Menschen

Hans Martz trifft: Den Baron Maximilian Freiherr von Fürstenberg Schlossherr auf Hugenpoet

Sympathisch, authentisch, unkompliziert, Pfeifenraucher und passionierter Hut-Träger. Archäologie, Geschichte und Astrophysik sind seine Leidenschaften. Der Familienmensch liebt traditionelle Werte und glaubt an die Kraft der Familie.


Der Baron: Schlossherr mit Charme, aber ohne Pfeife geht es nicht!

 

Herr Baron von Fürstenberg, Sie sind Schlossherr auf Hugenpoet und vertreten eine der am weitest verbreiteten europäischen Adelshäuser. Sie haben Archäologie sowie Früh- und Alte Geschichte studiert und fühlen sich einer jahrhundertalten Tradition verpflichtet, die Sie aber sehr modern interpretieren.

Ja, das ist richtig. Schon mein Vater und Großvater waren geschichtlich sehr interessiert und so steckt mein Studienschwerpunkt wohl ein Stück in der Familie. Und wenn man – wie ich – in ein Adelsgeschlecht hineingeboren wird, hat Tradition natürlich per Definition einen sehr hohen Stellenwert. Deshalb ist Tradition für mich etwas fundamental Wichtiges. Durch Tradition erwächst Vertrauen, aber man muss sehr darauf achten, dass man dieses Vertrauen nicht missbraucht. Letztlich ist es dann die Geschichte, die darüber entscheidet, ob man diesem Vertrauen gerecht geworden ist.

Sie haben einmal einen sehr schönen Satz geprägt, der Sie persönlich nach meinem Empfinden auch sehr gut charakterisiert: „Der Besitz wird uns nur geliehen, zu treuen Händen gegeben, damit wir ihn erhalten, mehren und eines Tages der nächsten Generation weiterreichen können.“

Ja, der Satz entspricht auch absolut meiner Überzeugung. Ich meine, man darf vieles nicht nur unter wirtschaftlichen Aspekten sehen, sondern muss auch das Wohl anderer im Auge haben und sorgfältig mit dem, was einem anvertraut wurde, umgehen. In Generationen denken und nicht kurzfristig nach dem Shareholdervalue-Prinzip handeln – so verstehe ich meinen Beitrag zur Erhaltung der Tradition.

Traditionelle Werte spielen also für Sie schon eine wichtige Rolle. Trotzdem haben Sie mal gesagt: „Ich nehme die Pflicht an, aber nicht auf Kosten meiner selbst.“ Ich verstehe das so, dass Sie sich auch nicht dafür verbiegen möchten.

Das ist absolut richtig! Für die Gesellschaft und für mich hat Adel heute eine andere Bedeutung: Die Welt ändert sich und wir müssen heute – mehr als früher – auch wirtschaftlich denken. Ich empfinde mich mit dem mir übertragenen Besitz als Unternehmer, aber mit Tradition. Und insofern muss die mit der adeligen Tradition verbundene Pflicht eingebunden sein in mein persönliches Wertesystem.

Sie sind ja nicht nur Schloßherr von Hugenpoet, Sie haben auch eine ganz persönliche Beziehung zu Essen-Kettwig, denn sie haben mal in Kettwig gewohnt – in der alten Scheidt’schen Villa über dem Kindergarten.

Genau. Als ich die Verwaltung des Schlosses übernahm, war mir der Weg von Bonn aus zu weit und deshalb haben wir seinerzeit eine Wohnung in Kettwig gesucht und uns dort sehr wohlgefühlt.

Ich glaube, es war ihr Großvater zusammen mit der Familie Neumann, die die Idee hatten, aus dem Schloss auch ein Hotel und Restaurant zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass das heute unter Corona-Bedingungen eine besondere Herausforderung bedeutet: Keine Gäste, belastend für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wirtschaftlich eine existentielle Frage. Wie empfinden Sie diese Zeit rund um Corona?

Die Situation ist absolut katastrophal – das muss man wirklich so sagen. Die wirtschaftlichen Konsequenzen sind gravierend. Corona ist ein wahnsinnig großer Einschnitt. Aber es sind ja nicht nur die Einschränkungen durch Corona, die für alle Menschen spürbar sind. Hinzu kommt für mich persönlich und für meine Familie, dass es ja nicht nur einen gastronomischen, sondern auch noch einen kulturellen Anspruch an das Schloss gibt – es ist ja gleichzeitig auch noch ein Denkmal. Das heißt, der laufende Betrieb trägt in normalen Zeiten natürlich auch dazu bei, das Denkmal zu erhalten. Das ist also eine doppelte Herausforderung.

Aber unabhängig vom Schloss ist die gesamte aktuelle Situation für alle Menschen sehr belastend. Ich erlebe es gerade selbst hautnah im Homeschooling mit meinen Kindern – diese Anonymität, dieser Verlust an menschlicher Nähe, das fehlende Treffen mit Freunden – das sind Erfahrungen, auf die wir alle gerne verzichtet hätten. Aber ich bin ein positiv denkender Mensch. Auf der anderen Seite bieten solche Krisen auch immer wieder Chancen, denn man kehrt zu grundsätzlichen Werten zurück. Und ich empfinde es als großes Geschenk, dass die Menschen erkennen, dass man solche Krisen nicht allein bewältigen kann und wieder spürt, was ein Miteinander wert ist. Ich glaube fest daran, dass das Vertrauen, das da jetzt neu erwächst, ein großes Pfund für die Zukunft sein wird.

 

Kaffee mit Hut – auf der Schloßbrücke. Der Baron und Hans Martz im Gespräch über den Adel, das Hotel & Restaurant und über den Menschen Maximillian für das TOP-Magazin

 

Mir ist jedenfalls in dieser Zeit noch bewusster geworden, wie schön es ist, wenn ich nach Hause komme, die Tür aufgeht und mich Kinderarme begrüßen – dann ist mein Glück komplett, egal wie viel Stress ich am Tag hatte.

Natürlich interessiert die Leser des TOP-Magazins, was nun mit dem Hotelrestaurant und mit dem Laurushaus künftig passiert. Erika Bergheim hatte im Laurushaus den Stern für das Hugenpoet „erkocht“ und wird ein eigenes Restaurant eröffnen. Wie wird es nun weitergehen?

Ja sicher, das Laurushaus und das Hugenpöttchen waren in der Gastronomie-Szene sehr etabliert und der Weggang von Frau Bergheim ist natürlich ein großer Verlust. Aber wir haben jetzt auch die Chance auf etwas Neues und dazu haben wir viele Ideen.

Ist es denn ihr Ziel, wieder ein Sternerestaurant zu werden?

Unser Weg ist ein anderer. Ein Stern muss sich in das Haus hineinfügen. Man kann nicht gegen Zahlen arbeiten und die Wirtschaftlichkeit außer Betracht lassen. Am Ende des Tages muss auch diese Seite stimmen. Ja, es wird im Hugenpoet wieder ein „fine dining“ geben und wenn wir dann erneut mit einem Stern geadelt werden, werden wir uns sehr freuen. Wir werden aber nicht den umgekehrten Weg gehen und den Stern ohne Rücksicht auf Wirtschaftlichkeit anstreben.

Wenn Sie nicht Archäologie und Geschichte studiert hätten – welchen Beruf hätten Sie sich sonst noch vorstellen können?

Mein Großvater und mein Urgroßvater hießen beide – wie ich – Maximilian – und hatten eine große Leidenschaft für Orchideen – ich glaube, ich wäre auch gerne Orchideenzüchter geworden. Ich beschäftige mich aber auch sehr mit Physik, Chemie und Astrophysik. Mit einem Schmunzeln: Vielleicht wäre ich auch gerne so etwas wie ein griechischer Philosoph geworden.

Welchen Traum würden Sie sich gerne noch erfüllen?

Schwierige Frage, denn durch die herausfordernde Situation in den letzten Jahren habe ich keine spontane Antwort. Ich glaube aber, dass ich gerne mit meiner Frau und unseren Kindern eine Weltreise unternehmen würde, denn wir reisen generell sehr gerne, egal ob nahe oder weite Ziele; man kann immer so viel Neues entdecken und lernen. Wenn Sie sich spontan etwas wünschen könnten – was wäre das?Zunächst natürlich, dass wir alle gesund bleiben. Aber ich wünsche mir auch, dass diese Krise dazu führt, dass wir über vieles neu nachdenken, unser Bewusstsein schärfen, wieder lernen, auch die kleinen Dinge im Leben wertzuschätzen und Gemeinschaft leben. Man sieht jetzt aktuell sehr deutlich, wie fragil diese Welt ist.

Was machen Sie, wenn Sie beruflich nichts machen?

Einfache Frage, einfache Antwort: Denken! Ich bin immer auf dem Weg, mich weiterzuentwickeln. Ich denke an morgen, aber ich versuche auch an übermorgen zu denken: Mein Credo lautet: Was kann ich am Ende des Tages meinen Kindern hinterlassen oder mit auf den Weg geben. Es ist für mich extrem wichtig, Werte und nicht nur Besitz zu erhalten.

 

 

 


 

Welcome to the Club!
Hans Martz ist Vorsitzender des Freundeskreises Theater und Philharmonie Essen. Der Club unterstützt seit mehr als 30 Jahren die Oper, das Ballett, das Schauspiel und die Essener Philharmoniker. Die Aktiven möchten diese vielfältige Kulturlandschaft in Essen erhalten und freuen sich über jede Unterstützung durch neue Mitglieder.

Kontakt: T 0201-8872370 oder E-Mail: info@freundeskreis-tup.de

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr