Kultur

Mit Glockenton und Trommelschlag

Tomislav Talevski ist als Solo-Schlagzeuger bei den Essener Philharmonikern an vielen Instrumenten zuständig für die lauten und die leisen Töne


Die Visitenkarte des Schlagzeugers ist die kleine Trommel, sagt Tomislav Talevski. Er spielt bei den Essener Philharmonikern eine Vielzahl von Schlagintstrumenten.

 

Er liebt die kleine Trommel besonders, kann aber auch richtig auf die große Trommel schlagen oder dem Glockenspiel zarte Töne entlocken. Tomislav Talevski ist Solo-Schlagzeuger bei den Essener Philharmonikern – und als Schlagzeuger spielt er eine Vielzahl von Instrumenten, von der kleinen Triangel über Tamburine und Becken bis Xylofon, Marimbafon, Kirchenglocken und vielen Effekt-Instrumenten.

Gleich zwei sind es, die der 37-Jährige bei der Carl Orffs „Carmina Burana“ bedienen muss – plus die große Schiffsglocke. Es ist Probe für diesen ganz besonderen „Schlager“, mit dem die Philharmoniker ihr Publikum begeistern werden. Stamm-Zuhörer ebenso wie ungeübtere Konzert-Besucher, das Stück eignet sich perfekt für alle Ohren. Und darum muss zur Aufführung jeder Ton und Schlag perfekt sitzen, das Zusammenspiel genau funktionieren.

Oben links, vom Parkett aus gesehen, in der Reihe direkt vor dem Chor, nimmt Tomislav Talevski seinen Platz ein. Hinter dem Xylofon und dem Glockenspiel, die er abwechselnd zum Klingen bringt. Kleine Farben sind das zwischendurch in dem mächtigen Stück, das sich mit seiner großen Besetzung klanggewaltig über das Auditorium ergießt.

Und doch sind auch die zarten Töne des Glockenspiels unverkennbar zu vernehmen, wenn der Schlagzeuger seinen Einsatz hat. Dann lässt sich aus den Zuschauerreihen über die Köpfe der Geiger erkennen, wie sich die Metallstäbe des Instruments beim Einsatz von Pedal und Schlägel bewegen. Der letzte Ton verklingt, der Musiker setzt sich wieder, wartet aufmerksam auf seinen nächsten Einsatz. Warten ist keine Zeit für Entspannung oder gar Langeweile. Als größte Peinlichkeit droht, den eigenen Einsatz an der richtigen Stelle zu verpassen. „Zum Beispiel bei einer Bruckner-Sinfonie die zwei einzigen Becken-Schläge zu verschlafen“, lächelt Tomislav. „Und Du hast eben nur die eine Chance“, weiß der Schlagzeuger, der seit 2008 bei den Essener Philharmonikern spielt. Es ist ein wunderbares Orchester und ein ganz tolles Team – darum kümmert sich in der Probe auch jeder um das Gesamtkunstwerk, nicht nur um den eigenen richtigen Einsatz. In der Pause wird gefachsimpelt, Talevski bespricht mit der Flötistin das optimale Zusammenspiel.

Dann sind das metallische Glockenspiel und sein hölzernes Pendant, das Xylofon, für eine ganze Weile einmal nicht gefragt. Zeit für den Schlagzeuger, in die Sitzreihen zu huschen, um von dort das Gesamtkunstwerk auf sich wirken zu lassen. Dort sitzen auch schon mal kundige Zuhörer, die als Mitglieder des Fördervereins das Privileg genießen, bei den Proben schon die Vorfreude auf das eigentliche Konzert zu steigern.

Für die Musiker ist die Probe Arbeit und Einsatz mit höchster Konzentration. Das kostet Nerven, Kraft und fordert körperliche Fitness. Wie all seine Kollegen tut auch Tomislav Talevski dafür eine Menge. Teil des Jobs, wenn er nicht gerade für Probe, Konzert, Ballett oder Oper auf der Bühne steht. Krafttraining, autogenes Training und natürlich üben, üben, üben, auch ohne die Kollegen, alleine. Damit dann im Konzert jeder Glockenton oder jeder Trommelschlag auch wirklich sitzt.

 


 

ESSENER PHILHARMONIKER KONZERT-TIPPS ZUM SPIELZEIT-AUFTAKT

1. Sinfoniekonzert: Dvořák 7
Werke von Antonín Dvořák und Max Bruch
5., 6. September 2019, 20:00 Uhr Philharmonie Essen, Alfried Krupp Saal

Essen Original Open-Air-Konzert
8. September 2019, 20:00 Uhr Kennedyplatz Essen, Eintritt frei

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr