Daniel Boden, Unternehmer aus Essen, ist als Berater und Investor viel im Ruhrgebiet unterwegs und berichtet für das TOP RUHR über Events und Menschen aus unserer bunten Ruhrmetropole. Leserbriefe an: info@bbi.one
„I do Essen“ ist eine digitale Plattform und App, die es ermöglicht, lokale soziale Pro-jekte und Charity-Initiativen in Essen zu unterstützen. Ich komme am Restaurant Chefs & Butchers an und sehe eine lange Schlange von gesellschaftlich engagierten Menschen, die vor dem Eingang auf dem roten Teppich voller Vorfreude und Neugierde für diese Premiere anstehen. Rund 250 Gäste, bestehend aus Unternehmer*innen, Sponsoren, Vertreter*innen der zu fördernden Projekte und der Stadt Essen füllen den Raum. Nach kurzer Zusammenkunft startet das Event direkt mit einem emotionalen Film über die Gründerinnen von „I do Essen“, Birke Benzke und Lisa Prokasky, sowie einem Interview, das Heike Werner von Niessen und Ehemann Prof. Dr. Jochen Werner mit den beiden führen. Birke und Lisa berichten von den Herausforderungen und harten Zeiten, die sie während der Co-rona-Phase zu meistern hatten. Der Traum wäre fast geplatzt. Die Leidenschaft und der Stolz, dass die Powerfrauen auch in schwersten Zeiten durchgehalten haben, lässt sich nicht nur über den Film spüren, sondern auch mit dem Blick auf Birke und Lisa, während sie das Interview und die Reaktionen der Gäste live verfolgen.
Die Initiative „I do Essen“ wird von der Stadt Essen sehr wertgeschätzt. So richtet sich Stadtdirektor Peter Renzel mit einer inspirierenden Rede über Solidarität und Mitmenschlichkeit an die Gäste und bringt auf den Punkt, was Essen so besonders macht. Das Engagement der Bürger, sich initiativ in Hilfsprojekte einzubringen, sei einzigartig in der Region. Lisa Prokasky münzt die Aussage ihres Vorredners auf ihre Veranstaltung um: „Das Fest ist großartig, weil alle hier eines gemeinsam haben, nämlich ein gutes Herz. Den Worten folgen auch sofort Taten. Der für seine Charity-Hingabe bekannte Künstler Shary-ar Azhdari versteigert ein beeindruckendes Bild, auf dem in seiner unnachahmlichen Art und Weise der Förderturm der Zeche Zollverein, das Wahrzeichen des Ruhrgebiets, prangt. Michael Scheil, Starkoch und Teilhaber von Chef & Butchers, übernimmt die Rolle als Auktionator. Unterschiedlichste Bieter wetteifern um den Zuschlag. Als der Hammer fällt, hat das Werk unglaubliche 13.000 Euro für den guten Zweck eingebracht. Der Applaus ist überwältigend und das Ergebnis unterstreicht den Zuspruch für „I do Essen“ und deren Initiatoren Birke Benzke und Lisa Prokasky. Die Stimmung geht nun – nach den ersten erfolgreichen Programmpunkten – von herzlich und gespannt in gelöst und begeistert über. Zwischendurch schnappe ich „frische Luft“ und bekomme eine Unterhaltung mit, bei der ein weißes Trikot im Mittelpunkt zu stehen scheint. Ich werde neugierig und folge dem Tross in die Party-Lounge. Völlig unvorbereitet für die Gäste nimmt sich Michael Scheil das Mikro und verkündet, dass Mustafa Mostafa, von Freunden „Musti“ genannt (siehe Star-Interview, Seite 46), kein Geringerer als der Friseur der DFB-Elf, ein – von allen Spielern signiertes – Trikot der EM 2024 zur Versteigerung anbietet. Nach mehrfachen Bieterrunden wechselt es für fast 2.000 Euro den Besitzer. Musti ist, wie auch Sharyar, einer der vielen Unterstützer der „I do Essen-Gemeinschaft“, die ihre Möglichkeiten, die sich durch ihre beruflichen Erfolge aufgetan haben, nutzen, um Menschen mit weniger guten Zukunftschancen „auf die Sprünge zu helfen“. Der Tag, der durch die musikalischen Beiträge die jeweiligen Event-Abschnitte stimmungsvoll begleitet wird, nimmt seinen Lauf. Die Begleitung von DJ Picco B., die Gesangseinlage der DSDS-Sängerin Shirley Brug, dem Pianisten André Fuckert und dem Saxophonisten George Pavel lassen dieses Netzwerktreffen von „I do Essen“ zu einem stimmungsvollen Event werden, bei dem alle Beteiligten ein gutes Gefühl haben, weil Angenehmes mit sinnvollem Inhalt kombiniert wurde. Danke an Birke und Lisa, dass ihr nicht aufgegeben habt. Weiter so!
Auch in Deutschland gibt es Start-ups mit Zukunftschancen, auch in NRW und bei uns im Ruhrgebiet. Ich bin gespannt, was die heimischen Innovationskräfte dem Silicon Valley entgegenzusetzen haben und mache mich auf den Weg nach Bochum.
Absichtlich zu früh komme ich in den Räumlichkeiten des ZESS – Zentrum für Engineering Smarter Produkt Service-Systeme – an und beobachte das Treiben der
Start-ups, die ihre Demo-Stände aufbauen. Unterschiedlichste Apparaturen, Anschauungsobjekte und Visualisierungen der Unternehmensideen für eine moderne und nachhaltige Zukunft finden ihren Platz, um Investoren, Förderer und die Jury zu begeistern. Oliver Matyschik, der Programm-Manager von High-tech.NRW, empfängt mich und stellt mir vor dem Publikumsandrang die ersten Start-up-Unternehmer*innen persönlich vor. Besonders interessieren mich natürlich die Start-ups aus dem Ruhrgebiet.
snap Discovery aus Bochum arbeitet an einem Brain-Computer-Interface, das die Gaming-Industrie revolutionieren und in Zukunft weitere Bereiche des täglichen Lebens vereinfachen wird. Ich bin Zeuge, wie eine Probandin mit einer verkabelten Haube – nur über ihre Gedanken – Spielfiguren steuert und Aktionen durchführt. Unfassbar, es funktioniert! Dr.-Ing. Corinna Weber fasst für mich zusammen: „Dieses innovative System verbindet fortschrittliche Neurotechnologie mit künstlicher Intelligenz, um eine direkte Schnittstelle zwischen dem Menschen und der Maschine zu schaffen.“ Keine Science-Fiction, sondern hier und jetzt Realität. Dabei betont sie, dass die Nutzbarkeit der künstlichen Intelligenz die Entwicklung beschleunigen wird.
Ein völlig anderes Thema lasse ich mir von dem Start-up MechSyn aus Mülheim/Ruhr, einem Spin-off des Max-Planck-Instituts, präsentieren. Neue Hochleistungswerkstoffe mit einer neuen Fertigungstechnik über mechanochemische Synthese werden entwickelt. Mitgründerin Dr. Agbaba fasst zusammen: „Nachhaltige Hochleistungswerkstoffe mithilfe spezieller rotierender Kugelmühlen setzen chemische Reaktionen allein durch mechanische Kräfte in Gang. Revolutionär dabei ist, dass die neuen Werkstoffe ohne Lösungsmittel, ohne hohe Temperaturen oder hohem Druck entstehen. Dabei wird Energie gespart und neue Materialien mit verbesserten Eigenschaften, wie größerer Oberfläche, höherer Stabilität und längerer Lebensdauer, werden erzeugt. Diese Lösung erhöht die Effizienz in der Fertigungstechnik enorm.
Gebannt von diesen bahnbrechenden Ideen nehme ich wahr, dass die Veranstaltung schon in vollem Gange ist und Investoren, Presse und Vertreter von Konzernen und Politik eintreffen. Paul Höller, der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie von NRW startet einen Rundgang und macht konsequent bei jedem Stand halt. Dabei lässt er sich die Innovationen der Start-ups im Detail erläutern und ist sichtlich beeindruckt. Beim offiziellen Teil werden die Pitches aller Start-ups vor der Expertenjury, die sich aus Fachleuten der Industrie, Wissenschaft und Investoren zusammensetzt, von den Gründer*innen vorgetragen. Es fällt der Jury nicht leicht, aus den starken Vorträgen drei Gewinner auszuwählen. Schließlich ist es soweit und die Preise werden von Frau Dr. Kirsten Bender, Leiterin des Referats Innovation & Märkte im NRW-Wirtschaftsministerium, verliehen.
Platz 1 geht nach Aachen. Power2Polymers entwickelt innovative, patentierte Technologien für leistungsstarke und nachhaltige Polymere in Spezialanwendungen, wie Schmier-, Kleb- und Dichtstoffe. Diese Produkte reduzieren den CO2-Fußabdruck um 40 Prozent und bedienen laut den Ausführungen der Gründer*innen einen weltweiten Markt mit einem Volumen von über 340 Mrd. US-Dollar.
Platz 2 geht nach Mönchengladbach zu Octo Germany. Das start-up produziert recycelbare und hydrophobe Textilien für die Industrie. Die Firma wird unterstützt von Bryck, einem der namhaften Start-up-Förderunternehmen aus Essen.
Platz 3 geht nach Paderborn: Assemblean bietet eine Plattform für Supply-Chain-Management in der Lohnfertigung mit „Platform-as-a-Service“ (PaaS) an. Inklusive sind Produktentwicklung, Beschaffung, Fertigung, Montage, Qualitätskontrolle und Logistik. Mit einem kostenlosen SCM-Tool optimiert es die Planung, Produktion und Verwaltung von Lieferketten für Unternehmen, die sich mithilfe von Assemblean mehr auf die Kernaufgabe des Unternehmenszweckes widmen können.
Der Jubel der Gewinner*innen ist natürlich groß, denn mit dieser Auszeichnung verbessern sich die Chancen ihrer Start-ups auf dem Markt und weitere Investoren werden angezogen. Die Veranstaltung wird durch die Paneldiskussion zum Thema „De-Risking Deep-Tech“ abgerundet. Der Fokus liegt auf der Halbleitertechnologie. Hochkarätige Vertreter aus Industrie und Wissenschaft – darunter Daniel Krüger (Gemesys) und Prof. Stefanie Bröring (RUB) – diskutieren, wie wichtig starke Verbindungen zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen sind, insbesondere in der Halbleiterbranche. Die Quintessenz: „Ohne Kooperationen und Netzwerkeffekte bleibt das Potenzial ungenutzt.“
Der fünfte High-Tech.NRW Demo Day in Bochum hat eindrucksvoll bewiesen, dass die Start-ups unserer Region realistische Chancen haben, neue Lösungen „made in germany“ für die herausfordernde Zukunft weltweit selbstbewusst anzubieten.
Mittlerweile hat das Rü Oktoberfest einen festen Platz im Kalender der Menschen, die, auch von weit über das Ruhrgebiet hinaus, anreisen. Das 10-jährige Jubiläum wird gefeiert. Ich bin am Eröffnungstag dabei und wie immer erstaunt, wie automatisch man sofort von der Atmosphäre des bayerischen Festes eingenommen wird, auch wenn man sich nicht gerade in München befindet. Man tritt ein und könnte, wenn man es nicht besser wüsste, nicht unterscheiden, ob man nun gerade in München oder im Ruhrpott ist. Einzig der fehlende bayerische Dialekt macht einen verzichtbaren Unterschied. Nahezu alle Gäste sind in Trachtenmoden unterwegs und genießen die von Anfang an gelöste Stimmung. Fesche Madln in Dirndlkleidern und stramme Buam in Lederhosen freuen sich auf den Abend mit typischem Essen auf Brotzeitbrettl und Bier vom Fass.
