Designer aus der Ukraine lässt Mode sprechen – Anna Hiltrops emotionalste Fashion-Week
Als Anna Hiltrop hörte, dass der ukrainische Designer Jean Gritsfeldt im kriegsgebeutelten Kiew festsitzt, war für sie sofort klar: „Ich will helfen und wollte ihm hier eine Stimme geben. Und so nahm ich sofort Kontakt zu ihm auf, um ihm meine Unterstützung zuzusagen“, so das Oberhausener Model, das als Zwölfjährige entdeckt worden ist. Unzählige Fashionshows ist sie seither gelaufen. Aber dieses Mal war es anders … „Die Show von Jean war sehr emotional, da alles wirklich kurzfristig aus dem Boden gestampft wurde. Aus Solidarität zu ihm. Und zur Ukraine. Die Mode wurde kurzerhand von Freiwilligen in Berlin genäht. Und dann waren wir live bei der Show mit ihm verbunden via Videocall. Wir auf dem Laufsteg in seiner Mode. Jean im Luftschutzbunker in Kiew. Gefangen im Krieg …“, berichtet Anna. Jeans Botschaft an die Gäste seiner Show ist eindringlich: „Heute ist es nicht an der Zeit, über Mode zu sprechen, sondern durch Mode. Heute zeigen wir nicht die neue Saison, heute zeigen wir keine neuen Looks, denn, wenn man in einem Luftschutzbunker sitzt oder in einem UBahnschacht oder im Keller, interessiert es niemanden, was man trägt.“ Und so sind es statt aufwendiger Couture einfache Kleider und lässige Zweiteiler, die von den 20 Models vorgeführt werden, im Farbverlauf von Schwarz nach Weiß. Von der Angst zur Hoffnung. Unterbrochen durch ein signalrot angemaltes Mädchen. Bedruckt sind die Kollektionsteile mit universellen Botschaften: „Liebe“. „Freiheit“. „Menschlichkeit“. „Würde“, ist da auf Englisch und Ukrainisch zu lesen. Den Anfang macht TopModel Anna Hiltrop in einem schlichten schwarzen Dress. „Conscience“, Bewusstsein, steht auf ihrem Kleid. Das letzte Bild: Eine junge Frau im weißen Brautkleid steht am Kopf des Catwalks. Hinter ihr die Models, in ihrer Mitte halten sie eine riesige ukrainische Flagge. Auf der Videowall im Hintergrund laufen Postings und Nachrichten aus der ganzen Welt mit immer den gleichen Botschaften: „Stoppt den Krieg“ oder „We stand with Ukraine“. Das sitzt. Und das Publikum steht auf: Standing Ovations für Jean Gritsfeldt.
Elias Rumelis und Rebekka Ruetz Jean Gritsfeldts Show war Annas letzter Walk auf der März-Fashion-Week in Berlin. Zuvor lief sie zwei andere Shows, wie „Eli“ von Elias Rumelis. Urban Wear. Umgesetzt in Perfektion. Bunt. Cool. Lässig, aber auch sexy. Mit passenden lauten Beats. „Die Looks von Elias sind sehr lässig und cool und es war ein wahnsinnig toller Modelcast“, schwärmt Anna, die im New Yorker Fashion Look gestylt wurde – und auch das Makeup war auffällig. Orangener Lidschatten und Glitzersteine setzten die passenden Akzente zur jungen Linie „Eli“ des StarDesigners Elias Rumelis, der auf Strick, OversizeMäntel und enge Catsuits setzt. Trends werden seine Kreationen mit Sicherheit setzen.
Anna lief auch bei Rebekka Ruetz´ Präsentation ihrer nachhaltigen Kollektion „rewritten_IDENTITY“. Gefertigt wird ihre Mode in Deutschland. Fair produziert, alle Zutaten kommen aus Europa. Verzichtet wird auf echten Pelz, echtes Leder, echte Seide. Genau das liebt Anna Hiltrop so. Aber nicht nur die Philosophie überzeugt, denn die Couture der österreichischen Designerin ist stets sehr edgy, mit auffälligen Schnitten und Formen. „Rebekkas Shows sind immer ein Statement für Womenempowerment und Sustainability. Beides Themen, für die ich mich schon lange einsetze“, fasst das 27-jährige Top Model Anna zusammen, die ab der nächsten Ausgabe in einer eigenen Kolumne über das Thema Nachhaltigkeit berichtet und aufzeigt, wie wir alle unser Leben grüner gestalten können.