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Birte Glang: Wadenbeinbruch, Schießerei aus fahrenden Autos und Nächstenliebe …

Als Gangsterbraut macht Birte in „Alarm für Cobra 11 – die Autobahnpolizei“ viele ihrer Stunts selbst. Im Mai im TV!


Als Gangsterbraut macht Birte in „Alarm für Cobra 11 – die Autobahnpolizei“ viele ihrer Stunts selbst. Im Mai im TV!

Vom Ruhrgebiet in die weite Welt und zurück

Sport ist Mord! Dieser Ausspruch hat manchmal definitiv seine Berechtigung – auch, wenn man vielleicht nicht sofort tot umfällt. Mich ereilte ein ebensolches kleines Unglück (und das noch nicht einmal an einem Freitag, dem 13.): Beim Kickboxen mit einem übermotiviertem Trainer in Los Angeles brach ich mir das Wadenbein. Aber ganz Indianer-kennen-keinen Schmerzmäßig (und ich wusste auch nicht, dass es so war) flog ich lieber nach Deutschland, um an einem – für mich – wichtigem Casting teilzunehmen. Danach ging es direkt weiter für eine stramme Termin-Woche nach New York. Mit Schmerzen. Erst zurück in Deutschland wagte ich mich zum Arzt und bekam die Schreckensdiagnose vom Orthopäden in Berlin. Falls ihr euch jetzt fragt, wie man mit einem gebrochenen Bein noch sieben Tage durch die Gegend spaziert: das Gleiche fragte der Arzt – und ich mich im Nachhinein – auch. Aber als Schauspielerin bin ich einiges Leid gewöhnt und bewege mich trotz Schmerzen auf High-Heels meist noch recht grazil … bis die Kamera ausgeht! Das Ende vom Lied war: 6 Wochen kein Sport, 6 Wochen keine High-Heels – was dann auch heißt, 6 Wochen keine Schauspielengagements und danach beginnt ja erstmal die Rehabilitationszeit. Alles nicht, wie ich es geplant hatte, zumal da die Anfrage von ALARM FÜR COBRA 11 – DIE AUTOBAHNPOLIZEI auf dem Tisch lag, eine Episodenhauptrolle zu spielen, angelehnt an die amerikanische Martial-Arts-Expertin Ronda Rousey! Die Produktion sagte, dass ich mir viele Fights mit der Kommissarin Jenny, gespielt von Katrin Heß, liefern werde und sie mich aufgrund meiner Kickbox-Erfahrungen gerne buchen würden. Machen wir uns nichts vor: Normalerweise sind die Frauen hübsches Beiwerk bei Deutschlands erfolgreichster Action-Crime-Serie und dürfen meist nur das Opfer oder die Geliebte des Bösewichts spielen. Aber eine richtige Gangsterbraut, die mit Waffen aus fahrenden Autos schießt und sich knallharte Zweikämpfe liefert, gibt es äußerst selten. So eine Chance absagen? Oder irgendwie hoffen, dass der Dreh erst stattfindet, nachdem der Fuß verheilt ist? Diesmal hatte ich jedoch Glück: Der Dreh wurde teilweise verschoben, weil die Produktion plötzlich ihre Drehgenehmigung für ein Waldstück im Rheinland verlor. Ich war also meinen „Skywalker“ – diesen klobigen Gips-Ersatz-Schuh gerade zwei Tage los, als ich dann auch schon zum Kampfchoreografie-Training nach Köln musste. Dazu muss man wissen: Jeder Schlag im Film ist genau einstudiert. Dazu gibt es extra einen Stuntkoordinator. Doch während man für amerikanische Blockbuster eher mehrere Wochen trainiert, erledigen wir das hier in einem Schnellkurs von 2 Stunden. Die Dreharbeiten standen dann in Köln direkt eine Woche später an. Das schmerzverzehrte Gesicht war dann beim Dreh selbst nicht nur wegen des Fußes echt, sondern ein Schlag meiner Kollegin saß tatsächlich und sieht deshalb bestimmt richtig „authentisch“ aus. Ihr fragt euch vielleicht, wie so etwas passieren kann.

