Für das Mode-Special in der vorliegenden Ausgabe konnte top magazin Stuttgart mit Maks Richter einen Fotografen gewinnen, der seit vielen Jahren bundesweit einen hervorragenden Ruf genießt. Wir sprachen mit dem gebürtigen Waiblinger über seine Arbeit.
top: Maks, Du bist als Fotograf viel in Sachen Portraits, Advertising und Automobil unterwegs. Ein Modeshooting, wie Du es fürs top magazin Stuttgart vor Kurzem gemacht hast, war sicher auch mal wieder eine schöne Abwechslung.
Richter: Absolut, zumal die Herausforderung darin bestand, dass bei diesem Shooting vor der Kamera nicht wie sonst professionelle Models, sondern Stuttgarter Persönlichkeiten standen. Es ging also darum, zum einen die Mode zu inszenieren und zum anderen die People vor der Kamera so abzuholen, wie sie sind. Und das ist meiner Ansicht nach sehr gelungen.
top: Dein eigentlicher Vorname ist Markus. Wie kam es denn zu Maks?
Richter: Meine beiden älteren Schwestern haben mich in Kindertagen immer Mäxle genannt. Mit den Jahren ist daraus erst mal Max geworden. Mit dem Namen Markus habe ich mich dann irgendwann gar nicht mehr identifiziert. Deshalb habe ich aus meinem bürgerlichen Namen zwei Buchstaben rausgestrichen und so ist mein Künstlername Maks entstanden.
top: Du hast Dich 1991 selbstständig gemacht. War das schon immer so geplant?
Richter: In gewisser Weise habe ich schon während meines Studiums die Grundsteine hierfür gelegt. Ich habe damals Fotos für die Autokalender von Fiat gemacht. Mit einem solchen Auftrag konnte ich ein ganzes Studentenjahr finanzieren und neben dem Studium schon praktische Erfahrungen sammeln.
top: Wie gestalteten sich denn die Anfangsjahre mit eigenem Studio?
Richter: Ich war anfangs hauptsächlich für Werbeagenturen in Stuttgart und der Region tätig – und unter anderem auch für Panama. Mit dieser Agentur bin ich sozusagen gewachsen. Die haben mir immer wieder die Chance gegeben, mich zu zeigen und so entstanden direkte Kontakte zu namhaften Kunden. Eine ganz wichtige Rolle für meine Entwicklung als Fotograf spielte auch die seinerzeit von Hansjerg Maier-Aichen geführte Firma Authentics, für die ich fünf Jahre lang Design-Produkte fotografiert habe. Ein zentrales Standbein war dann vor allem meine Arbeit für den “Stern“ und die Wirtschaftspresse wie etwa „Capital“, das „Manager Magazin“, „Impulse“ oder die „Wirtschaftswoche“. Dadurch bin ich in viele Unternehmen reingekommen, die mich dann oftmals direkt für weitere Aufträge gebucht haben. Die Honorare waren anfangs zwar nicht immer die besten, aber es war immer eine gute Übung und eine tolle Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen.
Und so öffnete sich eine Tür nach der anderen. Wenn man sich dann noch nicht nur mit seinem Handwerkszeug auskennt, sondern sich auch gut benehmen kann, stehen einem viele Türen offen.
top: Du bist seit fast 20 Jahren auch für den VfB tätig. Wie kam es dazu?
Richter: Ich bin 2003 über den „Stern“ zum VfB gekommen, um eine Geschichte über die damaligen jungen Wilden zu machen. Und dann bin ich geblieben, habe anfangs viel Merchandising und die ganzen Autogrammkarten gemacht. Heute kümmere ich mich im Wesentlichen um das Shooting der Sponsoren.
top: Wer gehört sonst noch zu Deinen Kunden?
Richter: Bei der großen Zahl an Kunden fällt mir die Auswahl nicht einfach. Zu meinen treuesten und ebenfalls schon langjährigen Kunden zählt unter anderem die Flughafen Stuttgart GmbH, für die ich schon 23 Jahre lang arbeite. Es gibt wohl nur wenige, die den Flughafen Stuttgart so gut kennen wie ich, als Fotograf kommt man schließlich überall hin. Weitere wichtige Kunden sind auf jeden Fall auch Mercedes-Benz, AMG oder Gazi sowie weiterhin die Werbeagentur Panama.
top: Und für die Württembergischen Staatstheater bist Du auch immer wieder tätig.
Richter: Ja, das hat zu der Zeit angefangen, als Burkhard Kosminski Intendant des Stuttgarter Schauspiels wurde. Die hatten Stefan Schraivogel als Marketingexperten in der Beratung eingesetzt, der dann auf mich zukam. Daraus sind über die Jahre viele schöne Arbeiten entstanden, die auch im Foyer des Kleinen Hauses hängen.
top: Was zeichnet Dich denn besonders aus?
Richter: Eigentlich müssten das ja eher andere beurteilen. Aber was ich so höre, kommt mein Umgang mit den Menschen gut an. Wenn zum Beispiel Schauspieler*innen zum Fotoshooting kommen, dann haben die manchmal große Probleme und sind voller Bedenken, obgleich sie ja regelmäßig auf der Bühne oder vor der Filmkamera im Rampenlicht stehen. Meine Aufgabe ist es dann, dieser Person für eine kurze Zeit einen Raum zu geben, in dem sie sich wohlfühlt. Vertrauen muss entwickelt werden und ich sage immer: „Es kann alles, aber nichts muss.“ Ich nehme also den Druck aus dieser Shooting-Situation. Und ich glaube, das tut vielen Leuten gut. Außerdem würde ich sagen, dass ich eine gewisse Lockerheit besitze und unverkrampft zur Sache gehe – auch bekannten Persönlichkeiten gegenüber. Mir war es immer egal, ob da ein Wiedeking, ein Schrempp oder irgendjemand anderes vor der Kamera stand. Ich habe mich einfach immer normal und respektvoll verhalten und ich glaube, dass viele genau das an mir schätzen.
top: Und selbstverständlich braucht man als Fotograf auch ein besonderes Auge.
Richter: Absolut richtig, ein gewisses Talent und Vorstellungskraft muss man schon mitbringen. Bei mir entwickeln sich schon meist bei der Auftragserteilung ganz bestimmte Bilder im Kopf.
top: Welche Rolle spielt die Kameratechnik? Oder kann ein erfahrener Fotograf mit jedem Equipment gute Bilder machen?
Richter: High-End-Kameras wie meine digitale Phase One eröffnen einem heute durchaus einzigartige Möglichkeiten. Insgesamt muss man das Thema aber ein bisschen differenzierter betrachten. Ich habe das Fotografieren von der Pike auf gelernt – also analog mit allen verschiedenen, auch alten Fototechniken wie dem Bromöldruck. Als dann der Umbruch in die Digitalfotografie kam, habe ich von meinem erlernten Wissen sehr profitiert. Die verschiedenen Farbkanäle, die zur Bildbearbeitung dienen, waren mir ja nicht fremd. Ich hatte relativ schnell sehr
viel Erfolg mit der Digital-Fotografie in Autorenportraits von VfB-Spielern, die ich in Schwarz-Weiß umgesetzt habe. So etwas war damals völlig neu. Daraufhin kamen alle großen Sportredaktionen auf mich zu und wollten wissen, wie ich das gemacht habe. Das blieb aber selbstverständlich mein Geheimnis.
top: Wie haben sich denn die mittlerweile relativ guten Handykameras auf die Arbeit von Fotografen ausgewirkt?
Richter: Kleinere Aufträge sind dadurch sicherlich für viele Fotografen verloren gegangen. Wo man früher noch einen Fotografen gebucht hat, macht das heute oft ein Laie mit seinem Smartphone. Mich trifft es nicht ganz so hart, weil ich aus anderen Gründen gebucht werde. Um als Fotograf Erfolg zu haben, ist es nicht damit getan, auf die Schnelle mal ein schönes Foto zu machen. Einen guten Ruf als Fotograf muss man sich über viele Jahre erarbeiten und durch kontinuierlich beständige Qualität verdienen.
Extrembergsteiger und Abenteurer Reinhold Messner
top: Wie viel Nachbearbeitung steckt in einem Foto?
Richter: Das ist auf jeden Fall nochmal ein neuer Prozessabschnitt. Ansel Adams, ein ganz bekannter US-amerikanischer Fotograf, hat einmal gesagt, der erste Schritt besteht darin, sich etwas zu überlegen, der zweite liegt in der fotografischen Umsetzung und der dritte ist die Ausarbeitung. Alle drei Schritte sind eigentlich gleichberechtigt. Das reine Fotografieren für das Bild dauert vielleicht eine Stunde und dann sitze ich vielleicht noch mal eine oder zwei Stunden am Rechner und stimme die ganzen Farbtöne sowie den Look ab. Es kann aber auch passieren, dass ich fünf Stunden fotografiere und nachher in zwei Minuten einen Post mache. Klar ist: Je schlechter die Vorlage, desto länger die Bearbeitungszeit.
Schauspielerin Nicole Heesters
top: An welche Highlights der letzten Jahre erinnerst Du Dich besonders gerne?
Richter: Ein absolutes Highlight war für mich die persönliche Begegnung mit Michelle Obama in Baden-Baden. Ein weiteres Highlight war auch die Zeit, in der ich für das Bundespresseamt gearbeitet habe und den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler ein Jahr lang begleiten konnte. Das war schon etwas Besonderes, in diesem inneren Kreis dabei zu sein. Jedes Mal, wenn ein Auftrag zu Ende war, wurde mir die Hand geschüttelt und gesagt: „Lieber Herr Richter, im Namen der Bundesrepublik Deutschland bedanken wir uns für Ihren Einsatz.“ Das fühlte sich schon sehr gut an. Was ich auch nie vergessen werde, war 1990 die Begegnung mit dem Schauspieler Dennis Hopper während meiner Tätigkeit für Roland Emmerich in Los Angeles.
Marc-Oliver Hendriks, geschäftsführender Intendant der Württembergischen Staatstheater
top: Welche Projekte schweben Dir für die Zukunft vor?
Richter: Ich möchte gerne noch in Länder reisen, in denen ich noch nicht war – zum Beispiel nach Brasilien. Außerdem wünsche ich mir, als Fotograf noch freier zu arbeiten, mich also quasi selbst mit Fotos zu beauftragen. Und dann würde ich mal noch gerne eine Ausstellung mit allen über die Jahre gesammelten Materialien machen. Aber das dauert noch ein bisschen, bis ich mit der Auswahl so weit bin.
Prof. Joachim Sauer und Michelle Obama im Gespräch in Baden-Baden 2009
1963 in Waiblingen geboren, kam Maks Richter mit 13 Jahren ins Merz-Internat nach Stuttgart – Volker Merz war damals sein Internatsvater. Nach dem Abitur absolvierte er eine Fotoausbildung an der Lazi Akademie. Nach dem Zivildienst folgte dann an der Hochschule in Bielefeld ein Studium im Bereich Foto- und Filmdesign. Anschließend arbeitete Maks Richter ab 1990 für ein halbes Jahr für Roland Emmerich in Los Angeles, bevor er sich 1991 in Stuttgart als Fotograf mit seinem eigenem Studio selbstständig machte. Maks Richter ist stolzer Vater von fünf Kindern.