Im Ruhrgebiet schlägt das Herz schneller
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Im Ruhrgebiet schlägt das Herz schneller

Im Ruhrgebiet schlägt das Herz schneller

Garrelt Duin ist seit April der neue Direktor des Regionalverbands Ruhr. Er mag die Region, die Menschen, die Breite seiner Aufgaben und beschreibt viele Ziele.

Der RVR, das ist die Möglichkeit, das Ruhrgebiet zu gestalten

Davon ist Garrelt Duin, der Chef an der Spitze des Gebildes, das mit ganzem Namen Regionalverband Ruhr heißt, fest überzeugt. Und genau darum hat er diese Aufgabe auch gerne angenommen, als ihn ein Ruf dazu ereilte. Denn eines hat er in den vergangenen zwölf Jahren festgestellt: Tatsächlich hat das Ruhrgebiet so manches mit seiner ursprünglichen Heimat Ostfriesland gemeinsam: Ein Fluss vor der Tür, viel Grün in der Umgebung, der ständige Wechsel vom Urbanen ins Grüne und auch schöne Altstädte. Und so hat der gebürtige Ostfriese hier aus voller Überzeugung seine neue Heimat gefunden. Mitten im Ruhrgebiet. In Werden.

„Wer wohnt schon in Düsseldorf – den Grönemeyer-Song singe ich gerne sehr laut mit“, lacht der neue Chef des Ruhrgebiets und bekennt: „Auch in den fünf Jahren, in denen ich als Wirtschaftsminister in Düsseldorf gearbeitet habe, bin ich da nie warm geworden.“ Schon damals, als er 2012 ins NRW-Ministeramt berufen wurde, schlug Garrelt Duin mit der Familie seine Zelte in Werden auf. Nicht ganz ohne Grund: Dort ist die Heimat seiner Frau, und so hat er erfahren: „Die Menschen, die hier in dieser Region leben, tun das wirklich gerne und aus Überzeugung.“

Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz auf Mark 51°7 in Bochum

 

Das große Plus des Ruhrgebiets

Und das aus gutem Grund, ist der 56-Jährige überzeugt: „Es ist nie weit bis ins Grüne, man ist immer schnell am Wasser mit Emscher, Ruhr, Lippe oder Rhein. Dazu finden sich auch die urbanen Qualitäten wie ein gutes Restaurant-, Einkaufs- oder Freizeitangebot immer nah. In der Kultur ist das Bochumer Schauspielhaus ein Leuchtturm immer mit Top-Leuten von internationaler Bedeutung wie Sandra Hüller, es gibt die Ruhrtriennale, das Klavierfestival Ruhr. Dazu Sport mit aller Vielfalt auf hohem Niveau von Eishockey über Handball bis Fußball. Und das alles ist immer nur einen Katzensprung entfernt. Hier ist alles da – das ist das große Plus des Ruhrgebiets.“

Ruhrgebiet – das ist für Garrelt Duin, den neuen RVR-Direktor, auch der Name, der die Region am authentischsten beschreibt, der Metropol-Begriff ist dagegen aus seiner Sicht eher ein künstliches Gebilde. Für dieses Ruhrgebiet, seine neue Aufgabe und ans Herz gewachsene Heimat, packt er nun seit April die Fülle der Aufgaben und Möglichkeiten mit der ihm eigenen Kombination aus Elan, Beharrlichkeit und Know-how an. Wenn Garrelt Duin darüber spricht, sprudelt es aus ihm nur so heraus: Waldbewirtschaftung, Regionalplanung, wo hat Industrie ihren Platz, wo Wohnen oder Grün. „Wir müssen die Weichen für die künftige Entwicklung stellen“, formuliert er auch als Jurist die wichtigen Schritte. Dazu gehört ganz natürlich auch eine breite kulturelle Aufstellung. Auch in diesem Bereich Nachwuchs zu gewinnen, Menschen anzuziehen, die sich ausprobieren wollen, gehört zum Gesamtkonzept. Das Ruhrgebiet punktet hier schon mit Projekten wie Urbanatix. Das ist für Garrelt Duin eine weitere Definition von „zu Hause“ – sich zu Hause fühlen, weil ich mich hier ausprobieren kann.

All dies weist – naturgemäß – in die Zukunft und kommt dabei ohne das klare Bekenntnis zu der Vergangenheit und ihrem Erbe nicht aus. „Wir sind als RVR Träger der Route Industriekultur. Was einmal war, soll die Zukunft nicht beherrschen, aber auch nicht vergessen werden.“ Vielmehr werden auch aus diesen Stätten Beispiele für gelungene Transformation wie im Landschaftspark Duisburg-Nord oder auf dem Welterbe Zollverein in Essen.

Die gesamte Klaviatur bespielt der RVR, um das Ruhrgebiet zu gestalten. Dabei im Einsatz sind ganz viele Menschen, mit den unterschiedlichsten Ausbildungen und Einsatzfeldern in der ganzen Breite, „vom Bachelor of Law bis zum Forstwirt“, weiß Duin und bekennt: „Es ist für mich faszinierend, durch die Waldgebiete zu streifen und zu sehen, was hier neu gepflanzt wird, auch um den Folgen des Klimawandels gerecht zu werden. Dabei müssen die Verantwortlichen dann auch immer die Tiere im Blick behalten.“ Haus Ripshorst ist für den Regionaldirektor ein wunderbares Beispiel, wo man jungen Menschen über diese Zusammenhänge eine Menge beibringen kann. Ganz modern, wenn es in einer „Batman-Night“ echte Fledermäuse zu sehen gibt. Wie die Bandbreite der Menschen, mag Duin auch die Vielfalt seines Amtes: „Tagsüber mit Gummistiefeln im Wald, abends mit feinen schwarzen Schuhen im Theater, das ist einfach toll.“

Garrelt Duin übergibt für den RVR den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr an Necati Öziri für sein Romandebüt „Vatermal“.

Und auch wenn er allein nicht auf die Idee gekommen wäre, sich um die Nachfolge von Karola Geiß-Netthöfel zu bemühen, wird dem Juristen bei der Offerte schnell klar: Das passt an der Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung zu mir. Und er spürt: Hier findet er das Beste aus beiden Welten. Sein Ziel: „Ich will, dass wir eine unkomplizierte Region sind. So sind auch die Menschen, die hier leben und die das Ruhrgebiet ausmachen.“ Im Moment, ganz am Anfang der ersten Wahlperiode, ist der Weg noch ein Stück des Ziels. Auch buchstäblich: Wie beim Radschnellweg Ruhr, der sich gerade noch in der Vielfalt der Städte verhakt und stockt. Vieles muss einfacher werden, sagt Duin und weiß, dass es funktionieren kann, wie beim VRR und seinem neuen Tarifsystem. „Das muss einfach für alles gelten und schneller gehen: Infrastruktur, erneuerbare Energien, Sanierung alter Flächen für neue Projekte. Es geht um Ermöglichung statt Verhinderung.“

Das, sagt Garrelt Duin, ist die Vision. Und wichtig, damit das Ruhrgebiet eine wohlhabende Region wird, in der die Menschen gut und gerne leben. Ein Ballungsraum mit Lebensgefühl, ein Begriff, mit dem jeder Mensch in Deutschland etwas anfangen kann – und das mehr ist als die alten Bilder von Schimanski. Für die Menschen hier in der Region ist es Heimat. Weil sie hier geboren wurden. Und noch mehr, weil sie hier gerne leben. Und dafür oft genug auch wieder hierher zurückkehren. Denn hier im Ruhrgebiet, hat Garrelt Duin längst erfahren, „da schlägt das Herz schneller“.

top magazin Ruhr Winter 2024
Redakteurin: Katrin Kroemer
Fotograf: Ralf Schultheiß

Titelbild: Ganz oben auf dem Sitz des RVR hat der neue Direktor Garrelt Duin einen guten Rundumblick über das Ruhrgebiet