Nach meinen Testfahrten mit der Alpine A110 S bin ich im Gespräch mit der motorsportbegeisterten Dany Michalsky, ehemaliges Topmodell und heute Moderatorin
Drei Jahre ist es her, dass ich sie mir eine in Blau, der damaligen Rennwagenfarbe, zugelegt habe. Was ich nicht in dem Maße gedacht hätte, ist die sehr hohe Sympathie, die der Alpine entgegengebracht wird. Trotz vieler schöner Autos, die ich schon fahren durfte, habe ich noch nie so viele Daumen hoch an Ampeln oder auf Autobahnen während der Fahrt erlebt, bei dem mir so mancher V8-Fahrer anerkennend gestikulierte. An Tankstellen werde ich angesprochen, weil man sie wiederkennt, oder einfach durch ihr zeitlos schönes Design die Neugier erweckt. Mit ihr erhält man keine CO2-Schleuder oder Protzer-Vorwürfe, sondern Zustimmung für die Augenweide und ihren Eigenschaften. Sie schaut anders als die Mehrzahl der heutigen sportlichen Fahrzeuge aus. Nicht grimmig und aggressiv, sondern freundlich und gewieft. Natürlich hat die Alpine ihren stolzen Preis, der aber gerechtfertigt ist. Auch, weil je nach Modell der Wertverlust gering ist oder gar ein Wertzuwachs zu verzeichnen ist. Klare Empfehlung: Kaufen und, wenn möglich, nie wieder abgeben.
Drei Jahre, nachdem ich die Alpine erworben habe, fahre ich zur BOB Automotive Group nach Düsseldorf und möchte wissen, wie sich der aktuelle Jahrgang – außer den +8 PS und +20 Nm – fährt. Auf dem Hinweg muss ich bei strömendem Regen bei 120 km/h wegen Aquaplaning vom Gas gehen. Ich hoffe, dass ich das neuere Modell auf trockenen Straßen testen kann. Die Alpine A110 S mit Aerodynamikpaket wird mir in – für mich ungewohntem – Weiß mit schwarzen Rallyestreifen, sowie dezentem Heckspoiler übergeben. Ich denke: „Jep, das steht ihr auch gut und unterstreicht den sportlichen Charakter.“ Der Innenraum ist puristisch und sportlich. Die Recaro Sportsitze mit gutem Seitenhalt sind Serie. Die Armaturen sind aufgeräumt und gut angeordnet. Wie bei vielen anderen Eigenschaften der Alpine gilt auch hier: „weniger ist mehr“.
Beim Starten des Motors fühle ich den kernigen Klang vom 1,8-Liter-4-Zylinder-Mittelmotor mit Turboaufladung, der 300 PS Leistung bringt, direkt hinter meinem Rücken. In Kombination mit den ca. 1.100 kg kommt die Alpine mit sportlichen Messdaten daher. Das Leistungsgewicht liegt bei 3,7 kg pro PS. Ein top Wert, der in 4,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt. Genug der blanken Daten, los geht’s. Sofort fällt mir auf, dass das wohlklingende „Blubbern“ beim Herunterschalten und der Gaswegnahme ein Stückchen lauter geworden ist. Es regnet immer noch. Auf der Autobahn merke ich, dass der Aquaplaning-Effekt hier erst bei ca. 140 km/h einsetzt. Schönen Gruß also vom Aerodynamik-Paket.
Am nächsten Morgen ist es fast trocken und ich mache mich auf, juhu, Richtung Landstraßen. Merke ich die 8 PS und 20 Nm mehr? Erstmal auf die Landstraße. Hier kann die Alpine ihre Leichtbauweise voll ausspielen. Eine nahe am Ideal vorhandene Gewichtsverteilung (vorne 44 %, hinten 56 %) und durch die Lage eines Mittelmotors in Kombination mit dem sportlich abgestimmten Fahrwerk, ermöglichen top Kurvengeschwindigkeiten. Als ich endlich die Beschleunigung testen kann, stelle ich fest: „ja, den Leistungsunterschied merkt man.“ Der Turbolader zischt und schiebt das Sportgefährt ordentlich voran. Ich bekomme ein Grinsen hinterm Steuer. Das verbreitert sich nochmal, als ich nach dem Anbremsen und Herunterschalten vor einer noch nicht ganz trockenen 90-Grad-Kurve am Scheitelpunkt wieder Druck auf das Gas gebe, um das Heck kontrolliert ausbrechen zu lassen. Ah, ist das schööön. Das geht im Rennmodus ohne Assistenzsysteme. Mit der Schaltwippe in den 3. Gang und wieder auf’s Gas, und ich beschleunige ohne Traktionsverlust weiter auf der Geraden.
Die Alpine mit Heckantrieb und Mittelmotor mit Turboantrieb sollte nur mit ausreichender Erfahrung und einem vorhandenen „Popometer“ im Racing-Modus gefahren werden. Wenn der Turbodruck kommt, kann die Alpine schnell divenhaft ausbrechen. Bitte zum Kennenlernen auf die Sporteinstellung zurückgreifen, bei der die Assistenzsysteme aktiv sind. Diese Einstellung kann auch im Automatikmodus gefahren werden, damit man sich anfangs nicht auf die Schaltpunkte konzentrieren muss. Im Normalmodus und Automatik ist die Alpine auch wunderbar in der Stadt zu fahren. Einparken mit entsprechender Einparkhilfe und den sehr überschaubaren Abmessungen funktioniert problemlos.
In langgezogenen Kurven spüre ich das Mehr an Anpressdruck durch das Aerodynamik-Paket, was die mögliche Kurvengeschwindigkeit erhöht. Nun weiter auf die Autobahn, um den Effekt bei höheren Geschwindigkeiten zu testen. Die Fahrt bis zum Zielgebiet ruft nach einem V-max-Test. Bis 240 km/h drückt die Alpine ohne Unterlass nach vorne, dann eine langgezogene Rechtskurve, durch die ich ohne langsamer werden zu müssen, mit ihr ziehen kann. Auf der anschließenden Geraden muss ich bei 260 km/h ordentlich in die Eisen treten, da ein Pkw nach links zieht. In Kombination des geringen Gewichts mit den top Brembo-Bremsen bin ich schnell wieder runter auf 140 km/h. Die 275 km/h konnte ich nicht ganz testen, bin aber sicher, dass die V-max möglich gewesen wäre. Ich mache mich auf den Rückweg, denn ich bin noch auf einen Kaffee mit einer Bekannten, Dany Michalski, einer der wenigen Damen, die motorsportinteressiert sind, verabredet. Ich stelle das Renngefährt in White and Black mitten auf den Hof.
„Ah, hallo, neues Auto? Was ist das denn für eine Marke?“ Ich kläre Dany auf und berichte von dem, was in diesem Bericht – inklusive der Historie – zu lesen ist. Wir tauschen die technischen Details aus und die Alpine erntet dabei anerkennende Kommentare. Als ich Dany Fotos meiner blauen Alpine zeige, sagt Dany wie erwartet: „Die sieht ja noch schöner aus.“ Meine Antwort: „Danke, sehe ich auch so. Ich vermisse sie und werde sie morgen wieder abholen.“ Als ehemaliger Autohändler baut man eigentlich keine Beziehung zu seinen Autos auf, aber meine Alpine hat es geschafft …