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Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer Kolumne – Die Kraft der Pflanzen

Wie Phytotherapie und Kräuterkunde die Schulmedizin ergänzen können


Friederike Grönemeyer, Heilpraktikerin und Psychologin, und ihr Vater Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, Deutschlands wohl bekanntester Arzt

 

Alternative Heilungsmethoden wurden lange Zeit kritisch betrachtet. Heute werden sie immer mehr als wertvolle Ergänzung der Schulmedizin angesehen. „Nach Jahrzehnten der Ignoranz folgen nun ein Umdenken und die Rückbesinnung auf das Wesentliche: einen ganzheitlichen Ansatz ärztlicher Versorgung“, so Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer. Deutschlands bekanntester Arzt vertritt die Ansicht, dass alternative Heilmethoden unsere Schulmedizin ergänzen können.

Für Prof. Grönemeyer steht außer Frage, dass unsere heutige Medizin Großes leistet und unerlässlich ist. Er plädiert aber ebenso dafür, auch traditionelle Heilverfahren zu berücksichtigen. Dazu gehört die Kraft der Pflanzen in der Ernährung genauso wie ihr Einsatz zur Behandlung von Volkskrankheiten. „Traditionelle Heilverfahren sind in vielen Fällen, zumal bei leichteren Erkrankungen oder auch additiv zu schulmedizinischen Behandlungskonzepten, hilfreich und meist schonender für den Patienten“, so Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer, prominenter Verfechter einer wissenschaftlich begründeten ganzheitlichen Weltmedizin zwischen Hightech und Naturheilkunde. „Die heilsame Wirkung soll nicht die Schulmedizin ersetzen, sondern den Heilungsprozess fördern, unterstützen und gegebenenfalls die Medikamentengabe sinnvoll eindämmen“, sagt der Mediziner. „Auch die Tatsache, dass Körper, Seele und Geist eine Einheit bilden, haben Ärzte nicht selten aus dem Blick verloren.“ Nur wenn Ärzte sich auf jeden Patienten individuell einließen und Erkrankungen früh erkennen, ließen sich auch die besten Behandlungserfolge erzielen, zunächst mit Hausmitteln und traditionellen Heilweisen, so Prof. Grönemeyer weiter.

 

Genauso heilsam, aber schonender

Die Phytotherapie könne in vielen Fällen genauso heilsam wirken, aber oft auch schonender als die „chemische Keule“. Nachdem man lange glaubte, auf die alte Kräuterapotheke nicht mehr viel geben zu müssen, hat sich diese Erkenntnis herumgesprochen. Sogar im Deutschen Arzneimittelgesetz (AMG) ist die Pflanzenheilkunde seit 1976 als eine sogenannte „Besondere Therapierichtung“ fest verankert worden. Stand Oktober 2019 haben 1160 Phytopharmaka das Registrierungsverfahren im Sinne des AMG erfolgreich abgeschlossen. Haben sich Wirkung und Unbedenklichkeit der Phytopharmaka in der ärztlichen Praxis und in der Fachliteratur bestätigt, tragen manche Krankenkassen wenigstens teilweise die Kosten der Kräutermedizin. Im Jahre 2014 waren in 17 (13,28 %) von 128 S3-Leitlinien Phytopharmaka positiv empfohlen. Aber nur in weit weniger als der Hälfte der damals verfügbaren Leitlinien gab es überhaupt eine Recherche zu Phytopharmaka. Hier ist noch einiges zu tun.

Das bestätigt auch Friederike Grönemeyer, Heilpraktikerin und Psychologin, die als Co-Autorin gemeinsam mit ihrem Vater an dem Handbuch zur Phytotherapie mitgewirkt hat, „Natürlich habe ich mich in den letzten Jahren gerade auch von dem Wissen meiner Tochter anregen lassen. Wir ergänzen uns gegenseitig. Sie verfügt als Naturheilkundlerin über fundierte Kenntnisse im Bereich der Phytotherapie, der Pflanzenheilkunde, ich über die Kenntnisse und Erfahrungen eines praktizierenden, auch forschenden Schulmediziners und Wissenschaftlers. Wir sind ein Team“, sagt Prof. Grönemeyer. Bei vielen Erkrankungen lohne sich der Griff zur Heilpflanze, so die beiden Experten, – angefangen beim Husten und Schnupfen über Fieber bis hin zu Darmbeschwerden. Sprichwörtlich ist für jedes Leiden ein Kraut gewachsen. „In der Pflanzenheilkunde verbinden sich naturwissenschaftliche Erkenntnisse und das jahrtausendealte Erfahrungswissen ärztlicher Praxis“, so das Credo von Friederike und Dietrich Grönemeyer in ihrem neuen Buch „Selbst Heilen mit Kräutern. Pflanzenheilkunde für zu Hause“.

 

Wissen der Generationen

Das Autoren-Duo greift dabei auf das Wissen vieler Generationen zurück. Als „Mutter der europäischen Naturheilkunde“ gilt Hildegard von Bingen (1098–1179), die bereits im Mittelalter das Leiden Kranker mithilfe von Kräutern linderte. 1800 Rezepturen hat sie in zwei Büchern gesammelt. Wissenschaftler bestätigen Funde von Heilkräutern als Grabbeigaben bereits vor 60000 Jahren. Der Einsatz von Wurzeln, Blättern, Früchten oder Samen zur Behandlung oder Prävention ist auch über die Jahrhunderte bei den griechischen und römischen Medizinschriftstellern wie Hippokrates, Celsus und Galen bezeugt. Heutige Generationen fänden immer mehr den Weg zur Naturheilkunde zurück: „Allein 2018 wurden Phytotherapeutika für 1,746 Milliarden Euro verkauft. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Umsatzplus von 1,9 %. Das sind bereits 25 % des Gesamtumsatzes aller rezeptfrei erhältlichen Arzneimittel“, heißt es dazu im Buch „Selbst heilen mit Kräutern“. Das Werk ist ein Leitfaden durch die Welt der Heilpflanzen, von denen man gesundheitlich profitieren kann – von Aloe über Johanniskraut und Schafgabe bis hin zu Weidenrinde und Zistrose.

 

 


BUCHTIPP
Selbst heilen mit Kräutern heißt das Buch, das Vater und Tochter Grönemeyer gemeinsam herausgegeben haben

Selbst heilen mit Kräutern: Pflanzen­heilkunde für zu Hause,
Becker Joest Volk Verlag,
ISBN 978­3­95453­163­9 29,95 EUR, 384 Seiten, 217 Fotos, gebunden,
Text: Friederike und Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer

 

 

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr