Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich für das Top Magazin die schönsten Orte auf der Welt bereisen darf. Auch in der Dominikanischen Republik war ich schon häufig zu Gast. In diesem Februar entfloh ich dem deutschen Winter allerdings nicht (nur), um Sonne, Strand und Meer in der Karibik zu genießen oder den spektakulären dominikanischen Karneval zu erleben. Ich durfte hinter die Kulissen eines der bedeutendsten Aspekte der dominikanischen Kultur blicken: Zigarren. Begleiten Sie mich auf den Spuren einer Tradition, die für überzeugte Nichtraucher ebenso faszinierend ist wie für begeisterte Zigarren-Aficionados.
In meinem Freundeskreis gibt es zahlreiche Zigarrenliebhaber. Ich gehöre nicht dazu. Rauchen war noch nie mein Ding. Daraus machte ich auch kein Geheimnis, als mich die Einladung von Arnold André in die Dominikanische Republik erreichte. Die Reise mit Deutschlands größtem Zigarrenhersteller sollte nach Santiago de los Caballeros gehen, wo das Unternehmen 2011 begann, eine der modernsten Zigarren-Manufakturen aufzubauen – zunächst nur für die Herstellung von Deckblattzuschnitten, die sogenannte Bobinierung. Seit 2015 werden neben der Bobinen-Produktion hier auch die für viele besten Zigarren der Welt in liebevoller Handarbeit gerollt. Was ich bei meinem Besuch hautnah erleben durfte, war mehr als die Herstellung hochwertiger Tabakwaren, ich tauchte mit allen Sinnen ein in eine Kultur und eine Tradition, die mit der Dominikanischen Republik so untrennbar verbunden ist wie das karibische Traumwetter.
Santiago de los Caballeros liegt im Inland, idyllisch eingebettet im pittoresken Cibao-Tal und doch nur etwa 90 Minuten mit dem Auto vom Touristenzentrum Puerto Plata entfernt. Nicht nur die kurze Distanz macht einen Ausflug zur idealen Ergänzung zu einem Erholungsurlaub in einem der zahlreichen Ferienresorts an der Küste. Auch mit einer Kreuzfahrt lässt sich ein Besuch im Landesinneren perfekt kombinieren. Vom Kreuzfahrthafen Puerto Plata – übrigens älteste Stadt – starten fast jeden Tag Schiffe ins karibische Meer.
Die Innenstadt von Santiago de los Caballeros ist geprägt von Gebäuden im typischen Kolonialstil. Aber auch der karibische Einfluss ist deutlich spürbar. Farbenfrohe Häuser und bunte Streetart sind im Stadtbild allgegenwärtig. Der ideale Ausgangspunkt für meine Reise auf den Spuren der Zigarren ist das Hotel Hodelpa Gran Almirante – Dank der gut ausgestatteten, großzügigen Zimmer und einer spektakulären Dachterrasse mit Infinity-Pool.
Die karibische Sonne und die majestätischen, schützenden Berge schaffen nicht nur höchst angenehme Temperaturen für einen Urlaub, das unvergleichlich milde Mikroklima und die fruchtbare mineralische Erde im Cibao-Tal sind vor allem auch ideal für den Tabakanbau. Nur wenige Monate dauert es, bis aus den Samen erntereife Tabakpflanzen entstanden sind.
Die Farmer – zu denen ein karibisch-familiäres Verhältnis besteht – sind alle selbstständig. Tabakanbau in der Dominkanischen Republik ist Generationensache. Bereits in der vierten Generation baut der Betreiber, der die Samen – die übrigens erst 1962 von Kuba in die Dominikanische Republik gebracht wurden – Tabak an. Seine Aufgabe ist es, den Tabak ordentlich hochzuziehen und so die Grundlage für die hochwertigen Zigarren zu legen – und das ist alles andere als einfach.
Nach etwa vier bis sechs Monaten – die Setzlinge benötigen auch schon ein bis zwei Monate – sind die Tabakpflanzen bereit zur Ernte. Diese erfolgt in mehreren Stufen. Zunächst werden die unteren Blätter von Hand gepflückt, dann geht es in „Etagen“ nach oben, bis die letzten Blätter abgeerntet sind. Anschließendwerden die handverlesenen Tabakblätter, jede Etage hat einen etwas anderen Geschmack, mit einer Naturschnur zu Büscheln gebunden und auf Holzstäben aufgereiht. In speziellen, mit Palmenblättern gedeckten Hütten trocknen sie hängend in nahezu völliger Dunkelheit über mehrere Wochen, bis sie, mit circa 10% Restfeuchtigkeit, durch den langjährigen Kooperationspartner Jose Mendez, weiterverarbeitet werden können.
Nach dem Trocknen werden die Tabakblätter in speziellen Kammern fermentiert. Dieser Prozess dauert noch einmal mehrere Monate und sorgt dafür, dass die Blätter ihre Aromen entwickeln und die Bitterstoffe abbauen. Die feinen Nuancen und unterschiedlichen Beschaffenheiten der Blätter gilt es so zu kombinieren, dass der perfekte Zigarrengenuss entsteht.
Diese Arbeit ist eine wahre Kunst. Bei Arnold André gibt es dafür fundiert ausgebildete Spezialisten, die höchste Qualität und einen gleichbleibenden Geschmack der vier etablierten Longfiller Marken Carlos André Family Reserve, Buena Vista, Montosa und Parcero sicherstellen und gleichzeitig – ähnlich wie Parfümeure neue Duftkompositionen zusammenstellen – aus verschiedenen Blätter und Tabaksorten neue Geschmackskombinationen und Aromenwelten kreieren.
Jeder der über 400 einheimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brennt mit Liebe und Leidenschaft für Tabak und Zigarren. Das ist spürbar – und sichtbar. Die sogenannten „Torcedores“ in der Manufaktur dürfen beim Rollen nämlich die Ergebnisse ihrer Arbeit rauchen. So ist nicht nur eine ständige Qualitätskontrolle gewährleistet, sondern auch die Zufriedenheit der Angestellten gesichert.
Die Atmosphäre in der Manufaktur ist ansteckend fröhlich. Immer wieder steht jemand auf und tanzt – zur Musik – durch die Gänge. Überhaupt wird nicht nur bei Arnold André deutlich, wie tief die Tradition des Zigarrenrauchens in der dominikanischen Kultur verwurzelt ist.
Auch im Straßenbild sieht man ständig Frauen gleichermaßen wie Männer mit einer Zigarre in Mund oder Hand. Ein strenges Rauchverbot, wie es in deutschen Restaurants seit einigen Jahren weitestgehend herrscht – in der Dominikanischen Republik undenkbar. Wie selbstverständlich kommt zum Essen auch der typische große Zigarren-Aschenbecher mit auf den Tisch.
Zigarren gehören in der Dominikanischen Republik zum Genießen dazu. Zu einem leckeren Essen oder einem Glas landestypischen Rums vollendet erst die Zigarre das Geschmackserlebnis. Da ist es nur konsequent, dass Arnold André eigens für das perfekte Pairing mit der exklusiven Montosa Zigarre den Montosa Claro Intenso X Signature Rum kreiert hat – denn: „Das Leben ist da, um es mit anderen zu teilen und in vollen Zügen zu genießen.“ Nach all diesen Eindrücken empfinde ich eine Faszination für so viel gelebte Tradition und vor allem eine tiefe Bewunderung für die unzähligen Handgriffe, die in die aufwendige Herstellung einer hochwertigen Zigarre fließen.
Ist der Fermentierungsprozess abgeschlossen, wird jedes Blatt noch einmal handverlesen. Die dickeren, stabilen Blätter bilden die Basis im Inneren der Zigarre und werden in das sogenannte Umblatt eingewickelt. Die hauchdünnen Deckblätter sind der Mantel. Nur mit der richtigen Falttechnik der einzelnen Tabakblätter der Einlage ist das genussvolle Ziehen an der Zigarre später möglich. Dann wird geschnitten, gepresst und immer wieder gerollt, bis die fertige Zigarre schließlich ihren entsprechenden Zigarrenring erhält und in dem typischen Holzkistchen verpackt die Reise nach Deutschland antritt.Ziel der „Colección Dominicana“ ist der Firmensitz des Familienunternehmens in Bünde. Seit 1817 ist Deutschlands größter Zigarrenhersteller in Osnabrück und seit 1851 in der beschaulichen Kleinstadt Bünde mit dem Beinamen „Zigarrenstadt“ ansässig. Das riesige Sortiment von Arnold André umfasst klassische Zigarillos und Zigarren von Traditionsmarken wie Handelsgold, Clubmaster oder WTF!.
Für Zigarrenliebhaber jedoch geht nichts über den Genuss eines handgerollten Longfillers. Wahre Kenner brauchen keinen Zigarrenring, um die vier Marken der „Colección Dominicana“ zu unterscheiden. Jede Sorte hat ihren ganz eigenen Charakter, eine unverwechselbare Kombination verschiedener Aromen. Die ohne Zweifel persönlichste Zigarren-Marke trägt den Namen des jüngsten Sohnes des Unternehmensinhabers Axel-Georg André: Carlos André.
Inspiriert vom persönlichen Geschmack und persönlichen Leidenschaften der Familie wurde sie anfangs sogar nur für den Genuss im Familienkreis produziert. Ergänzend gilt es, die Montosa und Buena Vista zu erwähnen.
Aus mir wird auch nach diesem aufregenden Ausflug in die Welt der Zigarren kein leidenschaftlicher Raucher. Was ich von dieser Reise aber mitnehme, ist ein tiefer Respekt für die beeindruckende Handwerkskunst, die große Liebe und unbändige Leidenschaft, die in die Herstellung einer handgerollten Zigarre fließt.
Genießen Sie bei Ihrer Reise in das Urlaubsparadies nicht nur die kilometerlangen Sandstrände, das kristallklare Meer, die tollen Resorts und die Weltklasse-Golfplätze. Machen Sie einen Ausflug mit der Seilbahn auf den Berg Isabel de Torres und genießen Sie den weiten Blick nach rechts und links. Und für die Actionliebenden kann auch das Durchwandern der Damajagua Wasserfälle der Kick sein. Tauchen Sie ein in die faszinierende Kultur, die jahrhundertelangen Traditionen und den unverwechselbaren karibischen Lifestyle – Zigarren gehören in der Dominikanischen Republik dazu
– und noch so viel mehr ...
"Ich durfte bei meinem Manufaktur-Besuch, unter den aufmerksamen Blicken eines Torcedores, einige Zigarren rollen. Ein persönlicheres Mitbringsel für einen der Zigarrenliebhaber könnte ich mir kaum vorstellen."
Puerto Plata: Mai – Oktober
Santo Domingo: November – April
Punta Cana: Dezember – Juli
Direktflüge von Frankfurt (ca. 10 Stunden)
Minus 6 Stunden (Germany 12.00 Uhr / DomRep 6.00 Uhr)
Dominikanischer Peso (100 Peso = ca. 1,70 €)
Puerto Plata Cable Car
(www.telefericopuertoplata.com)