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Erneut ist Golf Olympisch

So ganz neu ist die Erfahrung nicht, Golf bei den Olympischen Spielen erleben zu dürfen. Schon 1900 zur Weltausstellung in Paris sowie 1904 bei den olympischen Wettkämpfen in St. Louis wurde auf Fairways und Grüns um Edelmetall gerungen. Im Glen Echo Golf Club in Missouri, auf dem einst George Lyon (wäre heute 158 Jahre alt) die letzte olympische Goldmedaille gewann.


Olympische Spiele in Rio de Janeiro – abermals ist Golf olympisch

Eigentlich hat olympisches Golf eine lange Tradition, die allerdings schon abbrach – aus Mangel an interessierten Teilnehmern. Der olympische Golfplatz war lange Zeit ein Sorgenkind in Brasilien. Gil Hanse, ein renommierter Architekt in der Branche, bekam den Auftrag, 18 Löcher komplett neu zu gestalten. Ein zunächst brisantes Unterfangen. Umweltaktivisten und Grundbesitzer bereiteten erhebliche Schwierigkeiten, die den Bau immer wieder verzögerten. Zweifel kamen auf, ob die 18 im Links-Design angelegten Bahnen in Barra da Tijuca, westlich der brasilianischen Metropole, überhaupt fertig werden würden. Mittlerweile sieht es aber wieder gut aus mit der fristgerechten Eröffnung. Der Kurs wurde vor kurzem von Bürgermeister Eduardo Paes offiziell an das Organisationskomitee der Spiele übergeben.

Wer darf zur Golf-Medaille einlochen?

Mangelndes Interesse dürfte 2016 nicht das Problem sein, denn die Profis im international ausgerichteten Golfsport sind durchaus reiselustiger als gut 110 Jahre zuvor. Die Menge der Interessenten ist immens. Aber wer darf überhaupt mitspielen? Grundlage für die Qualifikation wird die Weltrangliste am 11. Juli 2016 (die Woche nach der Scottish Open) sein. So sollen die bestplatzierten 15 des Official World Golf Rankings zunächst unabhängig von ihrer Nationalität direkt qualifiziert sein. Keine Nation darf allerdings mehr als vier Spieler stellen.

Weitere 45 Startplätze werden dann ebenfalls über die Weltranglistenposition vergeben, beschränkt jeweils auf zwei Spieler pro Land, welches sein erweitertes Kontingent aus den Top 15 noch nicht ausgeschöpft hat. Insgesamt wird das Teilnehmerfeld auf jeweils 60 weibliche und männliche Spieler beschränkt sein. Eine Ausnahme betrifft das Gastgeberland Brasilien. Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren wird mindestens ein(e) brasilianische(r) Golfer(in) antreten, unabhängig von der Platzierung. Man bekäme ein bunt gemischtes Feld mit den Protagonisten der Weltelite zusammen – gemischt mit einigen Akteuren außerhalb der Top 200 und sogar 300. Es könnte also auch ein relativ unbekannter Spieler gewinnen. So will es das System. Vor gut hundert Jahren war alles noch deutlich einfacher: Anno 1900 wurde die Startberechtigung für das Championnat d‘amateurs weniger restriktiv gehandhabt. Wer in einem Golfclub organisiert war, konnte sich damals für eine Gebühr von 10 Francs einschreiben.

Für das Jahr 2016 einigte sich das IOC auf reines Einzel-Zählspiel über 72 Löcher und jeweils vier Tage für Damen und Herren. Gold, Silber und Bronze gehen an die Spielerinnen und Spieler mit den drei niedrigsten Schlagzahlen, bei Gleichstand entscheidet das Stechen. Mit der Wahl des Zählspiel-Modus im Einzel orientiert man sich an den etablierten Turnierserien – nicht am allseits beliebten Ryder Cup. Adam Scott spielte zuletzt offen mit dem Gedanken, sich auf die Major-Turniere zu konzentrieren. Er würde sich einen Team-Wettbewerb wünschen. Seine Teilnahme ist deshalb sogar unsicher. Für Martin Kaymer hat Rio de Janeiro hingegen einen extrem hohen Stellenwert. „Golf ist eine Weltsportart und ich freue mich unglaublich auf die Spiele in Rio“, so Kaymer. „Ich erhoffe mir, dass Golf dadurch international sowie national noch mehr wahrgenommen wird und Plattformen bekommt.“ Kaymer würde in Rio de Janeiro nur zu gerne George Lyons Nachfolger werden, wenn Golf nach 112 Jahren wieder eine olympische Disziplin ist.

Artikel von www.top-magazin.de/bodensee