Menschen

Proseccoland als Weltkulturerbe

In der Region um Valdobiadene wächst auf steilen Hügeln der beste Prosecco mit dem Qualitätszeichen DOCG – Unesco ehrt die Leistung  von vielen Generationen im schwierigen Weinanbau


Ein Blick in die Weinberge vor den hohen Gipfeln offenbart, welche Leistung dahintersteckt, diesem Land eine Ernte abzutrotzen. Die Unesco hat die Region dafür zum Weltkulturerbe ernannt. Und sie gibt besonders köstliche Tropfen her: Den Canevel aus Valdobiadene. Daniele Delle Vedove und Canevel-Chef Carlo Caramel genießen gemeinsam beides: Den Prosecco und den Ausblick.

 

Wenn ein Superior Prosecco aus der Flasche perlt, dann kommt er aus Valdobiadene. Wenn es dazu noch Premium-Qualität ist, dann sind die Trauben in Catrizze gereift, dem kleinen und dabei besonders edlen Anbaugebiet. Das alles liegt im Herzen der Prosecco-Region, die die Unesco jüngst als Weltkulturerbe anerkannt hat. Hier ist auch die Heimat von Canevel, dem Prosecco, für den Kenner einen herkömmlichen Champagner allemal stehen lassen. 1979 von Mario Caramel als ganz kleine Kellerei gegründet, zählt Canevel heute zu den besten Prosecco-Produzenten seiner Region.

Und die hat eine ganz besondere Geschichte, weiß Daniele Delle Vedove, der hier in der Nähe aufgewachsen ist, inzwischen aber seit rund vier Jahrzehnten ein Restaurant in Essen-Steele betreibt. Denn vor rund 150 Jahren, erzählt Daniele, war die Region bitter arm, viele Menschen haben die Region verlassen. Die anderen dagegen haben ihr Glück damit versucht, Rebstöcke anzupflanzen. Doch das Gelände stürzte bei Regen immer wieder ab. So machten sich die Menschen daran, die Hänge mühsam mit Holz und Steinen zu befestigen. Schließlich mit Erfolg, die Weinberge hielten der Witterung stand, die Rebstöcke konnten anwachsen und gedeihen. Diese Leistung der Menschen hat die Unesco nun durch die Aufnahme in die Liste der Weltkulturerbe geehrt.
Hier wächst der Prosecco, den meisten bekannt als spritzige Alternative zum Sekt, eigentlich aber eine Traubensorte. Der echte Prosecco mit dem Qualitätszeichen „doc“ kommt, ähnlich wie echter Champagner nur aus der Champagne stammt, aus dem Friaul, aus Venetien und mit den besten Lagen, den Superior-Qualitäten mit dem docg-Siegel aus Valdiobiadene.

 

Für seine Gäste in Essen ist ihm nichts zu schwer: Daniele Delle Vedove schultert selber die große Flasche mit dem edlen Rebensaft. Weiß er doch, dass der hochklassige Prosecco in seinem Lokal in Steele viele Freunde hat.

 

Das ist die Heimat von Canevel. Hoch oben auf dem Berg mit weitem Blick auf die steilen Weinberge und die entfernten und doch so nahen Gebirgs-Gipfel thront förmlich der Firmensitz. In einem großen lichtdurchfluteten Eckbüro sitzt Carlo Caramel, der Sohn des Firmengründers, und führt das große Erbe fort. Denn der Anspruch des Vaters bei der Gründung des eigenen Betriebes war ebenso einfach wie ambitioniert: „Es gibt keinen guten Prosecco“, befindet Mario Caramel aus seiner Erfahrung als Getränkehändler damals und beschließt, es selber einfach besser zu machen. So entsteht 1979 der erste eigene Betrieb, schon ein Jahr später kommt sein erster Jahrgang auf den Markt.

 

Seit 40 Jahren gibt es Canevel. 20000 Flaschen erbrachte der erste Jahrgang. Heute reift Prosecco für eine Million Flaschen in diesen gepflegten Tanks.

 

Der gleicht sofort einer kleinen Revolution. Während bis dahin alle Winzer ihre Ernte an die Sozialkellerei liefern und die Prosecco-Produzenten dort den Grundstoff für ihre eigenen Produkte beziehen, macht es Mario für seinen Canevel von Beginn an anders: Er kauft die Trauben selber direkt ein und stellt daraus seinen Prosecco her. Das hat seinen Preis. Kostet damals eine Flasche Prosecco normalerweise 800 Lire, also weniger als umgerechnet 2 DM, ruft Mario Caramel 1800 Lire schon für seinen Erstling auf. Und macht die beinahe verblüffende Erfahrung: Die Menschen sind begeistert, bezahlen den Preis gerne für diesen ganz besonderen Rebensaft mit seinem unvergleichlichen Geschmack, erinnert sich Carlo Caramel an die hohe Akzeptanz für bessere Qualität von Beginn an. 20000 Flaschen produziert das junge Unternehmen zu Beginn. Der Gründer will mehr, ruht sich nicht auf seinem Erfolg aus. Vier Sorten Prosecco, alle Superior mit dem DOCG-Gütesiegel, Dry und Extra Dry, Brut und Extra Brut gehören schon zum Programm, als Caramel 1988 eine neue Qualitäts-Offensive startet. Aus den besten Trauben eines Jahrgangs macht er als Erster überhaupt eine ganz besondere Edition: Den Millesimato, ganz besonders feinperlig und edel krönt er mit seinem goldenen Etikett das bisherige Canevel-Sortiment. Der wird nur noch übertroffen von dem Prosecco, für den die Trauben in der auserlesenen Premium-Region Catrizze gewachsen sind. Ganze 106 Hektar misst dieses Spitzengebiet, 3000 Quadratmeter dort gehören zu Canevel. Der Prosecco von dort hat seinen Preis, lässt für seine Liebhaber aber auch durchaus einen Champagner vergessen.

 

Carlo, der Sohn des Firmengründers Mario Caramel, führt das große Erbe der erfolgreichen Prosecco-Kellerei fort. In seiner Studienzeit hat er ebenso erfolgreich Basketball gespielt – bis hin zur 2. Italienischen Liga Körbe geworfen.

 

Insgesamt hat Canevel heute 25 Hektar Weinberge mit einem Ausstoß von einer Million Flaschen jährlich, erzählt Carlo Caramel, der seit 1995 im Unternehmen ist und nach dem Tod seines Vaters 1999 die Leitung übernommen hat. Dessen Anspruch ist er mit dem gesamten Betrieb bis heute verpflichtet: Canevel bietet höchste DOCQ-Qualität, Superior und Premium-Prosecco an. Der Millesimato hat dabei noch seinen besonderen Wert, ganze 15000 Flaschen pro Jahr werden davon produziert.„Das ist etwas für den exklusiven Geschmack“, weiß auch Daniele Delle Vedove, der in seinem italienischen Lokal in Essen-Steele selbstverständlich den hochwertigen Canevel-Prosecco serviert und neuerdings auch den Millesimato im Angebot hat. Denn als Mann aus der Region weiß er eben genau, was echte Qualität ist.

 


PROSECCO – VIELE VERSCHIEDENE QUALITÄTEN

Nicht immer ist alles auch wirklich Prosecco, wo der Name auf der Flasche steht. Gerade bei diesem Produkt gibt es sehr unterschiedliche Qualitäten. Zunächst bezeichnet Prosecco eine besondere Traubensorte, heute „Glera“, die nur in Venetien angebaut wurde. Daraus wurde vor allen Dingen Perlwein gekeltert, darum steht Prosecco heute als Synonym dafür. Mittlerweile ist in Italien gesetzlich geregelt, dass Prosecco nur dann so heißen darf, wenn er aus einem bestimmten Anbaugebiet kommt. Er kann auch als Stillwein gekeltert werden. Für den günstigen Frizzante wird stiller Wein einfach mit Kohlensäure aufgesprudelt. Ergebnis: Er perlt wenig und wird schnell schal.

Echter Prosecco aus fünf Provinzen in den Regionen Venetien und Friaul trägt das Gütesiegel DOC für „Denominazione di origine controllata“. Das kennzeichnet die Produktion aus einem größeren Territorium. DOCG dagegen steht für „Denominazione di Origine Controllata e Garantita“, also für „kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung“. Das gilt nur für zwei Anbaugebiete in der Provinz Treviso (Region Venetien), dazu zählt Valdobiadene.

 


 

KÖSTLICH SPEISEN IM RESTAURANT SALÍS

Zu einem Superior-Prosecco gehört ein ebenso perfektes Essen. Das bekommen die Gäste von Canevel im nahen Restaurant Salís serviert. Das führt Chiara Barisan seit acht Jahren – und ist dabei selber gerade einmal 30 Jahre alt. Frischeste Produkte aus der Region verwöhnen die Gäste, für die neben der köstlichen Küche auch vier Hotelzimmer mit phantastischem Blick in die Weinberge und Schwimmbad bereitstehen. Pluspunkt für deutsche Gäste, der sonst in Italien eher rar ist: Sara Armenti im Service spricht deutsch, ihre Mutter stammt aus Düsseldorf. Und so kann sie auch die Vorzüge der ambitionierten Karte charmant erklären. Und zum Essen wird Prosecco serviert: Natürlich gerne von Canevel.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr