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Smart Country

Der Essener Energiekonzern RWE setzt sich vermehrt für die Energiewende ein


Das Herz der Energiewende

Es ist beinahe wie das Märchenland, in dem Milch und Honig fließen. Nur sind es nicht Milch und Honig, sondern Sonne und Wind, die beiden Energiespender der Zukunft. Sie machen das Smart Country, das intelligente Land, so besonders spannend. Denn Sonne und Wind liefern dort die Energie der Zukunft im Überfluss. Was so verheißungsvoll klingt, braucht heute aber auch noch intelligente Lösungen – speichern, was produziert wird, heißt die Herausforderung. An der arbeitet der Essener Energiekonzern RWE derzeit mit Hochdruck in seinem Smart Country. Und das liegt mitten in der Eifel.

Dr. Torsten Hammerschmidt ist bei RWE das Gesicht zu den intelligenten Energielösungen auf dem Land. Seit Beginn des Projektes 2009 begleitet der Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik das zarte Pflänzchen, hat sich wissenschaftlich mit der Kernfrage für die Energiewende auseinandergesetzt. Und die heißt ganz einfach, aber mindestens ebenso wichtig: „Wie müssen die Verteilnetze der Zukunft aussehen, damit sie die künftigen Anforderungen der Kunden erfüllen können?“ Was vielleicht simpel klingt, ist eine echte Doktorarbeit wert. Genau die hat der Projektleiter zu diesem Thema auch verfasst. Nun kennt Dr. Torsten Hammerschmidt die praktische und die wissenschaftliche Seite des Themas – und hat in langen Forschungen auch gelernt, dass sich die theoretische Lösung in der Praxis gar nicht immer umsetzen lässt.

Die Praxis aber hat der 43-Jährige längst fest im Griff – vor allem bei den vielen Besuchen im Eifelkreis Bitburg-Prüm, im Herzen der Energiewende. Hier, im Smart Country, gibt es nämlich jetzt schon die Bedingungen, wie sie künftig in vielen ländlichen Versorgungsgebieten als typisch erwartet werden. Ideale Voraussetzung also für das Pilot-Projekt, erläutert Dr. Hammerschmidt. Denn schon heute wird auf diesen 180 Quadratkilometern in der Spitze 17-mal mehr Energie erzeugt, als sie vor Ort verbraucht wird. Das stellt die RWE vor zwei Aufgaben: Was Windräder und Solaranlagen auf dem Land produzieren und ins Netz einspeisen, muss einerseits solange gespeichert werden, bis es benötigt wird, und andrerseits auf intelligenten Wegen bis in die Stadt transportiert werden, wo es gebraucht wird.

Ein Herzstück des RWE-Projektes ist der Hof von Energiewirt Heinz Hoffmann. Neben den Kühen, die Gülle für seine Biogasanlage produzieren, hat Hoffmann Windräder und eine Photovoltaikanlage in seine Landwirtschaft integriert. Hier gelingt nun erstmals, das Biogas bis zu 12 Stunden zu speichern und erst dann zu verstromen, wenn gerade nicht genug Energie aus Wind und Sonne zur Verfügung steht. Ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft, weiß Dr. Hammerschmidt, auch wenn es derzeit noch nicht wirtschaftlich ist. Mit einer hohen Effizienz von über 98 Prozent kann der Speicher aber für 300 Haushalte die Schwankungen in der regenerativen Energie ausgleichen. Denn für den Verbraucher ist wichtig: Der Strom aus der Steckdose soll immer verfüg-bar sein und muss eine gleichbleibende Spannung haben – egal wie und wo er gerade produziert wird.

Das war bisher schwierig, erklärt Dr. Hammerschmidt, ist doch die Produktion aus Sonne und Wind nicht zu steuern. Das ermöglichen jetzt zwei weitere Innovationen, die im Smart Country ihre Testläufe absolvieren und bereits erfolgreich den Schritt zum Serieneinsatz geschafft haben: Ein „Weitbereichsregler“, der hilft Spannungsschwankungen im Rahmen zu halten. Und schließlich ein mit RWE Know-how neu entwickelter „Mittelspannungsregler“, durch den immer mehr Energie ins Netz eingespeist werden kann. Theoretisch hatte Dr. Hammerschmidt das auf dem Papier alles schon berechnet. Heute ist er stolz, dass es auch in der Praxis läuft. Damit der Strom auch künftig aus der Steckdose kommt. Und irgendwann überall vor allem aus Sonne und Wind.

 

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr