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IfsU: Qualität, Flexibilität und Werteorientierung als Herausforderungen für KMU

Peter Herwig, Geschäftsführer der IfsU GmbH, Spezialist für Organisationsentwicklung, im Interview zu besonderen Aspekten der KMU zum Jahresbeginn 2017


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Welche besonderen Herausforderungen sehen Sie zu Beginn des neuen Jahres für die Unternehmen?

PH: Ich würde den Ansatz vielleicht etwas außerhalb der aktuellen Standardanforderungen suchen. Aus meiner Sicht gibt es mindestens drei wesentliche Herausforderungen für kleine und mittelständische Unternehmen ebenso wie für Freiberufler: Die erste ist die absolute Notwendigkeit, qualitativ hochwertige Dienstleistungen abzuliefern, Qualität als Maßstab und Selbstverständlichkeit. Qualität und deren Nachweis wird elementare Voraussetzung auch für den Bestand von Unternehmen haben. Qualitätsmanagementsysteme können die Unternehmen nachhaltig validieren. Dies haben diverse Langzeitstudien der Harvard University nachgewiesen.

 

Und die zweite Herausforderung aus Ihrer Sicht?

PH: Leider wird aktuell ein wichtiger Ansatz schon wieder überstrapaziert und nicht mit Inhalt gefüllt, der des agilen Unternehmens. Eigentlich ist der klasse. Ich würde aber lieber den Begriff Flexibilitätsmanagement nehmen. Flexibilität, permanent und auf allen Ebenen im Den- ken und Handeln, fordert neue Ansätze. Dieser Aspekt fände seinen Niederschlag in der Kommunikation nach innen und nach außen, sozusagen als Unternehmenskultur in den Alltag integriert. Flexibilität erfordert andere Trainingsthemen und -Methoden, zudem den Willen der Geschäftsführung und Vertrauen in die eigenen Stärken oder Entwicklungsmöglichkeiten des Einzelnen.

Der Fokus auf die Flexibilität führt, oder sollte zumindest mittelfristig, zu neuen und erweiterten Kompetenzen führen. Sozusagen Flexibilität als neuer Mainskill. Das führt zudem zu flacheren und auch rentableren Hierarchien und jeder Einzelne wird dann mehr Verantwortung übernehmen können und sollen. Andererseits wird dies mehr Achtsamkeit und Toleranz im gemeinsamen Umgang erfordern. Ich bin mir sicher, dass dies auch zu mehr Zufriedenheit bei der Ausübung der Aufgaben führen wird. Den Nutzen werden die Unternehmen haben, z.B. in weniger Fluktuation, weniger Krankenstand.

 

Was sehen Sie als Ihren dritten Ansatz?

Dies muss als Bindeglied aus meiner Sicht eine lebendige, ernsthafte und authentische Werteorientierung sein. Werte nicht nur im Leitbild formuliert und keiner kennt sie. Lebendig würde für mich bedeuten: im Unternehmen entwickelt, was durchaus möglich ist in KMU. Wertebasierte Entscheidungen. Dies erfordert sicher hier und da andere Wahrnehmungsfähigkeiten und ehrliche Sensibilität. Achtsamkeit darf dann auch auf horizontaler und vertikaler Ebene im Unternehmen gelebt werden. Wenn es richtig ist, dass das neue Zeitalter nach dem Informationszeitalter im Sinne der Zyklen von Kondratjew das der „psychosozialen Gesundheit“ ist, sind das die ersten Schritte.

 

 

Und wie könnte auch ein kleineres oder mittleres Unternehmen das angehen?
Da gibt es sicherlich die verschiedensten Möglichkeiten. Die meisten Menschen wissen eigentlich insgeheim, wenn an irgendeiner Stelle etwas nicht wirklich funktioniert und unstimmig ist. Dort ist – wenn man sich dem stellt – immer ein guter Ansatz für einen Hebel. Vielleicht mit etwas Mut verbunden. Es gibt Tools, die uns heutzutage viel Zeit sparen und sehr genau in der Bestandsaufnahme sind, um herauszufinden, wo genau ich die größte Hebelwirkung erzielen könnte. Zudem hat jedes Unternehmen Meetings, Gesprächsrunden, Führungs- und Zielgespräche. Verändert sich dies in Art und Weise und im Inhalt, verändert sich lang- sam auch das Verhalten. Unter dem Strich gehört für diese sich in unserer Zeit schnell verändernden Prozesse als Grundvoraussetzung der Wert Ver- trauen dazu. Neulich hatte „Die Zeit“ eine Studie veröffentlicht, dass ca. 44% der Mitarbeiter ihren Chefs und Vorgesetzten nicht mehr vertrauen und deshalb Leistung – logischerweise – zurückhalten. Vielleicht fangen wir alle einfach da einmal an, obwohl es nicht einfach ist, Vertrauen wiederaufzubauen, das einmal verloren ist. Angst ist da ein schlechter Ratgeber. Mehr miteinander reden und zwar wertschätzend, ohne Vorverurteilungen, ziel- orientiert und offen, wäre schon einmal ein sehr guter Ansatz, um 2017 Dinge etwas anders anzugehen.

Artikel von www.top-magazin.de/bodensee