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150 Jahre Tengelmann

In diesem Jahr begeht die Unternehmensgruppe Tengelmann ihr 150. Firmenjubiläum. Seit der Gründung im Jahr 1867 haben fünf Generationen das Unternehmen geformt und geprägt. Sie haben es den jeweiligen Erfordernissen ihrer Zeit angepasst und immer wieder neu erfunden – von einem Kolonialwarenhandel en gros zu einem international agierenden Großunternehmen, das heute in 20 Ländern operativ tätig ist und darüber hinaus Start-up-Beteiligungen auf allen Kontinenten hält.


Seit über 100 Jahren in Speldorf zu Hause: die Zentrale der Unternehmensgruppe Tengelmann

1920er-Jahre. Bereits 1892 eröffnen die Brüder Wilhelm und Karl Schmitz-Scholl das erste Spezialgeschäft für Kaffee, Tee, Kakao und Spezereien. Namensgeber der neuen Filialkette wird der junge Prokurist und Kaffeespezialist Emil Tengelmann.

 

1867–1887 Wilhelm und Louise Schmitz, die Gründer des Handelshauses Wilh. Schmitz-Scholl

Die Präsenz der traditionsreichen Geschichte seines Familienunternehmens nimmt Karl-Erivan W. Haub bei jedem Gang durch die Unternehmenszentrale in Mülheim an der Ruhr wahr. Sein Weg führt ihn am hauseigenen Tengelmann-Museum vorbei. In einem der Schaufenster sind Porträts der Firmengründer auf Staffeleien zu sehen. Der Blick des Unternehmers fällt auf das Gründungs-Circular vom 1. Januar 1867: „… dass ich das unter der Firma Wilh. Schmitz & Lindgens bestandene Colonialwaaren-Geschäft mit allen Activen und Passiven vom heutigen Tage an für alleinige Rechnung übernommen habe und dasselbe unter der Firma Wilh. Schmitz-Scholl in bisheriger Weise fortführen werde. Meiner Frau Louise, geb. Scholl, habe ich Procura erteilt und belieben Sie von deren sowie meiner Unterschrift Vormerkung zu nehmen.“ „Mit diesem Schritt meiner Ur-Urgroßeltern, Wilhelm und Louise Schmitz, in die betriebliche Selbstständigkeit beginnt vor 150 Jahren die Geschichte des Fami-lienunternehmens Schmitz-Scholl/Tengelmann. Eigentlich könnte man sagen, dass die Geschichte schon einige Jahre früher beginnt, als Wilhelm – noch keine 16 Jahre alt – seine Lehre zum Kolonialwarenhändler bei der Firma Joh. Wilh. Meininghaus aufnimmt.

1933–1969 Der Enkel der Firmengründer, Karl Schmitz-Scholl jun., bringt den Betrieb umsichtig durch die Jahre des Zweiten Weltkriegs, modernisiert das Unternehmen in Zeiten des Wirtschaftswunders und geht mutige Wege mit neuen Konzepten

Wilhelm beweist kaufmännisches Talent, das erkennt auch sein Lehrherr schnell und bestimmt ihn 1856 deshalb zu seinem Nachfolger. Mit nur 24 Jahren übernimmt er gemeinsam mit Ludwig Lindgens die Firma, die in ,Wilh. Schmitz & Lindgens‘ umbenannt wird. Aus heutiger Sicht ein klassisches Venture-Capital-Geschäft: Denn Wilhelm ist zwar ein vielversprechender junger Kaufmann mit einem feinen Gespür für das Geschäft, ihm fehlt aber ausreichend Kapital. Dies stellte sein Freund und Partner Ludwig Lindgens zur Verfügung. Nach zehn Jahren Zusammenarbeit verlässt Lindgens das Unternehmen, und der inzwischen verheiratete Wilhelm übernimmt 1867 zusammen mit seiner Frau Louise die kompletten Anteile der Firma Wilh. Schmitz & Lindgens. Der Schwerpunkt der Firma liegt weiterhin auf dem Import und Verkauf von Kolonialwaren, speziell von Kaffee, Kakao und Tee. Voller Tatendrang will Wilhelm den Ausbau seines Betriebs vorantreiben. Und so beginnt er Anfang der 1870er-Jahre mit seinen ersten Versuchen, Kaffee industriell zu rösten und derart veredelt an die Gastronomie sowie Kolonialwaren- und Großhändler auszuliefern.“

Für Karl-Erivan W. Haub beherbergt das Tengelmann-Museum zahlreiche besondere Erinnerungen. Das Highlight ist sicherlich der Nachbau eines Tengelmann Kaffee-Geschäfts aus der Zeit zwischen 1915 und 1920. Die Regale sind gefüllt mit Produkten, deren Verpackungen teilweise noch original sind, und kleine, weiße Emaille-Schilder schmücken die Schubladen. Das sogenannte Kaffeerepositorium aus glänzendem Messing enthält Kaffeebohnen der damals gängigen Tengelmann-Kaffeesorten. „Nach dem Tod ihres Vaters übernehmen seine Söhne Wilhelm und Karl sowie Hermann als stiller Teilhaber die Leitung der Firma. Sie wollen das Unternehmen weiterentwickeln und das Sortiment ausbauen. Einen Ausschlag gibt die Tatsache, dass ihre hochwertigen Röstkaffees bei den Kleinhändlern nicht immer mit der notwendigen Sorgfalt behandelt werden. Qualitätsmängel und Reklamationen schaden dem guten Ruf der Produkte. Die Brüder beschließen daher, mit einem eigenen Netz von Verkaufsstellen direkt in den Handel mit dem Endkunden einzusteigen. 1892 eröffnen sie in Düsseldorf testweise ihr erstes Kaffee- und Teegeschäft und benennen es nach ihrem handelserfahrenen Prokuristen Emil Tengelmann, dessen Namen sie auch nach seinem Tod 1904 beibehalten. Das Filialnetz wuchs zusehends …“

1950er-Jahre Die Wissoll-Werke sind auf dem Weg zu einem der führenden Großunternehmen der deutschen Süßwarenbranche. Hergestellt wird nicht nur Schokolade, sondern eine bunte Mischung an süßen Köstlichkeiten wie Bonbons, Toffees, Pralinen und Dragées

1984 Unter dem Umweltzeichen von Frosch und Schildkröte dehnt Erivan Haub sein Umweltengagement auf das bundesweite Filialnetz aus

1969–1999 Als einziger Nachfolger in der vierten Generation übernimmt Erivan Haub die alleinige Geschäftsführung der Unternehmensgruppe und leitet diese 30 Jahre lang

Karl-Erivan W. Haub geht einen der scheinbar endlosen Gänge entlang, links und rechts gesäumt von modern eingerichteten Büros und Besprechungsräumen; lange Jahre befanden sich hier Produktionsflächen. „Mit der Errichtung einer Schokoladenfabrik erfüllt sich Karl Schmitz-Scholl senior 1912 einen langgehegten Wunsch. Der Erste Weltkrieg zerstört allerdings die hochfliegenden Pläne, 1916 muss die Produktion mangels Rohstoffen eingestellt werden. Statt Schokolade werden dann Trockensuppen gemischt und Granathülsen gedreht. Erst um 1920 können in Speldorf wieder Schokolade und Pralinen produziert werden. Auch dem Filialgeschäft versetzt der Erste Weltkrieg einen Dämpfer: 160 der 560 Filialen sind verloren; die verbliebenen Läden ‚in die Jahre gekommen‘ und renovierungsbedürftig. So froh Karl Schmitz-Scholl ist, die Firma durch die Jahre des Kriegs geleitet zu haben, so schockiert ist sein inzwischen erwachsener Sohn Karl junior über den Zustand des Betriebs und der Geschäfte. Dennoch übernimmt er, als sein Vater schwer erkrankt, 1927 die Geschäftsführung und entwickelt einen umfassenden Modernisierungsplan. 1933 verstirbt der Vater; Karl und seine Schwester Elisabeth – meine Großmutter – werden zu gleichen Teilen Gesellschafter der Firma Schmitz-Scholl/ Tengelmann, wobei allerdings Karl allein die Geschäfte führt. Im gleichen Jahr erfolgt die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Die Veränderungen lösen bei Karl jun. zu Recht die schlimmsten Befürchtungen aus: Die Produktion wird begrenzt, der Einkauf von Rohkaffee und Kakao erschwert. Im Frühjahr 1933 entscheidet sich mein Großonkel, ‚mit den Wölfen zu heulen‘, als Versuch, das Unternehmen vor dem Zugriff der Partei zu schützen – er tritt in die die NSDAP ein. Angesichts der Schwierigkeiten, die Waren für den Filialhandel in ausreichender Menge zu beziehen, beginnt Karl mit Ersatzstoffen zu experimentieren, z. B. mit Soja als Streckungsmittel. Die Verwendung von Soja für Nährmittel und Süßwaren bringt ihn auf die Idee, auch andere Erzeugnisse mit Sojamehl und Getreide anzureichern. Statt Süßigkeiten werden in Speldorf ab 1938 Nährmittel und vor allem das innovative Bratlingspulver als Fleischersatz, das während des Kriegs zur Verpflegung der Soldaten dient, hergestellt. Es gelingt Karl in der Tat, das Unternehmen durch die Jahre des Kriegs zu bringen. Als Wehrwirtschaftsführer wird Karl im Juni 1945 interniert, das Unternehmen wird unter alliierte Verwaltung und Vermögenskontrolle gestellt. Im Dezember 1947 wird er nach zweieinhalb Jahren aus der Internierungshaft entlassen. Der Entnazifizierungsausschuss hat ihn in die Kategorie IV = Mitläufer eingestuft; er kann die Führung seines Betriebs sofort wieder aufnehmen. Das Revisionsverfahren ergibt 1949 sogar eine Einstufung in die Kategorie V, „entlastet“. Nach mehr als zwei Jahren Abwesenheit hat Karl eine Menge Arbeit und den Wiederaufbau vor sich …“

Ab 2000 Die drei Brüder Karl-Erivan W., Georg R. O. und Christian W. E. Haub (v.r.n.l.) vertreten die fünfte Unternehmergeneration.

Karl-Erivan W. Haub setzt seinen Weg fort. Er betritt das „Culinarium“, das einladende Betriebsrestaurant am Standort, das es bereits seit 1942 gibt. „2005 haben wir das Culinarium komplett umgebaut, bis dahin befand es sich noch im Originalzustand. Am 13. Oktober 1946 hat sogar Konrad Adenauer den großen Speisesaal für seine Wahlkampfrede genutzt“, erläutert er. Von der Terrasse des Culinariums führt ein Weg um das Gebäude herum, vorbei am Rosengarten mit seinen zwei Bungalows, wo auch Karl Schmitz-Scholl eine Zeit lang wohnte. Auf der anderen Seite angekommen, fällt Karl-Erivan W. Haubs Blick auf das Technikum – eine Ausstellungs- und Veranstaltungshalle auf dem Betriebsgelände, die anlässlich des 100-jährigen Standortjubiläums entstanden ist. „Heute finden in einem Teil des Technikums Veranstaltungen unterschiedlicher Art statt, im anderen gibt es eine Oldtimer-Ausstellung, sozusagen die automobile Geschichte des Unternehmens und der Familie. Das Gebäude dafür ist allerdings nicht neu entstanden. Ursprünglich diente es ab 1965 als Früchtelager. Das Gebäude war eigentlich schon zum Abriss vorgesehen, als die Idee entstand, der alten Halle eine neue Bestimmung zu geben und sie mit modernsten Technologien energieeffizient umzugestalten – nachhaltiger kann Nachhaltigkeit nicht sein“, erklärt Karl-Erivan W. Haub.

Automobile Unternehmensgeschichte in der Ausstellungs- und Veranstaltungshalle „Technikum“

Das Technikum ist umgeben von zwei großen Parkplätzen. „Der größere der beiden Parkplätze wurde auf dem ehemaligen Gelände des benachbarten Schlachthofs errichtet. Seit 1912 war der städtische Schlachthof direkter Nachbar der Schokoladenfabrik. Als 1977 das Aus für den Mülheimer Schlachthof kommt, kauft mein Vater Erivan Haub das Gelände, lässt den Schlachthof abreißen und die Fläche in Parkplatz und Garten umwandeln. Mit dem Kauf des Schlachthof-Geländes beweist mein Vater Weitsicht – zu einer Zeit, als Tengelmann und Wissoll wachsen; damals beschäftigt das Unternehmen in Speldorf über 2100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Schon Anfang der 1970er- Jahre beginnt mein Vater, kurz nachdem er die Leitung des Unternehmens übernommen hat, eine gezielte Expansion: Er erwirbt den größten deutschen Wettbewerber Kaiser’s Kaffee-Geschäft AG – ein unglaublicher Coup. Mit der Übernahme der österreichischen LÖWA macht er den ersten Schritt ins Ausland. Ein Jahr darauf öffnen die ersten Plus-Markendiscounter ihre Türen. Und 1979 wagt er den Sprung nach Amerika und beteiligt sich an der amerikanischen The Great Atlantic & Pacific Tea Company, Inc. Expansion, Internationalisierung und Diversifikation beschreiben die Geschäftsaktivitäten meines Vaters sehr gut. Er ist auch jenseits des Lebensmitteleinzelhandels neue Wege gegangen: Über die Mehrheitsbeteiligung an den OBI Bau- und Heimwerkermärkten steigt er 1985 in die „Do-it-yourself“- Branche ein, kurz danach mit Modea in den Textilsektor, bis 1994 die erste KiK-Filiale eröffnet. Mein Vater macht aus Tengelmann eine internationale Firmengruppe und treibt das deutschlandweite Wachstum nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auch in den neuen Bundesländern und in Osteuropa voran. Es ist jedoch nicht nur der wirtschaftliche Erfolg, der seine Ära in der Leitung der Unternehmensgruppe auszeichnet. Besonders das ökologische und gesellschaftspolitische Engagement stehen bei Tengelmann in einer guten Tradition. Meine Großmutter Elisabeth Haub legt mit der Gründung des Karl-Schmitz-Scholl-Fonds 1968 den Grundstein für unsere Vorreiterrolle in Sachen Umweltschutz. Ab 1984 ist es dann ihr Sohn und mein Vater, Erivan Haub, der sich energisch für ein ökologisch ausgewogenes Sortiment einsetzt und mit „Frosch & Schildkröte“ eine Umweltmarke von großer Strahlkraft und Nachhaltigkeit prägt, die noch heute im Unternehmen Einsatz findet.“

Unter dem Motto „Weiterhandeln“ begeht die Unternehmensgruppe ihr 150. Jubiläum

Seit mehr als 100 Jahren ist die Unter-nehmensgruppe Tengelmann in Speldorf zu Hause. „Die Mauern unserer Zentrale haben viel ‚gesehen und erlebt‘ – Kriegsjahre, Aus- und Umbauten und schwierige Zeiten, wie beispielsweise die Einstellung der Schokoladenproduktion. Ab dem Jahr 2000 haben mein Bruder Christian und ich die Leitung des Unternehmens übernommen. Zu der Zeit ging es dem Unternehmen nicht gut, und wir mussten die gesamte Gruppe einer tiefgreifenden Transformation unterziehen, die mit schweren, aber notwendigen Trennungen einherging und erst mit der Abgabe von Kaiser’s Tengelmann an den Edeka-Verbund im vergangenen Jahr abgeschlossen war. Parallel dazu begannen wir den Aufbau völlig neuer, zukunftsfähiger Geschäftsbereiche: 2004 gründeten wir den Nachbarschaftsversorger TEDi, 2008 die Immobilientochter Trei Real Estate, die sich heute auf den Ausbau des Wohnsegments sowie auf internationale Immobilienentwicklungen fokussiert. 2009 führte uns der Weg in das bis dato noch unbekannte Feld des Venture-Capital-Geschäfts. Heute gehören unsere Töchter Tengelmann Ventures in Deutschland und Emil Capital Partners in den USA zu den führenden Investoren im Bereich der Ventures-Beteiligungen. Ihr Portfolio umspannt mittlerweile ein Netz aus über 70 Beteiligungen mit operativen Einheiten in mehr als 100 Ländern weltweit.
Die lange Geschichte unseres Familienunternehmens erfüllt unsere Familie mit Stolz und ist zugleich Auftrag und Ansporn für die Zukunft. ‚150 Jahre Tengelmann. Weiterhandeln.‘ Dieses Jubiläumsmotto fasst gut zusammen, was die Generationen vor uns, meine Brüder und mich und hoffentlich auch unsere Nachfolger antreiben wird: das Bewusstsein für die Stärken unserer Unternehmensgruppe. Die Fähigkeit zu nachhaltigem Handeln und langfristiger Zukunftsorientierung. Und nicht zuletzt die Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – kurz: die Tengelmann-DNA. Wenn wir im September Jubiläum feiern, werden wir kurz innehalten und auf das Vergangene zurückschauen. Dann machen wir uns mit Schwung auf den Weg zum 175. Schließlich muss die Zukunft jeden Tag aufs Neue erarbeitet werden!“



Zur Unternehmensgruppe Tengelmann zählen die OBI Bau- und Gartenmärkte, der Familiendiscounter KiK sowie die Non-Food-Discounter TEDi und BLACK.de, die Immobilientochter Trei, die Venture-Capital-Gesellschaften Tengelmann Ventures (Deutschland) und Emil Capital Partners (USA) sowie der Kleinkindausstatter babymarkt.de. Mit seinen Geschäftsfeldern ist das bedeutende international diversifizierte Großunternehmen in 20 Ländern vertreten; das Portfolio wird durch verschiedene Dienstleistungsgesellschaften abgerundet. Das in 5. Generation familiengeführte Unternehmen Tengelmann hält weltweit über 70 Beteiligungen, die zusammen einen Umsatz von circa 30 Milliarden Euro erwirtschaften und mehr als 215000 Mitarbeiter beschäftigen. Der konsolidierte Nettoumsatz lag 2016 bei 9 Milliarden Euro.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr