberhausen, im Sea Life hilft ihr dabei ein ganzes Aquarium voller Fische. Makrelen, erklärt die junge Forscherin, denn eine Art von ihnen gehört zu den Suspensionsfressern. Meerestiere, die Mikroplastik in der Nahrung filtern können. Ihr Herzensprojekt, an dem sie schon jahrelang forscht. Wenn sie es schafft, den Filter technisch nachzustellen und in Waschmaschinen einzubauen, könnte so Mikroplastik in den Weltmeeren reduziert werden. Nächster Schritt ist die Patentierung. Das Ziel ist nicht mehr weit. Ihr Antrieb: „Ich habe mich schon immer für das Meer und die Fische interessiert.“ Eines Tages entdeckt sie am Strand Mikroplastikteile und begreift: Das ist ein Problem für die Verschmutzung der Meere, das auch Fische bedroht. Und sie will etwas dagegen unternehmen. Zuerst im Privaten, dann nimmt sie das Engagement mit in den Beruf: „Es ist sehr wichtig, Fähigkeiten an sich zu erkennen, auf die man sich verlassen kann.“ Deshalb hat sie sich fest vorgenommen, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen kreativen Ideen aus der Bionik zu verfolgen und technisch umzusetzen.

 

Katharina Schleeberger

Karriere schneidern mit rotem Faden:

„Katharina die Große“ – so nennt sich Katharina Schleeberger scherzhaft selbst. Das zeugt nicht etwa von Selbstüberschätzung. Sie ist schlicht 1,83 m groß. Außerdem Schneiderin, Unternehmensberaterin, Coach und Powerfrau. Seit 2006 arbeitete Katharina als Personal- und Organisationsentwicklerin, unter anderem für thyssenkrupp, Nestlé, die Deutsche Bundesbank, Coca-Cola und Nespresso. Nach der Geburt ihres ersten Kindes machte sie eine Zusatzausbildung zum Coach für Talentförderung und wusste gleich: Frauen sind ihre Zielgruppe. Die 39-Jährige ist in Mülheim an der Ruhr selbstständige Unternehmensberaterin und berät Unternehmen darin, weibliche Talente aktiv zu fördern. Sie will diese dazu ermutigen, ihren eigenen Karriereweg mithilfe eines guten Netzwerks aufzubauen und zu stärken. „Erfolgreiche Menschen müssen sich gegenseitig pushen“, ist sich Katharina sicher und weiß: „Frauen glänzen über Leistung und Persönlichkeit. Oft verstehen sie zu spät, dass etwas weniger Leistung und mehr Bündnisse hinter den Kulissen der eigentlich Karrierebooster sind“, erklärt die Psychologin. Darum hat sie ein Modell als Anleitung zum Netzwerken entwickelt. „Sowohl Persönlichkeiten als auch Netzwerke bestehen aus ganz vielen einzelnen Fäden, die zu einem großen Faden zusammengesponnen werden.“

 

Saskia Kemner

Wasserstoff ist ein Herzensprojekt von Saskia Kemner bei der Westenergie AG. Weit vor dem Ukraine-Krieg hat sie schon sie an der Innovation, dass Wasserstoff Gas ersetzen soll, gearbeitet. Sie brennt für das, was sie tut: Wasserstoff, die Speichermöglichkeiten und enkelfähige Energielösungen. Dazu zählt auch ein innovatives Wasserstoff-Fahrrad-Projekt, das als ein kleiner Baustein dazu beitragen soll, die Klimaziele bis 2030 erreichen zu können. Klimaschutz und Energiewende haben Saskia Kemner früh bewegt, das war ihr auch im Studium wichtig. Durch ein RWE-Stipendium konnte sie ihr Interesse für die Energiewirtschaft weiter vertiefen. Und nach beruflichen Stationen bei RWE und innogy ist die gebürtige Recklinghäuserin heute Leiterin des Kommunalen Partnermanagements der Region Münsterland & Ostwestfalen-Lippe bei der Westenergie AG. Dazu ist Saskia Kemner im FEMpower Netzwerk von Westenergie. Das Netzwerk fördert gezielt Frauen in Führungspositionen mit Schulungen und Austauschformaten mit der Wirtschaft. „Innovation weckt Faszination.“ Westfälischen Erfinderinnen gibt sie mit auf den Weg: „Wir Frauen können stolz auf uns sein! Uns ausprobieren, etwas wagen und selbstbewusst unsere Stärken zeigen und sie der Welt präsentieren.“

 

Tina Krone und Petra Bec

Motto: Einfach machen.

Tina Krone und Petra Bec sind zwei handfeste Frauen aus dem Ruhrgebiet und sie haben eines gemeinsam: Ein großes Herz für Menschen. Tina Krone aus Gelsenkirchen und Petra Bec aus Essen engagieren sich seit nun acht Jahren für die Bürgerinitiative „Gelsenkirchen packt an – Warm durch die Nacht“. Seit Dezember 2014 füllt dieses Projekt die Lücke, die es bis dahin für obdachlose Menschen in Gelsenkirchen gegeben hat. Was mit einem Bollerwagen, mit dem Tina Krone ihre Klienten auf der Straße besuchte, begann, ist nun im alten Schalker Fanclub eine feste Anlaufstelle für bis zu 120 Obdachlose geworden – mit vielen engagierten Mitgliedern ist das kein Problem. Die beiden Initiatorinnen selbst nutzen jede freie Minute für das Projekt, denn es gibt immer was zu tun. Die Sammlung von Spenden für ihre Schutzbefohlenen gehört dazu. Doch setzen sich die beiden tatkräftigen Frauen nicht nur für die Obdachlosen ein, sondern helfen auch sonst immer, wo sie können. So unterstützen sie aktuell auch Ukrainer oder Frauenhäuser. „Jeder hilft, wo er kann“, erzählen die beiden. Sie nehmen nicht immer alle Spenden an, sondern geben diese oft an andere Initiativen weiter, die diese gerade dringender brauchen. Ihre Überzeugung: „Jede® hilft, wo er kann.“

 

Elena Kirchner und Mirjam Peters

UMA – die Mutter:

Im Grunde ist der Name ihres Projektes Programm: Uma heißt die Schwangerschafts-App, die Mirjam Peters und Elena Kirchner an der Hochschule für Gesundheit in Bochum entwickeln. Und: Uma, im Indischen „Mutter“, heißt auch das letzte Baby, dem Mirjam Peters noch als freie Hebamme in diese Welt geholfen hat. Nun entwickeln die beiden Gründerinnen mit ihrem Start-up-Team eine Gesundheitsapp, die Schwangere individuell und auf wissenschaftlichen Grundlagen durch die Schwangerschaft begleiten soll, damit sie diese Zeit selbstbestimmt leben können. Für Mirjam Peters, die nach ihrer Ausbildung als Hebamme Psychologie und Public Health studierte, „ist die Selbstbestimmung von Frauen immer ein großes Thema gewesen.“ Das gilt auch für Elena Kirchner. Die ausgebildete Produktdesignerin ist neben der Entwicklung der App auch in anderen Projekten aktiv: Bei Women Entrepreneurs in Science ist sie seit diesem Jahr als Mentorin unterwegs. Dort geht es darum, Frauen aus der Wissenschaft in die Gründung zu begleiten und dabei zu bestärken. ,,Ansonsten bin ich noch im Verein NRWalley im Ressort NRWomen aktiv, hier geht es um die Stärkung des Start-ups Ökosysteme in NRW, und die Stimme für die weiblichen Gründerinnen zu sein.‘‘

 

Carolin Strehmel und Vanessa Meyer

Die Aufklärungs-App:

Sie sind jung, haben einen Master in Management und Politik und packen nun gemeinsam ein Thema an, das ihnen gleichermaßen am Herzen liegt: Die Misere der Aufklärung bei Sex und Sexualität. Carolin Strehmel und Vanessa Meyer halten die Materialien zur Sexualkunde an deutschen Schulen für völlig veraltet. „so veraltet wie ein Overheadprojektor“, lacht Carolin. Dem wollen sie als junge Unternehmerinnen eine zeitgemäße Antwort entgegenstellen: „Knowbody“, eine App samt Handbuch für sexuelle Bildung ab der 6. Klasse. Sie beinhaltet Lerneinheiten, die genau auf eine Schulstunde zugeschnitten sind. Als modernes Lehrmittel soll sie helfen, diesen Themenkomplex fächerübergreifend zu behandeln. Darüber hinaus stellt die App den Jugendlichen im Privatleben verlässliche und wissenschaftlich aktuelle Informationen bereit. In ihr junges Bochumer Unternehmen bringen die beiden Gründerinnen unterschiedliche Vorerfahrungen ein: Während Vanessa sich früh im Bereich politische Bildung engagierte und die Infokampagne zur Europawahl 2019 mitgestaltete, baute Carolin während ihres Bachelorstudiums in Berlin ein Social Startup mit auf. Nun arbeiten sie mit einem engagierten Team an ihrer App. Wenn alles klappt, sollte „Know-body“ im März 2023 an den Start gehen.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr