Kultur

Mit der Neunten ins Beethoven-Jahr

Die Essener Philharmoniker gratulieren in ihrem traditionellen Neujahrskonzert zum 250. Geburtstag des weltberühmten Komponisten.


Rock around Barock oder der Besuch der Alten Dame.

 

Guiseppe Verdis große Oper „Don Carlos“, inszeniert von Robert Carsen, feiert am 14. März Premiere am Aalto-Theater

 

Die Theater und Philharmonie Essen serviert in drei schicken Häusern Programmhöhepunkte am laufenden Band.

 

Aalto-Theater, Grillo-Theater und Philharmonie Essen – in den Wintermonaten ist in den drei schicken Essener Theater- und Konzerthäusern Hochsaison. Ob Oper, Ballett, Konzert oder Schauspiel, das Publikum kann aus einem vielseitigen und hochklassigen Programm auswählen. So bietet sich im Aalto-Theater rund um die Festtage die Gelegenheit, mit Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ (23. und 25.12.) und Puccinis „La Bohème“ (ab 20.12.) zwei beliebte Weihnachtsklassiker zu erleben. Eine spannende Barockoper steht zu Beginn des neuen Jahres mit Alessandro Scarlattis selten aufgeführtem Oratorium „Kain und Abel oder der erste Mord“ auf dem Spielplan (Premiere am 25.1.). „Yesterdate – Ein Rendezvous mit den 60ern“ ist der Titel einer neuen Musical-Revue, die das Publikum auf eine Zeitreise in die bewegte Vergangenheit des Ruhrgebiets mitnimmt (Premiere am 8.2.). Einer der großen Höhepunkte der Operngeschichte folgt schließlich mit Verdis Oper „Don Carlo“ (Premiere am 14.3.). Am 1.1.2020 können die Tanzfans mit der Compagnie des Aalto Ballett Essen ins neue Jahr starten: Auf dem Programm steht „Rock around Barock“, eine kraftvolle Rockrevue, die garantiert für gute Laune sorgen wird. Die berühmte Choreografie „Onegin“ von John Cranko ist am 26.1. und 25.2. im Aalto-Theater noch zu sehen – Ballettliebhaber sollten sich die bewegende Geschichte von der unglücklichen Liebe zwischen Tatjana und Onegin nicht entgehen lassen! Und am 21.3. kehrt Ben Van Cauwenberghs opulent ausgestattetes und virtuos getanztes Ballett „Schwanensee“ zurück auf die Bühne.

Die Essener Philharmoniker präsentieren zum Auftakt des Beethoven-Jahres die vielleicht berühmteste Sinfonie der Musikgeschichte: Beethovens Neunte mit der „Ode an die Freude“ steht im traditionellen Neujahrskonzert am 1.1. in der Philharmonie Essen auf dem Programm. In den folgenden Sinfoniekonzerten sind dann neben weiteren Werken von Beethoven (Tripelkonzert am 5. und 6.1.) auch Musik von Schubert (Große C-Dur-Sinfonie am 6. und 7.2.) und Mozart (Klavierkonzert Nr. 23 am 27. und 28.2.) zu erleben.

Neben den Konzerten des heimischen Orchesters sorgen in der Philharmonie Essen viele international profilierte Künstler für musikalischen Glanz: Der italienische Dirigent Riccardo Chailly ist am 24.1. mit seinem Orchester der Mailänder Scala zu Gast, eine Rossini-Operngala mit dem Orchester des weltbekannten Teatro Real Madrid kann das Publikum am 5.3. erleben, und das Royal Concertgebouw Orchestra bringt aus Amsterdam Tschaikowskis Sinfonie „Pathétique“ mit nach Essen (13.3.). Besonderer Höhepunkt: Erstmals seit neun Jahren findet am 1.2. wieder ein Philharmonischer Ball statt.

