Er ist alles andere als ein Dogmatiker – Pragmatiker eher. Wenn es nämlich darum geht, wie Menschen lange gesund und glücklich leben können. Genau das ist die Profession von Tienush Rassaf, genauer: Prof. Dr. Tienush Rassaf, er ist Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie, also Herz- und Gefäßmedizin der Universitätsmedizin Essen. Und dazu zuständig für die Forschung.
Das beschert dem 50-Jährigen noch den Titel als Forschungsdekan, die Forschung ein Feld, das er als Verantwortlicher gemeinsam mit der Aufgabe in der Kardiologie und Angiologie beackert. Für Prof. Rassaf ein ganz logisches Paket: „Wir sind eine Universitätsklinik, und die hat den Dreiklang Forschung – Lehre – Krankenversorgung. Und weil am Ende gerade in der medizinischen Fakultät die Ergebnisse immer den Patienten zugutekommen, wollen wir hier intensiv wirken, Drittmittel einwerben und Strukturen für eine exzellente Forschung schaffen, um dann auch entsprechend zu publizieren.“
So leitet Prof. Rassaf die Forschungskommission, die sich aus gewählten Mitgliedern der Fakultät zusammensetzt. Ein Fokus der Arbeit liegt auf der Unterstützung für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Darum ist der Forschungsdekan derzeit auch besonders stolz auf ein großes Projekt, das er gerade im Herzbereich eingeworben hat: Acht Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für ein Graduierten-Kolleg, in dem „eine neue Generation von Forschenden zu Herz-Kreislauf-Themen, Herzinfarkt und Herzschwäche neue Therapieformen entwickeln wird“. Die angehendenden Wissenschaftler, die in diesem Projekt gefördert werden, sollen mit ihrer Arbeit dazu beitragen, die Diagnostik und Therapie für den einzelnen Menschen zu verbessern. Und weil den Forschungsdekan bewegt, wie es Menschen gut gehen kann, weiß er, wie wichtig es ist, sich immer weiter um neues Wissen und neue Therapie-Methoden zu bemühen.
Das Streben nach immer neuem Wissen hat ihm schon sein Vater, ein niedergelassener Arzt in Oberhausen, mit auf den Weg gegeben. „Gehe an eine Uni-Klinik. Da kannst Du auch wissenschaftlich forschen und neue Therapien entwickeln.“ Dem Rat folgt der Sohn, kommt nach Stationen in den USA sowie an den Uni-Kliniken in Aachen und Düsseldorf schließlich zurück ins Revier als Direktor der Kardiologie an der UME. Der Fachbereich mit seinen hochqualifizierten Spezialisten und innovativen Behandlungsmethoden ist ein Schwerpunkt der Universitätsmedizin Essen. Denn noch immer sind eben Herz-Kreislauf-Erkrankungen, von der Herzschwäche über Rhythmusstörungen bis hin zu Erkrankungen der Herzgefäße und der Herzklappen, Haupttodesursache in modernen Industriegesellschaften, trotz der insgesamt steigenden Lebenserwartung. Und so gewinnt die ständige Innovation in dieser medizinischen Disziplin künftig noch mehr Relevanz: sie kann immer mehr Leben retten. Doch damit es erst gar nicht dazu kommt, dass die Herz-Doktoren ihre Kunst vielleicht sogar im Operationssaal einsetzen müssen, setzt Prof. Rassaf auch auf die Forschungs-Erkenntnisse für die Prävention „Jeder Mensch kann eine Menge selbst für die Vorbeugung tun“, sagt der Herz-Spezialist, denn „wenn es den Herzinfarkt gegeben hat, ist ja vieles schon zu spät.“ Die ersten Signale für einen drohenden Infarkt, sagt der Mediziner, sind weithin bekannt: Die Luft wird knapp, man kommt die Treppe nicht mehr richtig hoch, das Herz stolpert – spätestens dann ist es Zeit, sich fachkundige Hilfe zu holen. Aber auch schon vorher kann der ärztliche Rat helfen. „Eigentlich sollte ich zum Arzt gehen, auch wenn für mich alles noch in Ordnung ist oder erscheint.“ Da prüft der Doktor dann, wie es um Herz und Kreislauf bestellt ist und hilft bei der Vorbeugung. „Eigentlich kennen wir das – es geht um die drei Punkte Ernährung – Sport bzw. Bewegung – Gewicht.“ Viel Fisch, wenig Fett und Süßigkeiten, dafür frische Nüsse („täglich gerne eine Handvoll“), Fleisch in Maßen, nicht rauchen und Alkohol als grundsätzliches Zellgift eher meiden. Sport, eigentlich fünf- bis siebenmal in der Woche, Schwimmen, Radfahren oder Laufen für 30 bis 60 Minuten wären ideal, aber es helfen schon 8.000 Schritte täglich „und die kann man in den Tagesablauf einbauen“, sagt der Prof. Rassaf. Und wenn man das alles einhält, dann gibt es auch schon keine Probleme mehr mit dem Gewicht, lächelt er ein wenig. Und bleibt bei all dem immer pragmatisch, nicht dogmatisch: „Die Dosis macht es immer, wir müssen die Gesamtheit im Blick behalten. Denn wir wollen ja gesund alt werden – und das auch glücklich.“ Für Tienush Rassaf gehört zum Glück neben einer entspannten Runde auf dem Golfplatz seine Familie mit vier kleinen Kindern. Und für die ist völlig klar: „Papa ist ein alter weiser Mann.“ Und bei der Weisheit, da sind sie sich mit allen einig, die den Herz-Doktor und seine Expertise kennen.