Mustafa Mostafa, gebürtiger Essener und Sohn libanesischer Einwanderer, betreibt in Altenessen sein Haarstudio Sara. Der sehr zurückhaltende Friseur ist zu einem Star seiner Branche geworden, da er für internationale Fußballstars das Haar-Styling übernimmt und mittlerweile auch das des DFB-Teams anvertraut bekommt. Wie es dazu gekommen ist und warum er trotz seines großen Erfolges keine Starallüren hat, finde ich im exklusiven Interview mit Musti heraus.
Du hast zugunsten eines Projektes von „I do Essen“ für Lebensmittelpakete für Flüchtlinge ein Trikot der DFB-Elf mit Autogrammen aller Spieler für die Versteigerung zur Verfügung gestellt. Wie bist du auf diese tolle Initiative aufmerksam geworden?
„I do Essen“ habe ich über den Kontakt von Issam Said, meinem Trainer, der jetzt Präsident des VfB Frohnhausen ist, zu Birke Benzke, der Geschäftsführerin von „I do Essen“ während der Corona-Zeit kennengelernt. Sie hat mir damals von einem Projekt in Afrika zur Förderung von Schule und Bildung berichtet, das mich sofort begeistert hat. Also habe ich das Projekt übernommen und es über meine Social-Media-Kanäle unterstützt. Es war eine spannende Gelegenheit, was Neues auszuprobieren und gleichzeitig etwas Gutes zu tun.
Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft mit Unterschriften aller Spieler der letzten EM zu versteigern?
Als ich gehört habe, dass Birke Benzke und Lisa Pokalski ihr erstes Netzwerktreffen nach der harten Corona-Zeit organisieren, war für mich klar, dass ich helfen wollte, die Veranstaltung zu einem Erfolg zu machen. Es freut mich sehr, dass ich durch meinen Erfolg die Gelegenheit habe, so Vielen etwas zurückgeben. Das Trikot war eine gute Gelegenheit, diesem Gedanken auch Taten folgen zu lassen.
Fangen wir vorne an: Warum bist du Friseur geworden?
Mein Bruder hatte seit 2002 den Friseursalon, in dem ich oft ausgeholfen habe und in dem ich während der Schulzeit auch ein Praktikum absolviert habe. Ich habe viel gelernt und gemerkt, dass mir das Friseur-Handwerk sehr viel Freude bereitet. Zwei Jahre nach meiner Ausbildung hat mein Bruder den Laden mit den Worten „jetzt hast Du genug gelernt und kannst den Salon ohne meine Hilfe betreiben“ übergeben. Das war 2013, also vor über zehn Jahren. Seitdem leite ich das Haarstudio und entwickle es ständig weiter.
Wie bist du zur Fußballszene gekommen?
Ich bin ein großer Fußballfan und hatte als Amateurfußballer immer einen engen Bezug dazu. Es fing mit Spielern von RWEssen, Schalke und BVB an. Einer der Spieler hat mich weiterempfohlen und so wurde ich Friseur für viele Fußballer. Sowas verselbstständigt sich und so wurde immer mehr gebucht.
Gute Friseure gibt es viele. Aber was macht dich so erfolgreich?
Neben dem handwerklichen Geschick, was man einfach beherrschen muss, um eine gute Performance abliefern zu können, müssen auch die menschlichen Eigenschaften, wie Leidenschaft, Zuverlässigkeit, Freundlichkeit und Vertraulichkeit überzeugen. Wenn man sich nicht verstellt und authentisch bleibt, werden aus Kunden Freunde. Unterm Strich braucht man also Professionalität und Leidenschaft, die mit Authentizität und Diskretion gepaart werden.
Wann hast du das erste Mal die DFB-Mannschaft begleitet?
Mein erster Einsatz war beim Confed Cup 2017 in Russland, was aber nichts damit zu tun hatte, dass mich der DFB beauftragt hätte, sondern meine Spieler-Kunden, die mich privat gebucht haben. Es war eine unglaubliche Erfahrung, so nah bei der Mannschaft zu sein und hat mir natürlich einen zusätzlichen Motivationsschub verliehen.
Wie managest du den Friseursalon trotz der vielen neuen Verpflichtungen?
Es ist eine Frage der Organisation. Ich habe ein gutes Team, das den Salon führt, wenn ich unterwegs bin. Ich vertraue meinen Mitarbeitern und sie vertrauen mir. Ich liebe es aber immer wieder, in mei-nen Salon zurückzukehren und meinen Kunden ein top Haarstyling zu verpassen, egal ob prominent, oder nicht.
Hast du Pläne, weitere Salons zu eröffnen?
Momentan nicht. Ich konzentriere mich lieber auf den bestehenden Salon und darauf, meinen Kunden die bestmögliche Erfahrung zu bieten. Was ich mir vorstellen könnte, ist, einen mobilen Friseursalon „on the road“ anzubieten, damit ich zu meinen Kunden fahren kann, wann und wo immer sie mich brauchen.
Ich habe deine Preise gesehen und frage mich, warum sie so moderat sind?
Ich habe seit vier Jahren meine Preise nicht erhöht. Ich werde sie bald erhöhen müssen. Nicht aber, weil ich prominente Kunden habe, sondern weil sich einfach die Kosten für die Betreibung des Salons erhöht haben. Mir ist es wichtig, bodenständig zu bleiben und allen Kunden meine Arbeit zu fairen Preisen anzubieten.
Meine Einstellung zur Basis, die mir meine Entwicklung ermöglicht hat, werde ich nie vergessen und bleibe ihr treu. Das ist Ehrensache.
Du bist mittlerweile selbst ein Promi. Wirst du erkannt und nach Autogrammen gefragt?
Klar, ich werde erkannt. Aber heutzutage ist ein Selfie gefragter als eine Unterschrift. Das mache ich immer gerne, weil ich mich freue, wenn ich Menschen eine Freude machen kann.
Was sind deine Hobbys?
Fußball spielen und Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen. Das gibt mir den Ausgleich, den ich brauche.
Wo wir schonmal zusammensitzen, gibt es ein Thema, das dir besonders wichtig ist?
Integration ist mir sehr wichtig. Jeder Mensch sollte die gleichen Chancen haben. Durch meine Arbeit und meine Projekte versuche ich ein Zeichen zu setzen und anderen zu zeigen, dass Integration funktionieren kann.
Danke Musti, das ist ein top Abschluss. Du bist der beste Beweis für eine gelungene Integration. Wir können stolz sein, dass du ein Teil unserer Gesellschaft bist und die Offenheit der Menschen im Ruhrpott beherzt angenommen hast. Mit deinem Erfolg, deiner Persönlichkeit und deinem Engagement für gemeinnützige Zwecke bist du ein großes Vorbild für viele Menschen. Bleib so wie du bist.