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Baukultur Nordrhein-Westfalen

Eine umgestaltete Kirche, ein gradliniges Bauhaus-Objekt, eine alte Burg, ein Bahnhof mit seinem Vorplatz, ein Rathaus, oder ein markanter Treffpunkt in einer Stadt – alles das ist Baukultur. Und genau davon hat NRW reichlich zu bieten. In Bochum zum Beispiel. Dazu gehört die ehemalige Marienkirche, heute eindrucksvoll kombiniert mit dem neuen Musikforum. Das Bewusstsein dafür zu wecken und wach zu halten, die Highlights der Region zu würdigen und zu präsentieren – dafür hat das Land NRW jetzt ganz neu die Institution Baukultur geschaffen. Weil Bauten immer Teil unseres Lebens sind. Das weiß Dr. Jan Heinisch. Baukultur ist sein Faible, nicht nur, weil er der zuständige Staatssekretär im Düsseldorfer Ministerium ist, das Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung unter einem Dach vereint.


Dr. Jan Heinisch ist Staatssekretär im NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung und damit auch zuständig für Baukultur

 

„Baukultur“, lächelt Dr. Jan Heinisch, „ist ein Wort, das selbst Amerikaner und Engländer genauso benutzen. Es ist so besonders, etwas so urtypisch Deutsches.“ So gibt es eine internationale Erklärung über den Wert eben jener „Baukultur“. Und die umgibt die Menschen allerorten. Nicht immer schön, aber einfach besonders. Vielleicht auch mal hässlich, je nach eigenem Geschmack, doch meistens prägend für das Stadtbild. „Baukultur“, sagt Heinisch, „ist Ausdruck des öffentlichen Lebens und von pulsierender Wirtschaft. Dazu ist Baukultur auch ein Stück Design, es wirkt auf die Menschen, trägt dazu bei, ob man sich wohlfühlt in einer Stadt, dort wohnen, arbeiten und einkaufen möchte.“ Und genau darum geht es vor allen Dingen: Noch mehr als das ausgesuchte Design vereinzelter echter Bauhaus-Objekte oder anderer besonderer Gebäude prägt der breite Baustil den Alltag. „Seit knapp zehn Jahren wird unfassbar viel gebaut. Also sollten wir uns jetzt über Baukultur viele Gedanken machen. Denn die Städte müssen ihre Besonderheiten pflegen und private Bauten gehören natürlich zur Baukultur“, beschreibt der Experte aus dem Ministerium, das Bau und Heimat genauso verbindet, wie auch die Baukultur dies tut. Denn: „Eine 08/15-Stadt möchte niemand besuchen, da möchte niemand leben.“

Die alte Marienkirche mit dem neuen Musikforum in Bochum ist ein Stück Baukultur

 

 

In diese Gefahr kommt das Ruhrgebiet mit seinen vielen Schätzen gar nicht. Das zeigt Zollverein in Essen, einst eigentlich nur ein Zweckbau, doch so anders, dass es heute Weltkulturerbe ist. Und mehr als eine Zeche, ein Symbol für Heimat. Oder die Ruhr-Uni in Bochum aus dem Brutalismus, dem bru, dem rohen Beton, die heute eines der Big Beautiful Buildings ist. Das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen mit seiner Nachkriegsarchitektur und dem berühmten Yves-Blau. Aus der neuen Zeit die Thyssen-Krupp-Konzernzentrale in Essen, der Neubau des Museums Folkwang, die Vivawest-Zentrale auf der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen oder der Phoenix-See in Dortmund. „Wasser ist spannend für Wohnlagen, das hat Essen mit dem Baldeneysee oder der Ruhr“, kennt Heinisch so viele Punkte, mit denen das Revier seine Besonderheiten unter Beweis stellt.

 

Es muss nicht immer Bauhaus sein: Der Bochumer Hauptbahnhof mit seinem gestalteten Vorplatz ist stadtprägendes baukulturelles Element

 

Und damit das – nicht nur im Revier – so bleibt, fördert das Ministerium nun die neue Institution „Baukultur Nordrhein-Westfalen“, entstanden aus dem Zusammenschluss der Vereine StadtBauKultur NRW und Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW (M:AI). Im Fokus stehen baukulturelle Facetten von Architektur, Stadt- und Landschaftsentwicklung, Ingenieurkunst sowie Bau- und Planungsprozessen. Denn: „Gebäude sind Teil unserer Heimat und prägen unsere Umwelt“, sagt auch die zuständige Ministerin Ina Scharrenbach. Und Dr. Jan Heinisch ist überzeugt: „Man kann an vielem sparen, aber nicht am guten Konzept.“

 

Wasser ist spannend für Wohnlagen – wie hier am Essener Baldeneysee das Neubaugebiet „Am Seebogen“

 

 

 

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr