Reise

Meine Familien-Insel

Wenn Walter Stemberg über Sylt und seine Liebe zu dieser Insel spricht, dann schweifen seine Gedanken ganz weit zurück, "Vor 50, nein sagen wir vor 48 Jahren, hat alles begonnen." Seither ist Sylt für ih vor allen Dingen eines: Die Familieninsel.


 

Muscheln – ganz frisch aus der Fangflotte von Jan und Adrian, serviert von Jens im Service – genießt Walter Stemberg in Hörnum im Muschel-Bistro mit Blick auf den Hafen

 

Denn vor eben 48 Jahren war der junge Gastronom aus Velbert für ein Jahr auf der Nordseeinsel als Koch aktiv. Dort verfeinert er nicht nur sein Können für sein Gasthaus, er knüpft auch unverbrüchliche Freundschaften. Bis heute ist der Streifen Land zwischen Keitum im Osten, List im Norden und Hörnum im Süden darum für ihn ein Stück Heimat – verankert in der Gastronomenfamilie vor Ort, geliebtes Reiseziel für die eigene Familie. Um der langen Strände willen, der wundervollen Golfplätze, der schönen Wanderwege, der Vielfalt der Insel in allen ihren Möglichkeiten. „Hier gibt es wirklich etwas für alle Menschen. Vom Campingplatz oder der Ferienwohnung bis zum Luxus-Hotel, vom Strandleben über Radtouren bis zum Golfen oder Reiten, vom einfachen Fischbrötchen oder halben Hahn bis zur Sterneküche“, sagt Walter Stemberg und weiß, wovon er spricht. Gerade die Gastronomie der Insel kennt er nicht nur aus dem sprichwörtlichen Effeff, die Küchen mancher Sylter Häuser und die von Stemberg befruchten und inspirieren sich auch gegenseitig. Sei es der Gin 1864, von Sohn Sascha ebenso kreiert, wie neue Eissorten einer Wuppertaler Manufaktur, oder die exquisite Sauce für die Currywurst á la Stemberg zergehen Nordsee-Gästen ebenso auf der Zunge, wie im Gegenzug das echte Sylter Meersalz von Alessandro Pape im bergischen Gasthaus für die richtige Würze sorgt.

Klein und fein ist am Hafen von Hörnum das Muschel-Bistro. „Das gehört den Holländern Jan und Adrian, die haben auch die Fangflotte und liefern die frischesten und besten Muscheln in das Bistro“, verrät Walter Stemberg. Die genießen Kenner draußen mit Hafensicht und versuchen einen Blick auf ganz besondere Gäste zu erhaschen. Nicht Promis, sondern Wasserbewohner: Robbe Willi schaut hier gerne mal vorbei, oder seine weibliche Gefährtin, die die Einheimischen „Sylta“ getauft haben. Hier gibt es auch einen Original Holländer Hummer, der der Flotte mit den Muscheln als Beifang ins Netz geht. Früher servierte man ihn hier mit Cocktailsauce oder Aioli. „Viel zu schade“, findet Walter Stemberg, und gab dem Team den richtigen Tipp mit passender Kochanleitung: „Eine echte Beurre noisette bringt den eigenen feinen Geschmack viel besser zur Geltung.“Perfekt zur Geltung kommt der ganze Inselcharme für Stembergs im „Seepferdchen Samoa“. Es liegt hinter Rantum an der Westseite zum offenen Meer, und weil hier die schmalste Stelle der Insel ist, reicht der Blick bis zur Wattseite im Osten.

Frische gebratene grüne Heringe oder die Lammbratwurst vom Keitumer Deichlamm haben es Walter Stemberg da besonders angetan. Ganz nah liegt die legendäre Sansibar, mit dem ebenso legendären Gründer Herbert Seckler verbindet Walter Stemberg eine enge Freundschaft. Seit 2020 steht dort Sternekoch Sebastian Prüssmann als Küchenchef am Herd. Und wieder gibt es enge Bande: Prüssmann und Sascha Stemberg sind gute Freunde, seit sie einmal zufällig im Kampener Gogärtchen gemeinsam für ein Riesen-Event kochten. Da treffen sich Prominente wie Günther Netzer oder Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, „die nicht protzen, die einfach die Vielfalt und Ungezwungenheit der Sansibar und der Insel lieben. Denn die ist wirklich nicht nur für Millionäre oder Neureiche da.“

Und Walter Stemberg muss es wissen: Er hat dort nicht nur seit fast 50 Jahren beste Freunde wie den berühmten Jürgen Gosch mit seiner bundesweit be-gehrten Fischfeinkost, sondern auch seine persönliche Familien-Insel gefunden, die auch für Ehefrau Petra und Sohn Sascha mit Frau und Kindern ein echtes Lieblingsziel ist. Und er gibt auch immer wieder bestens ausgebildete junge Restaurantfachleute aus seinem Gasthaus an die Hotspots der Insel ab.„Allein fünf meiner Azubis sind schon in die Sansibar gewechselt. Herbert Seckler schätzt sie, denn sie sind immer menschlich klasse und können auch noch richtig arbeiten“, schmunzelt der Patron nicht ohne Stolz. Und auch da bleiben sie eben in der Familie.

 

Im Seepferdchen Samoa auf Sylt gehört Walter Stemberg wie die eigenen Mitarbeiter Jan Boysen und Anne Schröder praktisch zur Familie

 

HAUS STEMBERG, DER LANDGASTHOF MIT MICHELIN-STERN

Sie sind einfach Gastgeber aus Leidenschaft – einfach, weil es zu ihrer DNA gehört und weil sie ihren Gästen gerne ganz selbstverständlich einen genussvollen Abend bescheren. Und dafür haben Walter Stemberg und sein Sohn Sascha mittlerweile Auszeichnung über Auszeichnung für ihre gekonnte Gastlichkeit bekommen. So leuchtet nicht nur seit acht Jahren ein Michelin-Stern über dem traditionellen Landgasthof in Velbert, auch Schlemmer-Atlas, Hotel- und Gaststätten-Guide, der Gusto-Restaurant-Führer, die IHK zu Düsseldorf und der renommierte Feinschmecker haben in den vergangenen zwölf Monaten Haus Stemberg und seine Macher mit Auszeichnungen förmlich überschüttet: Den Ehrentitel „Gastronom des Jahres“ bekommt Walter Stemberg im November und Dezember 2020 gleich zweimal verliehen: Vom Schlemmer-Atlas und dem Hotel- und Gaststättenguide. Dem folgt im Frühjahr 2021 die Aufnahme in die „Legenden der Gastlichkeit“ und der Feinschmecker toppt aktuell seine Bewertung „Gasthaus des Jahres 2020“ noch mit der Einstufung als „Restaurant des Jahres 2021“. Bei Gusto kommt Stemberg im Preis-Genuss-Verhältnis unter die TOP10 und wird mit acht von 10 Pfannen bewertet.

Für den Schlemmer-Atlas kocht sich Sascha Stemberg unter die TOP50 der Köche Deutschlands. Das Engagement in der Ausbildung seit 45 Jahren, seit 30 Jahren als Vorsitzender des Prüfungsausschusses, belohnt die IHK Düsseldorf mit der Goldmedaille. Denn Ausbildung wird im Haus Stemberg großgeschrieben – und wer hier gelernt hat, dem steht anschließend die Welt offen. Und so mancher kehrt am Ende zurück zu Stemberg, in die Talentschmiede. Die steht auch wieder interessierten jungen Menschen für eine gute Ausbildung offen. Oder erstmal für ein Schnupperpraktikum. Denn hier lernt man, einfach guter Gastgeber zu sein.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr