Menschen

Promis zeigen ihr Gesicht

Es ist der Angriff auf die Kleinsten und Schwächsten, auf die Jüngsten und Hilflosesten, der die Prominenten bewegt. Sie buchstäblich dazu bewegt, sich mit ihrem Gesicht für die gute Sache einzusetzen. Hannelore Elsner oder Anna Loos, Andreas Bourani und Max Mutzke helfen dem Deutschen Kinderverein aus Essen, gegen Gewalt an Kindern zu kämpfen.


„Die Würde des Kindes ist unantastbar. Sie zu schützen, ist unsere Verpflichtung.“

Hannelore Elsner, Schauspielerin

 

Dafür scheut Rainer Rettinger im Kindervereins-Büro auf der Essener Margarethenhöhe keinen Einsatz. Fundraising, Spendenakquise, Erstellen von Info-Materialien und dazu die Suche von prominenten Botschaftern für die gute Sache füllen seinen Tag mehr als aus. Und dazu eben immer wieder die Bearbeitung von Fällen, die auch viel abfordert. Doch weil er weiß, wofür er seine Kraft einsetzt, verfolgt er seine Ziele mit ungebrochener Hartnäckigkeit.
Wie die Idee, Menschen mit großer Strahlkraft zu gewinnen, die die Anliegen des Vereins im Ruhrgebiet unterstützen.

Zuerst, erinnert sich Rettinger, war da diese Idee. Und dann der Fotograf Carsten Sander. Der hat durch seine Einsätze in Berlin Kontakt zu Andreas Bourani, der mit seinen Songs die Charts erobert. Also schickt Rainer Rettinger von der Margarethenhöhe eine Mail an das Management des Sängers. Es dauert eine Weile, doch dann kommt tatsächlich die Antwort: Bourani ist aufmerksam geworden, lädt zu einem Treffen nach Berlin ein. Dort begegnet Rainer Rettinger nicht einem prominenten Showtyp, sondern „einem einfühlsamen, sensiblen und hochkompetenten Menschen“. Der kann sich, staunt Rettinger, auch gleich in komplizierte und medizinische Sachverhalte hineindenken. Bourani hört zu, versteht und sagt zu. Fortan ist er mit Herz und Seele dabei, wirbt mit seinem Gesicht als Botschafter für die Anliegen und Ziele des Kindervereins.

 

Rainer Rettinger ist Ansprechpartner in der Essener Zentrale des Deutschen Kindervereins

 

Die Themen, die Rainer Rettinger im Namen seines Vereins transportieren muss, eignen sich kaum für glanzvolle Präsentationen bei hochrangig besetzten Events. Und dennoch sind sie Alltag in Deutschland, unaussprechlich oft und einfach dramatisch. „Deutschland misshandelt seine Kinder“ fasst als Buchtitel das zusammen, was den Kinderverein antreibt und motiviert, seit die Mitglieder auf das Werk von Dr. Saskia Etzold und Prof. Dr. Michael Tsokos gestoßen sind. Sieben Freunde aus dem Revier, sieben, genau die Zahl, die nötig ist, um in Deutschland einen Verein zu gründen, haben sich zusammengefunden, um sich zu engagieren. Zuerst für Kinderrecht, dann nach dem Blick auf die Abgründe, gegen Kindesmisshandlung. Kopf ist Dr. Sebastian Schmidt, Chefarzt der Urologie am EKO, dem Evangelischen Krankenhaus Oberhausen, das Septett gewinnt die Hilfe von Rainer Rettinger für die Operations-Zentrale in Essen. Die wichtigste Devise: Nicht wegschauen, helfen! Genau dafür wirbt der Kinderverein mit all seinen Kampagnen. Denn das, was vor allen Dingen unfassbar erscheint: Viele, gar die meisten Misshandlungen geschehen im nächsten Umfeld, gar auch in der Familie. So ist es an der Großmutter, sich ein Herz zu fassen, und Hilfe zu holen, wenn etwas nicht stimmt. Oder an den Nachbarn, an den Freunden. Kein leichtes Unterfangen, aber existenziell, unterstreicht Rettinger, damit es für misshandelte Kinder eine Lösung geben kann. Viele Aktionen hat der Essener Verein dafür in den wenigen Jahren seines Bestehens schon mit viel Energie und prominenter Unterstützung auf die Beine gestellt , um für Aufklärung, Information, Enttabuisierung und Sensibilisierung für dieses heikle Thema zu werben. Die erste Öffentlichkeits-Kampagne: Gemeinsam mit dem Mülheimer Künstler Peter Torsten Schulz, als PeToSchu bestens bekannt, werden nach der Geschichte von Georg und Georgina in Kitas Störche gebastelt. Motto: „Du hast ein Recht auf Spiel“.

In Bochum trifft sich Rainer Rettinger mit dem Schauspieler Armin Rohde. Den Mann, der auf der Leinwand oft so raubeinig erscheint, lernt der Mann vom Kinderverein ganz anders kennen: „Ein sehr feiner Mensch mit feiner Seele und feinfühlig, dem bei den leidvollen Geschichten auch schnell echte Tränen kommen.“ Der steht für die Aktion „Zum Muttertag ein Veilchen“, die traurige Kinder mit blaugeschlagenen Augen zeigt, für den Hilfsverein vor der Kamera.

Wie er sind schon manche, und sollen es immer mehr werden, die sich für die Kleinen, Schwachen und Hilflosen öffentlich groß und stark machen. Der Kinderverein hat noch viel vor. So viele Fälle gibt es, die jeden Tag im Vereins-Büro an der Sommerburgstraße aufschlagen. Und da ist die große Kampagne, die vor allen Säuglinge im Blick hat: Schreien kann nerven, Schütteln kann töten. Es geht um Aufklärung des Schütteltraumas von Babys. Trockene Worte, aber die betroffen sind, tragen mindestens schwerste Schäden für ihr Leben davon, oder sterben. Grund genug, gegen solche Misshandlungen mit allen Mitteln zu kämpfen. Viele Menschen arbeiten darum schon pro bono für den Kinderverein, jede weitere Hilfe ist willkommen. Denn es geht um den Einsatz für die Kleinsten und Schwächsten. Und so schließt sich inhaltlich auch ein Kreis: Die Arbeit gegen Kindesmisshandlungen und für Kinderrechte greift ineinander. Kinderrechte müssen ins Grundgesetz aufgenommen werden, dann hätten Kinder ein Mitspracherecht und auch einen besseren Schutz. Es ist noch eine Menge zu tun. Der Deutsche Kinderverein arbeitet daran.

 

„Kinder sind das Wertvollste auf der Welt und unsere Zukunft. Jedes Kind sollte unbeschwert, fröhlich und sorglos aufwachsen können. Ich zeige mein Gesicht gegen Kindesmisshandlungen und bitte Sie um Ihre Aufmerksamkeit im Kampf gegen dieses schreckliche und viel zu präsente Thema! Jedes Kind sollte unter unserem Schutz stehen und jedes Kind sollte uns etwas angehen!“

Anna Loos, Sängerin und Schauspielerin

 

 

„Dass Kinder krankenhausreif geschlagen werden, dass jeden zweiten Tag ein Kind in Deutschland an den Folgen seiner Misshandlung stirbt, macht mich fassungslos. Bitte helfen Sie mit und verschließen Sie nicht die Augen vor Kindesmisshandlung.“

Andreas Bourani, Sänger

 

„Ich habe viele kleine bunte und bezaubernde Kinder. Für sie mache ich alles. Dass es ihnen gut geht, dass sie sich verstanden, geliebt und unersetzbar fühlen, ist mir das Wichtigste. Ihnen bedingungslose Liebe zu schenken ist für mich so selbstverständlich, wie zu atmen. Dass es aber dennoch Menschen gibt, die dieses Selbstverständnis nicht tragen, die ihre Kinder misshandeln, brechen und zerstören, das macht mich fassungslos, wütend und unendlich traurig. Ich bitte euch: Übernehmt Verantwortung! Nicht nur für eure eigenen Kinder.“

Max Mutzke, Sänger
Artikel von www.top-magazin.de/ruhr