Essen & Trinken

Springfontein „Insel“ der Glückseligkeit

Wamukelekile sagt man in der Zulu­Sprache, wenn man in Südafrika je­manden Willkommen heißt.


 

Dabei verbinden gerade hier Brü­cken die Menschen und Kulturen, ob in der Sprache oder in den sozialen Schichten. Auch die Weinwelt schlägt eine Brücke und verbindet stilistisch die sogenannte „alte“ und die „neue Welt“. Eine Mischung, die den Wei­nen des Kaps etwas Unwiderstehli­ches, Ursprüngliches, Vertrautes und gleichzeitig Exotisches verleiht. Ein ureigener Charakter, der Genießen­de rund um den Erdball immer wie­der in seinen Bann zieht.

So erging es auch Johst Weber. Im Dezember 1995 wartete der Essener am Flugha­fen London Heathrow auf seinen Flug und vertrieb sich die Zeit mit dem britischen Weinmagazin „Decanter“. Eine kleine Anzeige stach ihm dabei ins Auge. Die Schlagworte „Weinberg mit großem Qualitätspotenzial“ in Verbindung mit „Kalkboden“ weck­ten sein Interesse und sollten sein Leben verändern. Im März 1996 brach er nach Südafrika auf und bereits am zweiten Tag besiegelte ein Hand­schlag den Kauf von Spring­fontein. Er motivierte Fa­milie und Freunde und gemeinsam gründeten sie die Firma Someeno, zusam­mengesetzt aus den Worten south meets north. Doch aller Anfang war schwer.

Kurz nach Aufhebung der Apartheit war Südafrika ein kom­pliziertes Land. Rebstecklinge, um die Weinberge aufzubauen, waren nur schwer aufzutreiben. Mitarbeiter, die sich mit Wein auskannten, waren in der Region kaum zu finden. Spring­fontein hatte zwar den optimalen Boden, war aber eher eine Farm als ein Weingut. Doch diverse Analysen bestätigten die erstklassige Boden-Qualität und so begann die Umwand­lung von teilweise jungfräulichem Buschland in erstklassige Weinberge. Die Nachbarn belächelten das Pro­jekt. Mit viel Glück würde er guten Essig herstellen können, war die gän­gige Meinung. Schließlich wuchsen die großen Weine am Kap auf Gra­nitböden und nicht auf Kalkgestein. Doch unbeirrbar gingen Johst und sein Team ihren steinigen Weg. Die erste Ernte gab ihrer Ausdauer recht. Kaum waren die Trauben gelesen, standen Spitzenweingüter Schlange, um diese zu kaufen und in eigene Cuvées zu assemblieren. De Trafford, Rupert & Rothschild oder Hamilton­Russell gehörten zu den Kunden der ersten Stunde. Der Traubenverkauf sicherte die Basis, doch das Ziel war immer noch der eigene Wein. 2004 war es dann soweit, der erste selbst abgefüllte Jahrgang kam auf den Markt. Heute sind diese Ereignisse längst Geschichte, Springfontein ist ein Bio­Weingut erster Güte und kann sich rühmen, eine eigene Appellation zu haben: Springfontein Rim, eine kalkige Insel im Meer aus Granit. Es folgte alsbald ein Restaurant, das von einem deutschen Sternekoch betreut, schnell zu den besten der Kapregion avancierte. In diesem Frühjahr eröff­nete gar ein holländischer Zweister­nekoch, Edwin Vinke, ein Pop­up­Restaurant auf Springfontein. Und so wird aus Mut und einem Stück Kalk­felsen in der Region von Walker Bay ein Hotspot der besonderen Art: Eine Insel der Glückseligkeit.

 

2020 Chenin Blanc Terroir Selection, Springfontein Rim, Springfontein.
Auf Springfontein prägt der kalkige Untergrund den Stil von Südafrikas Paraderebe Chenin Blanc maßgeblich. Zu knapp zwei Dritteln im Beton-Ei und gut einem Drittel in zweitbelegten Barriques vergoren und ausgebaut, präsentiert sich dieser Tropfen mit einem kraftvollen und gleichzeitig eleganten Duft, der feine gelbfruchtige Noten und einen Hauch von Zitronat mit mineralischer Frische und feiner Würze verbindet. Am Gaumen halten sich Schmelz und Mineralik die Waage. Ein geschmeidiger, saftiger Wein mit Frische und Frucht, der mit seiner Mineralik ein ausgezeichneter Begleiter zur anspruchsvollen Spargelküche ist, aber darüber hinaus eine Vielfalt von Einsatzmöglichkeiten, von Austern über Meeresfrüchte bis hin zum Kalbstafelspitz zeigt. www.bremer-weinkolleg.de 18,90 € EVP

 

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr