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DER LOGPORT SPIRIT

Über 50 Top-Unternehmen der Logistik, mehr als 15 Niederlassungen großer Industrie- und Handelsmarken, über 5000 Beschäftigte – das sind die aktuellen Daten für das Güter-Drehkreuz logport I in Rheinhausen, das diese Luftaufnahme zeigt


Mit der Sicherheit eines Uhrwerks kehren sie immer wieder zurück, die Katastrophenmeldungen von Deutschlands größter und dauerhaftester Baustelle. Was wie in einer Endlosschleife immer länger dauert und immer teurer wird, soll irgendwann dereinst BER genannt werden: Berlins Hauptstadt-Flughafen. Unterdessen wird im Ruhrgebiet das Jubiläum eines Projekts begangen, das schneller vollendet wurde als geplant, dessen Baukosten unter den angesetzten Summen blieben und das seinen geschäftlichen Erfolg schneller erreicht hat, als es selbst ausgewiesene Experten vorher für möglich hielten.

Am 7. September feiert die duisport-Gruppe mit Freunden und Partnern „20 Jahre logport I“: Der weltweit größte Binnenhafen erinnert an die Vollendung der bis dato umfangreichsten Umstrukturierung, die das krisengeplagte Ruhrgebiet in den vergangenen 30 Jahren erlebt hat. Mit etwa 80 Millionen Euro öffentlich gefördert, erforderte das Projekt insgesamt etwa 1,2 Milliarden Euro Investitionen Beitrag der Privatwirtschaft zum Strukturwandel in Rheinhausen. Der Hafen zahlt die öffentlichen Fördermittel übrigens seit fünf Jahren in Raten zurück. EU-Kommissar Barnier nannte logport I deshalb „das erfolgreichste Förderprojekt Europas nach dem zweiten Weltkrieg“.

 

Auf der mit Industrietrümmern übersäten Fläche des einstigen Krupp-Hüttenwerkes Rheinhausen – umgerechnet etwa 370 Fußballfelder – wurde ab Ende 1998 in Rekordzeit eine wegweisend konzipierte Logistik-Drehscheibe für Schiffs-, Bahn- und Lkw-Verkehre errichtet. Schon während die ersten Abrissbagger bei Hochöfen und Fabrikanlagen auftauchten, siedelte sich das erste Weltunternehmen an: Japans größter Logistikkonzern New Wave/NYK brachte neues Leben in die Ruinen. Heute sind auf logport I 50 internationale Logistiker etabliert, so Kühne + Nagel, DB Schenker und DHL, dazu Distributionszentren für Weltmarken wie Danone Waters und Hewlett Packard, Johnson & Johnson und Siemens. Wo zuletzt weniger als 4000 Hüttenwerker ihr Brot verdienten, arbeiten inzwischen über 5000 Menschen in zukunftssicheren Logistikberufen.

 

So geht erfolgreicher Strukturwandel: logport I in Rheinhausen ist ein Jobmotor. 5000 Ar-beitsplätze sind dort entstanden.

 

Gesicht dieses Wandels war und ist der niedersächsische Landwirtssohn Erich Staake. Bis 1998 hatte der visionäre Diplomkaufmann u. a. für den Bertelsmann-Konzern gearbeitet, zuvor als Geschäftsführer in NRW. Dort war der damalige Wirtschaftsminister und spätere NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement bereits auf das Verkaufs- und Strategietalent Staake aufmerksam geworden.

 

Clement hatte für den Hafen-Anteilseigner NRW dafür gesorgt, dass der Aufsichtsrat und Staake zueinanderfanden. Noch vor seinem offiziellen Dienstantritt räumte Staake auf Bitten des Aufsichtsrates die letzten Hindernisse beiseite, um notwendige Fördermittel von Bund und Land locker zu machen. Ohne diese Hilfen wäre ein Kauf des Rheinhausener Krupp-Areals für den Hafen nicht zu stemmen gewesen. Danach entwickelte Staake gemeinsam mit einem kleinen Führungskreis das neue Konzept für die Fläche am Rheinufer – und damit zugleich die strategische Neuausrichtung des Duisburger Hafens.

 

Damals überwog beim Duisburger Güterumschlag noch das sogenannte „Massengut“ – in diesem Fall waren es zu 70 Prozent Kohle, Erze und Stahl. Heute geht der Kohleanteil in Richtung fünf Prozent, und hochwertige Stückgüter wie Elektronik und Fahrzeugteile der Autoindustrie machen mehr als 50 Prozent des duisport-Umschlags aus.

 

Mit logport I und dem dafür errichteten Vorbahnhof wurde es möglich, völlig neue Lieferketten zu organisieren, dabei den Bahn-Anteil so zu erhöhen, dass mehr als 100000 Lkw-Fahrten jedes Jahr eingespart werden konnten. Logport I war der Startplatz zum Erfolg des kombinierten Verkehrs, hier sorgten drei neue Containerterminals für den schnellen Umschlag zwischen den Verkehrsträgern. Heute sind 25000 Eisenbahnzüge pro Jahr regelmäßig unterwegs zwischen Duisburg und 80 nationalen und internationalen Zielen – dazu gehören europäische Knotenpunkte wie Barcelona, Triest und Wien ebenso wie Istanbul und die chinesischen Industriezentren.

 

Die Hafengesellschaft duisport plant und errichtet für ihre Kunden und Mieter maßgeschneiderte und mehrfach mit Architekturpreisen ausgezeichnete Hallenanlagen wie z. B. das weltweit größte Verteilzentrum für AUDI-Fahrzeugkomponenten auf logport II. Die Logistiker bei duisport entwickeln mit den Kunden gemeinsam optimale Lieferketten für deren Produkte; eine duisport-Tochtergesellschaft gehört zu den erfolgreichsten Unternehmen für Spezialverpackungen. Und sowohl im Hafengebiet wie auf den Strecken zu Partnern in NRW unterhält die Bahngesellschaft duisport rail regelmäßige Shuttleverkehre, die u. a. Minden, Hamm, Dortmund, Marl und Krefeld mit den weltweiten Netzen des Duisburger Hafens verbinden.

 

Auf diese Weise hat die Hafengesellschaft in jedem der vergangenen 20 Jahre Umsatz und Ertrag erhöht, und beim Containerumschlag ist duisport inzwischen weltweit der erfolgreichste aller Binnenhäfen. Mehr Jobs waren die Folge – in der Hafengesellschaft stieg die Beschäftigung von 240 auf derzeit 1500 Stellen. Im Ruhrumfeld waren 1998 noch 19000 Menschen in Jobs beschäftigt, die mit dem Hafen verbunden waren. Heute sind es knapp 50000, also ähnlich viele wie die NRW-Belegschaft beim Weltkonzern thyssenkrupp. duisport-Chef Erich Staake verspricht zum Jubiläum eine Fortsetzung der Erfolgsstory: „Der logport-Spirit hat uns stark gemacht. Auf diesem Boden wachsen schon wieder lauter neue Pflänzchen.“ Aktuell wächst tatsächlich die Reihe der Flächen nach logport-Konzeption immer weiter: „logport VI“ entsteht am Rheinufer in Duisburg-Walsum – und ist Schauplatz des Jubiläums-Sommerfestes. Alle logports gemeinsam sorgen derzeit schon für mehr als 7000 Arbeitsplätze.

 

Zugleich entsteht in Zusammenarbeit mit dem Chemiekonzern Evonik auf 50 Hektar ein neues trimodales Güter-Hub mit Bahn-, Autobahn- und Rheinanschluss sowie eigener Containerbrücke am Rheinufer in Lülsdorf bei Bonn. Und am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler bei Jüchen wird gemeinsam mit RWE ein 40 Hektar großes Logistik-Hub mit Bahn- und Autobahnanschluss realisiert. Alle diese Flächen sind unmittelbar angebunden an die seit logport immer weiter optimierten Dienstleistungen und Verkehrsnetze des Duisburger Hafens – und damit auch an das größte auswärtige Projekt der duisport-Gruppe.

 

Der Vater des Erfolgs: Unter Erich Staake, seit 20 Jahren duisport-Vorstandsvorsitzender, wur-den Umsatz und Ertrag des Hafens jährlich gesteigert

Gemeinsam mit Chinas Logistikmarkt-führer China Merchants hilft duisport, entlang der über 10000 Kilometer langen Bahntrassen der „Neuen Seidenstraße“ Knotenpunkt-Hubs zu entwickeln und die Verkehrsbedingungen zu verbessern. Auch dieses Geschäfts betreibt bei duisport der Chef auch ganz persönlich: „Ich bin mindestens fünfmal pro Jahr in China“, sagt Erich Staake, der seit 2011 an der Anbahnung des Jahrhundertprojekts gearbeitet hat.
Hier zahlt es sich nochmals aus, dass Ex-Ministerpräsident Clement einst die Weichen konzeptionell und personell richtig gestellt hatte: Er war es, der einer zuvor behördenähnlichen Hafengesellschaft die Neuausrichtung zum mitteständisch geführten Unternehmen und die Berufung eines Chefs mit Unternehmer-Gen nahegelegt hatte. So blieb Duisburg und dem Ruhrgebiet erspart, was Berlin und die Republik umtreibt: Ein Großprojekt in der sündhaft teuren Endlosschleife wie der Flughafen BER.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr