IMMER MITTEN IM LEBEN
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IMMER MITTEN IM LEBEN

Maria Mintrop ist in Burgaltendorf groß geworden. Wo heute das schöne Landhotel steht, war einst der landwirtschaftliche Betrieb der Familie.

IMMER MITTEN IM LEBEN

„Das hat mir viel Spaß gemacht!“ Maria Mintrop strahlt, wenn sie diesen Satz sagt. Und sie sagt ihn oft, immer wieder. Immer wieder genauso strahlend. Auch oder vielleicht gerade dann, wenn sie auf Aufgaben zurückblickt, die ihr anfangs gar nicht so recht, oder nicht geheuer waren. Der Eintritt in den elterlichen Hotel-Betrieb, die Übernahme, die stetige Erweiterung, die Organisation von Tagungen, der Einsatz als Chefköchin, die Eröffnung eines zweiten Hotels … Diese ganz eigene Begeisterung trägt auch die mittlerweile 55-jährige Hotelgeschichte der Familie Mintrop.

An Mintrops Landhotel in Burgaltendorf wird bis heute ganz in der Tradition der landwirtschaftlichen Historie Gemüse für den Eigenbedarf angebaut. Maria Mintrop hat darauf immer ein waches Auge.

Die Begeisterung und auch die Stärke wurzeln in der Kindheit: Es ist eine „großartige Zeit“, in der Maria Mintrop auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern in Burgaltendorf aufwächst. Dort lebt man mit den Beschäftigten wie in einer Großfamilie, „wir waren insgesamt sicher 25 Kinder“. Dazu kommen die Eltern: Der Vater Wilhelm Heinrich kehrt ohne Beine und mit dem Verlust von Fingern aus dem Krieg zurück, begegnet seiner späteren Ehefrau Maria Friedrike, die für ihn den Sekretärinnen-Beruf verlässt, Hauswirtschaft lernt und, weil er Hof-Erbe ist, noch drei Jahre lang die Landwirtschaftsschule besucht. Auf dem Betrieb am Schwarzensteinweg ziehen sie gemeinsam ihre vier Kinder groß.
Das Paradies endet jäh 1967, als der Hof niederbrennt, da ist Maria gerade 11 Jahre alt. Die Kinder werden bei Verwandten untergebracht, kommen schließlich ins Internat, bis der Vater ein neues Zuhause weiter hinten am Schwarzensteinweg aufgebaut hat. Das wird der erste Grundstein für den stetigen Wandel von der Landwirtschaft zur Hotellerie. „Es waren zwei neue Häuser, eines sollte vermietet werden. Dann hatte meine Mutter die Idee: Wie wäre es, wenn wir stattdessen Gästezimmer eröffnen“, erinnert sich Maria Mintrop. So geschieht es, 1970 eröffnet das erste „Hotel Burg“ als Nebenerwerb zur Landwirtschaft unter der Leitung von Marias Mutter. Es hat sieben Zimmer, alle bereits mit Telefon, Radio, Fernseher und einem Bad. Dazu gibt es ein Schwimmbad. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten, vor allem Messebesucher aus Düsseldorf und Köln kommen als Gäste. Schnell wird das Hotel zu klein, schon 1972 folgt der Umbau des Pferdestalls für die erste Erweiterung. „13 Zimmer hatten wir dann“, lächelt Maria Mintrop, „aber die 13 war aus Aberglauben als Zimmernummer nicht vergeben“. 

Das war das ursprüngliche landwirtschaftliche Hofgebäude der Familie am Schwarzensteinweg, 1967 wurde es Raub des Feuers.
Das war das ursprüngliche landwirtschaftliche Hofgebäude der Familie am Schwarzensteinweg, 1967 wurde es Raub des Feuers.
Maria Mintrop mit ihren Eltern und den  drei Geschwistern. Sie blickt auf eine tolle  Kindheit zurück.
Maria Mintrop mit ihren Eltern und den
drei Geschwistern. Sie blickt auf eine tolle
Kindheit zurück.


Sie selbst tritt eine Ausbildung im Steigenberger Parkhotel in Düsseldorf an und genießt die Abwechslung mit verschiedenen Abteilungen, ganz unterschiedlichen Gästen oder großen Festen im Industrieclub. Die junge Frau bekommt das Angebot, nach Genf zu gehen, freut sich riesig, „weil ich immer schon in die weite Welt hinauswollte“. Doch da bittet sie der Vater nach Hause zurück, die Mutter ist schwer erkrankt. Maria willigt schweren Herzens ein, „weil ich meinen tollen Eltern etwas zurückgeben wollte“. Sie kalkuliert dafür ein halbes Jahr – doch es wird ihre Lebensaufgabe. So wie Maria ist, gewinnt sie sofort Spaß am neuen Auftrag: „Ich habe alles gemacht, die Buchungen und die Rechnungen, den Einkauf und das Frühstück und auch die Zimmerreinigung“. Alles für ein Taschengeld bei Kost und Logis, denn mehr gibt der Betrieb da noch nicht her. Dass sie mit Spaß bei der Sache ist, verdankt sie auch dem Vater. Der stützt nicht nur ihre Ideen, sondern lockt die ehrgeizige und energiegeladene Tochter mit einem neuen Projekt: 20 neue Zimmer will er bauen – wenn Maria bleibt.
Die schlägt ein und stellt sich neuen Herausforderungen, als 1980 alles fertig ist: „Wir brauchten dann Personal und das richtige zu finden, musste ich erst einmal lernen.“ Nach ersten Fehlschlägen findet sie vor allem durch persönlichen Umgang mit den Menschen den richtigen Weg, genießt bis heute den Ruf, junge Talente zu entdecken, zu fördern und zu binden.
Auch das erweiterte Hotel füllt sich schnell, es kommen viele Stammgäste, darunter der junge Harald, Ingenieur aus Mannheim im Einsatz für einen großen Auftrag bei der Ruhrgas. Es dauert ein wenig, aber dann kommen sich Gast und Gastgeberin näher, die Zuneigung übersteht sogar einen dreimonatigen Aufenthalt von Maria und ihrer Schwester in den USA. 1982 geben sie sich das Ja-Wort, und im selben Jahr wird Tochter Maria Carolina geboren, ziemlich genau drei Jahre später folgt Sohn Moritz.
Da hat Maria ihren Mann, wieder mit Unterstützung des Vaters, schon für den Familienbetrieb gewonnen, das Hotel trägt nun den Namen „Hotel Burg Mintrop“, noch immer ohne Gastronomie als Garni-Haus. Weil aber die Nachfrage wächst, wagt sich Maria auf ein neues Feld und organisiert Tagungen, die Verpflegung für die Gäste wird aus den umliegenden Gasthöfen angeliefert. Die aber bleibt deutlich hinter den Anforderungen zurück, also stürzt sich Maria in ein neues Abenteuer: Kochen. „Eigentlich hatte ich gedacht, meine Mutter hat das gelernt und mein Mann macht das leidenschaftlich als Hobby. Aber für den Betrieb haben beide abgewunken“, erinnert sie sich. Also krempelt Maria selbst die Ärmel hoch, kauft ein erstes Kochbuch und macht sich an die Arbeit. „Es hat super geklappt“, lächelt sie und zieht nach der anfänglichen Skepsis wieder ihr strahlendes Fazit: „Das hat mir viel Spaß gemacht“.

Die Familie Mintrop: Maria Mintrop mit der erstgeborenen Tochter Maria Carolina und Harald Mintrop mit Sohn Moritz.
Die Familie Mintrop: Maria Mintrop mit der erstgeborenen Tochter Maria Carolina und Harald Mintrop mit Sohn Moritz.


Stillstand ist nicht ihre Sache, und so treibt sie gemeinsam mit ihrem Mann Harald die Entwicklung voran, in Burgaltendorf wächst Mintrops Burghotel um weitere 20 Zimmer, ist wieder von Beginn an bestens belegt. Hier entstehen drei große professionelle Tagungsräume. „Ich hatte Bauchweh beim Blick auf all die Anforderungen, alle wollen eine Kaffeepause, alle wollen essen“. Gleichwohl – es funktioniert, dazu meistert Maria in der Küche noch das ganz neue Bankett-Geschäft, weil immer mehr Menschen in dem schönen Hotel feiern möchten. „Manchmal ist mir vor Arbeit schwindelig geworden“, sagt sie im Rückblick – nicht ohne das lächelnde Bekenntnis: „Aber es hat mir einen Riesenspaß gemacht“. Schließlich hat ein Restaurant mit neuem Küchenchef eröffnet –und auf Harald und Maria Mintrop wartet ein neues Projekt: Die Margarethe Krupp Stiftung will neues Leben für das alte Gasthaus auf der Margarethenhöhe – und nach einigem Hin und Her bekommt das erfahrene Essener Hotelier-Ehepaar den Zuschlag. Wieder steckt Maria nach anfänglichen Zweifeln all ihre Energie hinein, „ich habe die ersten zwei Jahre förmlich dort gelebt, in jedem Gästezimmer und auch in jedem freien Winkel schon geschlafen.“ Sie baut aus neuen jungen Leuten ein festes Team auf, mit dem Spaß, der ihr eben eigen ist. 
Inzwischen ist die Hotel-Familie der Mintrops in Essen um ein weiteres Haus angewachsen: Mintrops Landhotel am Ursprungssitz in Burgaltendorf, Mintrops Stadthotel in der City auf der Margarethenhöhe und schließlich, betrieben von Sohn Moritz, Mintrops Concierge-Hotel an der Messe Essen. Und mittendrin ist immer Maria Mintrop – seit 45 Jahren.

top magazin Ruhr Herbst 2025
Redakteur: Katrin Kroemer
Fotograf: Ralf Schultheiß

Maria Mintrop ist in Burgaltendorf groß geworden. Wo heute das schöne Landhotel steht, war einst der landwirtschaftliche Betrieb der Familie.