Da lässt es sich der Oberbürgermeister der Stadt Essen Thomas Kufen nicht nehmen, die mehrwöchige Festzeit mit dem Anstechen des Bierfasses auf der Showbühne unter großem Applaus zu eröffnen. Wie immer findet Thomas Kufen die richtigen Worte für seine Zuhörer, die seine Bürgernähe immer wieder zu schätzen wissen. So feiert er mit seinem Ehemann David Lüngen (Stadtdirektor Mülheim an der Ruhr) noch lange mit der Menge zu der Musik von DJ Fishi, der die Partymenge von über 3.000 Gästen bei Laune zu halten weiß und – wie auch in den Vorjahren – zum Tanzen auf den Tischen bewegt. So interessant ein Ausflug auf die Wiesn nach München auch ist, so freue ich mich ebenso, nicht hunderte Kilometer zu reisen, teure Unterkünfte buchen zu müssen und das traditionelle Oktoberfest trotzdem mit herzlichen Menschen aus dem Ruhrpott und Umgebung feiern zu können. Auch die Münchner müssen eingestehen: Die Wiesn sind riesig, aber den Abend verbringt
Schon oft war ich auf verschiedensten Veranstaltungen im Essener Colosseum, aber noch nie habe ich dort einen Boxkampf gesehen und bin gespannt, wie ein solches Event in dieser traditionsreichen Stätte umgesetzt wird. Über 600 Zuschauer kommen, um den EM-Titelkampf um den WBA-EM-Gürtel zwischen Tim Vößing (27) und Erdogan Kadrija (38), – genannt Big Edi – im Cruisergewicht zu sehen. Der Ring ist zentral aufgebaut und bietet von überall eine gute Sicht. Noch besser aber von der Empore, die durch ihren stufenartigen Aufbau ideale „Draufsicht“ bietet. Hier begrüßt Olaf Vößing, Vater des Titelanwärters, viele persönlich geladene Gäste, die ihm heute gleichzeitig zum Geburtstag gratulieren dürfen. In der darüberliegenden Lounge treffe ich auf den legendären Sven Ottke, der 1998 den WM-Titel des IBF-Verbandes und 2003 auch den WM-Titel des WBA gewann. Auch er ist begeistert von der Atmosphäre im Colosseum und heiß darauf, den Kampf von Tim zu sehen. Während der Vorkämpfe muss ich kurz ums Eck und treffe Tim, noch im Trainingsanzug, kurz vor seiner Aufwärmphase. Zu meiner Verwunderung wirkt er recht entspannt und lässt sich gut gelaunt sogar auf ein Pläuschchen mit mir ein. Er ist zuversichtlich und hochmotiviert, den Kampf zu bestreiten.
Endlich ist es soweit. Tims Gegner Big Edi betritt zuerst den Ring. Er wirkt sehr konzentriert, ernst und entschlossen. Als Tim einläuft, wird er von seiner Fanbase gebührend euphorisch empfangen. Sichtlich genießt er den Weg zum Ring durch die noble Atmosphäre des Colosseums. Boxer, Richter, Trainer und die Nummerngirls als Fahnenträgerinnen bieten einen Anblick à la „Madison Square Garden“. Zur deutschen Nationalhymne stehen dann auch die letzten Zuschauer auf. Jetzt geht es los.
Von Anfang an machen beide Kämpfer ordentlich Druck und ich frage mich, ob sie diese hohe Pace die angesetzten 10 Runden durchhalten können. Ein harter und ausgeglichener Kampf. Beide müssen Treffer einstecken. Tim ist immer im Vorwärtsgang, startet unablässig neue Attacken – stetig angefeuert von seinen Fans – und versucht, die gute Deckung von Big Edi zu knacken. Bei dessen Kontern beweist Tim seine Nehmerqualitäten. Runden 3, 4 und 5 vergehen. Edis Gegenangriffe werden seltener, bleiben aber oft hart. Wer zu diesem Zeitpunkt bei den Richtern auf der Punkteliste vorne liegt, kann man nur schwer beurteilen. Allerdingst ist Tim konditionell deutlich im Vorteil, verliert nicht an Schnelligkeit und ist der Aktivere, während Edi sichtlich erschöpfter wirkt. Ende der Runde 6, nach einer Kopf-Körperkombination von Tim geht Edi angeschlagen in die Knie und lässt sich anzählen, um Atem zu schöpfen. Tim reißt schon die Arme hoch und das Publikum tobt. Zu früh? Es sind keine 20 Sekunden bis zum Ende der Runde. Big Edi versucht, sich Tim vom Leib zu halten und kann sich doch noch angeschlagen in die Pause retten. Dann plötzlich wirft Edis Team überraschend das Handtuch. Offensichtlich ist er konditionell so am Ende, dass sein Trainer die Gesundheit seines Zöglings nicht riskieren will. Das war wohl die richtige Entscheidung, zumal Edi beim anschließenden Interview erwähnt, dass seine Schulter angeschlagen und nicht mehr voll einsatzfähig ist.
Die Freude auf Tims Seite, seiner Fans, Freunde und seinem Vater, der als Geburtstagsgeschenk die Europameisterschaft seines Sohnes miterleben darf, ist überwältigend. Rührende Szenen spielen sich ab. Dann greift Tim zum Mikro. Neben den anerkennenden Worten für seinen harten Gegner, seinem ausgiebigen Dank an sein Team und einem herzlichen Geburtstagsgruß an seinen Vater, kommt es für alle Anwesenden zu einer unglaublichen Überraschung. Tim verkündet das Ende seiner Profikarriere. Der Saal wird still und horcht, warum Tim, der sich in Hochform gezeigt hat, jetzt abtritt. „Es sei so, dass man abtreten soll, wenn es am schönsten ist. Da er aber weiß, dass es eine Zeit nach der Profikarriere im Boxen gibt, kann er seine Konzentration nicht ausschließlich auf den Boxsport begrenzen, sondern widmet diese nun seiner Promotion als Elektrotechniker. Was man dort einbringt, wo man zu den Besten gehören möchte, verlangt ungeteilte Aufmerksamkeit“, so Tim. Und weiter: „Nach diesem Erfolg als Boxer, was nicht schöner sein könnte, ist jetzt der Zeitpunkt, um sich auf andere Dinge in der Zukunft zu konzentrieren.“ Hut ab, wer den Absprung in diesem Moment mit Weitblick vollzieht. Schade für seine Fans, aber eine nachvollziehbare Entscheidung, die Respekt verdient. Tim nimmt sich lange Zeit, um Autogramme zu geben und Selfies mit seinen Fans zu machen.
Doch das Programm ist damit keineswegs vorbei, sondern sieht noch die Bekanntgabe des Gewinners für ein Kunstobjekt vom Künstler Sharyar Ashdari vor, deren Einnahmen einem guten Zweck zugeführt werden.
Die gelöste Stimmung wird bis spät in den Abend unter der Begleitung der DJane Giulia Siegel genossen. Tim und Vater Olaf feiern mit ihren Gästen den Titelgewinn und Geburtstag in einem. Mehr geht nicht.
Mein alter Schulfreund, Malte Hansen, lädt mich ein, um das 10. Jubiläum der Ruhrpotthelden und die Verleihung der Helden-Awards mitzuerleben. Im dichten Berufsverkehr schlängeln wir uns quer durchs Ruhrgebiet zum Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen. Ex-Fußballprofi Andy Anderbrügge, 1997 UEFA-Pokalsieger mit Schalke 04, und seine Frau Katrin organisieren mit ihrem Team zum 10. Mal das Heldenfest. Die Ruhrpotthelden, gegründet 2014, begannen als einmaliges Benefizprojekt und sind heute eine feste Charity-Bewegung und ein Business Club mit über 50 engagierten Unternehmern.
Die Gemeinschaft aus Ex-Fußballern, Moderatoren, Schauspielern, Künstlern und Unternehmern verbindet ihre Vision, durch soziales Engagement aktiv Menschen in Not zu helfen – im Ruhrgebiet, NRW und deutschlandweit. Handverlesene Gäste sammeln sich beim Empfang und verteilen sich peu à peu an den runden Gala-Tischen. Durch den Abend führt der bekannte Sport TV-Moderator Matthias Killing. Nach einleitenden Worten kommt Andy Anderbrügge auf die Bühne und begrüßt die Gäste, unter denen sich viele erfolgreiche Sportler*innen und bekannte Persönlichkeiten aus Funk und Fernsehen befinden, die mit Spannung auf die Bekanntgabe der Gewinner der begehrten Auszeichnung warten. Andy Anderbrügge schaut die letzten zehn Jahre zurück, um das 10. Jubiläum einzuläuten und dabei seinen Dank auch an seine Unterstützer*innen auszusprechen. Er ist dabei so gerührt, dass seine Stimme etwas stockt und alle Gäste hautnah fühlen, welchen Stellenwert in seinem Leben die Initiative eingenommen hat und wieviel Herzblut er, seine Frau Katrin und das gesamte Team in die erfolgreiche Veranstaltungsreihe gesteckt haben. Dieser emotionale Auftakt ist der Startpunkt für die Helden-Award-Verleihungen.
Die Gewinner: RTL-Moderator Wolfram Kons wird für seine Arbeit mit der „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e. V.“ geehrt. Der Fußballer des Freiburger SC, Matthias Ginter, der u. a. in 2014 mit dem DFB-Team die WM gewann, und seine Frau Christina erhalten für ihre Stiftungsarbeit, die ebenfalls benachteiligten Kindern hilft und dabei mit vielen Kooperationen weiterer Organisationen deren Zukunftschancen verbessert, den nächsten Helden-Award.
DFB-Nationalspielerin Marina Hegering bekommt ihren Award für ihr Engagement für den Frauenfußball in Deutschland. Nach dem Gewinn der U-20-Weltmeisterschaft von 2010 zog sich Marina in 2011 eine Fersenverletzung zu, die sie quasi sechs Jahre aus dem Profisport rauskegelte. Wieder als Profi top fit zurückzukommen, hat sie ihrem enormen Durchhaltevermögen zu verdanken. Mit dem FC Bayern holte sie u. a. die Deutsche Meisterschaft 2021 und Bronze 2024 bei den Olympischen Spielen für Deutschland.
Mit Tränen in den Augen begleiten die Blicke ihrer Eltern sie auf die Bühne, wo sie unter großem Applaus den Helden-Award entgegennimmt. Herzerwärmende Grüße per Video kommen von ihren Fußballkolleginnen, u. a. auch Alexandra Popp, der man ihren Worten entnehmen kann, wie eng verbunden sich die beiden fühlen und welch großer Respekt für Marinas’ Verdienste um den Frauenfußball in Deutschland vorhanden ist. Der nächste Helden-Award geht an den Para-Athleten, Sportwissenschaftler und Speaker Johannes Grasser. Der Tetraspastiker hat trotz seiner Behinderung Herausforderungen gemeistert, die für viele gesunde Menschen unvorstellbar sind. Ein Höhepunkt war die Besteigung des Zuckerhutes in Rio de Janeiro. Er nimmt den Helden-Award für sein Engagement und seine inspirierenden Leistungen entgegen. Diese sind so atemberaubend und vielfältig, dass man ein Buch darüber schreiben könnte.
Aber auch diese Arbeit hat er schon erledigt. In seinem autobiografischen Buch „Mich bremst niemand aus“ schildert er, wie er trotz seiner Behinderung zahlreiche Sportarten ausübt und ein aktives Leben führt. Das Publikum lauscht den Dankesworten eines Mannes, der wahrlich stolz auf sich sein kann und der mit seinen Leistungen Vorbild für viele Menschen ist. Egal ob behindert, oder nicht.
Jetzt wird das Publikum einbezogen, indem Werner Hansch, der 35 Jahre lang einer der bekanntesten Sportmoderatoren Deutschlands war, mit einem Auktionshammer ausrüstet wird und die Versteigerung startet. Mit viel Leidenschaft pusht er die Gäste, um die Bietersummen für die – von vielen promintenten Sportlern zur Verfügung gestellten Auktionsgegenstände – zu erhöhen. Alles mit dem Ziel, dass die Ergebnisse der guten Zwecke der Charity-Community der Ruhrpotthelden dafür eingesetzt werden, benachteiligten Kindern und Jugendlichen finanzielle Mittel zukommen zu lassen.
Das Programm war reichhaltig und klang ausgelassen bei bestem Food und Musik aus. Schön, dass Helden des Ruhrpotts gefeiert werden und Gutes dabei tun. Ich drücke fest die Daumen, dass es auch ein 20. Jubiläum geben wird.
Ein Abend, der in Erinnerung bleibt. Die zweite Prunksitzung der Prinzen-Garde Köln 1906 verspricht bereits im Vorfeld ein Spektakel – und sie hält ihr Versprechen mit Bravour. Als ich auf Einladung von Franjo Gausepohl im traditionsreichen Gürzenich eintreffe, ist die Atmosphäre bereits elektrisierend.
Elegant gekleidete Gäste flanieren durch das imposante Foyer, lassen sich auf dem roten Teppich fotografieren und stoßen mit einem ersten Glas Sekt auf das bevorstehende Fest an. Kein Verkleidungszwang, sondern stilvolle Abendgarderobe – eine Erleichterung für mich als Karnevalsneuling.
Der große Festsaal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Kein Wunder, denn die Liste der Ehrengäste liest sich beeindruckend: Landesministerin Ina Scharrenbach, Fußball-Legende Günter Netzer und Landesregierungssprecher Christian Wiermer sind nur einige der prominenten Gäste, die sich dieses Event nicht entgehen lassen. Punkt 19 Uhr setzt der große Einmarsch der Prinzen-Garde den ersten Glanzpunkt. In perfekter Formation marschieren die Gardisten mit Trommlern, Trompetern, den Wahrzeichenhaltern und den auf den Schultern getragenen Funkenmariechen durch den Saal. Ein nicht enden wollender Strom an Uniformen, Musik und Emotionen – und als krönender Abschluss verteilen die Rosenkavaliere hunderte von Blumen in die begeisterte Menge.
Die Stimmung ist auf Anhieb auf dem Siedepunkt – und sie bleibt dort. Den ersten musikalischen Höhepunkt setzen die „PG Pänz“, die jüngsten Mitglieder der Garde, mit einer herzerwärmenden Tanzeinlage. Es ist spürbar, mit welcher Leidenschaft hier Brauchtum weitergegeben wird.
Es folgt eine Reihe hochkarätiger Redner: Martin Schopps bringt mit pointierten Anekdoten das Publikum zum Lachen, bevor Bernd Stelter mit seiner musikalischen Politsatire das aktuelle Zeitgeschehen auf charmante Weise auseinandernimmt. Auch Volker Weiniger in seiner Rolle als Sitzungspräsident sorgt für humorvolle Höhepunkte. Doch es ist nicht nur das Wort, das den Saal beben lässt – die Musik übernimmt. Die Klüngelköpp reißen die Gäste als musikalische Eisbrecher von den Sitzen, Cat Ballou und später die Höhner setzen dem Ganzen die Krone auf. Spätestens jetzt ist niemand mehr auf seinem Platz, die Menge drängt zur Bühne, tanzt, singt, feiert. Es ist eng, es ist laut – aber es ist ausgelassen, herzlich, kölsch.
Auch die Tradition kommt nicht zu kurz. Das große Korps der Ehrengarde, die Tanzgruppe Kammerkätzchen & Kammerdiener mit akrobatischen Höchstleistungen – sie alle sorgen für Gänsehautmomente. Und natürlich darf das Kölner Dreigestirn nicht fehlen. Mit Charme und Witz beschwören sie einmal mehr bunte Toleranz und bringen damit das, was Karneval ausmacht, auf den Punkt. Als Norbert Conrads zum festlichen Finale ansetzt, wird mir bewusst, wie schnell die Stunden vergangen sind. Ein Abend voller Glanz, ausgelassener Freude und tief verwurzelter Tradition neigt sich dem Ende zu. Nun verstehe ich das Jeckentum viel besser und hoffe auf eine Wiederholung im kommenden Jahr.
Prof. Dr. Jochen Werner (Chef Uniklinik Essen), Heike Werner von Niessen (Schauspielerin), Birke Benzke (Gründerin I do Essen), Lisa Prokasky (Gründerin I do Essen), Daniel Boden, Peter Renzel (Stadtdirektor Essen) und Herbert Stauber (Leiter SOS-Kinderdorf Essen/Düsseldorf)