Sport & Gesundheit

Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer: Ein Mann und seine Visionen

Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer: Mediziner von Weltruf, Autor und Ideengeber für eine vernetzte Medizin, für ein National Health Center im Ruhrgebiet


 

Das Ruhrgebiet als Standort für ein National Institut of Health und damit bundesweiter Treiber einer vernetzten Gesundheitswirtschaft und Motor medizinischer Innovation für ganz Deutschland. Der, der diese Vision hat, muss nicht frei nach Altkanzler Helmut Schmidt zum Arzt, er ist selber Mediziner. Ein Arzt mitten im Ruhrgebiet, mit einem Ruf weit über das Revier, weit über Deutschland hinaus: Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer. Seine Grundidee dafür ist Vernetzung: Zwischen Disziplinen und den Standorten in der Metropole Ruhr, aber auch zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde. In Bochum lebt der Professor mit Weltruf das schon längst vor: Im Grönemeyer-Institut an der Universitätsstraße sind Orthopädie, Radiologie und Naturheilkunde unter einem Dach. Physiotherapie und Fußmessung kommen dazu. Alle arbeiten im Team gemeinsam ohne konkurrierenden Druck an einem Ziel. Klingt so einfach, ist es aber nicht unbedingt. Es braucht schon eine starke Persönlichkeit, um dies zu bündeln, weiß Grönemeyer und ist darum auch stolz auf dieses Lebenswerk.

Das kann auch als Blaupause dienen für die Medizin in der gesamten Metropole Ruhr. Nicht als konkurrierende Unternehmen sollen sich die Einrichtungen betrachten, sondern ihre Kompetenz bündeln und damit stärken. Immer zum Wohle der Patienten, die für Grönemeyer absolut in den Fokus gehören, und mit dem Ziel, so Taktgeber für die Medizin im ganzen Land zu werden. Bochum mit dem Grönemeyer-Institut ist ein Beispiel, wie es gehen kann, aber auch die Zusammenarbeit der Kliniken in Essen hat es dem Visionär schon angetan. Die Vernetzung der medizinischen Fachbereiche in Essen – davon braucht das Revier einfach noch viel mehr, beschreibt Grönemeyer mit einem dicken Lob für seine Kollegen in der Ruhrstadt seine Vision vom richtigen Weg. So ließen sich dann Ober- und Unterzentren der medizinischen Versorgung bilden, meint Grönemeyer und skizziert das für den Herz-Kreislauf-Bereich: Ein Zentrum arbeitet invasiv, ist also für die Operationen zuständig. Das andere leistet den Anteil an psychosozialer und Sport-Therapie. Sind beide miteinander vernetzt, schafft das einfacher viel mehr Möglichkeiten.

 

Weltmedizin: Auf dem Weg zu einer ganzheitlichen Heilkunst von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer

 

Heute noch, weiß Prof. Grönemeyer genau, ist das angesichts relativ harter Strukturen Zukunftsmusik. Doch die wird er nicht leid, anzustimmen: Sollen aus Kostengründen demnächst weitere rund 300 Krankenhäuser geschlossen werden, ist das eventuell wirtschaftlich vernünftig, aber für die Patienten und ihre Heilung eher eine Katastrophe, sagt Grönemeyer. Und er schlägt vor, die bisherigen Krankenhäuser in Gesundheits-Hotels zu verwandeln, in denen die Menschen die Chance bekommen, wirklich gesundet und fit nach Hause zu gehen. Dafür braucht es andere Finanzierungswege, ebenso wie für die bessere Möglichkeit der Patienten, ihren individuell besten Behandlungsweg zu wählen. Mehr Zeit für persönliche Gespräche, mehr Einsatz schonender innovativer Methodik, aber auch mehr Naturheilkunde. Wie effizient die wirken kann, hat Grönemeyer rund um die Erde zusammengetragen und beschreibt das in seiner „Weltmedizin“.

Dabei muss für den Arzt aus Leidenschaft vor allem anderen buchstäblich die Prävention stehen, also die Vorbeugung. „Das ist wesentlicher als zu heilen und noch dazu billiger als jede Therapie.“ Das bedeutet als weitere Vision: Mit der Kompetenz eines medizinischen Netzwerks im Quartier die Menschen in ihrem Lebensumfeld präventiv auch sozial und psychisch im Sinne des Wohlbefindens zu begleiten. Dazu gehört, gegen die Vereinzelung anzugehen, denn gefangen in den eigenen Räumen zu sein, macht Psyche und Körper krank, sagt Grönemeyer. „Die soziale Kompetenz vom Ich zum Du zum Wir muss ein auch Thema der Medizin sein“, ist der Professor aus Bochum überzeugt.

Diese Vorbeugung ist für Grönemeyer vorrangig, aber er beschreibt auch die Sekundär-Prävention: Nach einer tatsächlichen Erkrankung durch eine effiziente Heilung und Rehabilitation den Rückfall zu verhindern. Da muss investiert werden, fordert Grönemeyer, vor allen Dingen in qualifizierte Menschen.

Insbesondere Kinder sind wichtiger Baustein im Präventionskonzept. „Wir müssen sie schlauer machen als die meisten Erwachsenen es heute sind und ihnen von Beginn an Gesundheitswissen vermitteln“, sagt Grönemeyer. Das funktioniert durchaus spielerisch, weiß der Mann, der eigens dafür das Buch „Der kleine Medicus“ geschrieben hat.

All das, Gesundheitserziehung, Prävention und effiziente Behandlung, sind leistbar durch ein Netzwerk der Gesundheitswirtschaft, das sagt der Mann, der seit 1981 aus Leidenschaft Arzt ist. Die Metropole Ruhr bietet dafür beste Bedingungen. Kaum an einem anderen Standort gibt es eine derartige Konzentration von Medizin, Universitäten, Technologie und auch Großindustrie, und das alles auf kurzen Wegen. Die sind an der Ruhr auch nicht länger als in in der Metropole Berlin, weiß Grönemeyer, und hier gibt es noch viel mehr Möglichkeiten. Der richtige Boden für ein National Institut of Health als virtuelles Zentrum durch die Bündelung der vorhandenen Kompetenzen bei der Versorgung und Information der Patienten. Die Möglichkeiten der Digitalisierung helfen dabei.

Damit das Ruhrgebiet mit dieser ganz besonderen Kompetenz sichtbar wird, sich als Standort für ein National Institut of Health etablieren kann, braucht es mehr Sichtbarkeit. So wie es das Revier durch die Kultur-hauptstadt und in Folge die Ruhrtriennale gezeigt hat. Das soll nun die nach Grönemeyers Konzept geschaffene Ruhr-Medicinale leisten. Gelsenkirchen und Essen haben sich als Messeplatz für die Gesundheit schon gezeigt. Gerade in Essen, aus Grönemeyers Sicht Vorzeige-Stadt zum Thema Vernetzung, jüngst mit großem Erfolg. Und so wird das Konzept weitergetragen durch das Revier. Zum Beispiel nach Recklinghausen. Viele Schritte auf dem Weg zu einem Ruhrgebiet, das Treiber für die gesamte Gesundheitswirtschaft ist. Und das dann nicht mehr nur als Vision.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr