Kultur

Mit dem Taktstock auf dem Gipfel

Ein bisschen, sagt Johannes Witt, ist Musik wie eine Naturgewalt. Und die mit einem Taktstock selber zu entfesseln, das ist für ihn einfach das Beste. So steht der 35-Jährige also im Essener Aalto-Theater vor den Philharmonikern und dirigiert mit ganzer Leidenschaft dieses „unglaublich tolle Orchester“. Ballett, Oper oder auch mal Konzerte. Für den passionierten Sportler und Wanderer Johannes Witt sein absoluter Traumberuf.


Geboren in Hamburg, aufgewachsen in Toronto und Köln hat Johannes Witt aus seiner Begeisterung für die Musik seinen Traumberuf gemacht: Der Dirigent ist 2. Kapellmeister am Aalto-Theater in Essen.

 

Die Musik, lächelt Johannes Witt heute, hat sich in sein Leben ganz leise im Hintergrund eingeschlichen. Durch den in der Familie obligatorischen Klavierunterricht, von der Mutter mit sanfter Konsequenz alltäglich begleitet. Der Sohn seiner Klavierlehrerin ist Schlagzeuger und bringt Johannes dazu, selber kräftig auf die Pauke zu hauen – er nimmt Unterricht beim Gürzenich-Orchester, hat als Paukist immer buchstäblich den Dirigenten im Auge und weiß: Das will ich auch machen. Also stellt er sich mit 18 Jahren in Köln an der Hochschule vor, nach dem Motto „Ich will Dirigent werden, habe aber noch keine Ahnung“. Beim Test macht er zwar einiges falsch, aber Prof. Michael Luig erkennt: Dieser junge Mann hat mit seiner Körpersprache Potenzial und nimmt ihn in seine Klasse auf. Da lernt, paukt, übt Johannes Witt, besteht erst die Aufnahmeprüfung bekommt nach fünf Jahren die Weihen als Diplom-Dirigent.

Mit dem Abschluss und der Erfahrung aus einem Auslands-Semester am renommierten St. Petersburger Rimsky-Korsakow-Konservatorium geht der frischgebackene Absolvent auf Arbeitssuche. Die führt ihn nach einer Vertretungs-Station am Staatstheater in Darmstadt 2012 zu einem Vorspiel ans Aalto-Theater. Stefan Soltész ist zu der Zeit Generalmusikdirektor und heuert den jungen Mann vom Fleck weg an. Und für Johannes Witt ist Essen der perfekte Glücksgriff in vielerlei Hinsicht. „Das Aalto-Theater mit seiner phänomenalen Akustik ist überregional eines der besten Häuser, spielt international in der ersten Liga.“ Das, sagt der 35-Jährige, ist auch ein Verdienst der Philharmoniker, „die auch die 99. Aufführung der Zauberflöte immer noch mit 100 Prozent Konzentration und Begeisterung spielen.“ Dieses Orchester dirigiert er heute – führt den Taktstock bei fast 150 Aufführungen in 19 verschiedenen Produktionen. „Und wenn man vor der Oper die Arme hebt und die Musik erklingt – dann ist das wie ganz oben auf dem Gipfel zu stehen.“

 

In Essen ist Johannes Witt angekommen – in der Stadt und vor allem am Aalto-Theater. Außerdem ist er in „seiner Freizeit“ künstlerischer Leiter des Landesjugendorchesters in Hamburg und wird im Frühjahr an der Norwegischen Nationaloper sein Debüt geben.
Artikel von www.top-magazin.de/ruhr