Ein Land, in dem Eier und Käse, Städtchen und Strände, Mühlen und Grachten, Majestäten und Blumen locken. Ganz nach eigenem Ansinnen finden wir dort auch ganz andere Ansichten. Holland – eben auch mal anders.
Was fällt uns zu unserem Nachbarland Holland ein – Eier, Butter, Käse und Tomaten? Und klar, dazu noch flaches, weites Land, viel Meer, lauschige Städtchen, brodelnde Metropolen. Grachten und Trachten, Windmühlen und Werften, Monarchie und alte Meister.
Ein Viertel des Landes liegt unterhalb des Meeresspiegels, 450 Kilometer zerklüftete Küste, davon 250 Kilometer begehrte Strände. Die Zuiderzee wurde 1932 durch einen riesigen Deich von der Nordsee abgetrennt und ins Ijsselmeer, das trotz des Namens mit Süßwasser lockt, verwandelt. Auf der einen Seite klatscht die See gegen den Damm, auf der anderen Seite liegt spiegelglatt das Ijsselmeer.
„Gott hat die Welt erschaffen, aber die Niederländer machten ihr eigenes Land“ lautet ein altes Sprichwort. Fertig sind sie damit noch lange nicht. Derzeit werden neue Inseln im Ijsselmeer östlich von Amsterdam angelegt, auf denen eine Stadt entsteht. Und gegen die allzeit anstehende Erosion werden unermüdlich von den Nachbarn jedes Jahr die Strände mit neuem Sand aufgefüllt.
Schon durch die bloße Nähe ist Holland mit seinen oft zauberhaften Städtchen und beliebten Stränden so anziehend für die Menschen im Ruhrgebiet: Man ist in einer Stunde dort. Früher fuhren Viele gerne in grenznahe Orte, um billig einzukaufen und zu tanken (das Mekka war Venlo). Das gibt’s auch heute noch, ist aber längst ganz anderen Motiven für einen Ausflug ins Nachbarland gewichen. Entspannung durch einen schnellen Wochenendtrip ans Meer, junge Leute zieht’s nach Amsterdam und Rotterdam. Und nicht nur das: So mancher, der es sich leisten kann, geht zum Studium lieber über die holländische Grenze, als in Deutschland lange auf einen der gewünschten Plätze zu warten. Eine ganz neue Form von Bildungsaustausch.
Auch das ist Baustein für eine ganz besondere Liebe, die uns Deutsche mit Holland und den Holländern verbindet, die Verbindung zwischen NRW und Holland nicht nur geografisch nah. Holland ist geringfügig größer, beide Länder haben rund 17 Millionen Einwohner.
Wunden aus der NS-Zeit und dem Krieg mussten überwunden werden. Dennoch: Gemeinsam mit Holland (plus Belgien, Luxemburg, Frankreich und Italien) war die Bundesrepublik 1957 Gründungsmitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWG. 1992 ging die EWG mit dem Vertrag von Maastricht in die EG über, aus der Jahre später die EU wurde.
Was die Deutschen an Holland immer gereizt hat, sind das Königshaus und die Blumen, eine Reihenfolge, die unter Missachtung des Protokolls auch umgedreht werden könnte. Tulpen aus Amsterdam ist nicht nur ein bekannter Songtitel, sondern assoziiert Glanz und Schönheit. Die Niederlande gehören zur Reihe der Monarchien in Europa (Belgien, Dänemark, Norwegen, Schweden), die alle irgendwie untereinander verwandt und verschwägert sind. Und in der Nationalfarbe Orange gibt es auch die verschiedensten Blumenzüchtungen.
Oranje – damit sind wir beim Fußball. Seit dem legendären 2:1 im Münchener Olympiastadion beim WM-Finale1974 sind Deutschland und Holland besondere Rivalen. „Ohne Holland fahr’n wir zur WM“ ist seit der WM 2002 ein Evergreen. 2018 fahr’n wir schon wieder ohne Holland zur WM. Schade, eigentlich. Fahren wir doch stattdessen einfach nach Holland und entdecken dort ganz viele Evergreens und neue Seiten.