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Nicht nur Adel verpflichtet – Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen

Ob es um das „Longines Balve Optimum“ geht, um Netzwerken, organisatorische Herausforderungen oder um die normalen Pflichten als Mutter – Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen hat immer etwas zu tun. Das von Ihr veranstaltete Reitturnier Longines Balve Optimum geht nun ins 72. Jahr. Eine Geschichte von Tradition und Moderne, von Herkunft und Zukunft, von Pferden und dem Wunsch, verrücktes zu tun.


Leidenschaft zum Reitsport: Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen sitzt seit Kindesbeinen an im Sattel

 

Das Handy klingelt unerbittlich, dabei hat Rosalie von Landsberg-Velen eigentlich gar keine Zeit. „Mein Tag bräuchte immer 48 Stunden …“, sagt die groß gewachsene, elegante Blondine. Kein Wunder, denn das Reitturnier Longines Balve Optimum – eines der größten Deutschlands und Ausrichter der Deutschen Meisterschaften Dressur- und Springreiten – steht vor der Tür. Eigentlich wäre das sportliche Ereignis vom 07. bis 10. Mai 2020 ausgetragen worden. Doch die Coronakrise machte die Ausführung nicht möglich. „Nun hoffen wir sehr, dass unser Termin vom 17. bis 20. September 2020 stattfinden wird.“ Eine Menge Arbeit. Bei der Freifrau laufen die Fäden zusammen, sie ist Turnierchefin.

 

In den Reitsport geboren

Ins Leben gerufen wurde das Longines Balve Optimum im Jahr 1948 von Dietrich Graf von Landsberg-Velen, Vater von Rosalie, ein „Pferdemann“ durch und durch – und vor allem ein geborener Sport-Funktionär, der gerne der „Reiter-Graf“ genannt wurde. Kein Wunder also, dass seine Tochter die Liebe zum Reitsport in die Wiege gelegt bekam. „Ich wuchs damit auf und in die Tätigkeiten hinein.“ In diesem Jahr führt Rosalie von Landsberg-Velen das Turnier zum zehnten Mal ohne ihren Vater durch. Er verstarb am 15. April 2012 im Alter von 86 Jahren. „Das war schwer. Schwer für mich, schwer für das Optimum, schwer für die Reiterwelt. Ich hatte mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Ich weiß nicht, ob die Menschen glaubten, eine Frau könne das nicht übernehmen …“, berichtet Rosalie von Landsberg-Velen, die vor sechs Jahren ihren Wohnsitz vom Sauerland nach Berlin verlegte.

 

Adel verpflichtet?

Den Spagat zwischen Tradition und Moderne meistert die Freifrau mittlerweile gekonnt. „Ich bin im Schloss Wocklum groß geworden. In meiner Brust haben immer zwei Herzen geschlagen, die es zu koordinieren galt.“ Das sieht man bei der Einrichtung, wo sie Erbstücke mit modernen Möbeln kombiniert, und an ihrer Erscheinung mit dem flotten Bob, den sie mit aristokratischer Anmut trägt. Ihr Doppelname weist auf die Verbindung zweier Adelsgeschlechter hin. Die von Landsbergs beispielsweise gehen bis in das Jahr 1115 zurück. Alter Adel also – und der verpflichtet? „Als junges Mädchen habe ich mich für den Namen geniert. Und in einem Schloss zu wohnen war auch alles andere als normal. Meine drei Schwestern und ich wuchsen völlig selbstverständlich unter den trotzdem großen Ahnenbildern auf. Im Flur Rollschuh zu laufen war keine Ausnahme. Dennoch war die Erziehung ausgerichtet auf eine standesgemäße Heirat.“ Ganz so glatt ist es bei Rosalie von Landsberg-Velen nicht gelaufen. Sie verliebte sich in den Nichtadligen Dietmar Gugler, einen ehemaligen Profireiter, und bekam mit ihm zwei Töchter: Madeleine und Louisanne. Es gab kein Märchen-Happy-End, denn geheiratet haben sie nicht. Willkommen in der modernen Welt. Uneheliche Kinder. Trennung … Adel verpflichtet eben nicht immer. Oder doch? Perfekt organisiert ist Rosalie von Landsberg-Velen in ihren täglichen Aufgaben. Wenn möglich, lässt sie aber auch gerne einmal fünf gerade sein. Gutes Essen ist ihr wichtig, gerne auch „guter Wein mit Käse. Und Champagner mag ich auch“, lacht sie. Übrigens: Gegen ein Treffen mit Kevin Costner oder George Clooney hätte die Freifrau nichts einzuwenden.

 

Eine Frau, die anpackt: Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen lässt stets Taten walten
Artikel von www.top-magazin.de/ruhr