Essen & Trinken

La Vie en Rose


 

Die Welt sieht Rosé, und das schon seit mehreren Jahren. Der Boom dieses vorrangig im Sommer getrunkenen Weines scheint kein Ende nehmen zu wollen. Doch, kaum ein anderer Weinstil wurde in der Vergangenheit so stiefmütterlich behandelt wie Rosé. Weder „Fisch noch Fleisch“ war sicherlich eine der harmloseren Einschätzungen. Als „Wein für Unentschlossene“, „Verlegenheitswein“ oder „Mädchenwein“ wurde er verunglimpft. Man dachte an Kopfschmerzen und nicht an Genuss. Aber in den frühen 2000er-Jahren wandelte sich so langsam das Bild und es entstand ein stärkeres Interesse an dem zwischen lachsfarben und himbeerfarben changierenden Tropfen. Im Jahr 2015 bilanzierten die Medien bereits einen Anstieg im Rosé-Konsum von über 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2002. Die Entwicklung hat seither mit exponentiellem Wachstum enorm an Fahrt aufgenommen. Im vergangenen Jahr titelte selbst das Deutsche Weininstitut „Drink Pink“. Dabei ist das Unwissen über diese Weinkateg orie enorm. Nein! Rosé ist definitiv keine Mischung aus Weiß- und Rotwein. Er wird vorrangig aus roten Trauben gewonnen. Die Pigmente, die in den roten Beerenschalen eingelagert sind, werden nur leicht gepresst, sodass ein Most mit blassrosa Farbe entsteht. Werden die Beeren gemaischt, das heißt gequetscht, ohne dass der Saft abfließen kann, sammeln sich rote Farbstoffe in der Flüssigkeit. Je länger der Kontakt zwischen Traubenschalen und Most besteht, desto dunkler wird dieser. Diese simple Technik ermöglicht eine breite Palette an Farbschattierungen im Glas.

Der Erfolg des Rosés hat viele Gründe. Zunächst einmal der besondere Weincharakter. Er zeigt auch bei milder Säure immer viel Frische. Hinzu kommt die von Rosé-Fans geschätzte Frucht. Beide Faktoren sind unabdingbar für eine erfolgreiche Kombination mit würzigaromatischen Gerichten. Diese sind heute in den so beliebten Küchenstilen Asiens, des Orients oder Südamerikas zu finden. Seine Bekömmlichkeit und der unkomplizierte Genuss bei gleichzeitig reizvollem Aromenspiel sind weitere Argumente. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist der Winzer selbst. Ein Beispiel ist Sacha Lichine, der in der Provence das Château d’Esclans erwarb. Dort fand er fast hundertjährige Rebstöcke der Sorte Grenache vor und entwickele mit Patrick Léon, einem Freund und damals Gutsdirektor von Château Mouton-Rothschild, einen revolutionären Wein: Ein Rosé, ausgebaut wie ein weißer Grand Cru aus Burgund. Das Eichenfass und die Methode der Battonage, das Aufrühren der Hefe, schufen so einen großen Rosé namens Garrus, der die Weinwelt im Sturm eroberte und einen kleinen Bruder hat. Dieser avanciert heute selbst zum Kultwein. Ob es an den Engeln liegt? Wie sagt Sacha gerne: „Im Tal von Esclans flüstern die Engel. Wenn du den Wein trinkst, kannst Du sie vielleicht hören. Wenn Du uns besuchst, könntest Du sie vielleicht sehen.“ So trägt der kleine Bruder den Namen „Whispering Angel“ und beweist, dass Rosé längst kein Verlegenheitswein mehr ist.

 


2020 Little Lion Rosé, Weingut Korrell

Warme Tage und kühle Nächte schaffen einen Spannungsbogen, der Weine besonders duftig und aromatisch werden lässt. Dies macht sich Spitzenwinzer Martin Korrell in Bosenheim an der Nahe zunutze. Schonend gekelterte Moste der Rebsorten Portugieser, Merlot und Frühburgunder fügt er zu einem Rosé zusammen, der Milde und Frische gleichermaßen zeigt. Ein feiner, gleichzeitig ausdrucksvoller Wein mit vielschichtigem Charakter, der zarte Beerenfruchtaromen mit feinen Zitrusnoten und erfrischender Mineralik geschickt verbindet. Der ideale Begleiter der sommerlichen Küche von knackigen Salaten bis hin zum deftigen Barbecue.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr