Ruhrrevier

Erich Staake: Stark für duisport

Erich Staake steht seit 18 Jahren an der Spitzen von duisport und hat eine Menge bewegt.


In dem großen, hellen Büro stapeln sich die Akten, in einer Ecke drängeln sich Auszeichnungen und Awards, auf dem Schreibtisch steht ein rotes Klavier en miniature und an der Seite hängt dezent ein Hemd mit Krawatte. Die hohe Fensterfront öffnet den Blick weit auf den Duisburger Hafen. Das alles ist das Reich von Erich Staake, seit 18 Jahren Chef der Duisburger Hafen AG (duisport) wie das Unternehmen ganz formal heißt. In seinen Diensten ganz und gar Unternehmer. Angestellter Unternehmer zwar, sagt er selber und weiß doch, dass dieser – sein – Unternehmergeist seinem Unternehmen mehr als gut getan hat.

Eisenbahnlinie verbindet Duisport mit China

Seit 2011 verbindet eine Eisenbahnlinie bis nach Chongqing den Duisburger Hafen mit China

Seine Zeit ist knapp bemessen – nicht umsonst oder zur Zierde hängt das Hemd am Regal. Oft genug ist für Staake sein Büro einziger Zwischenstopp nach einer Auslandsreise, vor dem nächsten wichtigen Geschäftstermin. Dabei muss man „wichtiger Geschäftstermin“ eigentlich gar nicht betonen – die Termine, die der Chef persönlich bei duisport wahrnimmt, haben immer auch ihre ganz besondere Bedeutung. Und sie führen den 62-Jährigen unentwegt in die ganze Welt, ohne Ansehen von Wochentag oder Uhrzeit. In Middle East zum Beispiel ist der Sonntag ein Arbeitstag. Also fliegt Staake Samstags los, um die Partner für den nächsten Deal zu treffen. Mehr als die Hälfte aller Wochenenden hat er im vergangenen Jahr so verbracht. 400.000 Meilen kommen dabei pro Jahr im Flugzeug zusammen. Weitere 80.000 Kilometer im Auto. Da merkt selbst dieser Mann, „dass man keine 35 mehr ist“. Und dennoch klingt dieser Satz nicht im mindestens nach einer Klage. Denn das ist einfach sein Rhythmus: Eine Tour um die Welt, dann nicht nach Hause und schlafen, sondern in die duisport-Zentrale an der Ruhrorter Straße. Dort duschen, umziehen, weiter. Dem Unternehmen, dem größten Binnenhafen der Welt, dessen Heimatstadt Duisburg und dem Umland ist das bestens bekommen. 18 Jahre Erich Staake in Duisburg bedeuten heute 45.000 Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt mit dem Hafen und seinen Unternehmungen verbunden sind. Als er einst auf Initiative des NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement antrat, waren es noch 19.000. Dazu gehören Einsatzwillen und Weitsicht beim Vordenker und Lenker.

Einsatzbereitschaft und den zähen Willen, es zu schaffen, das hat Erich Staake schon in seiner Kindheit gelernt. Da rutscht er als Fünfjähriger zwischen Mutter und Großmutter für den elterlichen Hof über das Feld, um Kartoffeln zu lesen. Fünf Reihen schaffen die Frauen, zwei immerhin der Steppke. Die Knie zum Schutz mit Lappen umwickelt. Diese sehr bodenständigen eigenen Wurzeln hat der Mann, der heute mit den Großen der Welt auf Du und Du ist, nie vergessen. Darum ist er den Eltern, die aus dem winzigen niedersächsischen Landwirtschaftsbetrieb heraus den Sohn Betriebswirtschaft studieren ließen, dankbar. Und vielleicht weil es gar nicht so selbstverständlich war, und weil er von klein auf gelernt hat, richtig anzupacken, hat er etwas daraus gemacht. Das zeigen die ungezählten Auszeichnungen, die sich in seinem Büro inzwischen angesammelt haben. Im Büro – wo sonst? Zu Hause aufhängen mag er sie nicht. Sie sind Teil des Berufslebens und das ist zugegeben bei Erich Staake nun einmal ein wirklich großer Teil des Lebens. Hart zu schuften, das vereint ihn in seinen Wurzeln mit den Menschen des Ruhrgebietes. Am Wandel der Bedingungen zu arbeiten inzwischen auch. Ein großer Teil davon rund um Duisburg geht auf seine Kappe. Der Hafen ist mehr denn je stabiler Wirtschaftsfaktor und Garant von Arbeitsplätzen in der Region. Das weiß Erich Staake und darauf ist er stolz:


„Selbst im schwierigen Abschnitt 2008/2009 gab es in unserem Geschäftsumfeld praktisch keine Entlassungen.“


Das schafft der duisport-Chef, weil er für sein Unternehmen und dessen Menschen auch den richtigen Pakt mit den richtigen Partnern schmiedet. Als der Bund aus der Hafen AG aussteigt, gelingt es Staake über Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, das Land NRW für diese Anteile zu gewinnen und so bewahrt er den Hafen vor dem unkalkulierbaren Spiel fremder Investoren auf dem Geldmarkt.

Eine solide Basis für solide Geschäftsentwicklung – und dazu immer das richtige Gespür selbst für scheinbar völlig ferne Ideen. Wie beim Besuch in Brasilien, als Staake bei einer Messe ein Team entdeckt, das von einer Transport-Eisenbahnlinie zwischen Fernost und Europa träumt. Erich Staake wird aufmerksam und springt auf diesen Zug auf. Mit nur einer einzigen Bedingung: Endpunkt der Strecke in Europa ist der Duisburger Hafen. Heute schmunzelt er, wenn er die Story erzählt.


„Die wussten noch nicht einmal, wo und was Duisburg ist und dass es dort einen Hafen gibt. Aber sie wollten nach Europa und wir waren im Geschäft.“


Das hat mittlerweile nicht nur prominenten Segen durch den Handschlag des chinesischen Ministerpräsidenten sondern auch noch eine ganz eigene Kraft als Wirtschaftsfaktor entwickelt. 2011 fuhr der erste Pilotzug, heute sind es schon acht pro Woche. Und auch darum ist Erich Staake just von den Chinesen gebeten worden, dort einen Riesen-Logistik-Port zu entwickeln.

Das alles hat mit Vertrauen zu tun. „Das ist und bleibt die beste Basis“, sagt Staake. Er muss es wissen, viele seiner Geschäfte hat er mit Handschlag geschlossen. Auch ein ganz besonderes: mit Markus Lüpertz über das monumentale „Echo des Poseidon“, jene Figur, die der Hafen seiner Stadt zum 300-jährigen Hafen-Geburtstag schenkt.

Erich Staake, der Chef vom Duisport, hatte zur feierlichen Enthüllung vom „Echo des Poseidon“ geladen

Erich Staake hatte zur feierlichen Enthüllung vom „Echo des Poseidon“ geladen

Kunstwerk, Schirmherrschaft über das Klavierfestival Ruhr oder aber vor allen Dingen Business – logports, Ansiedlung von Firmen, Gewinnung von Weltkonzernen, eine neue Route von Duisburg zum Pazifik. Das schafft Erich Staake, der das alles gar nicht als Strukturwandel beschreiben mag. Das Ruhrgebiet, davon ist er überzeugt, braucht einfach mehr Selbstbewusstsein, das es auch ausstrahlt, damit die jungen Menschen, die in der tollen Hochschullandschaft ausgebildet werden, anschließend auch hier bleiben.

Dazu gehört eine Menge, neben der Arbeit auch ein Umfeld mit Lebensqualität. Und auch dazu trägt Staake bei. Neben dem Kultur-Engagement für das Klavierfestival auch zum Beispiel durch Sponsoring für Duisburgs Fußball-Damen oder die Kicker-Jugend des MSV. Denn Fußball ist seine Passion seit 50 Jahren. Heute gönnt er sich eine Business-Suite beim erklärten Lieblingsclub, dem Dortmunder BVB. Und er genießt es dann, neben den Helden seiner Kindheit, den Europapokal- Siegern von 1966, zu sitzen: Wolfgang Paul, Aki Schmidt, Siggi Held, Hoppy Kurat. „Dann geht mir jedesmal das Herz auf“, lächelt der Mann, der heute durch sein ganz besonderes Netzwerk zu vielen Drahtziehern in Politik und Wirtschaft sein Business vorantreibt.

Ein bisschen wie ein König. Und dennoch nicht „L’état c’est moi“. Erich Staake ist nicht der Duisburger Hafen. Aber ohne ihn wäre der Duisburger Hafen nicht Wirtschaftsmotor der Region, Anker für Weltfirmen und Brückenkopf für China. Das alles ist der Duisburger Hafen eben nur mit Erich Staake.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr