Menschen

Birte Glang Kolumne – Freigestrampelt – Jetzt bin ich richtig ICH!

Zugegeben: Es hat gedauert. Und auch wenn es sich abgedroschen anhört: Ja, das Alter bringt auch Weisheit mit sich. Das ist so. Ich bin nun gute Mitte Dreißig, Mama, Schauspielerin, Model, Markenbotschafter und Unternehmerin und kann mich nun zurücklehnen und sagen: Ich bin bei mir angekommen. Und es fühlt sich super an. Deswegen hatte ich Anfang des Jahres auch ein sozusagen unmoralisches Angebot angenommen. Viele von euch werden es schon gesehen haben: Ich war Cover-Girl des Playboys. In dieser Ausgabe findet ihr neben meiner Kolumne auch nackte Tatsachen, denn TOP Magazin Ruhr hat sich dazu entschieden, Teile meiner Playboy-Strecke sowie das Interview abzudrucken.


Mutter, Schauspielerin, Unternehmerin, Model: Birte meistert den Spagat zwischen den verschiedenen Welten

 

Sportlich: Die Schauspielerin ist auch Fitnessexpertin. Mit ihrem Programm MOVE IT MAMA bereitete sich Birte für den Playboy vor.

Aber wie kommt frau überhaupt dazu, blank zu ziehen? Ich gebe zu, es war eine Überwindung, und ich habe lange mit mir gerungen. Aber warum habe ich es dann gemacht? Meine ersten Gespräche mit dem Playboy liegen schon Jahre zurück, das erste Mal klopfte das Herrenmagazin bereits vor neun Jahren an. Damals war ich entrüstet und empfand es geradezu als Beleidigung. Vielleicht hatte ich mich aber auch einfach nicht getraut, wer weiß, wie die Reaktionen der anderen gewesen wäre. Das war mir etwas, was mir insgesamt sehr wichtig war. Ich wollte gefallen, wollte nicht nur als das Sexy-Blondchen gesehen werden, und trotzdem wollte ich einen tollen Körper haben und auch hier war ich unsicher, ob das alles so genügte: Brüste groß genug, Hintern rund genug?Einige Jahre später dann das gleiche Spiel. Aber Zeiten ändern sich und sie ändern dich. Seit November 2018 spiele ich nun eine durchgehende Rolle bei der Erfolgsserie „Alles was zählt“ (RTL), und der Playboy wurde erneut aufmerksam. Doch dieses Mal empfand ich es nicht als unangenehm, sondern plötzlich war da auch sowas wie Stolz und Ehre bei der Vorstellung, sich zwischen Berühmtheiten wie Marilyn Monroe, Kate Moss, Naomi Campbell, Charlize Theron oder Andrea Sawatzki wiederzufinden. Und vor allem war da nicht mehr dieses nagende Gefühl, was wohl andere über mich denken könnten … Ich habe lange genug versucht, Leuten zu gefallen, alles richtig zu machen – und sah den Playboy wirklich als Möglichkeit, mich endlich „frei zustrampeln“ und auch einmal klar Stellung zu beziehen. Früher hätte ich mich nicht gewagt zu sagen, dass ich stolz bin, einen solchen Körper zu haben und das nach einem Jahr nach der Geburt meines Sohnes. Natürlich habe ich diesen Body guten Genen, Disziplin und meinem eigenen Fitnessprogramm MOVE IT MAMA zu verdanken: regelmäßig Sport treiben, eine ausgeglichene Ernährung und eine positive Einstellung zum Leben sind essenziell. Doch erst, wenn frau sich wohlfühlt, strahlt sie das auch nach außen aus. Die Geburt meines Sohns hat mich verändert, mich reifen lassen – ich denke viele Mütter werden hier mitfühlen können. Und so sind ganz natürliche Bilder entstanden, es wurde viel gelacht am Set, und alle sind sehr diskret mit meiner Nacktheit umgegangen. Vor einigen Jahren hatte ich vielleicht den Körper dafür, aber vom Verstand und Gefühl war ich da noch lange nicht. Und ich glaube, das ist etwas, was man auch den vielen Mädels da draußen mitgeben kann. Wir müssen uns wohlfühlen, müssen uns freimachen von Kommentaren und Meinungen anderer, gerade in der heutigen Zeit, in der der Druck durch die sozialen Medien unheimlich groß ist. Und ich gehe hier noch einen Schritt weiter: Viele Fitness- & Beautyinfluencer da draußen sind schuld an falscher Selbstwahrnehmung, möglichen psychischen Erkrankungen wie z. B. Ess-störungen junger Mädchen und einer schrumpfenden Diversity. Früher gab es Punks, Rocker, Rapper – heute gibt es Einheitsbrei mit gleichem Make-up, demselben Kleidungsstil, der selben Frisur, den gleichen Extensions. Schlimm finde ich das. Und alles ist extrem: Extreme Diäten, extreme Einstellungen zu Make-up, Sport und Lifestyle. Warum und wann haben wir verlernt, auf uns zu hören, auf uns und unsere Fähigkeiten zu vertrauen? Wo ist die Individualität hin? Warum messen wir uns an BH-Größe, Hintern und Gewicht? Warum müssen alle Frauen schlank sein? Schlank steht nicht jedem, nicht jeder ist von Natur aus schlank. Kurven sind doch etwas ganz ganz Tolles, und etwas, auf das frau stolz sein sollte! Liebe Ladies, seid wir ihr sein möchtet und eifert nicht anderen nach. Das war nie gesund und es wird niemals gesund sein.

 

Entspannt: Birte Glang ist bei sich angekommen – und hat keine Angst mehr, anzuecken.

 

Ich kann sagen, ich bin stolz, mich freigestrampelt zu haben. Und leiste nun gerne Geburtshilfe bei denen, die es auch versuchen. Denn: Es kann eine schwere Geburt sein, wieder zu sich zu finden, aber es ist definitiv ein Weg, der gegangen werden sollte. Und Sport ist etwas ganz Tolles. Aber auch hier haben viele verlernt, ihn als das zu sehen, was er ist: Ein Beitrag zu unserer Gesundheit, Spaß an der Bewegung und natürlich DAS Mittel, um fit, flexibel und beweglich zu bleiben. Und nicht DAS Tool, um krampfhaft abzunehmen. Mit meinen Programm MOVE IT MAMA setze ich hier bei Frauen in der Schwangerschaft und nach der Geburt an. Denn auch in der Schwangerschaft sollte frau weiterhin – angepasst natürlich – fit und sportlich unterwegs bleiben. Das hilft uns auch bei der Geburt.
Lasst uns wieder individuell werden, lasst uns den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge nicht verlieren, lasst uns nicht blenden von vielen Influencern, denen es nur um Optik und Figur geht. Es muss ein neues Movement geben: die Bewegung zurück zu sich. Und ich bleibe meinem Motto treu: Alles ist im Leben erlaubt, so lange es sich in Maßen hält. Nicht Extremes ist gut. Und dann darf es gern auch das Gläschen Wein am Abend sein … Oder auch mal zwei.

 


 

Birte Glang – Juristin, Model, Schauspielerin. Dabei Ehefrau und Mutter, Produzentin des Fitness-Programms MOVE IT MAMA. Aufgewachsen im Kreis Recklinghausen pendelt sie für ihren Beruf lange zwischen Berlin, Los Angelos und dem Revier, steht für Serien von „Alarm für Cobra 11“ bis SoKo vor der Kamera und ist in internationalen Produktionen zu sehen. 2017 wird Sohn Cooper in L.A. geboren, 2018 kommt die Familie zurück nach Hause, Birte spielt seit Februar 2019 eine Hauptrolle bei der RTL-Erfolgsserie „Alles was zählt“, die in Essen spielt.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr