Sport & Gesundheit

20 Jahre Chrom, Schlösser und Nostalgie

Das Erfolgsprojekt hat viele Oldtimer-Stars mit blankem Chrom und Herzen aus Stahl. Aber die Tour de Rü hat vor allen Dingen einen Erfolgsgaranten aus Fleisch und Blut: Dr. Claudio Schlegtendal, der Rallye-Doc, mit dem Rezept für die perfekte Wege-Strecke. Und das seit nunmehr 20 Jahren.


Auf Hochglanz polierte, betagte Luxus-Autos, edle Schlösser als Ziel und jede Menge Nostalgie markieren die Eckpunkte der beliebten Oldtimer-Ausfahrt „Tour de Rü“

Claudio Schlegtendal ist der kreative Kopf hinter den wunderbaren Strecken der Tour de Rü. Schon nach der 10. Auflage wollte er eigentlich abgeben – nun hat die 20. Route für die Oldtimer-Ausfahrt entworfen.

Die große Straßenkarte scheint wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten – und sie ist es auch ein wenig. „So etwas gibt es heutzutage in gedruckter Form gar nicht mehr“, seufzt Dr. Claudio Schlegtendal und hegt und pflegt sein stolzes Exemplar darum umso sorgfältiger. Genau diese Karte braucht er nämlich, taucht in ihren Falten tief in die Geheimnisse von Straßen und Landschaften ein, wenn er Jahr für Jahr seine ganz besondere „Tour de Rü“ entwirft. Und was er will, weiß der Rallye-Doc ganz genau: „Eine harmonische, abwechslungsreiche und immer unvergessliche Strecke. Und genau das geht eben auch heute nicht mit moderner Technik per Knopfdruck am Computer. Die Tour ist eine Oldtimer-Rallye – und ich mache es auch wie früher, nämlich ganz persönlich.“ Ein Credo, das nicht nur den großen stetigen Erfolg der Tour de Rü garantiert, sondern ihm persönlich Jahr für Jahr den ehrlichen Applaus der begeisterten Oldie-Fahrer einbringt. Ein verdienter Lohn für echte harte Arbeit. Vor allen Dingen nachts beugt sich der Doc über seine Karte und sucht nach den Wegen, die bisher noch niemand entdeckt hat. „Ich möchte niemals, dass wir eine Strecke zweimal fahren“, bekennt er und muss dabei immer mehr Hindernisse umkurven: „Straßen sind gesperrt, Bäume an früheren Alleen gefällt und der Wechsel zwischen sonnigem Abschnitt und schattigem Wald auch kaum noch zu finden.“ Genau darum verlässt sich Claudio Schlegtendal auch nicht nur auf sein Kartenstudium, sondern macht sich regelmäßig persönlich auf den Weg, um zu sehen, ob die kartografierte Strecke in der Realität auch das hält, was das bedruckte Papier verspricht. Ein halbes Jahr braucht es in der Regel, bis die Route steht, sodass vor allen Dingen ihr Urheber damit auch zufrieden ist. Und was paradox klingen mag, ist dabei erprobte Methode – am Anfang jeder Planung steht immer das Ziel, und das ist (fast) immer ein Schloss. Der Weg dahin wird dann die Herausforderung, muss er doch auf die betagten Gefährte zugeschnitten werden und soll dabei auch noch die Schönheiten des Ruhrgebiets und der ganzen Region offenbaren. „Den Autos und den Fahrern verlange ich auch schon einiges ab“, lächelt der Rallye-Doc, „sie sollen auch wirklich fahren. Das ist bei kurvigen Strecken und ohne Servo-Lenkung schon mal wirklich Arbeit.“ Und dabei weiß er genau, wovon er spricht, denn den Ehrentitel „Rallye-Doc“ hat er sich auch als erprobter Teilnehmer großer internationaler Oldtimer-Rennen erworben. Keine Frage: Claudio Schlegtendals Herz schlägt für den Motorsport mit alten Autos – und auch das kennzeichnet seine Wege für die Tour de Rü.

2.000 bis 3.000 Kilometer fährt der Rallye-Doc dafür selbst durch die Landschaften, um den Parcours vorab zu testen. Dann entwirft er das Bordbuch für die Teilnehmenden – nein, nicht nur das eine, er macht sich die doppelte Arbeit. „Um das Feld zu entzerren, gibt es zwei unterschiedliche Strecken, auf dem Hin- und auf dem Rückweg. Sonst fahren alle nur Kolonne, das ist nicht schön, sie sollen fahren können“, erzählt Claudio Schlegtendal und offenbart auch damit, dass der Auftrag für ihn eine echte Leidenschaft geworden ist. Das Ergebnis: Aus der ersten Ausfahrt mit kleinem Starterfeld von rund 40 Oldtimern ist eine der bekanntesten Touren der Szene geworden. Eine Besonderheit: Es ist die erste Ausfahrt des Jahres im Ruhrgebiet, wenn bei den Bäumen die ersten Blüten kommen. Und so wächst das Feld; 120 betagte Automobil-Veteranen gehen inzwischen auf diese besondere Reise. Beginn ist immer die wörtliche „Tour de Rü“ – die Fahrt über die Rüttenscheider Straße. Denn Ideengeber ist die IGR mit ihrem Kopf Dr. Rolf Krane. Gemeinsam mit Claudio Schlegtendal bis heute das Duo aus Kreativität und Management, das den Ruf der Tour pflegt und mehrt, sodass längst nicht mehr alle Interessierten dabei sein können. Einem aber ist immer ein Platz garantiert: „Mit-Initiator Franz Maag“, lächelt der Rallye-Doc. Er selbst hat für dieses Jahr die Strecke nun fertig – seine 20. Tour de Rü. Und nun will Claudio Schlegtendal seine alte Karte endgültig zusammenfalten. „Einmal muss ja Schluss sein“, sagt er, und die Stimme klingt nicht richtig fest. Denn er weiß: Wenn am Ende der Ausfahrt wieder alle auf dem großen Parkplatz am Girardet-Haus in Rüttenscheid stehen, ihn anstrahlen und ihm applaudieren, dann ist das sein liebster Lohn. Und dann kann er kaum widerstehen, wenn es augenzwinkernd heißt: „Komm, wir feiern gemeinsam die 25. Tour de Rü.“ Was wäre die auch ohne den Rallye-Doc …

 

Das Schloss Nordkirchen bei Münster war das Ziel für die Teilnehmer der Tour de Rü

 

Jaguar D-Type

 

Austin Healey 100/4, Bj. 1965

 

Alvis Firefly SA 11.9, Bj. 1932

 

Porsche 356 C Cabrio

 

BMW 501 V8 „Barockengel“

 

Bugatti 43 Grand Sport, Bj. 1928

 

Alfa Romeo 6C 2600, Bj. 1950

 

Mercedes-Benz 300 S Cabrio

 

Alfa Romeo Montreal

 

Mercedes-Benz SS, Bj. 1929

 

Jaguar C-Type, Bj. 1954

 

Porsche 356 Speedster

 

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr