Reise

Wandern auf dem Wasser

Mit dem Kanu auf der Ruhr


Kanufahren auf der Ruhr ist ein echtes Vergnügen und Abenteuer für die ganze Familie. Am Hattinger Wehr gehört diese spritzige Bootsgasse zu der Tour, die von Wetter zum Baldeneysee führt.

 

Die Kleinstadt Wetter, malerisch zwischen Ruhr und Harkortsee gelegen, ist das Tor zum Sauerland oder Ruhrgebiet – je nachdem, in welche Richtung man schaut. Die Zeiten, in deren Kohleförderung und Stahlproduktion das Ruhrgebiet ausmachten, sind dabei längst passé. Das „neue“ Ruhrgebiet ist eine spannende Mischung aus Natur-, Kultur- und Freizeitlandschaft. Die Namenspatronin macht da keine Ausnahme. Die Ufer der Ruhr sind weitgehend unverbaut und stellenweise erscheint die Flusslandschaft sogar nahezu urwüchsig. Dennoch laden immer wieder historische Altstädte mit guter Gastronomie, hochkarätigen Museen und weiteren Sehenswürdigkeiten zum Landgang ein. An mehreren Wehranlagen sorgen Bootsrutschen für ein spritziges, aber ungefährliches Vergnügen und ersparen lästige Portagen. Last but not least ermöglichen die zahlreichen Kanuvereine und Campingplätze eine sehr individuelle Etappeneinteilung. Das alles macht den Mittel- und Unterlauf der Ruhr zum idealen Wanderfluss für die ganze Familie.

 

Dicht bewachsene Ufer säumen den Weg bei der Kanutour auf der Ruhr hinter Hattingen

 

Der ruhige Zeltplatz des Kanu-Clubs Wetter am Ostufer des Harkortsees in Hagen-Vorhalle (fürs Navi: Brockhauser Straße, 58089 Hagen) ist genau der richtige Ort, wenn man die Mehrtagestour auf der Ruhr ganz in Ruhe beginnen möchte. Wer es dagegen gar nicht abwarten kann, aufs Wasser zu kommen, wählt für den Einstieg besser den Parkplatz der Firma Demag oberhalb der Straßenbrücke zwischen Wetter und Oberwengern (Wasserstraße 6A, 58300 Wetter) und spart sich so die Portage am Kraftswerkswehr am Ausgang des Harkortsees. Beim Start vom Steg am Zeltplatz ist am gegenüberliegenden Seeufer das Bootshaus des KC Wetters auszumachen, darüber erhebt sich die Altstadt mit dem weithin sichtbaren Schloss. Wir richten die Bootsspitzen links davon aus und paddeln in südwestliche Richtung auf das Seeende zu.

Hier flattern die Sonnenschirme auf der Terrasse des Restaurants Friedrich am See sowie die blauen und weißen Fahnen des Ruhrverbands im Wind und wir nehmen die DLRG-Station als Orientierungspunkt, um unter Bahn- und Straßenbrücke hindurch rechts in den Obergraben einzufahren.


Etappen:
Wetter – Witten-Herbede ca. 15 km Witten-Herbede – Hattingen ca. 11 km Hattingen – Horst ca. 11 km
Horst – Baldeneysee ca. 13,5 km Baldeneysee – Essen-Kettwig ca. 10 km Gesamtstrecke: ca. 61 km


 

Am Ruderclub Mark mit einem schönen Biergarten wenden wir uns dem linken Ufer zu, um am Steg vor dem Kraftwerk Harkort anzulegen. Die Portage führt zunächst am Zaun vor dem Gelände nach links und dann auf dem Weg am Fischaufstieg entlang nach rechts ins Unterwasser. Sofort sind die Ufer wieder grün und die Ruhr fließt ruhig und breit dahin. Vor der ersten Straßenbrücke zieht rechts der zu Beginn als alternativer Startpunkt erwähnte Parkplatz vorüber, hinter der zweiten Brücke folgt ein kleiner Schwall. Von rechts dringt gedämpft das Rattern der Eisenbahn und Verkehrslärm an unsere Ohren, dann stehen schon die ersten Kühe entlang der Ufer.

Bei Wengern beschreibt die Ruhr eine leichte Rechtskurve und vor uns liegt die gerade, breite Staustrecke vor dem Wehr in Witten und am Horizont erhebt sich das 21 m hohe Berger-Denkmal, ein Aussichtsturm südöstlich der Wittener Innenstadt. Hinter ein paar Kleingartenparzellen herrscht am rechten Ufer ein liebenswertbuntes Durcheinander aus Kajaks, Zelten und Wohnwagen an den Bootshäusern der Kanufreunde Witten und des Kanu-Clubs Neptun.

 

Eine Menge zu sehen gibt es schon für die jüngsten Paddler auf dem Harkortsee

 

Gegenüber liegen an einem Seitenarm der DLRG-Wachturm sowie der Campingplatz Steger (Biergarten) dahinter haben wir die freie Wahl, ob wir links oder rechts an der Ruhrinsel vorbeipaddeln. Etwa 200 m hinter der Insel liegt zu Füßen des bereits erwähnten Berger-Denkmals das Wittener Wehr. Wir legen rechts hinter der Wehrkrone an und umtragen die Boote kurz über den Pfad auf der Insel. Direkt hinter dem Wehr überspannt das beeindruckende Ruhr-Viadukt mit 20 Bögen und einer Länge von 800 m den Flusslauf. Dahinter versammeln sich am linken Ufer vier Kanuvereine, und ein Teil von ihnen lockt mit einer Gaststätte. Die Möglichkeit zum Zeltaufbau oder zur Übernachtung im Bootshaus bietet u. a. der Kanu-Ski-Club Witten. Knapp 2 km hinter der Straßenbrücke der Ruhrstraße eröffnet der Schwimmsteg am linken Ufer vor der Fußgängerbrücke eine Zeitreise in die Anfangstage des Ruhrbergbaus. Hier lag die Steinkohle so dicht unter der Erdoberfläche, dass sie leicht abgebaut werden konnte. Später wurden die ersten Schächte in die Tiefe gegraben. Heute ist die Zeche Nachtigall ein Industriemuseum und bei einem geführten Rundgang geht es mit Helm und Grubenlampe hinab in einen echten Steinkohleflöz des Besucherbergwerks. Nach dem Ausflug in die Unterwelt kann man sich im Kaffee-Gärtchen „Auf Nachtigall“ mit hausgemachtem Kuchen stärken. An Sommersonntagen verkehrt auch eine Schmalspurbahn in das nahegelegene Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia mit rund 90 kleinen Lokomotiven und etwa 200 Waggons.

In der folgenden Ruhrbiegung, wo am linken Ufer das Trinkwasser für Witten gewonnen wird, kommt uns das Ausflugsschiff MS Schwalbe entgegen, das zwischen Kemnader See und Witten-Bommern hin und her fährt.

Kurz darauf kreuzt die Fähre Hardenstein unseren Weg. Sie setzt die Radwanderer auf dem Ruhrtalradweg von der Burgruine Hardenstein aus dem 14. Jahrhundert am linken Ufer zur Schleuse Herbede über. Direkt dahinter halten wir uns rechts. Sportboote werden nicht geschleust, die benachbarte Bootsgasse ist bis auf weiteres gesperrt. Auf dem Plattenweg neben der Bootsgasse ist die Portage aber schnell erledigt. Wer Lust auf eine Kleinigkeit zu Essen, einen heißen Kaffee oder ein Kaltgetränk verspürt, kann nach der Portage am gegenüberliegenden Ufer vor dem Schleusentor festmachen, um im Biergarten am Königlichen Schleusenwärterhaus einzukehren.

Bei der Weiterfahrt ist direkt nach dem Wiedereinstieg bei hohem Wasserstand Vorsicht geboten, denn dann drückt von links eine starke Querströmung durch das Wehr.

Vor der nächsten Fußgängerbrücke liegt am rechten Ufer der Steg des gastfreundlichen Kanu-Clubs Witten. Wenn das Zelt auf der großen Wiese hinter dem Bootshaus aufgebaut ist, kann der Campingkocher ohne Probleme kalt bleiben, denn nur wenige Schritte entfernt lockt das Restaurant Picasso mit großer Terrasse und spanischer Küche. Der Weg über die Lakebrücke ans gegenüberliegende Ufer führt direkt zum ehemaligen Zollhaus mit großem Biergarten direkt am Ruhrufer. Nachdem wir am nächsten Morgen zuerst eine Straßen- und dann die Autobahnbrücke passiert haben, beginnt der Kemnader Stausee.