 

„Schwanensee“ in der gefeierten Choreografie von Ben Van Cauwenbergh ist ab 21. März wieder zu sehen

 

Auch das Schauspiel Essen hat zum Jahresende und in den ersten 2020er- Monaten viel Spannendes zu bieten. So präsentiert bei „Jazz in Essen“ am 29.12. im Grillo-Theater die Schauspielerin Birgit Minichmayr („Das Parfum“, „Das weiße Band“, „3 Tage in Quiberon“) gemeinsam mit dem Piano-Duo Chris Hopkins & Bernd Lhotzky Dorothy Parkers „New Yorker Geschichten“ in Concert. Ein Stück, das seit dem Herbst 2017 zu den absoluten Publikumsmagneten zählt, kehrt am 31.1. auf die Grillo-Bühne zurück: Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“. Und die Premiere von Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ steht am 28.2. auf dem Spielplan des Grillo-Theaters. Die Geschichte spielt Anfang der dreißiger Jahre in Deutschland. Trotz grassierender Inflation, Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut setzen Emma und der junge Angestellte Johannes Pinneberg, die gerade ihr erstes Kind erwarten, alles daran, ihr kleines Glück gegen alle Härten des Lebens zu verteidigen.

Tickets für alle Veranstaltungen der Theater und Philharmonie Essen unter Tel. (0201) 81 22-200 und www.theater-essen.de.

 

 


 

Hans Martz trifft Christian Tombeil

Hans Martz, Vorsitzender des Freundeskreises Theater und Philharmonie Essen e. V., trifft Christian Tombeil auf der Treppe des Grillo-Theaters

 

Erfolgreicher Schauspiel-Intendant – Klassischer Tänzer – glaubt an die „integrative Kraft des Theaters“ – bekennender Essener und „fast“ Tauchlehrer.

Herr Tombeil, Sie sind in Oberfranken in der Nähe von Hof geboren und haben aber den größten Teil Ihrer Kindheit in Stuttgart verbracht. Welche Beziehung gab es zu dem Thema „Theater“?

Durch die Tätigkeit meines Vaters an den Staatstheatern Stuttgart ist mir diese Beziehung sicher ein Stück mit „in die Wiege“ gelegt worden.

Erste Theatererfahrungen haben Sie in Stuttgart gewonnen?

Ja, dort waren tatsächlich meine ersten Jahre, denn ich habe in Stuttgart zunächst eine Ausbildung als Tänzer gemacht, bevor ich Germanistik und Kunstgeschichte studiert habe. Interessanterweise war dann meine erste Station hier in Essen und das war die berühmte Stelle bei Prof. Hauschild „Leiter des szenischen Einstudierungswesens“ (schreckliches Wort). Am Aalto-Theater war ich drei Jahre, bevor ich als stellvertretender Generalintendant und künstlerischer Betriebsdirektor nach Mönchengladbach und Krefeld gegangen bin.

Danach war ich als Regisseur und Light-Designer in Wien, Brüssel, Stuttgart und Düsseldorf aktiv. Dann kam die Anfrage, ob mich das Schauspiel in Essen interessieren würde, und so bin ich ein zweites Mal in Essen gelandet.

Kommen wir zum Schauspiel Essen. Hohe Auslastungszahlen, viele erfolgrei­che Stücke, sehr gute Kritiken. Worauf führen Sie diese positive Entwicklung zurück?

Ich glaube, wir haben einfach eine gute Mischung getroffen. Meine Philosophie war und ist es, gutes Schauspiel zu zeigen, das sich kritisch mit aktuellen Themen auseinandersetzt, aber das Publikum mitnimmt. Ich möchte nicht, wie Heyme es mal gesagt hat, lieber vor 50 Zuschauern spielen, die wissen, was wir hier tun, als vor 400, die sich nicht dafür interessieren.

Ich finde es bemerkenswert, dass in den 125 Jahren, in denen es das Grillo gibt, mehr als 25 Millionen Besucher die Spielstätten der TUP besucht haben – und das in einer Stadt, die nicht ursächlich durch ein starkes Bürgertum geprägt ist. Das zeigt, dass diese Stadt trotz starker Industrialisierung ihre Neugier und ihr Bedürfnis für Kultur bewahrt hat.

Das Thema „Finanzen“ spielt natürlich auch im Schauspiel eine große Rolle. Wie erleben Sie dieses Thema hier in Essen?

Na ja, es ist schon beeindruckend, wie die großzügige Unterstützung durch große Unternehmen und Stiftungen nicht nur das Stadtbild, sondern auch die Kulturinstitutionen geprägt haben. Ich möchte an dieser Stelle auch den Freundeskreis Theater und Philharmonie erwähnen, der im Laufe der Zeit ebenfalls viele Millionen bereitgestellt hat. Viele Aufführungen, Bühnenbilder und Gast-Künstler wären ohne diese Hilfe nicht möglich gewesen. Das ist einfach toll, und ich kann die Essener nur ermuntern, sich hier mit relativ kleinem Geld als Mitglied zu engagieren.

Sie haben mal von der „integrativen Kraft des Theaters“ gesprochen. Was meinen Sie damit konkret?

Das ist ein sehr interessantes und wichtiges Thema. Es ist ja nicht einfach heute, junge Erwachsene oder Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund in das Theater zu bekommen. Wir haben dafür eine Reihe von Initiativen gestartet. Für viele junge Menschen ist es oft das erste Mal, dass sie im Schauspiel oder im Aalto-Theater sind.

Ich glaube ganz fest dran, dass Theater integrativ wirkt. Wobei wir es als Schauspiel fast noch schwerer haben als zum Beispiel die Oper oder die Philharmonie, denn wir arbeiten ja hauptsächlich mit Sprache, und nicht jeder versteht die deutsche Sprache – da haben es die Musik und der Tanz einfacher, sie sind international und bedürfen keiner Übersetzung.

 

Wir bringen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zusammen – das ist doch Integration im besten Sinne.

 

Das Schauspiel setzt sich ja häufig mit sehr aktuellen Themen auseinander, es ist kritisch und manchmal unbequem, was zu Reaktionen des Publikums führt. Wie erlebt man das als Chef des Schauspiels?

Ja, es ist in der Tat so, dass manche Stücke einzelnen Zuschauern auch nicht gefallen. So gibt es beim „Reichsbürger“ immer mal wieder Zwischenfälle in der Form, dass sich Zuschauer outen und sich mehr als Fan dieser Bewegung bezeichnen. Ja, das ist so, aber das müssen wir als Theaterleute auch aushalten. Aber Gott sei dank ist das die absolute Minderheit. Ganz im Gegenteil, wir hören weitaus mehr Lob als Kritik.

Was macht denn der Schauspielchef, wenn er nicht im Grillo­Theater ist?

Na ja, der trinkt gerne mal einen guten Wein, geht oft mit seinen beiden Hunden spazieren und fährt sehr gerne mit seiner Frau Motorrad.

Gibt es schon ein Leitmotiv für die nächs­te Spielzeit, das Sie uns verraten können?

Ja, wir beschäftigen uns mit dem Thema „Familie“. Der Begriff „Familie“ ist sehr vielschichtig. Ich möchte das an einem Beispiel deutlich machen: Auch die Fans von Schalke oder Dortmund bezeichnen sich als Familie. Und dann gibt es natürlich auch noch völlig unterschiedliche Verständnisse von Familie in den unterschiedlichen Kulturkreisen und in anderen Ländern. Ein spannendes Thema.

Wenn Sie nicht diesen Beruf gewählt hät­ten, was hätten Sie sich dann vorstellen können?

Also, ich hätte mir zum Beispiel vorstellen können, als Tauchlehrer zu arbeiten, denn ich habe eine entsprechende Ausbildung und die notwendigen Lizenzen dafür erworben. Aber ich habe mich dann doch anders entschieden, weil mich das vielleicht auf Dauer nicht befriedigt hätte.

Sie sind ja auch als kritischer Geist be­kannt. Was müsste denn in Essen pas­sieren, damit diese Stadt noch attrak­tiver wird?

Ich finde, das ist relativ einfach: Essen hat vieles, was andere Städte nicht haben.

Zwar besitzt unsere Stadt keinen alten Stadtkern wie Köln oder Münster, aber unfassbar spektakuläre Kulturbauten und ein hervorragendes Angebot im Bereich Bildende Kunst/Skulptur – und Essen ist zentral gelegen.

Es gibt in Essen und im Umkreis so viel zu sehen, da braucht man Jahre, um alles zu entdecken. Und deshalb würde ich mir wünschen, dass die Politik viel offensiver damit umgehen würde. Warum sagen wir nicht selbstbewusst: Ja, wir haben den größten Museumsneubau hier in Essen, wir haben mit dem Aalto-Theater den letzten großen Theaterneubau in Deutschland nach dem Krieg. Hier fehlt mir manchmal das Selbstbewusstsein, mit dem andere Städte auftreten.

Wir sollten durchaus den Mut haben, stolz auf unsere Stadt zu sein!

 

 


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Artikel von www.top-magazin.de/ruhr