Menschen

Kolumne Birte Glang

Wenn man mit Menschen auf der ganzen Welt zu tun hat, dann vergisst man manchmal Entfernungen. Und als ich bereits 2017 mit meiner Familie zu der Hochzeit einer Freundin in diesem Jahr in Mexiko eingeladen wurde, habe ich natürlich direkt zugesagt. In meiner Vorstellung war eine mexikanische Hochzeit vergleichbar mit einer türkischen: da wird bestimmt viel getanzt, gut gegessen und die halbe Stadt ist eingeladen. Zusätzlich empfand ich es als die Gelegenheit, ein Land zu bereisen, das ich noch nicht kannte. Als das Datum jedoch näher rückte, wa-ren wir uns nicht mehr ganz so sicher …


Zurück in der Heimat – im Schloss Hugenpoet die Seele baumeln lassen

 

Wenn man mit Menschen auf der ganzen Welt zu tun hat, dann vergisst man manchmal Entfernungen. Und als ich bereits 2017 mit meiner Familie zu der Hochzeit einer Freundin in diesem Jahr in Mexiko eingeladen wurde, habe ich natürlich direkt zugesagt. In meiner Vorstellung war eine mexikanische Hochzeit vergleichbar mit einer türkischen: da wird bestimmt viel getanzt, gut gegessen und die halbe Stadt ist eingeladen. Zusätzlich empfand ich es als die Gelegenheit, ein Land zu bereisen, das ich noch nicht kannte. Als das Datum jedoch näher rückte, waren wir uns nicht mehr ganz so sicher …

Die Argumente sprachen eindeutig dagegen: zu teuer, zu weit weg, einfach viel zu aufwendig für „mal eben so“. Meine Arbeit als Schauspielerin und mein „Move it MAMA“-Fitnessprogramm, das bald auf den Markt kommt, nehmen zudem einfach viel Zeit in Anspruch. Aber spricht die Vernunft nicht häufig gegen Herzenswünsche? Und ist es nicht manchmal einfach so, dass man einige Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen muss, um Freundschaften zu pflegen und sich mal kurz auf das zu besinnen,was wirklich wichtig ist? Und klar, Arbeit ist von Bedeutung und macht ja auch bestenfalls viel Spaß, aber ohne Freunde machen doch das beste Geschäft und somit auch das Leben gar keinen Sinn. Und keine Angst, ich will jetzt hier gar nicht anfangen, zu philosophieren, aber manchmal steht man sich ganz gern selbst im Wege.

Ich meine damit, wir brechen viel zu selten aus dem Alltag aus oder wagen uns an Unbekanntes heran. Ich glaube, manchmal macht uns das Unkalkulierbare Angst. Denn ja, das ist immer mit ein wenig Aufwand verbunden. Aber genau das sollten wir machen! Viel öfter! Gerade für gute Freunde sollten wir uns doch einfach mal aufraffen und auch Anstrengungen in Kauf nehmen. Ich erwische mich selbst immer wieder, dass ich zu müde oder dadurch auch zu bequem (?) bin, den Hörer in die Hand zu nehmen nach einem langen Arbeitstag, um kurz bei meinen besten Freunden nachzuhorchen, wie es ihnen geht, oder genauso auch bei der eigenen Familie. Es ist ja nicht so, dass ich nicht an sie denke, aber anrufen ist dann oft zu viel und ich erwische sie vielleicht aufgrund von einer anderen Zeitzone mitten in der Nacht, eine SMS schreiben geht da manchmal einfacher oder ich lasse es dann einfach ganz sein. Und dann ärgere ich mich, denn nicht die Arbeit und der Alltagswahnsinn, sondern Freundschaften und Familie sind das, was das Leben doch irgendwie zusammenhält. Zeitverschiebungen, Reisen und Berufsalltag machen es nicht einfacher.

 

Royal, mexikanisch und mit ganz viel Liebe in Mérida/Mexiko, Birte & ihr Mann André aka DJ Moguai sind begeistert

 

Und Schwupps sind wieder Wochen um, ohne dass ich mich gemeldet habe. Zum Glück gibt es aber diese Aha-Erlebnisse, die mich wachrütteln, wie jetzt in Mexiko. Denn ja, wir gaben uns einen Ruck und flogen dorthin. Alle meine Vorstellungen von Mexiko, den Leuten, dem Essen und dem Leben dort, wurden noch übertroffen: Wir fühlten uns wie ein Teil vom #RoyalWedding2.0: 400 Gäste, die Durchhaltevermögen für eine Feier von Freitag bis einschließlich Sonntag mitbrachten. Das Schönste war aber meine Freundin in den Arm zu nehmen und an ihrem Glück teilhaben zu dürfen. Gemeinsame Erinnerungen zu schaffen und zu sehen, dass man auch über weite Entfernung hin Freundschaften pflegen kann und sollte. Da pflichte ich voll und ganz folgendem bei: Freundschaft ist, wenn man beim ersten Wiedersehen nach langer Zeit das Gefühl hat, sich gerade erst gestern gesehen zu haben.

Die Braut habe ich übrigens in meinem ersten Schauspielkurs in Los Angeles kennengelernt. Ist es nicht häufig so, dass Job und Privatleben sich überschneiden? Es entstehen Bekanntschaften und auch Freundschaften, die mal mehr und mal weniger gepflegt werden. Da sind Schauspielkollegen, Leute aus der Filmcrew, Berater oder Journalisten. Eine gute Freundin hatte mich ursprünglich interviewt, als ich 2009–2011 bei „Unter uns“ (RTL)

gespielt habe, und irgendwie hat uns die Liebe zu unseren vierbeinigen Freunden mehr zusammengebracht. Mittlerweile bin ich der größte Fan ihrer Thai-Küche und wir – beide nun mit Kind im Gepäck – tauschen bestimmt bald Tipps & Tricks in Sachen Kindererziehung aus. Und natürlich helfen wir uns auch mal hier und da, wenn es um die Arbeit geht. Aber so macht Arbeit doch viel mehr Spaß, wenn ich mit Menschen im täglichen Austausch bin, mit denen ich gerne zusammen bin. Es geht bei Freundschaften schließlich auch um Vertrauen und manchmal auch ums Gönnen-Können. Wie bei meiner Schauspieler-Brunch-Runde in Berlin – da freuen wir uns für den anderen, und während derjenige dann über den Bildschirm flimmert, werden – weg von der Öffentlichkeit – die Interna des Filmdrehs ausgeplaudert, und da gibt es immer viel zu lachen. Freunde sind die Menschen, die nicht nach deinem Weg fragen, sondern ihn einfach mit dir gehen.
Es gibt Menschen, die differenzieren ganz klar zwischen Arbeit und Privatleben. Mir fällt das eher schwer, gerade weil ich mit meinen Freunden Freud und Leid teilen möchte. Trotz aller Zeitnot und Zeitverschiebung wird mir dann immer wieder klar, da wo das Herz spricht, bleibt man in Kontakt.

Den Sommer verbringe ich hauptsächlich im Ruhrgebiet. Ich freue mich besonders, meine alten Schulfreunde und Studienkollegen zu treffen und statt Thai-Curry gibt es für meine Journalisten-Freundin dieses Mal mexikanische Tacos à la Birte. Einen schönen Sommer mit Familie und Freunden euch allen,

Birte

 


Birte Glang – Schauspielerin, Model, Juristin. Aufgewachsen im Kreis Recklinghausen, nun Pendlerin zwischen Berlin, Los Angeles und dem Ruhrgebiet. 2010 wurde sie mit ihrer Rolle in „Unter uns“ (RTL) bekannt. Seitdem ist sie regelmäßig in Serien wie Alarm für Cobra 11, SoKo, Letzte Spur Berlin und internationalen Produktionen zu sehen. 2017 stand sie außerdem für das „Move it MAMA“-Fitnessprogramm für Schwangere und Rückbildung als Trainerin vor und Produzentin hinter der Kamera.
Artikel von www.top-magazin.de/ruhr