Magazin Cover
Business

Stark steigende Strompreise: Gründe und Handlungstipps

Seit zwei Jahrzehnten kennt der Strompreis in Deutschland nur eine Richtung: nach oben. Kostete der Strom je Kilowattstunde im Jahr 2000 im Durchschnitt 13,94 Cent, liegt er 2018 bei 29,42 Cent. Der Preis hat sich mehr als verdoppelt. Eine Entwarnung ist nicht in Sicht, Experten gehen von weiterhin steigenden Stromkosten aus. Vor allem die Energiewende verteuert den Strombezug. Kunden sollten deshalb jedes Einsparpotenzial ausschöpfen. Neben Energiesparmaßnahmen empfehlen sich ein Tarifvergleich und der Wechsel zu einem preiswerten Tarif.


So setzt sich der Strompreis zusammen

Der Strompreis berechnet sich aus mehreren einzelnen Kostenpunkten. Drei grundlegende Kategorien lassen sich unterscheiden: Erstens besteht er aus den Kosten für die Strombeschaffung und den Vertrieb, diese können Stromanbieter beeinflussen. 2017 betrugen sie im Durchschnitt 6,42 Cent, zwischen den Unternehmen existieren beträchtliche Unterschiede. Zweitens kommen Netzentgelte hinzu, welche die Betreiber der Stromnetze erheben. Diese Entgelte variieren regional, für die Tarifwahl spielt das keine Rolle. Verbraucher bezahlen an ihrem Wohnort bei allen Stromlieferanten das identische Entgelt. 2017 verlangten die Netzbetreiber deutschlandweit durchschnittlich 7,31 Cent. Drittens verpflichtet der Staat alle Verbraucher, diverse Steuern und Umlagen zu zahlen. Dazu zählen die Umsatzsteuer, die Stromsteuer, die EEG-Umlage und die Konzessionsabgabe als wichtigste Bestandteile. Umlagen wie die KWK-Ablage zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung kommen hinzu, fallen jedoch kaum ins Gewicht.

Kein Ende der Strompreiserhöhungen absehbar: EEG-Umlage als Preistreiber

Wer die Ursachen für die massive Kostensteigerung analysiert, wird rasch den wesentlichen Faktor feststellen: 1998 hat die damalige Bundesregierung das Erneuerbare-Energien-Gesetz beschlossen, welches zu einer Ausweitung der umweltfreundlichen Stromproduktion geführt hat. Betreiber dieser Anlagen wie Fotovoltaikanlagen und Windräder erhalten eine feste Einspeisevergütung, die deutlich über dem Marktpreis liegt. Diese Förderung bezahlen die Verbraucher mit der EEG-Umlage. Das Programm hat sich als erfolgreich erwiesen, der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung hat sich vervielfacht. Damit geht eine gestiegene EEG-Umlage einher, momentan fordert der Staat 6,79 Cent je Kilowattstunde. 2010 mussten Verbraucher nur 2,05 Cent stemmen. Dank mehrerer Einschränkungen bei der Förderung ist es dem Gesetzgeber zumindest gelungen, die Kostensteigerungen einzudämmen.

Trotzdem müssen Verbraucher ab 2018 und auch in den kommenden Jahren mit einer wachsenden finanziellen Belastung rechnen, da die Energiewende fortschreiten wird. Fachleute sagen zudem vorher, dass sich die Netzentgelte verteuern. Aktuell bauen die Netzbetreiber die Infrastruktur aus, um zum Beispiel Strom von Offshore-Winrädern in das Binnenland zu transportieren. Diese Maßnahmen kosten viel Geld.

Die Kosten mit einem Stromanbieterwechsel reduzieren

Für Stromverbraucher verheißen diese Prognosen nichts Gutes. Dennoch können sie weitere Mehrbelastungen verhindern oder ihre Stromrechnung sogar senken. Seit der Liberalisierung des Strommarkts hat sich ein lebendiger Konkurrenzkampf zwischen zahlreichen Versorgern entwickelt, die Preisunterschiede zwischen den billigsten und den teuersten Tarifen sind groß. Dieses Einsparpotenzial nutzen viele Haushalte nicht, rund ein Drittel bezieht weiterhin von den besonders teuren Grundversorgern ihren Strom.

Das lässt sich mit minimalem Aufwand ändern. Auf einem Tarifvergleichsportal finden Verbraucher rasch einen günstigeren Tarif. Neben den Kosten interessieren Aspekte wie Mindestvertragslaufzeit, Kündigungsfrist und Preisbindung. Den Wechsel können sie sofort einleiten. Sie müssen nur beim gewählten Anbieter einen Antrag auf Strombezug stellen. Die Kündigung beim Altanbieter übernimmt der neue Stromlieferant. Nach dem Ablaufen der Kündigungsfrist verantwortet das preiswertere Unternehmen den Strombezug. Verbraucher merken davon fast nichts, außer dass eine andere Firma die Abschlagszahlung abbucht.

 

 


Bild: pixabay.com

Artikel von www.top-magazin.de/