 

Koffer umpacken, Kolumne schreiben und einen Moment innehalten

Koffer umpacken, Kolumne schreiben und einen
Moment innehalten

Geht Sicherheit nicht vor? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Kamera und Regie versuchen immer den Kampf noch echter aussehen zu lassen, d. h. noch näher am Gesicht des anderen vorbeischlagen, noch kürzer vor der Nase stoppen. Da muss man als Schauspieler schon mal selbst die Reißleine ziehen oder nimmt den Schlag in Kauf, so nach dem Motto „alles für die Kunst“. Zu diesem Thema passt auch, dass meine Kollegin Katja Woywood, die die Chefin der Autobahnpolizei spielt, in Slip und Hemdchen barfuß bei 3 Grad Kälte durch den Wald rennen sollte, für den wir dann statt im August erst Ende Oktober eine Drehgenehmigung bekamen. Irgendwie konnte sie die Produktion überzeugen, dass – obwohl schon so im August angedreht – sie nun eine Jeans und Schuhe tragen durfte. Alles in allem sehr turbulent, doch die Schießerei bei 50 km/h auf der Autobahn aus dem Schiebedach eines kleinen Vans ließ alles Leid wieder verblassen, es hat so viel Spaß gemacht! Wenn man dann noch die wahnsinnigen und waghalsigen Stuntfahrten der Stuntleute mit eigenem Auge live erleben darf, muss ich schon gestehen, dass ich einen wundervollen Job habe. Und wieder einmal wurde mir bewusst, wie sehr ich doch Action liebe! Aber auch das Wandelbare – und das kam kurze Zeit später. Für die ZDF-Produktion LETZTE SPUR BERLIN übernahm ich die Episodenhauptrolle einer Sexualtherapeutin, die mit sich selbst den schwierigsten Fall zu lösen hat. Und hier wurde ich mit einer ganz anderen Situation konfrontiert. Gerade die Leute aus dem Ruhrgebiet können sich bestimmt noch an den Vorfall erinnern, als ein 82-Jähriger vor dem Bankautomat in Essen letzten Oktober zusammenbrach. Statt zu helfen oder 112 zu rufen, kletterten die anderen Menschen über ihn drüber, um in aller Seelenruhe Geld abzuheben. Bei unseren Dreharbeiten spielte ich nun die Therapeutin, die mit Drogen zu gepumpt und mit verzaustem Haar im Nachthemdchen und auf Socken völlig verstört und halluzinierend durch eine U-Bahn-Station in Berlin läuft für jeden erkennbar, dass diese Frau Hilfe braucht … Zumindest sollte das mein Spiel rüberbringen. Alles wurde nur durch eine winzig kleine Kameraverfolgt, um später den Eindruck einer Überwachungskamera wiederzugeben. Die Passanten waren keine Komparsen, sondern echte Passanten. Wir befürchteten, dass wir nicht „in Ruhe drehen könnten“, da mir zu viele Menschen helfen wollen würden und sich somit ins Bild „drängen würden“. Aber weit gefehlt: Leute versuchten, mich bewusst zu ignorieren.Vielleicht lag es ja an mir, aber ich bin ja nun kein großer, starker, angsteinflößender Mann. Und selbst dann, irgendjemand könnte doch 110 oder 112 rufen, oder? Am Ende war ich umso gerührter, als die einzige Helferin, eine Japanerin, sich erbarmte, mir ihren Schal umzulegen. Diese Frau brach wenige Minuten später in meinem Arm in Tränen aus, als sie erfuhr, dass wir hier lediglich einen Fernsehfilm drehen. Mein Beruf ist ziemlich verrückt, Engagements sind unplanbar und trotzdem bin ich dankbar für all diese Erlebnisse und ich freue mich, euch ein wenig mit auf diese Reise vom Ruhrgebiet in die weite (und nahe) Welt zu nehmen und wieder zurück.

Von den Ergebnissen könnt ihr euch übrigens im Mai überzeugen: 11. Mai, 20.15 Uhr Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei, Folge: „B-Team“, RTL 19. Mai, 21.15 Uhr Letzte Spur Berlin, Folge „Liebesreigen“, ZDF

 


Birte Glang – Schauspielerin, Model, Juristin. Aufgewachsen im Kreis Recklinghausen, nun Pendlerin zwischen Berlin, Los Angeles und dem Ruhrgebiet. 2010 wurde sie mit ihrer Rolle in „Unter Uns“ (RTL) bekannt. Zwei Jahre später feierte sie bereits als weibliche Hauptrolle ihr Kinodebüt neben Comedian Kaya Yanar und Hollywoodstar Rutger Hauer.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr