Ruhrrevier

Die Trinkhalle – Ein Original des Reviers

Zu einer Fotoreise der besonderen Art lädt das Buch „Fotografieren im Ruhrgebiet“ von Thomas Pflaum ein. Hier ein Ausschnitt aus seinem ganz anderen Reiseführer, entnommen dem Kapitel über Trinkhallen.


Die Trinkhalle — Eine Fotoreise durchs Ruhrgebiet

Eine Institution des Ruhrgebiets sind seine Trinkhallen. Wenn Sie durch den Kohlenpott fahren, so begegnet sie Ihnen überall: die Trinkhalle – die Bude, das Büdchen oder der Kiosk – für viele gehört sie zur Identität des Ruhrgebiets. Nirgendwo sind sie so zahlreich wie hier im Revier.

Viele Kumpel betrieben eine Trinkhalle, wenn ihnen die harte Arbeit unter Tage zu schwer geworden war. Süßigkeiten, Zigaretten, Getränke, Zeitschriften, aber auch alle möglichen Dinge des Haushalts gab es hier in der Trinkhalle zu kaufen, beinahe rund um die Uhr und an allen Tagen der Woche. Heute werden sie häufig von Einwanderern betrieben.

Die Buden gibt es in vielen verschiedenen Formen, ob allein stehend oder als Einbauten in Häuser. Halten Sie während Ihrer Reise durch das Ruhrgebiet nebenbei immer wieder einmal Ausschau nach ihnen. Sie finden sich fast von selbst: An belebten Orten, vor den Werkstoren, an den Straßenbahn- oder Bushaltestellen, an Straßenkreuzungen, in den Wohnsiedlungen.

Der richtige Zeitpunkt, um Trinkhallen zu fotografieren, ist die blaue Stunde. Denn im schwächer werdenden Tageslicht beginnt die Trinkhalle zu leuchten, wenn ihre bunten Auslagen potenzielle Käufer anlocken. An warmen Sommerabenden gilt: Das Leben spielt sich draußen ab. Und erst im Schummerlicht kommt die Beleuchtung der Bude zur Geltung.

Gleich zwei lohnenswerte Motive können Sie an der Bodelschwingher Straße/Ecke Heinrichstraße in Castrop-Rauxel ablichten. Wenn Sie sich vor dem Kiosk stehend umdrehen, dann sehen Sie den Hammerkopfturm der Zeche Erin Schacht 3 mit dem keltischen Baumkreis. Er liegt direkt vis-à-vis des »Kiosks am Luftschacht«.

Da Sie einmal gen Osten und einmal gen Westen fotografieren, schaffen Sie beide zur blauen Stunde sogar an einem Abend. Trinkhallen erfüllen auch eine soziale Funktion, hier treffen sich die Menschen aus dem Viertel zum Pläuschken – reden miteinander, nicht übereinander, wie es so schön heißt. Ganze Generationen von Ruhrgebietskindern haben hier ihr Taschengeld gelassen.

Früh morgens verkauft Kadir Yemlik in seiner Bude in der Wendelinstraße 2 in Essen-Leithe den Handwerkern belegte Brötchen, abends sitzen hier die Leute aus dem Viertel, ganz so, wie es schon immer war: Die Bude ist der soziale Treffpunkt

Fotografieren im Ruhrgebiet

„Das Revier ist ein lohnenswertes Reiseziel: erst recht für Fotografen!“, schreibt Autor Thomas Pflaum in der Einleitung zu seinem Buch „Fotografieren im Ruhrgebiet“, erschienen im Rheinwerk-Verlag. „Der Foto-Reiseführer für spontane und ambitionierte Fototouristen“ lädt ein: „Das Ruhrgebiet fotografisch entdecken – von der A 40 bis zur Zeche Zollverein“. Vorgestellt werden „Motive und Techniken, Geschichte und Geschichten aus dem Revier“. Das Buch gibt auf 378 Seiten besondere Einblicke in das Ruhrgebiet, von „Alsumer Berg“ bis „Zeche Zollverein“ – und dazu viele Tipps für den Besuch mit der Kamera. Rheinwerk-Verlag Bonn, 1. Auflage 2015 ISBN 978-3-8362-2805-3, 29.90 Euro.

Glücksfall Nebel: Wieder einmal sorgt er für eine mystische Stimmung: der Trinkhalle Kiosk am Luftschacht in Castrop-Rauxel

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Artikel von www.top-magazin.de/ruhr