 


Transfer zurück zum Einstieg:

mit der S-Bahn von Kettwig-Staussee nach Essen-Hbf. und weiter mit dem Zug nach Hagen-Vorhalle (bei Start am Harkortsee, Fahrtzeit gesamt ca 1 Std. 15 Min.) bzw. Wetter(Ruhr).

Bootsverleih:

Lenne-Ruhr-Kanu-Tour
(Stationen in Herdecke und Hattingen)
Tel.: 02304/61699


www.ruhr-kanu.de
Ruhr-Piraten (Bochum)
Tel.: 0176/24031590
www.ruhr-piraten.com


BAKO-Special-Tours
(Hattingen, Bochum-Dahlhausen, Essen-Werden, Essen-Kettwig),
Tel.: 02162/350416,
www.kanuteam-ruhr.de


Kanu Tour Ruhr
(Essen-Kupferdreh)
Tel. 0201/95973323
www.kanu-tour-ruhr.de


Kanugarage Wetter
Tel.: 02335/801780
www.natur-aktiv.com


Ruhr-Abenteuer
(Bochum-Dahlhausen, Hattingen, Essen-Steele)
Baldeneysee
Tel.: 02051/8087788
www.ruhr-abenteuer.de


Querfeldeins
(Hattingen – Bochum-Dahlhausen)
Tel.: 0201/8579500
www.querfeldeins.org


Gastronomie:

umfangreiches gastrononomisches Angebot von Imbiss über Biergarten bis zur gehobenen Küche direkt am Ufer

Sehenswertes:

Burgruine Alt-Wetter, Davidis-Museum, Haus Hove (Kunstakademie Wetter) in Wetter;
Industriemuseum Zeche Nachtigall in Witten;
Industriemuseum Henrichshütte und historische Innenstadt in Hattingen;
Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen;
UNESCO Welterbe Zollverein in Essen

Alternativen:

Fahrradfahren auf dem Ruhrtalradweg (www.ruhrtalradweg.de) oder der Route der Industriekultur;
Bergbaurundwanderweg Muttental bei Witten-Bommern mit 30 Info-Stationen zur Geschichte des Ruhrbergbaus;
Ausflugsfahrten auf Harkortsee, Kemnader Stausee oder Baldeneysee; Freibäder (das Baden ist offiziell in der gesamten Ruhr verboten!) in Wetter, Hattingen und Essen-Steele;
Klettern im Kletterwald Wetter (www.kletterwald-wetter.de), Steinbruch Isenberg bei Hattingen (nur DAV-Mitglieder, www. dav-essen.de), Naturseilgarten am Seaside Beach Baldeney;
Beachsportcenter blue:beach in Witten.

Auskunft:

Ruhr Tourismus,
Tel.: 01806/181620,
www.ruhr-tourismus.de

Stadtmarketing Wetter,
Tel.: 02335/840188,
www.stadtmarketing-wetter.de

Stadtmarketing Witten,
Tel.: 02302/5811303,
www.stadtmarketing-witten.de

Bochum Marketing,
Tel.: 0234/963020,
www.bochum-tourismus.de

Hattingen Marketing,
Tel. 02324/951395,
www.hattingen-marketing.de

Touristikzentrale Essen,
Tel.: 0201/19433,
www.essen-tourismus.de


 

 

Eine Bucht, wie gemacht für eine Pause, lockt am Ruhr-Viadukt in Witten

 

An der kleinen Insel zu Beginn des Sees halten wir uns rechts, da die Befahrung des Schutzgebietes am linken Ufer im ausgetonnten Bereich bis zu den gelben Bojen untersagt ist. Der See ist, wie auch der Baldeneysee am Ende der Tour, ein beliebtes Wassersportdorado und neben Gänsen und Schwänen pflügen zahlreiche Rennpaddler durchs Wasser. Das Nordufer des Sees gehört bereits zum Stadtgebiet von Bochum und zu Beginn des letzten Seedrittels laden die Kemnader Seeterrassen neben der DLRG-Station zur Pause ein. Die Bootsgasse am Stauwehr finden wir ganz links und hinter der nächsten Straßenbrücke flankieren rechts der WSV Bochum, die DKV-Kanustation des Kanu-Clubs Wiking Bochum und das Gasthaus Zur alten Fähre die Ruhr.

An der folgenden Gabelung halten wir uns rechts und paddeln für gut 600 m im Schleusenkanal weiter, um links in der kleinen Bucht vor dem Kraftwerkskanal auszusetzen. Anschließend tragen wir die Boote kurz geradeaus am Kraftwerk Blankenstein vorbei (nicht nach rechts über die Brücke laufen) und können an dem kleinen Kieselstrand unterhalb gut wieder in die Boote steigen, um die Tour fortzusetzen.

Hinter der nächsten Straßenbrücke (Kosterstraße) liegt am linken Ufer das Vereinsgelände des Bochumer Kanu-Clubs mit großer Zeltwiese, und obwohl die Strömung fast zum Erliegen kommt, sind die verbleibenden drei Kilometer bis Hattingen schnell gepaddelt. Vor dem Wehr oberhalb der Straßenbrücke bietet sich der Campingplatz am rechten Ufer an, um die Tagesetappe zu beenden. Vom hier ist es nur ein kurzer Fußweg in den historischen Ortskern mit einer Vielzahl bergischer Bürger- und Fachwerkhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Einen Besuch wert ist auch das Industriemuseum Henrichshütte. In der ehemaligen Eisengießerei lernen wir, womit die Menschen im Ruhrtal ursprünglich ihr Geld verdienten und bekommen eine anschauliche Vorstellung davon, wie früher Erz und Kohle gefördert und Koks, Eisen und Stahl produziert, gegossen, gewalzt und geschmiedet wurde. Über 150 Jahre lang prägte das Hattinger Hüttenwerk Stadt, Landschaft und Menschen.

 

Hattingen – angekommen am Ziel der 2. Etappe gibt es eine verdiente Pause

 

Am nächsten Morgen starten wir vom trotz der Stadtnähe erstaunlich ruhigen Campingplatz und genießen das spritzige Erlebnis in der Bootsgasse des modernen Wehres. Beim Bau wurde an alles gedacht und am rechten Rand gibt es drei Bahnen: in der Mitte den Fischaufstieg, links davon eine Bootsgasse und rechts die Treidelgasse. Die Einfahrt in die Bootsgasse ist gut sichtbar ausgeschildert. Anders als in den übrigen Bootsgassen gibt es keine eingebauten Leitbleche, sodass man die Bootsspitze selbst auf Kurs halten muss, dafür ist der Kanal aber auch breiter.

Spritzdecke schließen nicht vergessen, je nach Wasserstand bilden sich recht hohe Wellen! In den Hochwasserschutzbuhnen am rechten Ufer sonnen sich Schwäne, Enten, Graureiher, Gänse und Haubentaucher und die blühenden Schwertlilien sorgen für gelbe Farbtupfer.
Nachdem wir die Brücke der S-Bahn-Trasse hinter uns gelassen haben, setzt die Ruhr zu einer engen Kurve an und fließt hinter dem Scheitelpunkt mit einem DLRG-Häuschen am linken Ufer weiter nach Norden. Hoch über dem linken Ufer thront die Burgruine Isenburg aus dem Jahre 1200, einst die Residenz der Grafen von Isenberg, mit einem weiten Blick über das Ruhrtal.

Die Strömung ist nun recht flott und es gibt sogar ein paar kleinere Schwälle. Am linken Ufer rollen die Radler über den Leinpfad, auf dem einst kräftige Kaltblüter die Ruhrkähne stromaufwärts ziehen mussten. Nach dem Ausbau der mittleren Ruhr in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Schifffahrtstraße bis Witten der wichtigste Transportweg für Kohle. Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke verlor die Schifffahrt immer weiter an Bedeutung und wurde 1889 schließlich ganz eingestellt.

Auf dem rechten Ufer weiden urig anmutende Gallowayrinder und gegenüber machen Schilder auf die Einkehrmöglichkeiten in Ufernähe aufmerksam: Erst das Gasthaus „Zum Deutschen“ (Mo–Do ab 16.00 Uhr, Fr–So ab 11.00 Uhr) und ein Stück weiter an den privaten Campingplätzen der Imbiss „Leinpfad Oase“ (nur Sa/So).

Hinter der nächsten Kurve ist das Wehr Dahlhausen erreicht. Hinter der Brücke (Zum Stade) halten wir uns rechts (ein Abstecher nach links in den Schleusenkanal lohnt sich aufgrund des schönen Biergarten am Restaurant „Zum Ponton“) und fahren oberhalb des Wehrs weiter bis zur Bootsgasse.

Direkt nebenan liegt die große Zeltwiese des Linden-Dalhausener Kanu-Clubs und die Ruhr-Bodega La Posta (Di–Fr ab 15.00 Uhr, Sa/So ab 12.00 Uhr).

 

Und wieder führt der Weg durch eine Bootsgasse, jetzt am Wehr in Essen. Und im Boot schmeckt eine kleine Stärkung.

 

Anschließend gibt sich die Ruhr breit und flach und an der alten Eisenbahnbrücke macht ein Schild auf das nahe gelegene Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen aufmerksam, wo Bahnnostalgiker leuchtende Augen bekommen. Zu sehen gibt es über 120 Schienenfahrzeuge von der Pionierzeit der Eisenbahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. An Sonntagen pendelt das „Schweineschnäuzchen“, ein Wismarer Schienenbus von 1936, zwischen Eisenbahnmuseum und S-Bahnhof Dahlhausen und darüber hinaus werden zahlreiche Sonderfahrten mit dem Museumszug angeboten. Hinter der nächsten Straßenbrücke folgt das Wehr in Horst-Steele. Die Bootsgasse ist am linken Ufer zu finden und sobald der Ziehschalter betätigt wurde und die Ampel Grün zeigt, können wir problemlos passieren. Kurz darauf ist mit dem Ruhrcamping der erste von zwei Campingplätzen in Essen-Horst erreicht, wo Bauwagen statt Wohnwagen und Zelten das Bild prägen. Der zweite, konventionelle Campingplatz ist knapp 400 m weiter vor der nächsten Brücke zu finden. Am Haus Großjung direkt nebenan steht deutsche Küche mit mediterranem Einfluss auf der Speisekarte. Anschließend gibt sich die Ruhr breit und ruhig und an der Straßenbrücke im Scheitelpunkt der nächsten Kurve bieten sich an beiden Ufern die nächsten Einkehrmöglichkeiten mit Terrassen direkt am Ufer (Bootshaus Ruhreck links, Restaurant Ruhrstop rechts). Knapp 500 m weiter kann man vor dem Freibad bei der Kanuabteilung des Schwimmvereins Steele das Zelt aufbauen.

Anschließend paddeln wir oberhalb des Steeler Wehres nach rechts, um dann vor der Brücke nach links in die Bootsgasse (Ampel & Ziehschalter) einzufahren. Hinter dem Wehr wird die Ruhr zur Schifffahrtsstraße und das Fahrwasser ist ausgetonnt. Schnell wird deutlich, dass nun Essen naht. Mit 28 Großzechen einst größte Bergbaustadt Europas, repräsentiert Essen in eindrucksvoller Weise den Strukturwandel und hat sich zum „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ entwickelt, von dem aus viele deutsche Großkonzerne gelenkt werden. Von den modernen Bürokomplexen ist vom Wasser aus aber nichts zu sehen, dafür tummeln sich zahlreiche Kanuvereine und Restaurants an den Ufern. Vorbei an den Polo-Toren des Kanupolo-Dinosauriers und Deutscher Meistertitel-Hattrick-Gewinners der Jahre 2013, 2014 und 2016 Rothe Mühle passieren wir den S-Bahnhof Essen-Holthausen unter Aufsicht des Förderturms der ehemaligen Zeche Heinrich in Überruhr.

In der Biegung vor der Autobahnbrücke der A44 umfließt die Ruhr eine kleine Insel. Im linken Arm liegt der Biergarten am Fährhaus Rote Mühle, im breiten rechten Arm das Bootshaus des Kanu-Clubs Industrie Essen.

Es folgt die Autobahnbrücke und etwa 800 m weiter die Kampmannbrücke. Am linken Ufer dahinter sind der Kanuverleiher Kanutour Ruhr sowie Dachträgerspezialist Zölzer zu finden, schräg gegenüber liegt am rechten Ufer das Bootshaus des Kanu-Clubs Zugvogel. Vor der bald folgenden Fußgängerbrücke lockt am rechten Ufer die See-Bar mit einer großen Uferterrasse. Wer es günstiger und einfacher haben will, kann direkt hinter der Brücke am linken Ufer beim Vereinslokal Gleis 2 (Di, Fr ab 16 Uhr, So ab 11 Uhr) des Eisenbahner Sportvereins anlegen.

Langsam verbreitert sich die Ruhr zum Baldeneysee, der 1931 als Wasserspeicher und zur Klärung des Ruhrwassers aufgestaut wurde. Heute ist er weit über die Stadtgrenzen hinaus ein beliebtes Ziel von Ausflüglern und Wassersportlern jeglicher Couleur. Bei gutem Wetter ist das Sonnendeck auf dem Ausflugsschiff Stadt Essen oder den anderen Dampfern der Weißen Flotte bis auf den letzten Platz gefüllt und auf der etwa 9 km langen Wasserfläche zwischen waldbedeckten Hügeln kreuzen Segler, Kanuten und viele Ruderboote. Natürlich ist auch das ein oder andere Motorboot unterwegs. Um diesen nicht in die Quere zu kommen, sollten Kanus und andere Kleinfahrzeuge möglichst nicht im ausgetonnten Fahrwasser fahren und es bei Bedarf auf dem kürzesten Weg queren. Der Baldeneysee wird zusehends breiter und an beiden Uferseiten des Sees entdeckt das Auge zahlreiche Yachthäfen sowie diverse Gaststätten, Cafés und Biergärten. Gelbe Bojen markieren den gebührenden Abstand zum rechten Ufer, das als Laich- und Vogelschutzgebiet nicht befahren werden darf. Bevor der Baldeneysee nach Westen abbiegt liegt an der Mündung des Hesperbachs in die Ruhr das Haus Scheppen. Das ehemalige Lehnsgut der Abtei Werden ist heute ein beliebter Treffpunkt von Motorradfahrern und Segelclub mit Restaurant. Direkt im Anschluss befindet sich ein Campingplatz. Bei der Weiterfahrt fällt am Nordufer der hell leuchtende Sand des ehemaligen Strandbads ins Auge. Der bis zu 35 m breite Traumstrand des Seaside Beach und echte Palmen lassen bei gutem Wetter echtes Karibikfeeling aufkommen – nur das Baden ist verboten!

Auf der Uferpromenade schließt sich die Tribüne der Regattastrecke an und hoch in den Hügeln am Ufer dahinter thront die Villa Hügel, die um 1870 für Alfred Krupp errichtet wurde und bis 1945 Wohnsitz der Familie war. Seit 1953 präsentiert die Villa ihre Kunstschätze, Konzerte und Ausstellungen der Öffentlichkeit und eine historische Sammlung erzählt die Firmen- und Familiengeschichte.

Für die Portage am Stauwehr in Essen-Werden peilen wir das rechte Flussdrittel an und können am Metallsteg anlanden, um die Boote durch den Tunnel im Pfeiler zu umtragen.

Hinter dem Wehr verjüngt sich die Ruhr wieder auf Flussbreite und am linken Ufer ziehen einige schön anzuschauenden Villen vorüber. Hinter der Brücke der B224 warten links und rechts die nächsten Campingplätze und kurz darauf lockt das Ausflugslokal 12. Apostel (täglich ab 11 Uhr) am rechten Ufer mit Liegestühlen direkt auf dem Deich. Die Ufer werden vorübergehend wieder etwas grüner und ländlicher, aber dann ist Essen-Kettwig erreicht. Gegenüber der Neubausiedlung an der Uferpromenade bietet der Campingplatz Cammerzell eine Möglichkeit, die Tour auf der Ruhr mit einer Zeltübernachtung ausklingen zu lassen. Wer direkt aussetzen will, erreicht unter der S-Bahnbrücke hindurch (links liegt der Bahnhof Kettwig-Stausee) das Wehr, wo man oberhalb gut am linken Ufer in der Nähe des Bootshauses der Kanuabteilung des TV Heiligenhaus anlegen kann, um die Boote auf den Autos zu verladen (fürs Navi: Zur Alten Fähre, 45219 Essen).

 

 


 

Die schönsten Kanu-Touren

Mehr Tipps für Kanu-Fans hat der Deutsche Kanu-Verband in seiner Buchreihe.
Auch diese Geschichte stammt von Michael Hennemann:
Die schönsten Kanu-Touren in Nordrhein-Westfalen. DKV-Verlag, Duisburg 2016.
ISBN 978-3-937743-47-9 19,95€, Ebook978-3-937743-63-9, 14,95 €

 

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr