Ruhrrevier

Bernd für Bottrop

Das gehört selbstverständlich zum Arbeitsalltag eines Oberbürgermeisters: Der Kontakt und der Austausch mit den Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Und das nicht nur bei vielen Veranstaltungen und Anlässen, sondern auch institutionalisiert bei „Bürgersprechstunden“, wie die Treffen in Bottrop genannt werden.


 

Dabei erlebt ein Oberbürgermeister wie Bernd Tischler allerdings nach fast zehn Jahren als erster Bürger „seiner“ Stadt noch Überraschungen: Wie im Spätsommer dieses Jahres, als der achtjährige Ole Müntjes bei ihm vorsprach und seinen Ärger über Autofahrer Luft machte, die viel zu schnell auf der Herderstraße vor seiner Haustür unterwegs sind. So viel Einsatz imponierte Bernd Tischler, und der Oberbürgermeister ließ den Bereich überwachen, traf sich mit Ole aber auch beim Aufstellen einer Verkehrsüberwachungskamera und erklärte dem Knirps gerne, wie das Ganze funktioniert und bedankte sich für seinen Einsatz. „Ich finde es schön, dass so ein junger Mensch für andere im Gemeinwesen und Erwachsene ein so gutes Beispiel für Engagement abgibt!“, betont der OB.

Ministerpräsident Armin Laschet freut sich über die Statuette des “Roten Pferdes” als Gastgeschenk. Foto: Michael Kaprol

Solches Mitwirken freut Bernd Tischler, „ist doch durch entsprechenden Einsatz der Bürgerschaft schon viel zustande gekommen – hier denke ich insbesondere an den Zuschlag für Bottrop als InnovationCity-Modellstadt“, der ohne zehntausende Unterschriften Bottroper Bürger für das Projekt nicht so ohne Weiteres der Emscher-Stadt erteilt worden wäre, Inzwischen steht Bottrop relativ kurz vor dem Ende des zehnjährigen Projektzeitraumes, innerhalb dessen die Stadt in ihren Grenzen den CO2-Ausstoß um die Hälfte reduzieren wollte. Was nach Einschätzung von Bernd Tischler klappen wird, der inzwischen mit Blick auf die Rolle Bottrops als InnovationCity-Blaupause nicht wenige Zeit im Ausland zubringt, um in China, Japan, Russland, den USA oder Kanada über die Aktivitäten zur „Energiewende von unten“ in der heimischen fast 120000-Einwohner-Stadt zu berichten.Das kostet Zeit und Kraft, bringt aber auch viel Wissen, wie andere Städte als wichtiger Faktor in den Klimaschutzbemühungen mit ihrer Rolle umgehen, und wie man hier in Deutschland von diesen Erkenntnissen profitieren kann. Manchmal öffnen solche Kontakte auch Märkte, was dem obersten Wirtschaftsförderer Bottrops natürlich alles andere als egal ist. Dinge zu gestalten ist eh seine Sache, hat Tischler doch Stadtplanung studiert und auch bis zum Fachdezernenten in Bottrop praktiziert. Er hat in den 1990er-Jahren einer seiner Vorgänger, Baudezernent Norbert Wallmann, und IBA-Chef Karl Ganser bei den richtungsweisenden Projekten der Internationalen Bauausstellung Emscher Park im Revier und insbesondere in Bottrop unterstützt.

Gemeinsames “Ärmel-Aufkrempeln” des OB mit Schuldezernent Paul Ketzer (links).

Das Wohngebiet Prosper III ist entstanden, wo Tischler heute noch wohnt, das Gewerbegebiet Arenberg-Fortsetzung mit Lohnhalle und Lokschuppen, die Gartenstadt Welheim (die mit der Siedlung
Teutoburgia zu den schönsten Anlagen im Ruhrgebiet zählt), der Gesundheitspark Quellenbusch – um nur einige Beispiele zu nennen, deren prominentestes aber das „Haldenereignis Emscherblick“ mit dem Tetraeder als inzwischen einem der Wahrzeichen des Ruhrgebietes ist. Vergessen werden soll an dieser Stelle aber auch nicht die Halde Haniel mit Kreuzweg und Papstkreuz sowie das Amphitheater, in dem Bernd Tischler „grandiose Aufführungen erlebt hat: ob nun die ‚Aida‘ im Kulturhauptstadtjahr 2010 oder sechs Jahre später den ‚Fliegenden Holländer‘ in einer faszinierenden Kulisse“. Als Abteilungsleiter hat Tischler Mitte der 1990er-Jahre noch die Errichtung der „Warner Brother Movie World“ begleitet, heute setzt Bernd Tischler auf Projekte wie „Zukunftsstadt 2030+“, wo Bottrop zwar nicht in die Endrunde des Wettbewerbs gekommen ist, sich aber anschickt, die vielen Ideen aus der Bürgerbeteiligung zum Prozess nach Möglichkeit weiterzuentwickeln. Und dann gibt es da das Vorhaben, das inzwischen den Namen „Freiheit Emscher“ trägt.

„An diesem Beispiel habe ich den Leuten vom ZDF-Morgenmagazin nach der Live-Übertragung neulich aus Bottrop erklärt, dass die Zusammenarbeit über die Stadtgrenzen hinweg zwischen den Kommunen im Ruhrgebiet deutlich breiter ist, als gerne (auch öffentlich) dargestellt wird“, erläutert Tischler. Denn in diesem Rahmen werden nicht weniger als 1700 Hektar ehemaliger Bergbaufläche im Bottroper Süden und Essener Norden in Zusammenarbeit mit der RAG-Immobilien und im Schulterschluss von Verwaltung und Politik der beiden Städte neu entwickelt. „Eine einmalige Chance für uns und wichtiger Schub für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung von Bottrop und Essen“, stellt Bernd Tischler fest, der auch gute Chancen für eine Neuordnung der Verkehrsströme sieht und nicht nur deshalb ebenso einen deutlichen ökologischen Zugewinn. Manchmal gebiert Negatives auch einen neuen, positiven Ansatz. Dies gilt nicht nur für die gerade geschilderten Konsequenzen aus der Schließung des letzten deutschen Bergwerkes, Prosper-Haniel, am 21. Dezember 2018 durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Betroffenheit weiterer Flächen im Stadtnorden.

Bundespräsident Joachim Gauck ließ sich von Bernd Tischler auch über Integrationsbestre-bungen in Bottrop berichten.

 

In Berlin im Gespräch mit der damaligen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zu Klimaschutzbemühungen

Zuweilen schlägt das Schicksal in Gestalt der Form eines Brandes zu wie bei der alten Dieter-Renz- Halle, die nach Dachdeckerarbeiten bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist. Dies war dann die durch den Sportdezernenten Bernd Tischler vorangetriebene Geburtsstunde des Bottroper Sportparkes mit der neu aufgebauten Dieter-Renz-Halle, dem grundsanierten Jahnstadion, dem Judo-Bundesleistungszentrum und dem neuen Hallenbad – alle angeordnet in einem Karree an der Parkstraße und nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Solche Entwicklungen machen dem sportbegeisterten Oberbürgermeister Spaß, der in jungen Jahren im Düsseldorfer Umfeld als defensiver Mittelfeldspieler auf Fußballplätzen unterwegs war. Heute ist er noch als Läufer unterwegs, mit morgendlichen Runden zwischen dem Eigenheim, das er zusammen mit Ehefrau Andrea bewohnt (die beiden Kinder sind schon aus dem Haus) und der Tetraeder-Halde. Die Zeiten, wo er beim „Vivawest-Marathon“ und den Vorgängern „gefinished“ hat, sind aber vorbei. Stolz ist der Oberbürgermeister auf die Integrationsbemühungen in Bottrop, nicht erst seit der großen Flüchtlingsbewegung der vergangenen Jahre. Beispielsweise in der Rheinbabensiedlung oder in der schon erwähnten Gartenstadt Welheim lebten die Kumpel aller möglichen Nationalitäten schon viele Jahre friedlich zusammen, wovon sich der damalige Bundespräsident Joachim Gauck im Jahr 2012 überzeugt hat.

 

Ehrung junger Aktiver in Bottrop – der Sport liegt dem OB als Dezernenten besonders am Herzen

Etwas Besonderes war auch der Besuch der schwedischen Königin Silvia in Bottrop, die einige Monate zuvor ebenfalls in 2012 den Malteser-Tagestreff für Menschen in der Frühphase der Demenz, kurz MalTa, eröffnet hatte. „Silviahemmet“ heißt nicht von ungefähr die dort praktizierte Methode. Zu der damals einmaligen Begegnungstätte in Deutschland meinte Bernd Tischler: „Die Tagesstätte ist ein Lichtblick. Ihre Herangehensweise an die Krankheit ist ganz bedeutend. Zudem bin ich überzeugt, dass gerade der Besuch der schwedischen Monarchin den an Demenz erkrankten Leuten in Bottrop hilft. Denn Königin Silvia erreicht die Herzen der Menschen.”

Für die Zukunft ist dem Oberbürgermeister mit Blick auf die Stadt, die allerdings wie viele weitere Kommunen strukturell unterfinanziert ist, nicht bange, zumal in den kommenden zwei/drei Jahren einiges ansteht: „Zunächst können wir in 2019 in Bottrop das 100-jährige Stadtjubiläum feiern und die Realisierung wichtiger Bauprojekte wie die Altstadt-Arkaden, den Ausbau
des Josef Albers Museum Quadrat und den Anbau an das Kulturzentrum August Everding“, zählt der Oberbürgermeister auf und denkt ebenso an das frisch sanierte Rathaus und die mögliche Erweiterung des Hauses in Richtung Saalbau, der in einigen Monaten abgerissen wird und einer ganz neuen Mischung aus Wohnen und Dienstleistungsangeboten Platz machen wird. „In 2020 stehen bekanntermaßen die Kommunalwahlen an, zu denen ich noch einmal antreten werde. Diese möglicherweise dritte Amtsperiode nach meiner ersten Direktwahl im Jahr 2009 wird dann allerdings auch meine letzte sein“, verdeutlicht Tischler. 2020 ist zudem das Abschlussjahr des InnovationCity-Projektes und in der Planung der Emschergenossenschaft auch der zeitliche Endspurt in der Jahrhundertunternehmung der Emscher Renaturierung.

Der Weg zum Oberbürgermeister

Ein Beispiel für besonderes ehrenamtliches Engagement: Verdienstkreuzverleihung an Prälat Rolf Linse.

Bernd Tischler ist Oberbürgermeister der Stadt Bottrop. Er wurde bei den Kommunalwahlen am 30. August 2009 zum ersten Mal in das Amt gewählt und konnte bei den letzten Kommunalwahlen am 25. Mai 2014 wiederum die meisten Wählerstimmen auf sich vereinen. Bei beiden Wahlen errang er im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Bernd Tischler war zunächst Leiter des städtischen Planungsamtes und seit September 2004 Technischer Beigeordneter der Stadt Bottrop. Er wurde am 1. Juni 1959 in Hilden geboren. Tischler ist verheiratet, Vater eines Mädchen und eines Jungen und wohnt in Bottrop. Nach dem Abitur am Gymnasium in Erkrath im Juni 1978 und dem Studium der Raumplanung an der Universität Dortmund legte Bernd Tischler im Dezember 1984 die Diplom Hauptprüfung ab. Nach dem Referendariat bei der Bezirksregierung Köln und der Großen Staatsprüfung für den höheren technischen Verwaltungsdienst im Mai 1987 in Frankfurt am Main arbeitete Tischler von Dezember 1987 bis 1989 als stellvertretender Amtsleiter im Amt für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung der Stadt Dormagen. Im April 1989 kam er zur Stadt Bottrop, wo er
bis März 1993 zunächst als Abteilungsleiter für Umweltplanung tätig war. Er wurde danach Abteilungsleiter für verbindliche Bauleitplanung und stellvertretender Amtsleiter. Im Mai 1995 folgte die Beförderung zum Leiter des Stadtplanungsamtes. Im Oktober 1996 wurde er zum Leitenden Baudirektor ernannt.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr