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Der Österreicher Harald Kloser: Filmkomponist, Drehbuchautor & Produzent

Der Harder Harald Kloser zählt zu den erfolgreichsten Österreichern der Filmindustrie in Hollywood. Im Vorarlberg Museum gab der 60-Jährige Einblicke, wie es in der berühmtesten Filmwelt zugeht und wie es ihm selbst dabei ergeht.


Harald Kloser: Mit Triangel & Piccolo-Flöte gegen Panzer und Flugzeuge

Es herrscht Zerstörung, Weltuntergangsstimmung, ganze Städte verschwinden – so wie man es sich am jüngsten Tag vorstellt. Mit beteiligt daran ist auch Harald Kloser. Hollywood hat wieder zugeschlagen und uns mit „The Independence Day: Wiederkehr“ einen neuen Katastrophenfilmklassiker serviert. Der Harder war unter anderem an der Produktion beteiligt und schrieb gemeinsam mit dem Steirer Thomas Wander auch die Filmmusik zum Blockbuster, der seit ein paar Wochen auf den Leinwänden zu sehen ist. Wer bei solch einem Werk, dessen Produktionskosten sich pro Tag zwischen 400.000 und 700.000 Dollar belaufen, mit dabei ist, zählt zu den Großen des Genres.

Mut und Glück

Vom Bodensee aus schaffte Kloser vor vielen Jahren den Sprung über den großen Teich, wo er mittlerweile zu den führenden Filmkomponisten in der Millionen-Metropole Los Angeles zählt. Für ihn ist zur Normalität geworden, mit Regiestars wie Robert Dornhelm, Joseph Vilsmaier oder Roland Emmerich zusammenzuarbeiten. „Ohne Mut und auch Glück wäre diese Karriere sicher nicht möglich gewesen.“ Er erinnert sich etwa daran, als er bei der Vertonung des 2004 erschienen Blockbuster „The Day after Tomorrow“ eigenmächtig begann, Sequenzen zu ändern, damit die Musik zum Film besser passt. „Ich dachte zuerst, jetzt gibt es mächtig Ärger mit dem Produzenten und Regisseur Roland Emmerich, doch das Gegenteil war der Fall. Er fand meine Umsetzung schlichtweg besser“, kann er heute darüber schmunzeln.

Ausgefeiltes Handwerk

Doch hinter einer großen Hollywood-Produktion steckt natürlich viel mehr als eine Ansammlung von kreativen Menschen, die an einem Werk herumtüfteln. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel ausgefeiltes Handwerk dahintersteckt. Wie in einer Firma gibt es Abteilungen, die zusammenarbeiten müssen. Ohne Teamwork geht da nichts.“ Es ist unglaublich, dass auf solch einem Set Tausende von Leuten schaffen. Kloser erzählt von jener Szene aus „The Day after Tomorrow“, wo eine Riesenwelle über New York hinwegfegt. Sie wurde in fünf Hallen gleichzeitig gedreht. Und nicht selten müssen alle an die Grenzen der Belastung gehen. „Da jeder Tag viel Geld kostet, wird natürlich so viel wie möglich gedreht. 16-Stunden-Tage sind da keine Ausnahme.“ Dass Filme jedoch nicht nur Unterhaltung sind, wird an „The Day after Tomorrow“ ersichtlich, in dem es um die Klimaerwärmung und ihre katastrophalen Folgen geht. „In USA wusste vorher niemand davon, dass überhaupt eine solche stattfindet.“ Doch Dialoge und Szene aus dem Film sind bei den Menschen haften geblieben. „Sie machten sich wenigstens Gedanken darüber.“

Digital hält Einzug

Im Laufe der Zeit haben sich aber auch in der größten Filmindustrie der Welt die Bedingungen geändert. Auch für einen Filmkomponisten. Wurde früher das Material am Schneidetisch geschnitten und geklebt und dann mühevoll die Musik hinterlegt, heute kommt der Film schon mit Ton. Für einen Komponisten gilt es dann, Lücken zu füllen. Gut ist die Musik dann, wenn sie zwar vorhanden aber nicht bewusst wahrgenommen wird. Kloser beschreibt sie als dritten unsichtbaren Schauspieler.

Großes Symphonie-Orchester

Und noch immer kommt für ihn in Sachen Klang nichts an ein großes Symphonie-Orchester heran. „Oftmals sind es sogar eigene Instrumente, die gebaut werden, um Ideen musikalisch umzusetzen.“ Während im Bild die wildesten Szenarien ablaufen, sind es gerade oftmals die leisen Töne, die für zusätzliche Spannung auf der Leinwand sorgen. „Einfach toll, wie sich Triangel und Piccoloflöte gegen Panzer und Flugzeuge durchsetzen können“, beschreibt es der Profi . Ein wichtiger Aspekt, den die Musik erfüllen muss, ist ihre internationale Tauglichkeit. Denn die großen Hollywood-Klassiker werden weltweit in Kinos aufgeführt. „ Die Musik ist deshalb so konzipiert, dass sie in China, USA oder Europa genauso hörbar bleibt. Sie muss diesen Ansprüchen genügen und überall funktionieren.“

James Bond in Bregenz

Seit der 60-Jährige auch Drehbücher schreibt, ist er in den Filmen viel früher involviert. Das hat den Vorteil, dass er sich die Musik gleich „mitdenken“ kann. Dennoch bleibt immer wieder die Unsicherheit, wie das fertige Produkt beim Publikum ankommt. Kloser nennt dies den schmerzhaftesten Moment. „Wenn es nicht so läuft, wie geplant, tut das richtig weh.“ Die Erfolge der Filme, an denen Harald Kloser beteiligt war, sind jedoch der beste Beweis, dass am Ende die Arbeit doch passte. Der Harder schätzt sich glücklich über seine Bilderbuch-Karriere in Hollywood. Ein Bonmot will er dennoch loswerden. „Da geht man nach LA, um die große Filmwelt kennenzulernen, und dann wird in Bregenz James Bond gedreht.“


Zur Person:

Harald Kloser (geb. 9. Juli 1956 in Hard) arbeitet als Filmkomponist, Drehbuchautor und Produzent in Europa und den USA. Sein Debüt als Komponist im Filmgeschäft gab er 1988 in der Produktion Sternberg – Shooting Star. 2005 wurde er zweimal bei den BMI Film Music Awards ausgezeichnet, für sein Mitwirken an Alien vs. Predator und The Day After Tomorrow. Mit Roland Emmerichs 10.000 B.C. gab Kloser 2008 sein Debüt als Filmproduzent und Drehbuchautor. Kloser war auch mit der luxemburgischen Schauspielerin und Moderatorin Désirée Nosbusch verheiratet.

Artikel von www.top-magazin.de/bodensee