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Thomas Kufen OB-Herausforderer

TOP Magazin stellt den Hoffnungsträger der CDU, Thomas Kufen, vor!


Thomas Kufen

Thomas Kufen: “Ich brenne für Essen”

Während Angela Merkel als Bundeskanzlerin seit zehn Jahren regiert, gibt es immer weniger Rathäuser, in denen noch ein CDU-Oberbürgermeister sitzt. Die Großstädte sind fest in der Hand der SPD. Am 13. September 2015 stehen auch in vielen Ruhrgebietsstädten Oberbürgermeister-Wahlen an. Und ausgerechnet mitten im Revier hat die CDU einen Hoffnungsträger, den gebürtigen Essener Thomas Kufen, der vom Düsseldorfer Landtag am liebsten ins Essener Rathaus umziehen würde.

Ein Portrait. Es ist ein Donnerstagabend, 19 Uhr. Thomas Kufen steigt aus seinem Auto und betritt das Gelände der Zeche Zollverein, als wäre es sein zweites Zuhause.


„Ich bin hier groß geworden“, sagt Kufen mit einem stolzen Lächeln.


Im Essener Norden liegt nicht nur sein politischer Wahlkreis, es ist seine Heimat. Er ist auf dem Weg in den Erich-Brost-Pavillon über dem Ruhr-Museum, sicherlich einem der schönsten Plätze auf dem Welterbe, weil man hier einen wundervollen Panorama-Blick auf die Stadt und das Ruhrgebiet hat. Wir sind auf dem Weg zu einer seiner Veranstaltungen. Kufen will Oberbürgermeister von Essen werden. Im März ist er von seiner Partei mit 99,4 % der Stimmen zum Kandidaten gewählt worden. Und jetzt lädt er die Bürgerinnen und Bürger ein, ihn und seine politische Vision für die Stadt kennenzulernen.

Es sind noch ein paar Minuten Zeit, bevor die Veranstaltung beginnt. Um sich noch schnell auf die persönliche Vorstellungsrunde und die Fragen des Publikums vorzubereiten, tritt Kufen auf den Balkon. Sein Blick ist direkt auf das Essener Rathaus gerichtet. Dort will er im September einziehen, als Stadtoberhaupt für sein Essen und seine CDU. Als Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Stadtrat hat er zuletzt den Koalitionsvertrag mit der SPD ausgehandelt, mit der er gemeinsam regiert. Aber dazu später mehr.

Thomas Kufen schaut auf die Stadt, in der er aufgewachsen ist, seine Kindheit, Jugend und sein Erwachsenenleben verbracht hat. Was treibt ihn um, mit Anfang vierzig das erste Amt der Stadt zu übernehmen? „Ich will, dass die Jahre der Passivität endlich ein Ende haben.“

„Ich brenne für Essen!“ Aber wer ist eigentlich Thomas Kufen? In politischen Kreisen ist der gebürtige Borbecker schon lange bekannt. Doch viele Bürgerinnen und Bürgern wissen noch nicht, wer sich da anschickt, frischen Wind in die Stadt zu bringen. Weil sich das bis zum 13. September ändern soll, ist Kufen mit seiner Veranstaltungsreihe „Thomas Kufen. Persönlich!“ in allen Stadtteilen präsent. Kommen darf jeder, der interessiert an ihm und seinen Ideen ist. Es wird Zeit, Kufen verlässt den Blick aufs Rathaus und betritt den Saal mit Blick auf seine potenziellen Wähler. Etwa achtzig Personen sind gekommen und hören sich den Steckbrief an, den der Moderator des Abends, Uwe Loch, kurz und knackig mit Kufen durchgeht. Geboren ist Kufen in Essen, am 05. August 1973, seinem Vater gehört ein großes Autohaus, in dem er und seine Geschwister schon früh mithelfen mussten. Sein älterer Bruder bleibt dem Betrieb treu und arbeitet heute noch für das Autohaus Kufen. Mit seiner älteren Schwester und seinem Bruder hat Kufen regelmäßig Kontakt, er ist stolzer Onkel. Das wussten wohl die wenigsten.

Auch, dass er in einer langjährigen Partnerschaft mit einem Mann lebt, ist der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Sein Privates ist für ihn privat, aber Thomas Kufen ver-steht, dass die Menschen mehr über ihn erfahren möchten und nicht „die Katze im Sack“ wählen möchten. Das kommt gut an. Und so kommt er dann auch schnell ins Plaudern. Er koche gerne, Sport sei zwar seine Leidenschaft, aber er sitzt bei Rot-Weiss-Essen oder den Wohnbau Baskets lieber auf der Tribüne als selbst Sport zu treiben. Sein siebenjähriger Neffe ist ebenfalls großer Rot-Weiss-Fan und hat beschlossen, spätes-tens mit 18 Jahren zu seinem Onkel zu ziehen. Das dürfe Kufens Bruder aber nicht wissen, schmunzelt der Politiker. Und auch diesen Teil seiner Familiengeschichte spart der Steckbrief nicht aus. Thomas Kufens Mutter ist bereits vor 10 Jahren gestorben, ein Schicksalsschlag, der Kufen immer noch sehr bewegt. „Andere Familien feiern den Muttertag gemeinsam, ich kann nur noch auf den Friedhof gehen.“

Eine andere Geschichte aus seinem Familienleben sorgt für weniger Stille im Saal als für einige Lacher. Sein Vater und Bill Gates haben eine große Gemeinsamkeit: beide haben mal in einer Garage angefangen, ihr Geschäft aufzubauen. Und dann ist Thomas Kufen mitten in der Politik. Man merkt, dass es ihm viel leichter fällt, über Essen zu sprechen als über sich selbst. Plötzlich wird seine Haltung lockerer und er geht einen Schritt auf das Publikum zu. In seiner Lehrzeit als kaufmännischer Angestellter im Autohaus seines Vaters hat er nämlich dessen Leitsatz verinnerlicht:„Erwirtschaften kommt vor Verteilen!“ Ein Grundsatz, der heute viel zu we- nig beachtet wird. Und deshalb wird die Konsolidierung des Haushaltes der Stadt Essen auch eines der ersten Themen, die Kufen anpacken will, wenn er am 13. September Oberbürgermeister werden würde.


„Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will die Stadt nicht kaputt sparen. Essen ist zwar eine arme Stadt, aber sie wird nicht reicher, wenn wir ihre kulturellen Einrichtungen schließen, unsere Sportanlagen nicht mehr pflegen oder das städtische Angebot für Jung und Alt streichen.“


Es ginge ihm viel mehr darum, Gelder sinnvoll zu investieren und die Ressourcen der Stadt besser zu nutzen. Mit ihm gäbe es keine 50 Stadttöchter und auch keine 50 Geschäftsführer. Ein weiteres Thema, das Kufen sehr am Herzen liegt, ist deröffentliche Nahverkehr. Die EVAG sei faktisch pleite, konstatiert der Moderator, was denn ein OB Kufen tun würde, wenn er in Amt und Würden sei. „Wir müssen uns die Frage stellen, wie viel wir uns eine mobile Stadt kosten lassen wollen. Die EVAG ist nicht pleite, aber sie ist ein Zuschussgeschäft. Das wird sie auch immer bleiben.“ Mit ihm als OB bleibe Essen mobil, „wie es sich für eine Großstadt gehört!“ Aber man müsse sich über einen Nahverkehr Gedanken machen, der über die Grenzen der einzelnen Ruhrgebietsstädte hinweg organisiert würde.


„Dem Bürger ist schließlich nur wichtig, dass er vernünftig von A nach B kommt. Und mir hat sich noch nie erschlossen, dass der Nahverkehr an Stadtgrenzen Halt macht,“


wie jüngst bei der Straßenbahnlinie 105, die an der Oberhausener Stadtgrenze endet. Kufen erntet Applaus. Meine Tischnachbarin sagt, dass Kufen hart arbeitet, zumindest an diesem Abend. Und sie sagt mir auch, dass sie eigentlich immer SPD gewählt hat, aber gekommen ist, um Thomas Kufen zu sehen. Wahrscheinlich werde sie ihn wählen, weil er freundlicher und zugewandter sei als Amtsinhaber Reinhard Paß.

Spannende Wahl. Der 41-Jährige weiß, dass Essen keine CDU-Stadt ist, „aber“, schiebt er schnell hinterher, „sie ist auch keine SPD-Stadt mehr“. Im Stadtrat liegen die Parteien auf Augenhöhe und eine Wiederwahl von Reinhard Paß gilt in Essen nicht als selbstverständlich. Dafür sei Kufen zu stark, ist an den Stammtischen zu hören. Doch Kufen spricht nicht über die SPD, er profiliert sich bei seinen Gästen lieber als erster Wirtschaftsförderer, der mit dem japanischen Vize-Konsul auf Werbetour in der Stadt unterwegs war und Essens Position als weltweit geachtetem Gesundheitsstandort ausbauen will. Nach 90 Minuten und vielen Fragen der Gäste beendet der Moderator den Abend. Ku-fen erntet Applaus und Anerkennung, hier im „roten“ Essener Norden.

Dann geht er gemeinsam mit ein paar Besuchern wieder raus auf den Balkon und beantwortet in aller Ruhe weitere Fragen.


„Warum bleiben Sie nicht lieber im Landtag? Isset da so schlecht?“, will ein Herr wissen. Kufen antwortet schnell: „Nee, aber hier ist schöner. Oder nich?“ Beide lachen herzhaft.


Der CDU-Mann weiß, dass er Hoffnungsträger seiner Partei ist. In Köln unterstützt die CDU eine Parteilose, die Blicke sind am 13. September also auf ihn gerichtet, den jungen Landtagsabgeordneten, der Mit-glied im Vorstand CDU in NRW ist und bereits als Integrationsbeauftragter der Landesregierung gearbeitet hat. Und nun Oberbürgermeister der neuntgrößten Stadt Deutschlands werden will.

Fotos: Ralf Schultheiß

Artikel von www.top-magazin.de/ruhr