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An/Ein/Aussichten: Ein unschätzbarer Schatz

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen, der weiss, wo es die spannendsten Ansichten dieser Stadt gibt, hat mich zu einer Entdeckungstour in den Dom und die Domschatzkammer eingeladen. „Essen sein Schatz“ – das ist kein Ruhrdeutsch-Satz, sondern tatsächlich ein goldener Schatz im Dom.


Die Domschatzkammer in Essen – hier gibt es buchstäblich goldene Ansichten und die Einsicht: Ein Besuch dort lohnt sich ganz bestimmt

 

Es ist schon bemerkenswert, wenn man sich einmal auf etwas ganz Neues und Unbekanntes einlässt, was das so alles an neuen Eindrücken und Einsichten mit sich bringt.

Da geht es vor allen Dingen um die weltberühmte Goldene Madonna mit ihrem Jesus-Kind im Arm. Sie ist das absolute Prunkstück des Essener Domschatzes. Ganz früher trug man sie bei Prozessionen vor sich her. Im 30-jährigen Krieg brachten die Stifts-Äbtissinnen die kostbare Marienfigur im Kölner Dom in Sicherheit, im Ersten Weltkrieg wurde sie an einem unbekannten Ort versteckt und im Zweiten Weltkrieg wurde sie zu ihrem Schutz ins Exil geschickt, erst nach Warstein, dann nach Meißen und schließlich in einen unterirdischen Stollen in Siegen. Dort haben die Amerikaner sie dann zusammen mit dem gesamten Essener Schatz entdeckt und in Aachen ganz sorgfältig katalogisiert. Selbst in den großen Kirchenstädten wie Köln und Aachen hat der Essener Schatz alles überstrahlt, sagt die Überlieferung. Heute fliegt die Goldene Madonna tatsächlich um die Welt und verkündet, welches außergewöhnliche Highlight Essen zu bieten hat. Nicht „persönlich“, aber ihr Bild wirbt für die Stadt Essen in Form von ganzseitigen Anzeigen in den Bordmagazinen der Fluggesellschaften. Dieses Motiv hat übrigens der Essener Fotokünstler Ralf Schultheiß im Auftrag von der Essen Marketing GmbH gemacht.

 

Gemeinsam mit Oberbürgermeister Thomas Kufen kommen wir der Goldenen Madonna in der Kapelle wirklich nahe

 

Es gibt ja tatsächlich so vieles, worauf wir in dieser Stadt stolz sein können. Nicht nur auf die Tradition von Kohle und Stahl, sondern auch auf so einen echten Kulturschatz im Dom. Das hat sich offenbar auch schon herumgesprochen: So präsentiert RTL am 8. April auf dem Burgplatz, also in direkter Nähe des Doms und der Goldenen Madonna, das Musik-Live-Event „Die Passion“, bei dem die Leidensgeschichte Christi mit bekannten deutschen Schauspielern und Sängern in die heutige Zeit transportiert wird. Das passt perfekt zum Essener Schatz. Der hat mich in seiner Vielfalt und Fülle beeindruckt, am deutlichsten dabei das Prunkstück, die Goldene Madonna. Andrea Wegener, die Hüterin des Schatzes, hat uns die Kapelle aufgeschlossen, in der die Marienstatue in ihrer Glasvitrine bestens gesichert steht. Denn der Wert ist unermesslich. Selbst wenn alles Gold, die Edelsteine und Email-Kunstwerke berechnet werden könnten, bleibt der Verlust unersetzlich. Das haben wir ja auch unlängst bei dem dreisten Raubzug in Dresdens Grüner Grotte erfahren. Solche Kunstwerke sind einzigartig und unersetzlich.

 

Auch das ist absolut spannend: Auf der Wiese im Inneren der Kreuzgangs lichtete 1957 das Time-Magazin Essens Goldene Madonna ab. Der Fotograf war damals der weltberühmte Gjon Mili.

 

Der Essener Schatz allemal, denn diese Kirchenkunst ist teils mehr als 1000 Jahre alt. Wie die Madonna: Sie stammt aus dem Jahr 980. Die Stifts-Äbtissin Mathilde, eine Enkelin von Kaiser Otto dem Großen, hat sie gestiftet und mit dem Reichtum ihrer Ausstattung auch einen Machtanspruch des Stiftes angezeigt. So ist die Goldene Madonna heute die älteste vollplastische Marienfigur der Welt. Und dazu gehört auch noch die älteste goldene Lilienkrone aus der Frühzeit des 11. Jahrhunderts, auch Marienkrone genannt. Insgesamt gibt es viel zu entdecken: Von großen goldenen Kruzifixen über kunstvolle Broschen der damaligen Stiftsfrauen bis hin zu einer winzigen Madonna aus Elfenbein, immerhin auch aus dem 13. Jahrhundert, die ganz offenbar der großen goldenen Figur nachempfunden ist.

Und manches ganz Weltliche gehört auch zu den neuen Einsichten, die ich beim Besuch von Essen sein Schatz gewonnen habe. Selbst die Vitrinen für die Goldenen Madonna sind Kunstwerke. Eine davon stammt von Elisabeth Treskow aus Essen – genau jener Kunst-Professorin, die für den Deutschen Fußballbund die Meisterschale entworfen hat und die Amtskette des Essener Oberbürgermeisters.

Ach ja, und dann ist da noch der Sonderstempel der Post mit der Goldenen Madonna und die Briefmarke dazu mit der Lilienkrone. Oder die Panini-Bilder, auf denen die Madonna natürlich im gefragten Glitzer-Look verewigt ist. Es ist eine gute und richtige Idee der Essen Marketing GmbH, dass die Goldene Madonna jetzt um die Welt fliegt, um noch mehr Menschen dafür zu gewinnen, im Dom die Ansicht zu genießen und eigene Einsichten zu gewinnen. Ich kann das nur empfehlen.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr