Ruhrrevier

Pferdetransport: Peden Bloodstock lässt Pferde fliegen

Es gibt einen Menschen, der verleiht Pferden Flügel. Nahezu buchstäblich. Er fliegt edelste und teuerste Rösser um die Welt. Zum Beispiel zur Olympiade nach Rio. Oder zu einem neuen Besitzer in Amerika. Der Mann ist Ire, heißt Martin Atock und hat seine Firma in Mülheim: Peden Bloodstock lässt Pferde fliegen.


Peden Bloodstock: Der internationale Pferdetransport

Absolut international ist das Geschäft rund um den Pferdetransport aufgestellt, das in Mülheim-Heißen nun seit über 30 Jahren zuhause ist. Dabei war der Ort damals, 1988, eigentlich eher eine Zufallswahl, lächelt Atock, der Chef, heute. Seine Geschichte dazu ist einfach: „Ein junger Ire hat sich vor vielen Jahren selbstständig gemacht und dafür einen Standort gesucht. Dafür findet er den Flughafen Düsseldorf optimal. Und weil seine 1. Mitarbeiterin zufällig in Mülheim wohnt, macht er dort seine Firma auf“. Der Beginn einer echten Erfolgsgeschichte, Peden Bloodstock bewegt heute Rasse-Tiere mit Millionenwerten auf dem gesamten Kontinent. Zur Olympiade hat Martin Atock mit seinem Team in diesem Jahr nicht nur die Pferde der deutschen Mannschaft geflogen. „Wir haben sie für alle Teams nach Rio gebracht, in diesem Jahr“, sagt er völlig ohne aufzutrumpfen.

Denn Peden Bloodstock hat einen ganz besonderen Namen in dem seltenen Business des Pferdetransport, an dem mit den Vierbeinern nicht nur oft sehr viel Geld sondern auch viel Liebe der Reiter hängt. Ein sicherer Transport ist darum Gold wert, und auf einen sicheren Transport kann man sich bei den Mülheimern verlassen. Bestens aufgehoben auf dem Weg zu Edelmetall in Brasilien sind auch die deutschen Vielseitigkeits-Pferde. Hale Bob von Ingrid Klimke und Sam von Michael Jung sind bei den ersten, die in diesem Jahr Richtung Rio durchstarten und für die große Tour Martin Atock anvertraut werden.

Grundprämisse für ihn ist dabei: Pferde müssen stressfrei reisen, um völlig fit anzukommen, denn auf die vierbeinigen Ausnahme-Sportler warten in den Wettbewerben große Aufgaben. Und genau das, weiß Atock, funktioniert nur mit völlig individueller Versorgung und einer minutiösen Planung – „vom Pferd her gedacht“, schmunzelt der Ire, der selber als Junior für sein Land im Vielseitigkeits-Sattel saß.

Minutiöse Planung beginnt bei der Wahl des Flughafens. Als ideal für fliegende Pferde gilt Lüttich, mit seinem internationalen Namen: Liege. Hier müssen die Flugzeuge nicht so steil in die Luft, die Pferde können sich besser ausbalancieren. Überhaupt reisen sie mit Peden Bloodstock First Class: zwei statt drei Tiere pro Transportbox für mehr Platz, maximal 40 statt 74 Vierbeiner pro Flugzeug, denn Urin und Pferdeäpfel beeinflussen das Klima. Das wird auf durchweg 17 Grad gehalten, angenehme 20 Grad ergibt das in den Boxen. Auch der Service an Bord ist perfekt: Es gibt Wasser und Heu, ein Tierarzt, Pfleger und Betreuer begleiten und beobachten die wertvolle Fracht.


Minutiöse Planung gilt bei Peden Bloodstock bei jedem Pferdetransport auch buchstäblich: Auf die Minute genau werden die Reisen durchdacht. Vor dem Start haben die schnaubenden Fluggäste am Flughafen erst einmal einige Stunden Ruhe in einer Box, damit sie ihre lange Tour entspannt antreten. 11 Stunden 40 Minuten dauert der Flug nach Rio de Janeiro – für den Abflug bedeutet das die penibel genaue Startzeit von 16.45 Uhr. 23 Uhr Ortszeit sollen die Pferde landen, damit sie nachts noch über leere Straßen zum Olympia-Standort gefahren werden können. Auch dabei überlässt Martin Atock nichts dem Zufall: Die Lkws für den Pferdetransport wurden aus Deutschland mit dem Schiff herüber gebracht. Schließlich soll alles reibungslos laufen, damit die vierbeinigen Sportler so schnell wie möglich ihre Interimsheimat beziehen und sich für ihre großen Aufgaben ausruhen und einleben können.

310 Pferde insgesamt befördert Peden Bloodstock im olympischen Jahr 2016 nach Brasilien, erst im August zur Olympiade, dann noch einmal zu den Paralympics im September. Zu so vielen Sport-Rössern gehören 160000 Kilogramm Zubehör. Um all das zu bewegen, braucht es das nötige Know-how und Pferdeverstand. Martin Atock bringt beides mit. Auch durch einen ähnlichen Zufall wie bei der Standortwahl Mülheim. Als echter Ire reitet er Vielseitigkeit, gehört zum Junioren-Nationalteam. Bis er 1980 so schwer stürzt, dass er nicht mehr reiten kann. „Dann bin ich in die Logistik-Branche gegangen, das war Schicksal“, sagt er heute, wo er mit dieser Kombination ein „Riesen-Business“ aufgebaut hat.

Peden Bloodstock ist Marktführer, dahinter steckt neben viel Arbeit und einem hervorragenden Team die Besessenheit von Martin Atock: „Ich interessiere mich unglaublich für Pferde. Bei großen Turnieren schaue ich sie mir ganz viel auf den Abreiteplätzen an, um sie kennenzulernen. Denn ab dem Flughafen sind es meine Pferde“. Und dann kommt es auf das Gefühl beim Umgang an, und Peden Bloodstock legt in seiner Crew absoluten Wert auf echte Pferdeleute. „Da spielt es keine Rolle, welches Pferd ich an der Hand habe. Ich schaue nur, wie es drauf ist, ganz ruhig, oder nervös, wie ist sein Auge. Damit muss ich umgehen. Das ist unsere Arbeit seit Jahren“. Denn auch das weiß der ehemalige Reiter genau: „Ein Pferd kann nicht reden. Unsere Aufgabe ist zu erkennen, wie es ihm geht und zu schaffen, dafür optimale Bedingungen herzustellen“. Nicht nur für Olympia. Das ganze Jahr über. Für Menschen und Pferde in der ganzen Welt. Von Mühlheim aus.

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr