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Dra. Dagmar Schwarz: Von der Profi-Sportlerin zur Chefin

Sie gilt in Fachkreisen als die Meisterin der Kommunikation und des technischen Sprachstils: Dagmar Schwarz (56) ist eine Institution, wenn es um Internationale Technische Dokumentation geht.


Dagmar Schwarz

Dra. Dagmar Schwarz: eine starke Frau

Die frühere Sportlehrerin und Profi-Speerwerferin versorgt gemeinsam mit Ihrem Team kleine und mittlere Unternehmen, aber auch Weltfirmen mit Produktbeschreibungen und Bedienungsanleitungen, die glasklar, verständlich und rechtlich einwandfrei sind: wahrlich eine Kunst für sich. Die Geschäftsführerin der fourpeople® GmbH in Lindau hat diese Kunst zu einem feinen Unternehmen ausgebaut. Dagmar Schwarz ist eine Grenzgängerin zwischen Sprache und Funktionalität, aber auch zwischen Deutschland und ihrer zweiten Heimat Portugal.

Die Krummgasse auf der Lindauer Insel ist ein fast versteckter Ort. In der engen Altstadtgasse lockt ein luftiger Ladeneingang mit fourpeople®-Branding hinauf in den 1. Stock. Dagmar Schwarz begrüßt uns in schwarzem Jackett, fröhlich lachend. Eine rheinische Frohnatur am bayrischen Bodensee. Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Man hört es: „Ja, ich bin Rheinländerin und stolz darauf“, lacht Dagmar Schwarz. In Mönchengladbach aufgewachsen, sportlich von Kindesbeinen an, wollte sie nach dem Abi 1978 in Köln Sportwissenschaften studieren. Wartezeit: zwei Jahre. Viel zu lange. Die Alternative hieß Portugal. So packte Dagmar Schwarz alles in ihren VW-Käfer und begann ein neues Leben. Die Sprachschule meisterte sie mit Bravour, Portugiesisch wurde schnell ihre zweite Muttersprache.

Fast zu Olympia…

Ihr Studium der Sportwissenschaften an der Universidade Técnica de Lisboa konnte sie mit Profi-Sport finanzieren. Als Speerwerferin in der Heimat schon Landesklasse, konnte sie mit ihren Weiten in Portugal auf nationaler Ebene teilnehmen. Sie startete zwölf Jahre lang für Benfica Lissabon und mehrere Male bei Leichtathletik-Europameisterschaften im portugiesischen Nationalteam. „Damit hab ich damals gutes Geld verdient“, erinnert sie sich. Hätte nicht eine Verletzung ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen 1988 in Seoul verhindert, wäre sie ganz in den Profisport gewechselt. Doch dann gewannen Sprachtalent und Organisationsgeschick bei ihr die Oberhand.

Vom Sport zur Sprache

An der Deutschen Schule Lissabon brachte sie es bis zum Mitglied der Schulleitung, hatte die PR und Berufsberatung unter sich, arbeitete für Zeitungen und das Radio, moderierte ein Sportstudio. Noch als Studentin hatte sie für die GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) Trainerkurse geleitet und dokumentiert. So entdeckte sie eine ganz neue Neigung zur sprachlichen Arbeit. Es folgten ein Studium der Germanistik plus Abschluss in Methodik und Didaktik an der Gesamthochschule Kassel. Das Kürzel „Dra.“, das gelegentlich vor ihrem Namen auftaucht, steht für „Doutora“: Ihr akademischer Titel aus Portugal, in Sportwissenschaft. Den hängt die Unternehmerin aber nicht so hoch: „Hier ist der Titel nicht anerkannt“, sagt Dagmar Schwarz. „Ich bin auch nicht so titelverliebt.“

Von Portugal zum Bodensee

Bis zum Jahr 2000 blieb Dagmar Schwarz an der Deutschen Schule in Portugal. „Dann, mit 41, hab ich mir gedacht: Jetzt mach ich mal was ganz anderes“, erzählt Dagmar Schwarz. Auch ihrer Eltern wegen kam sie zurück nach Deutschland und folgte 2001 einer Stellenausschreibung an den Bodensee. Doch schon 2002 machte sie sich mit einem Kollegen selbstständig: Zusammen mit José Delgado Neira, einem am Bodensee aufgewachsenen Spanier, gründete sie die fourpeople® GmbH: „Seit 14 Jahren bilden wir ein perfektes Führungsteam.“ Was tut nun aber eine Expertin für funktionale Dokumentationssprache? Dagmar Schwarz erklärt es – wie auch sonst – ganz einfach und klar: „Was haben eine Mausefalle, ein Ultraschallgerät und ein Kran gemeinsam? Richtig, gesetzlich gelten alle erst als Produkt, wenn die vorgeschriebene technische Dokumentation vorhanden ist. Dokumente und Dokumentationsprozesse sind Fundgruben par excellence für Kostenersparnis bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung“, erklärt Dagmar Schwarz:


„Ich zeige Unternehmen, wie sie welche Dokumentation erstellen lassen können, dabei Kosten sparen und die Qualität steigern. Und das seit über 30 Jahren auf internationaler Ebene als Trainerin, Beraterin und Edutainerin mit unschlagbarem rheinischem Humor!“


Das mit der Edutainerin stimmt: Wer Dagmar Schwarz einmal live erlebt hat, bei einer BVMW-Veranstaltung oder bei „trainArt“, ist baª . Wie sie mit klaren Worten die komplexesten Dinge verständlich macht, wie sie Referenten in der Wirtschaft schult, wie sie mit Plastik-Ente oder Frosch in der Hand moderiert: Dagmar Schwarz hat den schwarzen Gürtel in Kommunikation.

Bodenständig und Spaß dabei

Klingt stressig, doch Dagmar Schwarz hat ihre Work-Life-Balance bestens im Griff: „Meine Stärke ist meine stark ausgeprägte Bodenständigkeit. Ich mache nichts, nur um etwas zu machen. Alles dient einem Gesamtziel: Ich will mich glücklich und wohl fühlen.“ Sie tut gerne, was sie tut: „Wenn kein Spaß da ist, funktioniert Dagmar Schwarz gar nicht“, lacht die Unternehmerin: „Intrinsische Motivation nennt man das. Sonst hätte ich nicht zwölf Jahre Hochleistungssport betreiben können.“ Dagmar Schwarz verkauft nicht, sie begeistert.

Freiheit auf der dicken BMW

Doch sie kann auch abschalten. „Freitagmittag ist immer Schluss. Montag bin ich dann wieder voll da.“ Der Sport lässt sie nicht los: Joggen, Schwimmen, Walken. Im Urlaub gerne große Wandertouren. Vor allem aber liebt Dagmar Schwarz ihr Motorrad. Da schaltet sie richtig ab. „Im Sommer drei Wochen auf meiner dicken BMW: Herrlich! Ich hab zwar mein iPhone dabei, aber ich hör nix: Maschine läuft!“´Seit 33 Jahren unfallfrei. Toi-toi-toi. Ich fahre absolut defensiv.“

Immer noch Portugiesin

Der Bodensee, sagt Dagmar Schwarz, sei der einzige Ort, wo sie in Deutschland leben könne. Alles erinnere sie an Portugal. Das Wasser vor der Haustüre („auch wenn ich mich an das Ufer gegenüber gewöhnen musste“), die Nähe zur Schweiz, wo sie in Supermärkten Essen und Wein aus Portugal bekommt. Zwei Herzen schlagen in ihrer Brust: „Ich kann Freitagmittag wirklich loslassen, das ist gar nicht deutsch. Aber mit der deutschen Disziplin komme ich sehr gut zurecht.“

„Ich habe einen deutschen Pass und ein portugiesisches Herz“, bringt es Dagmar Schwarz auf den Punkt.„Aber ich fühle mich nie zwischen zwei Stühlen: Ich sitze auf zwei Stühlen.“

Artikel von www.top-magazin.de/bodensee