Ruhrrevier

150 turbulente Jahre in der Villa Hügel

Das Wohnhaus der Familie Krupp öffnet seine Türen und gestattet zum Jubiläum ganz ungewöhnliche Einblicke in seine wechselvolle Geschichte.


 

Die Villa Hügel war nicht nur das Heim der Familie Krupp, sie war auch ein Repräsentationsort. In Spitzenzeiten arbeiteten bis zu 648 Menschen auf dem Hügel und sorgten dafür, dass der Betrieb reibungslos funktionierte.

Aufgrund der Veranstaltungen mit hochrangigen Gästen war die Organisation in der etwa 80 Quadratmeter großen Küche mit ihrer angrenzenden ca. 70 Quadratmeter großen Anrichte ausgefeilt. Im ihrem Zentrum steht als Herzstück ein Herd aus dem 1950er-Jahren, der in ein Kochfeld mit 15 Kochplatten und ein großes Wasserbad zum Warmhalten und Garen aufgeteilt ist. Prägnant sind die quadratischen Gussstahlplatten, die die Hitze gut speichern konnten. Die Geräte stammen zum Teil aus den 1920er- und 1930er-Jahren.

Außerdem können die Besucher bei den Führungen hier die Ausstattung mit drei Backöfen und einem Grill, einem Suppenkessel mit Kippfunktion und einem großen Bräter bewundern. Dazu die Warmhalteschränke mit Schiebetüren – eine praktische Vorrichtung, um die vielen Teller für die Gäste warm zu halten.

Neben mehreren Hauptköchen und Beiköchen waren viele Helfer im Einsatz. Die Kochtöpfe, alle gefertigt aus Rotkupfer, mussten stets blank geputzt sein. Das Essen wurde mithilfe von Speiseaufzügen in die oberen Etagen befördert. Hinter der Küche befanden sich der Fisch- und der Weißweinkeller.

 

Irmgard Zeidler arbeitete Ende der 1920er-Jahre in der Villa Hügel als Köchin. Sie hielt einige Backrezepte handschriftlich in einem kleinen Büch- lein fest. Dieses Buch fand vor einigen Jahren seinen Weg wieder zurück auf den Hügel: Irmgard Zeidlers Nachfahren übergaben es an das Historische Archiv Krupp, wo es seitdem bewahrt wird.

 

Sie wird liebevoll „der Hügel“ genannt und übt eine ganz eigene Faszination auf die Menschen aus. Zum 150. Ge- burtstag nun wird die Villa Hügel zum „Open House“. Das ganze Jahr 2023 über bietet die Krupp-Stiftung als Trä- ger die Reihe „Nie gesehene Räume“ und öffnet Türen zu Bereichen, die aus Sicherheits- und aus konservato- rischen Gründen sonst nicht besucht werden können.

Die Villa Hügel – das sind 269 Räume und 8.100 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche, umgeben von einem 28 Hektar großen Park

 

Privat- und Wirtschaftsräume in der Villa Hügel zeigen sich nun in öffent- lichen und privaten Führungen den Gästen. Unter den Titeln „Geheimnis- volle Archivschätze“, „Geheimnisvolle Schranktür“ und „Geheimnisvolles Kaiserbad“ ermöglichen sie einmalige Blicke in die Küche, das Schwimmbad, die Orgel und die Archivräume. Das Team des Historischen Archivs Krupp begleitet die Teilnehmenden zu den zehn Regalkilometern Akten, Doku- menten, Korrespondenzen und Objek- ten und verschafft ihnen einen einzig- artigen Einblick in über 2,5 Millionen

Fotografien, die ältesten Archiv-Objekte der Krupps sowie weitere historische Schätze. Augmented Reality, Open-Air-Konzerte, Ausstellungen und ein großes Förderprogramm „15 Jahre Villa Hügel – 150 Projekte für das Ruhrgebiet“ gehören außerdem bis zum 20. Septem- ber zum großen Jubiläumsprogramm. Alles Wissenswerte zum Programm und zu dem traditionsreichen Gebäude gibt es auf der Website der Villa Hügel.

 

Köche schwangen in der 80 m2 großen Küche Suppenkellen, so groß wie ein Fußball

 

Die Villa Hügel, erbaut nach den Ide- en des Firmenlenkers Alfred Krupp, ist weit mehr als ein imposanter Unter- nehmerwohnsitz – sie ist ein Symbol des Zeitalters der Industrialisierung Deutschlands. Als 14-Jähriger hatte Alfred Krupp (1812–1887) beim Tod seines Vaters Friedrich (1787–1826) erste Verantwortung in der Firma Fried. Krupp übernommen. Mit gro- ßem Erfolg: Er baute die Firma in den folgenden Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten Industrieunternehmen des 19. Jahrhunderts aus. 1870 bis 1873 errichtete er die Villa als Wohn- haus und Refugium für die Familie, sie bot aber ebenso den würdigen Rah- men für Repräsentation, Empfänge und Festlichkeiten. Sie diente als Fa- milienwohnsitz einerseits, aber auch Kaiser und Könige, Unternehmer aus aller Welt, Politiker und Regierungs- chefs vieler Nationen, Wissenschaftler und Künstler waren hier zu Gast.

 

 

 

 

 

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr