In früheren Zeiten war das Wochenendhaus am Meer, am See oder die Berghütte für die Besitzer eine reine Herzensangelegenheit. Heute sind Ferienimmobilien vor allem eine gute Kapitalanlage. Manche Käufer greifen dafür tief in die Tasche – an Nord und Ostsee, aber auch am Bodensee und den angrenzenden Alpenregionen.
Dabei brauchen wir uns hier noch nicht an Extremen zu messen: Während ein Quadratmeter für Ferienimmobilien auf der Nordseeinsel Sylt zwischen 10.000 und 17.000 Euro kostet, ist er im Allgäu schon für 3000 Euro zu bekommen. Das hat ein Marktbericht von Engel & Völkers ergeben. Fazit: Wo die Deutschen gerne Urlaub machen, da steigen auch die Preise für Ferienhäuser – manchmal fast so steil wie in den Großstädten. Das liegt aber nicht am starken Zuzug wie in den Metropolen: Die Ursache ist ganz einfach, dass sich die Motive der Käufer gewandelt haben.
Früher hat man sein Urlaubsdomizil gekauft, um dort selbst die Ferien, das Wochenende oder den Ruhestand zu verbringen. Man kaufte sich dort etwas, wo es einem selbst gefiel. Ob es auch gut zu vermieten wäre, spielte so gut wie keine Rolle. Doch seit einigen Jahren nennen Käufer die sichere Kapitalanlage als wichtigsten Grund, warum sie sich für ein Ferienhaus entschieden haben. Euro-Krise, niedrige Zinsen und Turbulenzen an den Börsen verunsichern die Anleger und machen ihnen Appetit auf alles, was aus Stahl und Beton und damit eine vermeintlich solide Geldanlage ist. Das hat Folgen für den Markt, denn Anleger suchen weniger nach individuellem Geschmack aus, sondern nach wirtschaftlichen Aspekten. Die Käufer investieren auch nicht mehr dort, wo sie selbst am liebsten Urlaub machen, sondern dort, wo es sich am besten vermieten lässt.
„Ferienwohnungen und -häuser werden nicht mehr nur nach romantischen Gesichtspunkten ausgewählt, sondern vor allem nach handfesten Kriterien wie Lage oder Qualität des Gebäudes“, sagt Kai Enders, Vorstand von Engel & Völkers. Während das romantische Bauernhaus im Hinterland bestenfalls einen Liebhaber als Käufer findet, stürzen sich alle Interessenten auf die guten Lagen. Denn was sich gut vermieten lässt, bietet eine zuverlässige Einnahmequelle – und damit muss es in einer der beliebten Urlaubsregionen liegen.
„Ferienwohnungen und -häuser werden vor allem nach handfesten Kriterien wie Lage oder Qualität des Gebäudes ausgewählt.“
Häuser an Nord- und Ostsee, am Bodensee und in den Alpen werden besonders gut gebucht. Die Lage ist besonders entscheidend. Zum Strand sollten es nicht mehr als 900 Meter sein, Berg- oder Seeblick (am besten beides) erhöhen die Begehrlichkeit.
Nun kosten zwar die Ferienwohnung am Wasser sehr viel mehr als die Objekte der zweiten oder dritten Reihe. Doch weil Urlauber bereit sind, dafür deutlich mehr zu bezahlen, lohnt sich das auf die Dauer. Wer nicht nur wenige Wochen im Jahr vermieten will, muss besonders auf Lage und Ausstattung achten. Häuser mit gewissen Extras lassen sich in der Nebensaison deutlich besser vermieten. Eine Ferienimmobilie rechnet sich, wenn sie 17 Wochen im Jahr Gäste beherbergt, sagt der Maklerverband IVD. Dann sind die Einnahmen höher als die Kosten für Kredit, Tilgung und Unterhalt. Der Durchschnitt bei guten Ferienwohnungs-Portalen im Internet liegt bei 23 Wochen im Jahr. Zudem gibt es einen Trend zu größeren Ferienhäusern. Etwa 100 Quadratmeter sind ideal. Die perfekte Immobilie hat vier bis sechs Betten, Sauna, Whirlpool und Kaminofen sowie guten Parkmöglichkeiten für zwei Autos in direkter Nähe. Luxus statt Hüttenromantik: Am besten soll alles genauso sein wie zu Hause – nur mit Seeblick.